Ich hatte letzte Woche die Gelegenheit ein Pak Canoe 170 als Dauerleihgabe auf einem größeren See mit viel Wind zu testen.
Da wir hier nur wenig Erfahrungsberichte zu Pakboats haben, wollte ich mich dem mal annehmen.
Zuerst muss ich erwähnen, dass es sich bei dem Boot um ein sehr altes Modell handelt. Es wurde noch zu Schilling Zeiten gekauft. Also 20 + Jahre auf dem Buckel. Es hat Kielstreifen und eine sehr interessante Sitzkonstruktionen die es so nicht mehr gibt.
Zum Aufbau: Wir waren zu zweit und ich habe die Zeit bei 37 Minuten gestoppt. Hier wurde allerdings viel erklärt. Das hat natürlich ein wenig Zeit gefressen. Ich denke, wenn man sich viel Mühe gibt und ein wenig Schwitzen will, der schafft es in 20 Minuten zu zweit.
Die Verarbeitung: Was soll ich sagen. Ich beurteile ein über 20 Jahre altes Boot. Das hat schon viel von der Welt gesehen. Es wurde nicht geschont aber auch nicht misshandelt. Es gab nichts an dem Boot auszusetzen. Es gab keine Risse an den Verbindungsstellen vom „Süllrand“. Die komplette Hülle sah noch top aus. Der Boden war in einem erstaunlich guten Zustand. Trotz Grundberührungen sieht man nahezu nichts. Am Bug an einer Schlaufe zum Haut übers Gerippe ziehen gibt es einen kleinen Riss. Der ist schon 20 Jahre drin. Laut Besitzer ist das aber durch rohe Gewalt und Selbstverschulden entstanden. Von den 6 Luftschläuchen, sind 2 undicht. Man könnte sie flicken, oder man kauft nach 20 Jahren mal 2 Neue. Mich hat die Verarbeitung überzeugt.
Auf dem Wasser: Ich hatte etwas Respekt mit dem riesen Dampfer auf dem windigen See. Also bin ich schön in Ufernähe gefahren. Im Bug hat meine Tochter Platz genommen. 25 kg dürfte sie haben. Dazu hab ich noch einen Sack mit 25 l Wasser in den Bug gepackt. Und siehe da. Wind war gestern. Absolut spur treu lief der Dampfer geradeaus. Auch das Tempo war erstaunlich flott. Der Paddelaufwand hielt sich in Grenzen. Korrigieren musste ich nur wenn meine Tochter das Paddel mal wieder zu lange ins Wasser gehalten hat. Das ging erstaunlich einfach. Das Boot reagiert sehr angenehm auf Korrekturen. Man muss ihm etwas Zeit geben und es zieht von allein seine Kurve. Etwas Kante dazu und es wird ein Genuss. „Let the boat do the work“ hat es mir ständig im Ohr geklingelt. Danke dafür Jörg. Langsam hab ich es begriffen. Was auch erstaunlich ist. Stabilität. Es ist einfach ein Fels in der Brandung. Auch starke Wellen von den Touristenbooten werden einfach weggebügelt. Das Konstrukt ist weich genug um Wellen auszugleichen, trotzdem steif genug um Vertrauen und Stabilität zu vermitteln. Irgendwann hab ich dann die Tochter bei der Frau abgesetzt und bin noch eine Runde Solo gepaddelt. Sitz umbauen geht schnell und einfach. Gewicht im Bug angleichen. Und los geht’s. Auch hier das gleiche Bild. Das Boot ist ein Genuss zu paddeln. Wenn ich irgendwelche Zweifel hatte, spätestens jetzt sind sie in pure Begeisterung umgeschlagen. Auch die Ufernähe war am Ende nicht mehr nötig. Gegenwind, Querwind, Rückenwind. Man konnte alles meistern.
Abbau: Schnell und einfach. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Es bleibt der Wunsch nach einem Pakboat. Eigentlich 2. Ein 150 er und ein 165 er. Denn was ich hier über die Jahre gelernt habe. Man kann nie genug Boote haben. Da ich das 170 er jetzt kenne, werde ich mir das 150 er nochmal in live anschauen. Ein Pakcanoe macht mich für Urlaube um einiges flexibler. Das schöne Holzboot kann dann zum Genusspaddeln genutzt werden. Es muss nicht auf Flüsse mit Flachwasser. Außerdem muss es dann nicht ewig auf dem Autodach liegen. Auch die 2 Schlösser die es an meinem Dachträger sichern, lassen mich nachts einfach nicht gut schlafen.