Ich hab ein Grundstück samt Kanadier erstanden, der noch aus Holz und außen mit Leinwand bezogen ist. Das wunderbare Stück ist ein Protoyp aus dem 2 Weltkrieg und braucht nun einen neuen Anstrich um wieder dicht zu sein, da der alte Lack langsam etwas Wasser durchlässig und rissig ist. Ich möchte dem Boot auf keinen Fall mehr Schaden als helfen, da ich es unglaublich liebe und wollte hier mal nach Tipps für Material und Arbeitsschritte beim Schleifen und Streichen fragen.
Moin Veronique, zunächst ein Zwischengedanke: Wenn der Canadier "Wasser macht" also innen nass wird, vor dem Gedanken der richtigen Farbe, den Canadier umdrehen und kontrollieren ob die Messingkielleiste und evtl. Holzleisen noch einen stabilen Eindruck machen. Sonst müßte dort zunächst mal repariert werden. Nach der Motorhalterung (Seitenbordmotor Fichtel und Sachs=30ger Jahre) und dem Bootsriss würde ich auch auf ein altes Schätzchen tippen. Der Altanstrich kann auf Leinölbasis sein aber auch sehr toxisch sein (beim späteren anschleifen Maske tragen). Zur Frage der neuen Farbe traue ich mir kein Urteil zu... Da gibt es hier bessere Fachleute. Viele Grüße docook
Andreas Schürmann
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25.06.2020 08:59
#3 RE: Neuer Anstrich für Protoypkanadier aus dem 2. Weltkrieg
"Den Canadier umdrehen und kontrollieren ob ..." ... außerdem alle Schrauben fest sitzen, also nicht leicht drehbar, außerem prüfen, ob sich Leisten so angehoben haben, dass es darunter verdächtig feucht sein könte. Ist wie mit Karies, je früher mans merkt, umso geringer der Flurschaden, den man beim Reparieren hinterlässt. Lose Messingschrauben sind quasi immer ein Zeichen fürr beginnende Fäulnis. Lose Eisenschrauben sind innnen meistens gerostet. Rost ist auch für Holz sehr sehr schlecht.
Wasser "kommt" irgendwo, wird irgendwann mehr und bildet danach den ersten Tropfen - oft weit unterhalb der Stelle, die ersichtlich ist. Eine Möglichkeit, so eine Stelle schnell zu finden, ist staubfeines Sägemehl, mit dem man wie mit Puderzucker die möglichen Stellen bestäubt. Man sieht leichter, wo genau es nass wird.
Zum Lack, kann der natürlich auch auf Leinölbasis sein und gleichzeitig giftig sein (Bleiweiß?). Wenn er insgesamt recht hart ist, muss man sich kaum um seine Konsistenz kümmern um den Rumpf neu zu lackieren. Kunstharzlacke (Alydharz) verträgt sich recht gut mit Leinöl. Man kann* reines Leinöl sogar damit mischen und einerseits von den Trocknungseigenschaften des Lacks profitieren, andererseits die Flexibilität von Leinöl weitgehend erhalten.
Wenn Du innen was machen wölltest, wäre ein Nachölen günstig, was man auch machen kann, um spröde werdenden Lack** wieder etwas zu regenerieren. Relativ unkompliziert, auch relativ synthetisch wäre zu dem Zweck Owatrol. Wenn er bereits geölt war, kann man auch Halböl nehmen, sowohl gekauftes, als auch selber gemixtes. Alternativ Hartöl von Clou, Danish Oil oder sogar Bondex, was viel besser als sein Ruf ist. Clou macht zwar einen auf Öko-Holzwurm-Bedarf, aber man ist im Wesentlichen doch seiner Tradition als konservativer Lackheersteller treu geblieben. Alles was gut trocknet, macht gleichzeitig das Boot dichter.
Chris
* prinzipiell - nicht notwendigerweise in diesem Fall ** Innen selbst derjenige sein, der mit Lack beginnt, würde ich ungern. Holz hält nur dann gut, wenn es trocknen kann. Nässe schadet nur bzw. immer, wenn sie eingeschlossen wird.
Vielen Dank für die hilfreichen Antworten! Die leisten, sowohl Holz als auch die Metallleiste sind in Schuss. Ich stell evtl später noch einmal ein Foto von der Unterseite rein.
Also könnte ich Kunstharz ohne abschleifen draufstreichen, hab ich das richtig aufgefasst?
Moin Veronique, das die Leisten fest und ok sind, ist schon mal gut. An einen Anschliff vor einem neuen Anstrich wirst du, meiner Meinung nach,nicht herumkommen um eine gute Haftung zu gewährleisten. Viele Grüße docook
Ich war gerade im baumarkt bei einem 'bootsspezialisten' und der sagte wir sollen einfach epoxyharz drauf machen damit er dicht wird. Er hat aber auch nicht ganz verstanden, dass das Boot mit Leinwand und nicht mit fiberglass bespannt ist und hat mir immer wieder erzählt, dass das schon fiberglass sei. Das ist definitiv nicht der Fall.
Wie steht es denn mit der epoxyharz Idee? Irgendwie hab ich da jetzt erstmal nicht direkt ein sauberes Bauchgefühl mit gehabt auch weil der canadier eben auf jedenfall keinen solchen Anstrich hat.
Lieben Gruß und viele
Andreas Schürmann
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17.07.2020 19:13
#8 RE: Neuer Anstrich für Protoypkanadier aus dem 2. Weltkrieg
Zitat von Veronique im Beitrag #5Die leisten, sowohl Holz als auch die Metallleiste sind in Schuss. Ich stell evtl später noch einmal ein Foto von der Unterseite rein.
überigens: Bei dem alter des Bootes und der üblichen Pflege solcher Boote, bin ich der Meinung du hast nicht genau genug geschaut. Ab 20 Jahre Plus Bootsalter findet man etwas, wenn man nur genau genug schaut
Moin Veronique, wenn das Boot einen so hohen ideelen Wert für Dich hat, was mich sehr freut, dann solltest Du es nicht mit Epoxid verschandeln. Wood-Canvas-Boote sind, wenn sie gut in Schuss sind, äußerst robust und gut zu paddeln. Natürlich ist es aufwändiger und bedarf spezieller Kenntnisse, eine Leinwand aufzubringen. Epoxid ist da deutlich einfacher und schneller. Aber der Charakter dieses Bootes würde damit aus meiner Sicht unwiederbringlich verloren gehen. Vielleicht solltest Du mal Kontakt zu den Canvas-Spezialisten wie z.B. André Rießler von Holzstoff.com oder Thomas Braun www.thomas-braun-kanu.de aufnehmen. Viele Grüße und viel Erfolg mit Deinem Boot Ralf
Hallo in die Runde, was Leinölfarben angeht ist die Firma "Keidezeit" bei Lamspringe sehr kompetent, die sind total nett und haben vielleicht auch noch ne Idee wie man alte Leinölfarbe "anlöst" um eine gute Verbindung zu bekommen. Einfach mal anrufen. LG René