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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 TOURENBERICHTE
ATMep Offline




Beiträge: 25

05.01.2020 21:35
Wintertagestour Fleesensee, Kölpinsee / MV Antworten

Wintertagestour Fleesensee, Kölpinsee / MV
ca. 22km, -1°C, Wind ca. 15 km/h aus südwest
Boot: Clipper Caribou S

Um nach einem anspruchsvollen Jahr und den Feiertagen ein wenig herunterzukommen, hatten wir uns ein nettes Blockhaus mit Kamin in Silz bei Malchow am Fleesense/MV genommen und das Lavvu mal zuhaus gelassen. Zwar hatten wir gar nicht unbedingt vor, einen Paddelurlaub daraus zu machen. Aber als einen Tag vor Anreise am 27.12.19 die Bodenwetterkarte ein ansehnliches Hochdruckgebiet über Norddeutschland auswies, waren die Würfel gefallen! Schließlich wäre es um Längen schlimmer, bei schönem Wetter am See zu hocken und nicht rauszukönnen, als zweimal umsonst ein Boot aufs Autodach zu laden.
Nun ist das mit dem Wetter und Seenpaddeln im Winter ja immer so eine Sache: erstens schuldet die Natur einem grundsätzlich nichts, und schon gar nicht prima Bedingungen um seinen Outdoorhobbies zu fröhnen - nur weil man just in dieser oder jener Woche gerade Urlaub hat und unbedingt möchte. Andererseits geht es durchaus, wenn die Wetterkunde nicht nur aus dem Smartphone kommt, man ein wenig Geduld mitbringt und vor allem nicht lang fackelt, sobald sich die Möglichkeit dann bietet.
So waren die letzten Tage im alten Jahr auch nur von kurzen Abstechern in Richtung Südwestufer, Malchower See und den Reken geprägt, da zwischen "unserem" Hoch und dem Einzugsgebiet eines Tiefs über Nordskandinavien zwischendurch immer wieder kräftigerer Wind aufkam und die Sicht auch nicht besonders war.
Als dann nach dem Jahreswechsel und der (am Rande des Naturschutzgebietes insbesondere) sinnfreien Sylvesterknallerei wieder Ruhe am See einkehrte, war es aber endlich soweit: der Himmel klarte nachts über auf, der Wind schlief ein und Frost verwandelte alles in eine Winterwunderlandschaft. Ob das tagelange Rauf-und-Runterspielen des neuesten "Eiskönigin"-Soundtracks unserer Töchter vielleicht auch dazu beigetragen hat? Falls ja, hatten wir unsere Nerven nicht umsonst investiert...



Bei schwachem südwestlichem Wind wurde also alles zum menschenleeren Nordweststrand des Fleesensees getragen und die Tour über Göhrener Kanal in Richtung Kölpinsee vorbereitet. Bereits am Ufer erwartete uns das erste Eis und strahlender Sonnenschein. Während meine Frau, die dem Seenpaddeln nicht ganz so fanatisch anhägt wie meine Wenigkeit, mit den Kids am Strand zurückbleib, machte ich mich also auf in Richtung Ostufer.



Für mich persönlich gibt es wenig, was mich so sehr erfreut wie die Stille und Weite draußen auf einem See. Das Auge an der Weite entspannen, die Ruhe genießen... herrlich! Allerdings habe ich schon nach 10 min bemerkt, dass ich mit gutem Baselayer, winddichtem Midlayer UND Isolayer viel zu dick angezogen war. Das Isolayer ist also schnellstens verschwunden, und einigermaßen schwitzfrei ging es somit über den Fleesensee. Der im übrigen war so klar, dass man an den zahlreichen flachen Stellen fast das Gefühl bekam, bald auf Grund zu laufen obwohl noch 1m Wasser unter dem Kiel war.






Auf der anderen Seite angekommen, konnte man am Raureif an den Seiten des Kanals dann sehen, dass im Schatten nach wie vor noch Minusgrade herrschten. Was für eine schöne Stimmung! Auf der Strecke dahin habe ich auch überhaupt keine Menschenseele gesehen, nachdem ich meine Damen am Strand zurückgelassen hatte. Keine Motorboote, keine Wasserskifahrer, keine Angler... super.



Auf der anderen Seite des Kanals erwartete mich dann wieder Eis. Glücklicherweise war das Boot wegen des Rückenwinds sowieso noch hecklastig getrimmt, so dass es kein Problem war durchzukommen. Von der Geräuschkulisse her beeindruckend, wenn man es nicht kennt. Mit schätzungsweise 5mm Stärke aber nicht wirklich problematisch, und außerdem eine schöne Gelegenheit zwischendrin ohne Abdrift Pause für wackelfreie Fotos zu machen. Leider hatte ich meine große Kamera nicht dabei, so dass man die zahlreichen Wasservögel auf den Bildern nur erahnen kann. Jedenfalls hab ich mein möglichstes gegeben, die Tierwelt nicht zu stören und mich von den ohnehin gesperrten Uferbereichen im Kölpinsee freigehalten. Wahnsinn, wenn man bedenkt dass hier noch vor nicht mal zwei Tagen herumgebölltert wurde.



Auf dem Kölpinsee in Richtung Nordostufer wurde es dann schon sportlicher. Der Wind nahm etwas zu und hatte ja auch freien Anlauf über mehrere Kilometer, was sowieso niemals zu unterschätzen ist und für dieses Revier z.B. im Jübbermann auch noch mal explizit erwähnt wird. Mir war klar, dass der Rückweg mehr Workout als Wellness werden würde. Auf dem Kölpinsee habe ich dann auch einen einsamen Angler im Motorboot gesehen, die einzige Begegnung mit Homo Sapiens während der gesamten Tour. Mit guter Trim war`s aber kein Problem, über den See zu kommen und das Boot hat sich auch schön trocken gefahren. Ein klarer Vorteil der vergleichsweise hohen Bordwände, wenngleich natürlich auch zulasten der zusätzlichen Segelfläche. A propos, ein wenig geärgert hatte ich mich schon, nicht wenigstens einen Regenschirm als Impro-Segel mitgenommen zu haben. Andererseits wollten die ganzen Kalorien der Feiertage ja auch verbrannt werden. Gerne wäre ich auch noch durch den Reeck-Kanal in Richtung Binnenmüritz weitergepaddelt. Der Blick auf die Uhr und insbesondere der Gegenwind auf dem Heimweg haben mich aber am Nordostufer, etwas nördlich vom Eingang zum Reeckkanal nach Überwindung eines recht breiten Eisgürtels Pause und Kehrt machen lassen. Eine gute Entscheidung, klasse Panorama und dann auch noch eine Schar Kraniche direkt über meinen Kopf hinweg, wiederum leider mangels geeigneter Kamera nicht auf den Bildern.



Mit Nussmischung für den Rückweg gestärkt, kam dann nach notwendigem Umtrimmen und Umsteigen auf Bentshaftpaddel zwecks Hit&Switch die bereits erwähnte sportliche Etappe über den See, bis ich wieder den etwas abgedeckteren Bereich zwischen Damerower Werder und Südufer erreichte. Das bereits schwindende Tageslicht sorgte für eine ganz besondere Stimmung.



Nun hieß es noch mal in die Hände spucken, um die letzten drei Kilometer über den Fleesensee zurück zum Blockhaus und meinen Damen zu kommen. Pünktlich mit den letzten Sonnenstrahlen kam ich dort auch an.



Während der Portage zurück zur Blockhütte habe ich dann das erste mal klamme Finger bekommen, wegen dem ausbalancieren am Alusüllrand. Blöd, dass die Handschuhe im Rucksack, dieser auf dem Rücken und auf jenem wiederum auch noch das Kanu waren! Als ich an der Hütte ankam, war das Boot außen bereits vollständig von einer dünnen Eislasur bedeckt. Naja, saubermachen entfiel somit.

Da die Götter es aber wirklich gut mit mir meinten, konnte ich den Tag zusammen mit meinen liebsten Damen bei Birnen,Bohnen,Speck vorm Kamin im Blockhaus ausklingen lassen und später "auf die Finnische" in der Sauna entspannen. Was für ein toller Tag!



Wie schnell die Zeitfenster für solche Gelegenheiten doch zugehen, zeigte sich übrigens nur wenige Stunden später: Die Temperatur stieg noch im Verlauf des Abends merklich in den Plusbereich (nein, Saunatür nicht aufgelassen!), Wind kam wieder auf und den Rest unserer Zeit dort war Schietwetter. Zwei Tage später bei unserer Rückreise - DWD hatte nicht zu Unrecht eine Sturmwarnung draußen - hatten wir auf dem Weg zwischen Schwerin und Hamburg sogar mehrfach das Gefühl, es haut uns gleich das Boot vom Dach.



Vier lange Stunden mit Tempo 80-90 bis nach Bremen zum BKW-Bootshaus, dann noch abladen und ab nach Hause. Glücklicherweise ist meine Frau eine so gute und geduldige Fahrerin. Hätte ich wohl nicht ohne extrem schlechte Laune geschaftt.


Herbie Offline




Beiträge: 84

06.01.2020 00:30
#2 RE: Wintertagestour Fleesensee, Kölpinsee / MV Antworten

Danke für den anschaulichen Bericht.
Fahrt im Solo im "Winter" hat schon was.
Frohes Neues Jahr
Herbie


docook Offline




Beiträge: 1.389

07.01.2020 17:10
#3 RE: Wintertagestour Fleesensee, Kölpinsee / MV Antworten

Moin A. und T.,
noch ein frohes neues Jahr von „um die Ecke“ See und auch das Abendessen sind gut bekannt und paßt gut zusammen (ja, geht sogar im dutch oven).Dann bei so einem Wintertag-super!!
Viele Grüße
docook


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