Der Titel könnte auch lauten: Die Thur-Tour, die eine Lorze-Tour war
Angefangen hat es so, daß ich völlig unterpaddelt war. Schon vier Wochen aus dem Frankreich-Urlaub zurück und keinen Fluß mehr unter dem Kiel gehabt. Die abendlichen Runden auf dem See zähle ich nicht, da sie eigentlich nur den Zweck haben, ein leeres Fleckchen Strand am derzeit touristisch sehr belagerten Schluchsee zu ergattern. Zu meiner großen Freude stand für das Wochenende auch noch eine Geburtstagseinladung an Es musste etwas geschehen....
Die Thur wäre mal wieder nett. Schön Kehrwasser schwingen bis zum Abwinken. Dort war ich nun über zwei Jahre nicht mehr. Wie war das noch mal mit dem Pegel? Wann ist gut? Die RiverApp gibt Auskunft... Werner weiß es jedoch ganz genau. Was brauche ich eine RiverApp, wenn ich Werner habe?
Werner meinte, Thur macht bei dem aktuellen Pegel wenig Spaß. Welche Alternativen ich im Sinn hätte, er würde auch mit kommen. Das freute Eva und mich ungemein. Schnell einigten wir uns auf die Lorze. Mit etwas mehr als 50km nicht allzu weit von uns entfernt (bedeutet in der Schweiz trotzdem 1 Stunde Anreise), kleiner Fluß mit kleinen Einlagen
Weiters einigten wir uns darauf, die Fahrt in der IG-OC als spontane Mailing-Listenfahrt auszuschreiben. Das sieht dann in etwa so aus und erreicht alle angemeldeten Mitglieder
Es war fast nicht anders zu erwarten, daß sich keine weiteren Paddler meldeten. Weilte derzeit doch eine Delegation an der Loue (F), andere waren Paul's traditioneller Ausfahrt zum Spörele (Kehrwasserfahren) auf die Aare gefolgt und wieder Andere Ueli's Mailing-Listenausfahrt an den Hinterrhein.
So trafen sich eben "nur" Werner, Eva und ich um 10.30 Uhr am Parkplatz in Ottenbach, luden Werners Paddelzeug auf und in mein Auto, ließen sein Auto stehen und fuhren zur Einsetzstelle in Hagendorn.
Die Einsetzstelle ist recht angenehm an einem Wasserspielplatz gelegen
Die Raubfische lauern schon
Wir waren uns ob der Art der Fische unsicher. Werner ist inzwischen überzeugt, daß es sich um Felchen handelt.
Das gemütliche Paddeln währte nur kurz. Das erste Baumhindernis konnten wir gerade noch so umpaddeln, das Nächste jedoch nicht. Boot verklemmen, Carbonpaddel in den Schlammgrund rammen und aufi
Die "Umtragung" war etwas weiter, weil wir gleich zwei Baumhindernisse umgingen. Schwüle Luft, Brennesseln, Mücken und Bremsen machten die Aktion nicht gerade zum gemütlichen Spaziergang.
Auch der Einstieg sieht nur aus der Ferne so hübsch aus. Eine "wilde" Uferbefestigung aus scharfkantigem Lochblech und Moniereisen lauerten tückisch im hohen Gras
Blick zurück. Soll jemand anders sägen....
Bald schon hatten wir wieder Spaß in der "grünen Hölle"
Und kurz darauf einen gemütlichen Rastplatz gefunden
Was dann folgt, gehört wieder in die Kategorie besondere Erlebnisse. Wir hatten unsere Boote in einer vermeintlichen Bucht abgelegt. Es schien jedoch eine Furt zu sein. Wir hatten uns gerade zum Essen auf eine Bank gesetzt, als ein rassiges Pferd nebst Reiterin erschien. Die Reiterin unschlüssig und das Pferd nervös tänzelnd, überlegten sie, was nun tun? Werner sprang als Erster auf, um sein Boot zur Seite zu nehmen. Das Pferd war immer noch irritiert und legte den Rückwärtsgang ein. So nahm ich auch mein Boot weg. Die Reiterin entschuldigte sich mehrfach wegen der Mühe, die sie uns bereite...... Das ist Schweiz! Bei uns wäre ein Motzen, Schimpfen und Zetern angesagt gewesen. Und hier? Eine höfliche Plauderei entstand. Werner erkannte ihren Dialekt sofort als luzernerisch.... auch ein Phänomen, das ich an Schweizern bewundere. Zielsicher ordnen sie ihre Dialekte zu.
Genug geplaudert, das Pferd soll durch das Wasser. Er tänzelt, geht ein paar Schritte... plötzlich wirft er sich herum, Wasser spritzt auf, kocht regelrecht, mit schierer Kraft trampeln die Hufe in die Uferböschung, ein Satz hinauf.... da hat ihn die Reiterin wieder zum Stehen gebracht, redet ruhig auf ihn ein, sagt zu uns lapidar: "Er mag kein Wasser leiden. Spanier eben". Was für ein Schauspiel, was für ein Können!
Nach dieser kraftvollen Vorführung geht das Pferd ganz ruhig und gemütlich in das Wasser
Trinkt sogar. Welch schönes Bild.
Beide gehen etwas flußab an das gegenüberliegende Ufer und es kehrt wieder Ruhe ein.
.... und wir genießen weiter Werner's Früchtebrot, stilecht mit einem schweizer Messer geschnitten
Bald geht es weiter. Der Fluß wird breiter und es gibt weniger Hindernisse
Dann mündet die Lorze in die Reuss. Hier ist Vorsicht geboten, denn die Reuss kommt mit mächtigem Schwumm und es bilden sich Pilze und andere Ungemütlichkeiten. Auf der Reuss sind, wie gewohnt im Sommer, etliche manövrierunfähige Schlauchböötlifahrer, es dröhnt Musik und man paddelt im Zigarettenrauch
Nicht weit und die Brücke von Ottenbach ist erreicht. Eine große Kiesbucht erleichtert das Anlanden und es sind nur etwa 100m zum Auto.
War eine super Tour. Dank dir, Werner, für's Mitkommen, Planen, Helfen und deine nette Gesellschaft.
Euch allen viel Spaß beim Lesen und Gucken. Bei Fragen wie immer, einfach fragen.
Grüßle, Stefan
__________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß' ..... Gottes schönste Gabe: der Schwabe!
Vielen Dank euch Dreien für die positive Rückmeldung. Das freut mich sehr.
Ja, Thomas, ich habe mich bemüht. Bei den Bildern. Das steht doch angeblich im Zeugnis: "Er hat sich stets bemüht" Irgendwie wollte es an dem Tag nicht gelingen. Soll es geben. Hätte Werner seine Bilder nicht dazu gegeben, wäre der Bericht nicht zustande gekommen. So muß man eben sehen, was man aus dem vorhandenen Material heraus holen kann, um die Tour nachahmenswert zu machen
Sagt mal, ist es mit den Mückenstichen wie mit Muskelkater, daß es am zweiten Tag am Schlimmsten ist? Heute jucken die Stiche schlimmer als zuvor.
Grüßle, Stefan
__________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß' ..... Gottes schönste Gabe: der Schwabe!
Hi Stefan, beim Kanufahren habe ich auch so meine Probleme mit dem fotografieren. Da mache ich auch immer nur so Bilder nebenher. Es fehlt zumeist ein spannender Blickwinkel, da man ja die meiste Zeit im Boot sitzt und nicht jedes Mal für ein Bild anlanden möchte. Das würde die Mitfahrer schnell nerven...
und ja, Mückenstiche empfinde ich am Folgetag auch schlimmer
Schöner Bericht von einem Fluss, den ich bestimmt niemals live sehen werde. Und schön zu sehen, dass es in der dicht zersiedelten Schweiz so ein paar wirklich schöne, naturnahe Ecken gibt. Das recht klare Wasser, das bei euch so von den Bergen fließt, begeistert mich sowieso.
das Peinliche für mich war, daß wir uns bei dieser Lorze-Tour etwas Zeit für's Fotografieren lassen wollten, nachdem ich unvorsichtigerweise bei der selben Tour im Frühjahr meinen Gedanken aussprach, daß es am Ende etwas hektisch war und ich noch gerne fotografiert hätte......
Das Fotografieren im Kanu ist tatsächlich etwas tückisch. Wie Werner oben bemerkte, war es ein Storchennest in dem Baum. Als wir darauf zu paddelten stand auch malerisch ein Storch darin. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Storchennester kannte ich bisher nur mit Nisthilfen auf Kirchtürmen, Rathaustürmen oder sonstigen hohen Plätzen. Jedoch stets mit Hilfen aus menschlicher Hand. Vermutlich hat das Storchenpaar ein verwaistes Reihernest gekapert und für sich umgebaut. Ja, und eigentlich wollte ich den Storch im Nest fotografieren. Wusste aber, daß in der Pelibox aktuell das Superweitwinkel an der Kamera ist und ich die Objektive wechseln muß. Da geht also kein schnelles Bild im Stromzug. Ein Kehrwasser musste her. Dies war auch gleich erspäht. Das Licht sollte von dort auch besser sein..... aber dem Storch kamen wir zu nahe und er flog weg
Und hier beneide ich dich, Michael (Spartaner) ein wenig um deine neue Kamera. Die scheint ja ein wahrer Tausendsassa zu sein. Solltest du Lust auf soch einen Fluß verspüren, läßt sich das doch einfach einrichten. Wenn du wieder einmal zur Hauptversamlung der IG-OC mit einem tollen Bericht deiner fernen Reisen kommst, können wir am Folgetag gerne eine Paddeltour einplanen. Ein adäquates Boot findet sich dann auch noch
Grüßle, Stefan
__________________________________________________ Stark und groß durch Spätzle mit Soß' ..... Gottes schönste Gabe: der Schwabe!
Zitat von sputnik im Beitrag #9Solltest du Lust auf soch einen Fluß verspüren, läßt sich das doch einfach einrichten. Wenn du wieder einmal zur Hauptversamlung der IG-OC mit einem tollen Bericht deiner fernen Reisen kommst, können wir am Folgetag gerne eine Paddeltour einplanen. Ein adäquates Boot findet sich dann auch noch
Das klingt sehr verheißungsvoll und wird mich dazu anhalten, mich auf meiner nächsten Tour noch mehr um mein Überleben zu kümmern. Aber der Erfolg meiner Bemühungen ist halt nicht so sicher, und bevor ich nicht wieder zurück bin, mache ich keine Zukunftspläne.