Ein noch frischer Morgen an der Altmühl am Campingplatz Kratzmühle. Nach einem gemütlichen Frühstück unter unserem Tarp spazierten wir Richtung Fluss um die Gegend zu erkunden und um etwas morgendliche Sonne zu erhaschen. Der steile Hang zu Füßen des Campingplatzes spendet am Morgen gut Schatten.
Sehr spontan saßen wir in einem Lettmann Leih-Canadier. Vor einigen Wochen waren wir auch schon auf Tour mit einem Leih- Canadier an einem anderen Ort der Altmühl.
Da wir keine Lust auf Shuttle – Geschichten hatten, den Fluss für uns alleine genießen wollten und ein heißer Tag bevorstehen würde, legten wir zu einer entspannten Spazierfahrt Richtung Oberstrom ab. Die Strömung war gut gegen Null zu erfahren. Die ersten Minuten paddelten wir an Zelten jeglicher Art und Größe vorüber, ein größeres Tipi war auch mit von der Partie.
Kurz darauf glitten wir in eine neue Welt hinein, mit spannenden Ausblicken durch das Grün. Diesmal erkannte ich erstmalig vom Kanu aus, wie hoch und steil doch die ostsüdliche Talflanke sich dort erstreckte. Ein paar Schwäne auf Kurs die sich nicht stören ließen.
Was mich besonders erfreute; meine Tochter paddelte ab und zu sogar mit. Das Paddel war klar zu schwer und zu groß, ihres hatten wir im Zelt vergessen und dennoch wurde ein Impuls am Catch entdeckt und es ging spürbarer flotter voran. Als Laie würde ich sagen; sie hat jetzt doch Talent, was in der Vergangenheit nicht zu erkennen war Unter anderen war ich wieder überrascht, wie angenehm das abgeschundene Lettmann Trapper Kanu durch das Wasser pflügte und auch nicht allzu schlecht von wendiger Natur erschien. Das hantieren an Land damit war dafür etwas ruppiger Natur.
Diese doch abwechslungsreiche Wasserlandschaft animierte zum Entdecken und geschmeidigen hineintasten. Wir wurden früh mit dem ersten Eisvogelkontakt belohnt. An einer kuscheligen Ecke an einem Hang wurden Pferde gesichtet, deren Einzäunung führte bis zum Fluss. Ein doch sich entpuppender breiterer Seitenarm führte in eine idyllische Sackgasse, die einem größeren Teich ähnelte. Der Hauptflussarm war nun doch der andere gewesen, welch ein Glück. Dort folgte der zweite Eisvogelkontakt. Dieser ließ sich lange nicht stören und war dadurch sehr gut zu beobachten. Er flog später über dem Teich und beim herauspaddeln aus dieser Arena wurde dieser ein kurzer Begleiter.
Nun ging es weiter und Irgendwann ein Windsack nach dem anderen, leicht mit Wind gefüllt am Ufer und im steilen ostsüdlichen Hang. Der aufkommende Wind wurde am Kanu gut spürbar. Irgendwann dämmerte es auch wofür diese auch nützlich, weil keine Landepiste für Flugzeuge in Sicht. Ja wirklich extra für offene Kanus wurden diese errichtet um Kanus gut bei Wind auch auszurichten. Nein; doch noch eine Abflugrampe für Drachenflieger und Gleitschirme hoch oben 145 m über der Altmühl wurde entdeckt. Anfangs dachte ich es wäre nur ein Aussichtspunkt.
Eine kleine Ortschaft Namens Unteremmendorf mit knapp über einhundert Einwohnern funkelte nach und nach durch das schmackhafte Grün und wurde stetig größer. Direkt hinter der Brücke von Unteremmendorf legten wir zu einer Pause an. Auf Landgang entdeckten wir den Brückenheiligen Nepomuk.
Zu den geschriebenen auf der Tafel ist noch anzumerken, dass Nepomuk ebenfalls Patron des Beichtgeheimnisses ist. Auf der Albhochfläche oberhalb vom Dorf sind drei verfallene Burgen verborgen, der Burgstall Torfelsen, Hubertusfelsen und Saufelsen. Diesen Spuren werden wir ein andermal nachgehen. Zwei Burgställe sind nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Nicht weit weg davon liegt das Dorf Oberemmendorf, was nach den ältesten Quellen zu Unteremmendorf dazugehörte.
In Oberemmendorf lebte bis zu seinem tragischen Tode im Jahre 1998 der bekannteste Republikflüchtling der Welt, Conrad Schumann. Das Fluchtfoto von Fotograf Peter Leibing (1941 - 2008) zählt zu den bekanntesten Bildern des kalten Krieges. Conrad Schumann wurde 1987 von Ronald Reagen zum 750- jährigen Stadtjubiläum von Berlin eingeladen... Nun gut, zu diesem Thema halte ich mich mal an das Beichtgeheimnis.
Es wurde wärmer gegen heiß, so kehrten wir um und paddelten ohne Eile dahin. An den Ufer des Campingplatzes gab es nun mehr treiben, neugierige Blicke verfolgten uns. Später von der Brücke aus auf Sicht auf ankommende Leihboote kam mir in den Sinn, das Leihkanus meist mit deren Besatzungen ja doch ein etwas anderes Bild am Paddel abgeben würden
Der nur zweistündige Spaziergang über das Wasser, bleibt wohl sicher für ewig hängen und ist dort noch nicht am Ende.
Danke für den schönen Bericht. Die Altmühl ist weit oben auf meiner Liste. Kindergeeignete Touren sind für uns vom Schwierigkeitsgrad her wohl perfekt, auch wenn wir keine Kinder haben.
Ja die Altmühl die mit zu den langsamsten Flüssen Deutschlands zählt, ist für Anfänger ein guter Anfang. Dort kann man in vielen Richtungen die ersten Aha- Erlebnisse erfahren, zum Bsp. Aktion Wind und Reaktion Kanu. Vor den unübersichtlichen schmalen Einfahrten der zwei Bootsrutschen erfährt man spätestens wie wichtig exaktes Steuern alleine oder im Team sein kann.
Alleine als Zuschauer an den Bootsrutschen kann man vieles lernen im Sinne das vieles (Schwimmweste und Rettungsweste ja und nein, Paddelhaltung, Paddellänge, Trimm, Beladung, Kehrwassereinfahrt, Anlegen, Ablegen...) nicht optimal funktioniert oder ganz daneben liegt. Dort habe ich die häufigsten Kenterungen gesichtet, darunter ein Frontalzusammenstoß.
Ich hatte bei meiner dritten Tour dort die Einfahrt nicht getroffen, weil ich mit meinem Paddel nix vernünftiges anfangen konnte, Kamerad Wind mischte mit. Ist zwar nix weiter passiert aber trotzdem habe ich mich geärgert. Einige empfinden so etwas vielleicht lustig wenn man nur Passagier und Ballast ist und die Kontrolle nicht mehr Inne hat. Bei meiner ersten Tour war ich überrascht, wie das Kanu nach der ersten Bootsrutschen-abfahrt im Kehrwasser vor der Anlegestelle dort, Karussell spielte. Bei der zweiten Abfahrt hatten wir sehr viel Wasser aufgenommen. Da ist man im guten Rahmen der Altmühl mal fix überfordert und dieses ist dort nicht weiter tragisch, man lernt daraus. Auf einem anderen Fluss mit Strömung kann dieses auch tragisch enden, obwohl bei höheren Wasserständen die Altmühl hier und da auch gut zieht und gerne unterschätzt wird.
Ein Paddelkurs ist natürlich optimal, ein guter Start in diese Materie. Wie gut oder schlecht sich das nach einem Kurs weiter entwickelt, liegt am jedem selbst. Eine Standuhr sollte das Kanu danach nicht sein, da rieselt das Erlernte ins Trockene und vergeht.
Es ist nicht viel Wasser der Altmühl hinabgeschlichen und wir sind zum Örtchen der Taten für das Paddeln zurückgekehrt. Der Start wieder die Kratzmühle, diesmal Kurs die der Fließrichtung.
Es ist umso vieles frischer, grau, leicht windig und auch einsam an diesem Morgen, ja der Herbst steht grinsend mit einem Bein in der Tür. Unser Kanu rutscht ins Wasser, Wellen laufen dahin, es kommt zur Ruhe, wir steigen ein. Die Paddel sind noch wasserscheuer Natur. Unser Kanu nimmt etwas Fahrt auf und schwebt so über den stillen Fluss. Wir schauen und lassen uns von diesem Wasserwege im Tal überraschen. So soll es sein. Nicht in Eile geraten, das Ziel Kottingwörth kann ruhig lange fern bleiben. Nicht lange und die ersten Schwäne, Graureiher und Eisvögel schmückten die Ufer, ungewohnt viele Enten um das Boot herum. Der Fluss zeigte sich anfangs überraschend sehr seicht und die Flussgrasstränge mit ihren Blümchen darauf vermittelten etwas Frühling in dem Grau.
Schön das der graue Himmel doch noch dunkelgrau wurde und der Wind gut nachlegte. Das Kanu, was einem Seelenverkäufer glich, bei guten Bedingungen noch gelobt, zeigte bei diesen Windspielchen ein fürchterliches Gesicht. Einmal musste rückwärts gepaddelt werden, weil Paddelschläge verschiedener Art nicht fruchteten um das Kanu vernünftig zu bewegen. Der Wind wurde zu Nutze genommen und wirbelte das Kanu herum, um nicht in einem harmloseren Baumhindernis zu landen.
An einer Flussbiegung tauchte in der Ferne plötzlich eine riesige Felswand auf die gut mit Sonnenstrahlen berieselt wurde; sollte sich das Wetter ändern? Der Fluss führte durch Beilingries an einem Campingplatz vorüber wo niedliche Fässer als Behausung dienten, einige Angler versuchten dort ihr Glück.
Ab dort wurde es glücklicherweise vom Grau zu heiter bis wolkig. Unterhalb der Straßenbrücke rauschte es etwas durch eine kurze Schwallpassage. Das Kanu hatte unerwartet genug Fahrwasser und machte keine Bekanntschaft mit Flusssteinchen. Die Wasserlandschaft abwechslungsreich. Es folgte eine Flussgabelung, die linke führte durch eine Holzbrücke und die rechte in eine Flusspassage, die plötzlich durch hohe Prallhänge führte. Dort wurde der letzte Eisvogel gesichtet.
Unter Sonnenschein besuchten wir noch ein paar Kühe mit dem Kanu und kurz danach wurden zwei markante Türmchen gesichtet, die das Örtchen Kottingwörth ankündigten. Direkt hinter der Brücke legten wir nach etwa acht Flusskilometern am rechten Ufer an. Nach einer Pause unter Sonne am Fluss wurden wir zur Kratzmühle zurückgebracht.
Der Ausflug über das Wasser war nun zu Ende. Es folgte nach dem Mittagessen noch ein weiterer. Wir fuhren zu dem Ort Unteremmendorf, den wir bei der vorherigen Tour mit dem Kanu aufgesucht hatten. Hoch oben spazierten wir u.a. auf dem Altmühltal Panoramaweg zum Burgstall Torfelsen. Auf dem Weg dorthin und auf dem Fels wo einst die Burg stand genießten wir den Ausblick zum Fluss. Schön war´s.
Paddelstrecke: 12, 8 Kilometer Ortschaften / Kilometer: Kipfenberg bis Ilbling 4, 7 Kilometer, Ilbling bis Kinding 2,3 Kilometer, Kinding bis Kratzmühle 5, 8 Kilometer
Pegel: Kinding 21 cm.
Kanu: Robson Brooks 17 mit einer Länge von 520 cm, Breite 90 cm, Gewicht ca 35 kg, Material Armerlite, Zuladung 500 kg! Da passten gute 400 kg noch rein 😉
Fast jährlich gönnen wir uns einen Abstecher auf der Altmühl mit einem Leihcanadier. Natürlich richteten wir uns ein Standlager für zwei Nächte direkt am Fluss her.
Am Dienstag nach Pfingstmontag ging es auf dem Fluss.
Wir wurden zum Start gebracht und bekamen unseren Leihcanadier. Ein Paddel für mich bekam ich schon vorher bei der Kratzmühle beim Verleih. Ich begnügte mich mit dem kürzesten Paddel was vor Ort war und es passte nach der Stuhlmessmethode. Im Kanu selbst war es von der Länge her sogar perfekt, weil der Sitz ziemlich tief hing. Es gab tatsächlich nur zwei kurze Paddel, alle anderen waren viel zu lang oder rießig. Schwimmwesten und ein leichtes Paddel für meine Tochter brachten wir selbst mit.
Trotz des Klotzes von Kanu, war ich von dem Speed gut überrascht. Es lag aber auch daran, dass meine Tochter, aktiv am Paddel auf der gesamten Strecke mitwirkte.
Es reichte sogar ein Kanu mit vier Stechpaddlern in die Schranken zu weisen. Glücklicherweise war es auch das einzige Kanu, was uns begegnet ist. Die Strömung war auf diesem Teilstück für Altmühlverhältnisse, stellenweise recht munter.
Wer auf der A 9 dem Kindinger Berg hoch oder runter fährt, kann ein Teilstück dieser Paddelstrecke kurz erblicken. Deswegen war dies unter anderem auch ein Wunsch von uns dort einmal zu paddeln. Klar die Autobahn hoch oben ist zu hören, aber der Fluss geizt nicht mit Überraschungen und es wurde wieder stiller. Von den Ortschaften die der Fluss küsste, bekamen wir so gut wie nichts mit. Anlegestellen waren dort nur zu sichten.
Irgendwann tauchten wir in den Paddelabschnitt hinein, den wir bei unserer ersten Tour damals gegen den Strom dort erkundeten. Schön war's wieder.
Der Weg is das Ziel, Spaß macht es an der kleinsten Pfütze, wenn man Spaß haben will.
Kratzmühle bin ich auch mal raufgepaddelt, irgnedwann wurde es dann zu seicht nur noch im Kies stochern dann wieder gemütlich umgedreht, Käffchen kochen oder ein Radler schlürfen...wenn Horden ankommen einfach draussen aussitzen :)