Ich lese hier nun schon einige Zeit mit und habe es jetzt gewagt mich hier anzumelden, obwohl ich nur einen Schlauchkanadier habe. Für ein Festrumpfboot fehlt mir leider die Lagermöglichkeit und ein Faltkanadier ist mir als Anfänger zumindest derzeit noch zu teuer, ich schließe aber nicht aus, dass ein Ally o.ä. in Zukunft für mich interessant sein könnte.
Meistens paddle ich mein mit einer zusätzlichen Finne ausgestattetes Palava 400 solo und seit kurzem mit einem 60" Grey Owl Guide und ich bin von diesem Paddel begeistert. Besonders der J-Schlag mit anschließendem "Nachvorneholen" im Wasser (Canadian Stroke?) gelingt mir damit viel besser (und macht richtig Spaß!) als mit meinem bisher verwendeten 0815 TNP-Alupaddel. Ich fahre nicht im Wildwasser und habe das auch in Zukunft eher nicht vor. So weit so gut.
Nun möchte ich mir ein weiteres Holzpaddel zulegen, von dem ich mir folgendes erwarte bzw. erhoffe:
- Es soll als Alternative zum Guide in flachem Wasser einsetzbar sein (das Guide hat doch ein recht langes Blatt) - Es soll robust sein - Es soll für einen Bugpaddler ohne Erfahrung zumindest halbwegs vernünftig paddelbar sein - Schaftlänge ca. 90 cm - "Nach-vorne-Schneiden" des Blattes im Wasser soll wenn möglich ähnlich schön funktioneren wie mit dem Guide - Es soll unter € 100,- kosten - Nett wäre, wenn es bei Gegenwind etwas mehr "Zug" bringt als das Guide. Das ist aber nur sekundär, weil ich ohnehin wenn ich solo fahre sicherheitshalber ein Touren-Doppelpaddel mithabe (Hoffentlich habe ich jetzt nicht "Jehova" gesagt?!)
Ein weiterer für mich unklarer Aspekt ist die Blattfläche: Das Guide hat in meiner Länge ein Blattfläche von 116 Zoll^2 und ist damit für mich gefühlsmäßig recht entspannt zu paddeln. Die Paddel im Buch "Canoe Paddles, A complete guide to making your own" haben alle deutlich größere Blattflächen (123 bis 148 Zoll^2), was mich ein wenig verunsichert.
Ich habe dafür von Grey Owl das Scout (115 Zoll^2, billiger, leichter, sehr schlicht) und das Voyageur (120 Zoll^2, etwas teurer und schwerer, schöner) ins Auge gefasst. Spricht etwas gegen diese Paddel? Ist die leicht unterschiedliche Blattfläche ein Kriterium? Welches würdet Ihr nehmen - und warum? Gibt es in Ö oder D leicht erhältliche Alternativen (ich habe keine Lust mir ein Paddel zB selbst aus den USA zu importieren), die besser meinen Anforderungen entsprechen als meine beiden Vorschläge?
Das Beste wäre für dich vermutlich mal verschiedene Paddel zu testen (Gute Möglichkeiten dazu bieten die diversen Treffen). Die"Flachwasserpaddel", kurzes breites Blatt, sind meistens steifer (weniger Flex) und lassen sich nicht so schön im Wasser wieder vorziehen wie die feiner ausgeformten Beaver- oder Ottertailpaddel. Ist zumindest bei meinen Paddel so.
Der Schlag, denn du beschreibst, müßte der "Indian-Stroke" sein. Kevin Callan hat zufällig gestern ein Video darüber online gestellt: https://www.youtube.com/watch?v=jaX1nf_f5TM
Paddel mußt du dir nicht umbedingt selber importieren. Da gibts genug Händler in Ö oder D, die Paddel auf Lager haben. Arwex (Wien 21) und Kanu-Pur (Königstetten) werden dir vermutlich ein Begriff sein, CCB (Wolfgang Hölbling in Kärnten) hat auch schöne Holzpaddel. Denk in Bayern bietet auch verschiedene Grey Owl Paddel an (https://www.shop.denk.com/katalog.asp/sh...kat/Stechpaddel). Um nur einige zu nennen.
Grüße Günter
A bad day on the water is better than any good day at work (Jerry Vandiver)
Vielen Dank Günter für deine Antwort! Sicher wäre es optimal unterschiedliche Paddel selbst auszuprobieren. Ich fürchte nur, dass ich bei einem Treffen mit meiner aufblasbaren Gummiwurst ein wenig deplaziert wäre und andererseits ich vermutlich noch gar nicht in der Lage bin die Feinheiten verschiedener Paddel richtig zu erkennen. Außerdem bin ich ja mit meinem GO Guide wirklich sehr zufrieden und glücklich und brauche ein zweites Paddel "nur" dann, wenn es entweder für das Guide zu seicht ist oder für einen mitpaddelnden Bugpaddler. Deshalb tendiere ich eben zu den o.a. preiswerten Paddeln, insbesondere dem Scout falls von Expertenseite nichts dagegen spricht.
Der Schlag, den ich am liebsten paddle weil er sich einfach "gut anfühlt", ist der Canadian-Stroke (https://www.youtube.com/watch?v=Sx4J1Lqk9_k). Den Indian-Stroke versuche ich mehr oder weniger gelungen auch manchmal, allerdings bin ich damit sehr viel langsamer unterwegs(und wirklich leise ist er beim Vorziehen des Paddels bei mir auch nicht)
Kanu-Pur und Arwex kannte ich bis dato noch nicht - Danke auch dafür! Besonders Königstetten liegt für mich nicht allzu weit entfernt. Wolfgang ist ein ganz netter; ich durfte ihn heuer im Frühling in Tulln auf der Bootsmesse kennenlernen. Ich habe dort einen Traum von einem schlanken, eleganten, seidenmatt geöltem Paddel in der Hand und war fasziniert davon. Allerdings hat mir Wolfgang den Kauf ausgeredet mit der Begründung, dass ich damit auf meinem Palava nicht glücklich werden würde. Offenbar liegt ihm viel daran, dass seine Kunden zufrieden sind. Vielleicht mache ich einmal einen Kurs bei ihm.
Ich habe ein Voyageur 142 cm und ein Scout in 145 cm. Stimmt, das Voyageur ist schöner, wiegt aber auch gewogene 737 Gramm (Scout 633 Gramm). Beide sind gute Allroundpaddel, die geringfügig unterschiedliche Blattfläche merke ich nicht großartig, kein für mich fühlbarer Unterschied beim Paddeln. Beim Voyageur scheint die Beschichtung/Lack robuster zu sein, nach einiger Benutzung sieht alles noch gut aus, das Scout wirkt bereits leicht angegriffen - Abnutzung des Lacks an ein paar Stellen an den Blattkanten. Preis-Leistung bei beiden top - es gibt bessere Paddel, die sind dann aber teurer. Ein Grey Owl Fleetwood in 142 cm habe ich noch. Traumhaft leicht, genau 500 Gramm (wenn man von unten etwas pustet 499), schneidet noch deutlich leichter durchs Wasser, die Lackbeschichtung dürfte dem Voyageur entsprechen. Etwas kürzeres Blatt, das kann im flachen Wasser ja nicht schaden. Das dünne Blatt wirkt naturgemäß etwas fragil, bis jetzt keine Probleme, aber in steinigen Revieren wäre es gefühlt nicht die erste Wahl.
Danke Habbo für deinen Vergleich der beiden Paddel! Gibt es einen Unterschied beim "Nachvorneschneiden" des Blattes unter Wasser zwischen dem Scout und dem Voyageur?
Das Fleetwood ist mir etwas zu teuer, außerdem fürchte ich, das die Stabilität auf Kosten des geringen Gewichts leidet. Evtl. kommt noch das Pathfinder in Frage; allerdings hat dieses einen asymmetrischen Griff und ich weiß nicht ob mir das liegt.
slicen (schneiden) tun Scout und Voyager gleich - mittelmäßig. Ein wesentlicher Unterschied liegt vor allem in der höheren Stabilität des Voyager, durch die stabileren, laminierten Holzsorten. Das Lindenholz des Scout ist zwar leichter, dafür stößt es aber bei stärkerer Belastung schnell an seine Grenzen.
Dann wird es eher das Voyageur werden weil mir Robustheit schon wichtig ist. Vielleicht mag noch jemand seine Meinung dazu schreiben oder zum Pathfinder, bei dem die Schutzkante beim Blatt auch seitlich ein wenig hochgezogen ist.
So einen asymmetrischen Griff habe ich gerade (abgesägt)vor mir liegen. Der stammt aus dieser Aktion. Mein Fall wäre das wohl eher nicht. Da würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall vor dem Kauf testen.
Ich selber habe unter anderem ein Voyageur und bin damit recht zufrieden. das ist bei mir eher das Paddel "fürs Grobe". Deshalb habe ich auch schon ein paar ordendliche Macken und Kratzer im Lack des Blattes. Ist aber kein Problem. Sowas kann man ja leicht anschleifen und dann mit Bootslack ausbessern.
Da mir aber in den Bereichen, die ich anfasse, also Griff und Schaft, lackiertes Holz nicht sonderlich angenehm erscheint, ist mein Voyageur inzwischen in den Bereichen entlackt, sauber geschliffen und geölt. Jetzt gefällt es mir richtig gut.
Zitat von HaraldG im Beitrag #3... selbst auszuprobieren. Ich fürchte nur, dass ich bei einem Treffen mit meiner aufblasbaren Gummiwurst ein wenig deplaziert wäre und andererseits ich vermutlich noch gar nicht in der Lage bin die Feinheiten verschiedener Paddel richtig zu erkennen...
Harald
Nein Du wärst mit Sicherheit nicht deplaziert - die Treffen sind keine Materialschlachten im Sinne von mein Auto, mein Boot ... Wer Interesse und sogar den Willen zum Lernen mitbringt, wird mit offenen Armen empfangen.
Bei Touren solltest du nur berücksichtigen, dass ein Luftboot sehr langsam ist. Also einfach anfragen ob jemand ein zusätzliches Boot mitbringt oder einen Platz im Tandem frei hat. Keine Scheu, wenn du den J-Schlag kennst, kannst du mehr als viele die ich schon mit genommen habe.
Bezüglich der eigentlichen Headline, preiswert und Zweitpaddel - mein Tipp: gebraucht kaufen.
Wie Feuchtsocke es beschreibt so schätze ich es auch ein. Durchs Wasser schneiden (dass das "slicen" heißt habe ich jetzt neu gelernt) so einigermaßen, auch im Gebrauch sehe ich keine wirklichen Unterschiede, das Voyageur dürfte robuster sein (und schöner isses auch). Dieses Paddel wird jedenfalls immer wieder genannt wenn nicht die absolute Spitze sondern ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gefragt ist.
Servus Harald, ich hoffe doch, dass man dich spätestens nächstes Jahr beim AOC Treffen am Faaker See sieht. Da hast du auch die Möglichkeiten Kurse zu machen, Paddel (& Canadier aller Arten) zu probieren und natürlich andere Paddler kennenzulernen usw. Wie Andreas oben schon schrieb, du bist sicher auf einem Treffen nicht deplaziert.
Schau auch mal auf der Homepage vom AOC (www.AOC.or.at) vorbei. Den Obmann kennst du ja eh schon persönlich ;)
Grüße Günter
A bad day on the water is better than any good day at work (Jerry Vandiver)