Hier gehts um das einzige Faltkanu, dass dieser Bezeichnung wortwörtlich gerecht wird - das TUCKTECH "Tote'n'boat" (zu deutsch etwa "Schlepp'n'Boot"). Das Beste an diesem Boot vorneweg: Es wird seinem Namen gerecht. Mit nur 14 Kilo lässt es sich in der handlichen Tasche wirklich gut schleppen. Das hat den Vorteil, dass man einfach per Anhalter oder dem Bus zum Startpunkt zurückkehren kann.
Konzept.
Im Prinzip ist es ein Origami-Boot: Man biegt und faltet eine vorgefräste Polypropylen-Matte bis ein bootsähnlicher Gegenstand entsteht. Mit einem halben Dutzend Fixierungen, einem Süllrand und einer Alustrebe wird daraus dann ein verhältnismäßig stabiler Festrumpf, der entfernt an ein Kanu erinnert. Da PP im Wasser gewichtsneutral ist, werden zwei PU-Schaumstreifen als AK mitgeliefert, die man außen unter dem Süllrand befestigt. Aus einem Packmaß von ca. 120 x 40 x 10 cm fertigt man so in unter zehn Minuten ein Kanu von der Größe 290 x 87 x 36 cm (Herstellerangabe). Die Idee dazu stammt aus Pennsylvania, USA. Die Firma TUCKTECH Inc. hat bereits 130.000 Stück in nur drei Jahren verkauft. In Deutschland gibt es einen Generalimporteur (http://www.tucktech.de) - also kein Preisgefälle. Es kostet hierzulande inkl. Tasche, Spezialwerkzeug, Kombipaddel (Achtung: Billigware) und einem Sitz rund 400 Euro, mit zwei Sitzen 50 Euro mehr. Als Zubehör gibt es auch noch eine optionale E-Motor-Halterung. Naja ... wers braucht.
Okay, kommen wir zur Praxis ...
Aufbau.
Man hat das Gefühl, irgendwas kaputt zu machen, wenn man die Matte zum ersten Mal in die richtige Form biegt. Aber sie hält. Der deutsche Anbieter garantiert einen 500-maligen kompletten Auf- und Abbau (bzw. 36 Monate), bis sich Materialschwächen einschleichen können. Kleine Rechenaufgabe am Rande: Wer das gesamte Sommer-Halbjahr jedes Wochenende dieses Boot zu Wasser bringt, hat theoretisch 20 Jahre lang seinen Spaß daran. Weil sich die Kunststoffmatte anfangs noch ziemlich wehrt, liegt dem Origamibausatz eine Klemme mit Ratsche bei, die eine helfende Hand ersetzt. Störrische Falzkanten lassen sich damit fixieren, bis die jeweils drei Schräubchen an Bug und Heck gesetzt sind. Dann die PU-AKs außen einhängen, den Süllrand oben draufstecken, mit Klettband fixieren sowie abschließend die Mittelstrebe ebenfalls mit Klett anbringen. Fertich. Wenn man sich etwas eingefuchst hat und die Sollbruchstellen weich gebogen sind, schafft man den Aufbau auch ohne das Werkzeug in fünf bis zehn Minuten. Der Abbau geht genauso schnell. Weil es nur glatte, harte Oberflächen gibt, kann man es abschließend etwas schneller trocknen und reinigen, als Falt- bzw. Luftboote mit Gewebe-Einsätzen.
Am Start.
Wie schon gesagt, 14 Kilo trägt man locker mit einer Hand zum Ufer. Dort angekommen kann man sich reinknien oder - wers bequemer mag - einen der mitgelieferten Faltsitze nutzen. Der/die lose reingestellten Sitze besitzen ein sehr dickes Schaumkissen. So sitzt man leicht erhöht, hat aber noch einen vertretbar tiefen Schwerpunkt. Das Verschrauben der Sitze am Süllrand ist nicht möglich. Der Boden ist halbwabbelig. Fester als ein Schlauchboot aber weicher als ein PE-Kanu. Mit ein bis zwei durchschnittlichen Erwachsenen an Bord taucht man zwischen 10 und 15 cm tief ins Wasser. 15 cm bedeutet, dass einige Falzkanten bereits unterwasser sind. Das ist den Strömungseigenschaften ziemlich abträglich. Zugelassen sind zwar zwei Erwachsene bzw. 200 Kilo Zuladung. Aber paddeln wir lieber erstmal allein los ...
Fahreigenschaften.
Klar: Rumpflängen unter drei Meter spielen eher in der Kategorie "wendig". Und weil Länge bekanntlich läuft, läuft dieses Kanu nicht. Rumpfgeschwindigkeit und Geradeauslauf sind zwar für diese Bootgröße noch recht passabel, aber freilich nicht für Wasserwanderungen ausreichend. Es eignet sich nur als Gelegenheitsboot für kurze gemäßigte Strecken (Großfluß, See), als Angelboot oder Yachttender. Freestyle-Spielchen oder gar WW-Einsatz sollte man tunlichst vermeiden. Langen Wellen eines Ausflugdampfers steckt das Bötchen weg. Harte kurze Wellen von sogenannten "Sportbooten" schwappen manchmal rein, weil der Rumpf kein Flare hat. Wegen des scharf zulaufenden, kielsprungfreien Rumpfes schneidet das Boot aber immerhin etwas schneller durch das Wasser, als ein Schlauchkanadier. Und weniger driftanfällig ist es auch.
Fazit.
Meine ehrliche Meinung ist: Wer Zeit, Geld und Platz für ein richtiges Kanu hat, braucht dieses Spaßboot ganz bestimmt nicht. Wer Zeit und Geld aber kein Platz hat, ist mit einem Ally oder Pakboat wesentlich besser aufgehoben. Doch wer weder über Geld noch über Platz verfügt und nur selten Zeit für Kanuausflüge hat, der findet im TUCKTECH eine Alternative zu den einfachen Schlauchkanus (Stearns, Gumotex, Sevylor etc.). Das Preis/Leistungsverhältnis ist für diesen Einsatzzweck wirklich angemessen. Und wer ein Boot mit Flugzeug oder öffentlichen Verkehrsmittel transportieren muss, sollte bedenken: leichter und kleiner ist eigentlich nur noch ne Luftmatratze.
Grüße von der Havel
Dirk
Die beigefügten Bilder sind unverändert von der Webseite des Herstellers übernommen: http://www.tucktech.com