Ob du das bezweifelst ist dein Ding. Bevor man etwas bezweifelt sollte man sich mit der Materie eingehender beschäftigen, heraus finden welche Wolldecken sich eignen und welche nicht, da die Unterschiede wie überall gravierend sind und die erste Kratzdecke die einem in die Hände kommt nicht als taugliches Beispiel nehmen. Solltest du dir die Mühe machen wirst du ganz ausgezeichnete preiswerte Wolldecken finden. Ist ähnlich wie mit meinen Troyern die ich sehr gerne trage und für 100 Euro im Fachgeschäft kaufe. Wer sich bemüht findet nicht kratzende ausgezeichnete Klassiker für 100 Euro, wer sich nicht bemüht gibt für genau so gute 250 Euro im Internet aus.
Hallo Jürgen, unterstellst Du mi, ich hätte mich mit der Materie nicht gründlich beschäftigt, Du aber sehr wohl? Es geht hier um gewalkte Wolle, Dein Beitrag läßt darauf schließen dass Du noch nie unter einer Decke aus gewalkter Wolle geschlafen hast und lediglich auf Deubel komm raus Recht behalten willst. Wolldecken haben ein ganz anderes Lastenheft, als gewalkter Wollstoff für wetterfeste Oberbekleidung und können nicht die gleichen Eigenschaften haben. Unter einer gewalkten Wolldecke zu liegen, ist etwa so, als lägest Du unter einem Frühstücksbrettchen, deshalb walkt auch keiner Schlafdecken, sehr wohl aber z.B. Handschuhe etc. Es wäre schön, wenn Du mal einschlägige Hersteller, die aus Deiner Sicht geeignete Decken herstellen, benennen würdest, so ist mir das zu schwammig. Im Übrigen ging es ja nicht um Kratzigkeit sondern um hinlängliche Feuchtigkeitsunempfindlichkeit, da würdest Du in einer Wolldeckenjacke eine schlechte Figur abgeben.(Ich habe mir mal hier Andreas´Schuh angezogen weil mich Dein Beitrag mitbetrifft) Jörg Wagner
@Jörg Wagner >>> Ich habe mir mal hier Andreas´Schuh angezogen weil mich Dein Beitrag mitbetrifft
Hallo Jörg, ich habe mal beschlossen mir den Schuh gar nicht erst anzuziehen. Tatsächlich habe ich erst 2 oder 3 Jacken genäht. (Je nachdem ob man dünneres, Hemd oder Jacke nennt, war allerdings vor einigen Jahren.)
Die Wolldecken hatte ich nur in der Hand. Und meine Wolljacke habe ich erst seit 5 Jahren.
Da meine Nähmaschine das Füßchen nur 8mm hebt, muss man schon ganz schön tricksen, um in eine "Wolldecke" ein Bündchen und darin noch einen Reißverschluss, zu nähen. Selbst die dünneren Mufflonwalkstoffe halten reichlich Probleme und Überraschungen für die heimische Verarbeitung parat. Beim Ärmelansatz etwa, erzeugen die üblichen Nähte viel zu dicke Wülste, das drückt und scheuert überall. Ohne Overlockmaschine wird es schwer das zu machen, mit der Hand dauert das Stunden.
Ich vermute mal zu den Wolldeckenjacken gehört noch eine 1A Regenjacke, die es im Supermarkt in der Müllbeutelabteilung gibt, ganz schick in blau oder schwarz.
Hurra etwas Aufregung und Stimmung, hoffentlich habe ich nicht zu Viele aus dem Schlaf geweckt!
Andreas, ich finde deine Kritik absolut witzig und Jörg, ich stelle hier keinen Alleinanspruch oder betreibe Besserwisserei. Filson ist eine Jacke aus Wolle, mehr nicht und weniger auch nicht! Wo habe ich etwas gegen deine Lodenjacke geschrieben? Es gibt durchaus Paddler, die geschickt genug sind sich einen Kanadier selbst zu bauen, warum sollte es nicht auch welche geben die eine Jacke selber nähen können. Ich trage auch so einen schwarzroten Wolllappen seit fast 20 Jahren, hält immer noch und ist noch nicht mal von Filson.Dazu kenne ich ein paar Menschen die sich ganz ausgezeichnete Lodenjacken aus Militärdecken selbst genäht und gefärbt haben die einer Filson in nichts nach stehen. Zelte, Tarps, Tipis, Öfen, Lampen und alles mögliche wird hier von Forumsmitgliedern selbst gemacht ohne dass sich jemand auf regt. Kann es sein, dass ihr Beiden in letzter Zeit ein bisschen zu wenig Paddeln gewesen seid.
Zitat von Troubadix im Beitrag #24Hurra etwas Aufregung und Stimmung, hoffentlich habe ich nicht zu Viele aus dem Schlaf geweckt!
Andreas, ich finde deine Kritik absolut witzig ...
@Troubadix Wir haben da recht unterschiedliche Ansichten, was einen nützlichen Inhalt in diesem Forum betrifft. Ich sehe einen Hauptzweck im Wissens- und Erfahrungsaustausch.
Der Gegenansatz scheint mehr so ein Urwaldersatz mit lautem Brustgetrommel.
Mein Augenmerk galt weniger dem getrommel, als der Behauptung Militärwolldecken und das Material der Filsonjacken seien gleichwertig, weil beides Wolle ist. Das ist so, als wenn ich Spanplatten und Birkensperrholz gleichsetze, weil beides Holz ist.
Natürlich kann man aus einer Wolldecke eine Jacke nähen. Bei trockener Kälte ohne Wind sicher ein wärmendes Kleidungsstück. Richtige Jackenstoffe sind aber viel dichter gewebt, gewalk ge- irgendwas und da liegt der Trick. Wolle selbst bietet auch (wie Holz) ein breites Spektrum, Ziege, Schaf, Unterwolle Winter-, Sommerwolle, das ist schier endlos.
Außerdem, das ist aber eine ganz andere Geschichte, haben Militärdecken ihre Hauptbelastung im Lager zu überstehen. Zumindest die, die man bei Raeer & Co erwirbt haben 20, oder mehr Jahre im Lager gelegen. Was da so alles mit ins Lager kommt, damit nach all den Jahren noch eine Decke da ist, will man gar nicht wissen. Allerdings ist das bei Containern aus China, mit Stoffballen, kaum anders. Da wird vor der Öffnung beim Zoll, ja auch erst mal der Sensor für biologische und chemische "Kampf"-Stoffe durch die Dichtung gesteckt.
...meine 2. Cents dazu: -Wollstoffe kann man ohne Laborbedingungen kaum vergleichen, da sich die verschiedenen Herstellvariationen schon sehr stark unterscheiden;die Herkunft der Wolle und der Materialmix trägt da zur Güte nochmal wesentlich bei, die Wollgewinnung ebenso! -Miltärwolldecken unterliegen immer einem starken Kosten-/Nutzenfaktor der nicht unbedingt immer zur Qualitätsseite ausschlägt! -Jacken kann man aus allem nähen wie der Markt beweist.... -wer die Mackinawjacke schon mal in den Händen hatte wird sofort die Unterschiede zur Militärwolldecke "erfühlen", sie tendiert von der Qualität her, für meinen Geschmack, eher in Richtung einer Lodenjacke -ob man bereit ist den geforderten Preis zu zahlen, muß jeder selber entscheiden,aber die Qualität gehört allemal zum Spitzensegment -übrigens besitze ich 1x schweizer Militärwolldecke, 1x schwedische Miltitärwolldecke(die mit den 3 Kronen)die gerne als Schlafdecke hergenommen werden, denn dafür sind sie gemacht. Als Jackenstoff halte ich sie ebenfalls für ungeeignet! Da gibt es imho deutlich besseres am Markt....
@ Andreas , Buschgetrommel hilft schon mal gegen eingeschlafene Füße und Langeweile. Ist zwar mühsam alles drei mal zu erzählen bis es bei dir an kommt aber für dich gerne doch. Deine Ansichten kann ich nur vermuten, habe ich eigentlich nicht viel damit zu tun. Mir geht es nicht um den Vergleich von Äpfeln und Birnen oder andere Rechthaberei sondern darum, dass man aus Militärwolldecken ausgezeichnete Jacken selbst nähen kann egal ob es nun gewebte oder gefilzte Decken sind ist dabei völlig egal. Einige der Decken sind von ausgezeichneter Qualität, man muss nur in der Lage sein das beurteilen zu können. Filson ist eine gute Wolljacke nur ob sie die "Beste" ist , darüber darf man streiten und das tue ich bei ausreichend Sachkenntnis zum Thema auch wenn es mir darum nicht in erster Linie geht.. Ich freue mich immer über die Menschen, die nicht ständig rumtheoretisieren sondern Projekte konkret verwirklichen!
Danke übrigens für den Vortrag zu Import und Lagerhaltung.
Hi, Denken ist Voraussetzung für Verstehen und bei der Beantwortung von Fragen (z.B. meiner aus Beitrag 22) mindestens hilfreich. Das wirre Getrommel von Jürgen und seine nachfolgenden Beiträge sind davon weitgehend befreit, seine Reaktion hat mit meinem Beitrag aber auch gar nichts zu tun. Thema verfehlt, es geht nicht darum, ob man aus dem Material Jacken nähen kann, sondern ob sie was taugen. Meine Frage nach den Decken wurde wohl glatt übersehen, vielleicht gibt es ja ausser denen, die ich kenne, noch irgendwelche Wunderdecken, aber dann benenne sie auch bitte. Vage Behauptungen "ich kenne welche...." wird der verständige Leser schon richtig einzuordnen wissen. Over Jörg Wagner
Moin Jörg, nicht denken, wissen! Selbstverständlich werden gerade besonders wertige, schwere wie leichte Wolldecken u.a. auch oft gewalkt, soviel zur Sachkunde. Unterschiedliche Menschen denken in unterschiedliche Richtungen oder betrachten ein Thema unter anderen Aspekten. Ich denke sicher nicht oft genug aber manchmal in die Richtung von z. Bsp. weniger Kosten, Umweltbilanz, Import oder einheimische Produkte und wo wir wieder beim selber machen sind ans Portemonaie, die Freude am Tun und auch an die Leute hier im Forum, die wie ich auch, nicht immer mit den Dollars um sich werfen können ...
Hallo Jürgen danke für Deine Antwort. Die Sache beginnt, mich zu interessieren, meine Suche im WWW hat jedoch bei der Eingabe "Wolldecke, gewalkt", nur 2 Ergebnisse erbracht, und nach der dortigen Beschreibung halte ich diese für den genannten Zweck für ungeeignet. Nachdem ich wiederholt darum gebeten habe, noch einmal BITTE NENNE DEINE QUELLEN, ich komme da nicht weiter. Dir auch ein frohes Fest. Jörg Wagner
Und ich dachte ICH wäre schon zu lange nicht mehr am Wasser gewesen. Kurze Suche: http://www.manufactum.de/suche/?q=Wolldecke+&p=1 Selber verwende ich seit vielen Jahren österr. Bundesheer(= Armee)decken für mannigfaltige Anwendungen. Zur Unterlage, im Lavvu, oder bei Bedarf als Überhang am Feuer. Sind grau mit der Aufschrift Heereseigentum. Macht sich sicher gut über den Rücken genäht. Gibt es von flasuchig leicht bis hin zu muffig dicht gewalkt - je nach Baujahr.
Moin Jörg, hier in der Nähe gibt es den Hersteller Mufflon, stellt nur gewalkte Wolldecken in zwei verschiedenen Ausführungen her. Bei Möller hier in meiner Straße an der Ecke zur Holtenauer gibt es eine vorzügliche Auswahl an rein wollenen Decken verschiedener Hersteller, alle gewalkt. Die Überschrift ist Wolle versus Plastik und nicht Wolle versus Wolle, dass es wie bei den meisten Dingen Qualitätsunterschiede gibt ist jedem klar. Gegen deine heißgeliebte Filson ist nichts ein zu wenden, kann ich auch nichts einwenden da ich sie selbst schon vor Jahrzehnten getragen habe. Selber machen ist in vielen Bereichen dieses Forums üblich und kann besser oder schlechter sein. Gewalkt oder gefilzt oder Beides zusammen ist mir nicht wichtig wenn es denn warm ist, gewalkt geht halt nur einfacher deutlich leichter als gefilzt weil überwiegend die Dichte geringer her zu stellen ist.
Danke für die Mühe an Albert und Uwe, bin im Moment mit Reisevorbereitung, Hausbau, Geld verdienen und Nebenbeschäftigungen ziemlich ausgelastet. Ist für mich deswegen schwer die Gebrauchtdeckenhändler raus zu suchen. Ein Tipp für die die es versuchen möchten, möglichst genau die Angebote zu lesen denn fast die Hälfte der Wolldecken am Gebrauchtmarkt haben einen mitunter nicht geringen Anteil an Kunstfaser. Gruß Jürgen
Das eigendliche Problem bei diesen "Deckenmänteln" sehe ich in der "Nicht Winddichtigleit". Wenn der Wind die Wärme aus der Decke bläst wird es eben kühl. Inwieweit diese Capotendecken wirklich bei Trapern und Voyageuren beliebt waren weis ich icht, aber es hat mal irgendwer dieses hier Geschrieben - weis nur nicht wer :
TRAPPER MIT BLASENENTZÜNDUNG
Mythos und Realität der Trapperkleidung
Immer wieder begegnen mir Jungs die sich stolz als Trapper vorstellen, an deren Kleidung ich feststellen muss, dass sie sich mit ihrem dargestellten Job als Fallensteller nie auseinander gesetzt haben. Mag es sein das der Grund die sich immer mehr festgesetzte Meinung deutscher Publikationen ist, es beschäftigte sich auf dem jungen amerikanischen Kontinent jeder mit der Fallenstellerei, egal wo er sich aufhielt. Oder die Anlehnung an die Hollywood Filmromantik, die den Trapper als einsamen Wanderer im Miniatur Kanu, tausende Meilen entfernt von der Zivilisation darstellt. Natürlich in voller Ledermontur mit meterlangen Fransen und Pelzmütze, selbst bei strahlendem Wetter und grünen Wiesen.
Die Frage
Und hier tauchen die ersten Fragen auf. Wie kann ich in einem 5 Meter Kanu mit einer Zuladung von ca. 200 Kilo meine komplette Ausrüstung, Verpflegung, mich selbst und auf dem Rückweg auch noch den rentablen Ertrag an Fellen einer Saison unterbringen? Selbst wenn alles reinginge wird das Kanu für einen Mann nicht mehr manövrierbar und würde irgendwann samt Ladung verlustig gehen. Man fährt schließlich nicht auf einem Ententeich, sondern in naturbelassenem Gewässer. Und das nicht im Sommer, da dann die Felle nichts taugen, sondern im Spätherbst oder im frühen Frühjahr wo es noch arschkalt ist. So, jetzt ist der gute Mann mit seinem Boot mal gekentert, wer von euch Kanu fährt weiß wie schnell das passieren kann, mit seiner gestylten Leder-Fransen-Klamotte gebe ich ihm 30 Sekunden bis zum Ertrinken. Es reicht schon normale, warme Bekleidung die sich mit Wasser voll saugt, um einen beim Schwimmen erheblich zu behindern, aber Leder wird verdammt schwer und schnelles Ausziehen ist auch keine Ausrede. Das Zeug wenn nass ist klebt es an der Haut wie Pech. Adios Trapper.
Der Job
Lassen wir das mal so stehen und wenden wir uns seinem Job zu, dem Fallenstellen. Das Pelzvieh, das den meisten Ertrag bringt, ist der Biber und dieses Tierchen lebt wie Ziel zwei, der Otter, im Wasser. Fallen für beide werden im Wasser aufgestellt und verankert. Wenn jemand meint, er könne sich an die Biberrutsche (leicht erkennbarer Wasser-Landwechsel) hinstellen und von Land seine Falle aufstellen, is nicht. Biber sind sehr vorsichtig und dulden keine anderen Spuren auf ihrem Trail. Man muss sich schon vom Wasser aus an die Stelle machen. Der Herr Trapper steht also den halben Tag bis zu den Knien im kühlen (arschkalten) Nass und stellt seine Fallen auf. Mit langer, fransenbewehrter Lederhose, auf die wir alle so stolz sind. Jetzt, Achtung, logisch denken....Hirschleder, nass, trocknet ewig nicht, wird länger, spröde und bricht. Außerdem müßte er zum Trocknen seiner Beinkleider blankziehen und mit blankem Hintern im Camp rumsausen um den Rest des Tagwerks zu vollbringen (abziehen, schaben, aufspannen der Felle), ist reichlich unpraktisch. Tut er es nicht, möchte ich seine Unterleibsschmerzen nicht haben. Nieren- Blasen- und sonstige Entzündungen wären die Folge - auch bei so vermeintlich beinharten Jungs. Ergo - Trapper in langen Lederhosen = kranker Trapper. Dann stellen wir uns noch den (legendären) Einzelkämpfer der Wildnis vor = toter Trapper. Alles mitbekommen?
Die Realität
Dann begeben wir uns mal in Realitätsnähe. Den einsamen Trapper (oft Freetrapper genannt), der auf eigene Rechnung von Montreal oder St. Louis aus los zog, gab es nicht. Alle Gebiete des nordamerikanischen Kontinents waren in der Zeit der Fallenstellerei, in der europäische Trapper aktiv waren (ab 1820), in der Hand der Pelzhandelsgesellschaften - sie ließen keinen Alleingang zu. Die Gesellschaften vertrauten den ehemaligen Coureur de Bois die Sicherung der Gebiete an, in Zusammenarbeit mit den Stämmen (man hatte zu dieser Zeit noch beste Handelsbeziehungen) griff man jeden "Wilderer" auf, entledigte ihn seiner Beute und brachte ihn um. Es ist wie heute, ich kann nicht in den Wald gehen und ohne Genehmigung rumballern. Selbst wenn jemand unbeschadet mit seinen Fellen retour gekommen wäre, an wen hätte er verkaufen können? Die einzigen Abnahmestellen waren die Handelsgesellschaften und die hätten unendgeldlichen Anspruch angemeldet.
Trapper waren immer in sogenannten Brigaden unterwegs, mit 30 - 100 Mann Stärke und verschiedenen Berufsgruppen vom Koch, Gerber, Fallensteller, Jäger bis zum Sekretär der Handelsgesellschaft. Transportmittel waren von St. Louis aus die Flatboats mit enormer Zuladung und den breiten Strömen angemessen. In Kanada waren es Kanus mit einer Länge von 15 Metern, im Schnitt 12 Mann Besatzung und bis zu drei Tonnen Zuladung, oft im Konvoi mit 20 Booten. Anders hätte es sich für die Gesellschaften nicht rentiert. Es ging hier nicht um Romantik sondern um Geld, viel Geld. Manchmal brachte eine Saison mehr als das ganze Bruttosozialprodukt der restlichen Wirtschaft des Landes.
Kommen wir zu den praktikablen Klamotten. Erst mal was Grundsätzliches: jeder der es sich leisten konnte versuchte sich nach der Mode zu Kleiden (wie auch heute), für die Wildnis Unpraktisches ließ man weg oder ersetzte es oder ergänzte Bestandteile. Stoffe waren durch ihr geringes Gewicht, ihren höheren Wärmefaktor und ihr Verhalten bei Nässe begehrter als Leder. Selbst die Stämme, die durch den Pelzhandel an Tauschwaren kamen, ersetzten ihre Kleidung sehr rasch. Ein Lendenschurz aus Stoff ist bei Weitem bequemer als aus hirngegerbtem Leder und Leggins aus Wollstoff bei Weitem wärmer. Wobei sich die Qualität des damalig verwandtem Leder zu unserem flauschig weichen Trangegerbten sehr wohl unterscheidet. Also warum sollte ein Trapper, der sich im Pelzhandel sein Geld verdiente und dessen Provision zum Teil aus Gebrauchsgütern und Kleidung bestand, ärmlicher bekleiden als sein roter Gefolgsmann.
Listen wir mal auf was er so brauchte und auch hatte:
Unterzeug, oft keines manchmal eine Art Long John.
Hemd, meist zwei, eines aus Leinen oder Baumwolle, eines aus leichter Wolle, groß genug um eines über das andere zu ziehen.
Hose aus Leinen, Cord oder im Notfall aus Leder aber immer Kniebund (Breeches).
Leggins bis kurz über die Knie oder länger, zwei Paar, eines aus Leder, bevorzugt Kalb oder Schwein, sie sind von der Struktur her dichter und nehmen nicht soviel Wasser auf. Das zweite Paar aus Wollstoff. Die Lederleggins wurden auf dem Marsch, im Winter mit langen Wollstrümpfe darunter, oder für die Arbeit beim Aufstellen der Fallen im Wasser, dort ohne Strümpfe, verwendet. Sie boten guten Schutz gegen Verletzungen, die man sich in der Wildnis nicht leisten konnte und schonten die restliche Kleidung. Die Wollnen waren fürs Camp um sich aufzuwärmen während die anderen trockneten.
Schuhe, meist zwei Paar gut gefettete Moccasins zum Wechseln oder Brogans.
Mäntel, entweder aus Leder, sehr oft "tailormade" d.h. nicht einfach zusammengeschustert, sondern "Industrieware" nach der Mode geschnitten. Das Gleiche gilt für die allseits bekannten Capote.
Kopfbedeckung, hier ist so ziemlich alles unterwegs gewesen was gefällt oder der Jahreszeit entsprechend angemessen war. Auf den Booten erwies sich das Kopftuch (Bandana) in all seinen Tragevarianten als nützlich, da man nicht nach jedem Windstoß seinem Hut oder Dreispitz hinterher hechten musste. Auch Strickmütze und das Canadiancap waren hier an kälteren Tagen vertreten. Die bei uns oft gesehene Fell- oder Trappermütze war wirklich nur etwas für die ganz kalten Tage an denen man sich nicht viel bewegte. Ich sah in diesem Sommer "Trapper" mit Pelzmütze bei 35° rumsausen, hochroter Kopf und nah an der Ohnmacht mit dem Satz "man muss den Leuten doch zeigen wie ein Trapper aussieht, das gehört halt alles zum Outfit". Zuhause läuft der wahrscheinlich auch das ganze Jahr im Wintermantel rum. Die würden aber was schaun, die Trapper....
Bedenkt bitte, dass man meist schwere Arbeit zu verrichten hatte und möglichst vermied zu schwitzen. Denn bis auf die Haut durchgeschwitzt, ohne die Möglichkeit alles zu Wechseln und sich an einem geschützten Platz komplett aufzuwärmen, bedeutete ebenfalls schwerste gesundheitliche Probleme.
Kommen wir zu noch einer Besonderheit, dem Sash. Am häufigsten im Hobby ist der maschinengewebte Rote und Blaue vertreten. Diese Art Sash ist aber leider erst 1880 von der Hudson´s Bay in England bestellt worden. Weit üblicher waren die hand- oder fingergewebten Sashes in allen erdenklichen Farben. Der Sash diente dazu, die oft knopflosen Mäntel zu binden, als Unterbau und Hüftauflage für die schweren Jagdgürtel und natürlich zu dekorativen Zwecken. Sie wärmten die Nieren bei Kälte, besonders die ledernen Jagdgurte wurden im Winter eiskalt. Beachtet auch, dass Sashes und auch die Kniebänder (Garters) bei der Arbeit oder dem Marsch sehr kurz gebunden oder die Enden unter den Gurt geschoben wurden. Es ist leidig sich alle paar Meter aus irgendwelchen Brombeersträuchern zu entflechten, wenn man mit den herunterhängenden Enden hängen bleibt.
Ihr seht, wenn man bei der ganzen Sache einmal einen Arbeitsablauf oder sich die Umgebung in der das Ganze sich abgespielt hat anschaut, erklärt sich vieles. Der Rest ist Lesen und Ausprobieren, nicht immer nur vorm Zelt sitzen, auf den afrikanischen Häuptlingsstühlen (Fakt) oder wie sie die meisten nennen, "Trapperstühle".
Vieles sehe ich ähnlich, zur Bekleidung ist die Jahreszeit eine entscheidende Geschichte und zum Kanu gab es für den "Trapper" überhaupt keine andere Alternative als den Hundeschlitten in zugefrorenen Zeiten. Zum Trappen ins Wasser steigen war in der Regel nicht möglich beziehungsweise war es nicht nötig um den Biber zu fangen. Zur Zeit des Trappens war es so kalt, dass es kaum eine Alternative zu Leder mit Fell, oft nach innen, gab. Die Wollgeschichte war eher für andere Jahreszeiten oder für drunter im Gebrauch. Es gibt einiges an Literatur über die Hudsonbay Companie und andere Gesellschaften auch Filme und Fotos sind eine Fundgrube : www.nfb.ca .