Und zur zweiten Frage, der nach dem "richtigen" Paddel.
Am besten auf einem Treffen alle möglichen Paddel testen. Irgendwann findest Du DAS Paddel, das zu Dir passt, das Du nicht mehr hergeben möchtest und mit dem Du Dich gut fühlst.
die Nordamerikanische Paddeltechnik nennt man auch Canadian Style oder Classic Solo Canoeing. Diese wird in Touren Canos gepaddelt. Der Indian canoe strokes ist eine Schlagvariante.
Dann gibt es noch American FreeStyle Canoeing , da kommen Solo Boote zum Einsatz..
Beim Canadian Style werden die Schläge auf der Paddelseite ausgeführt, und beim American FreeStyle wird auch auf der Paddel abgewendeten Seite gepaddelt.
Hallo! Wie immer ist das mit den Begriffen nicht so einfach. Oft werden verschiedenen Begriffe regional unterschiedlich verwendet und haben teilweise mehrfache Bedeutungen. Zu Nordamerikanische Paddeltechnik und Indianische Paddeltechnik kann ich bloß mal spekulieren.
Es gibt die Bezeichnung "North American Touring Technique" für "Sit 'n' Switch", auch "Minesota Switch" oder "Hit and Switch". Dabei wird die Geradeausfahrt durch einen Seitenwechsel des Paddels mit Umgreifen nach einigen Vorwärtsschlägen erreicht. Man verwendet also keine Korrekturschläge. Vielleicht ist das gemeint? Andereseits könnte es eine Kategorisierung für alle Paddelschläge sein die im Nordamerikanischen Raum heute zum Paddeln verwendet werden.
Mit Indianischer Paddeltechnik könnte tatsächlich der Indian Stroke oder vielleicht auch Canadian gemeint sein. Also Korrekturschläge mit einer Rückführung im Wasser. Im deutschsprachigen Raum wird die Bezeichnung Indianerschlag oder leiser Schlag manchmal verwendet wenn man nach einem J-Schlag mit einem Palm-Roll umgreift und das Paddelblatt im Wasser neutral zum nächsten Catch nach vorne führt. Beim Canadian wird die Korrektur durch eine Rückführung des Paddelblattes mit einem Loaded Slice, also mit Druck auf dem Paddelblatt erreicht. Es gibt eine vielzahl an klassischen Varianten des J-Schlages, die vielleicht auch unter Indianischer Paddeltechnik zusammengefasst sein könnten.
Oft sind auch die deutschen Übersetzungen eher Problematisch, da man nicht immer zuordnen kann ob der Begriff tatsächlich amerikanischen / kanadischen ursprungs ist oder vielleicht sogar im deutschsprachigen Raum erfunden wurde.
Alles in Allem viel Konjunktiv... Als feststehende und gebräuchliche Begriffe sind mir beide bisher so nicht begegnet.
Was das 'richtige' Paddel angeht, gibt es keine allgemeingültige Empfehlung. Wenn Du aber viele klassische Schläge mit Rückführungen im Wasser und bei ausreichender Wassertiefe paddelst, bietet sich auch ein klassisches Paddel mit langem, schmalem Blatt an. Ebenso auf langen Touren auf stehendem Gewässer und beim Canadian Style. Wenn Du allerdings eher schnell unterwegs sein willst, das entsprechende Boot hast und Sit 'n' Switch paddelst, dann bietet sich ein Bent Shaft an. Für schnell fließendes Wasser, geringe Wassertiefe und Verwendung vieler statischer Schläge passt vielleicht ein kürzeres, breites Blatt besser. Das ist aber nur eine holzschnittartige Einordnung.
Für mich persönlich gibt es nicht das Ultra-Super-Duper-Paddel. Ich bin da eher unromantisch. Wenn man in seine Fähigkeiten inverstiert kann man auch mit einer Dachlatte paddeln, auch wenn das nicht Vergnungungssteuerpflichtig ist. Trotzdem mag ich natürlich auch schöne Paddel, denn sie machen in den richtigen Händen das Paddeln sehr viel leichter und schöner.
Ich habe mehrere "Lieblingspaddel" je nachdem mit welchen Canadier und wo ich unterwegs bin. Im Solo hab ich ein Kurzes, im Tandem etwas Länger, Am Fluß mit breiten, kurzem Blatt und robust, am See lang und schmales Blatt, leicht mit viel Flex.
So haben sich im Laufe der Jahre eine Anzahl Paddel, die ich alle gerne benutze, angesammelt.
LG Günter
A bad day on the water is better than any good day at work (Jerry Vandiver)
Da das Paddeln in Europa seit der Antike ausgestorben war und das Stechpaddeln erst im 19./20. Jahrhundert von Nordamerika aus wieder bekannt wurde, ist alles, was in dieser Hinsicht hierzulande den Namen "Technik" überhaupt verdient und nicht nur irgendwie am Stock Ziehen ist, sowieso nordamerikanisch, wenn man von den Drachenbootsportlern mal absieht.
(Edit 10.03.2015: wegen Missverständlichkeit die Eingrenzung "hierzulande" eingefügt) (Ergänzung 10.03.2015: selbstverständlich gibt es auch andere außereuropäische, nicht-nordamerikanische Paddeltraditionen, die aber hierzulande keinen Einfluss auf die Stechpaddeltechnik gehabt haben)
Tiefwasser, das würde ich so nicht unterschreiben. Da waren auch einige Europäer beteiligt. Z.B. John Henry Rushton der 1880 die ACA mit gegründet hat, und auch Milo Duffek um nur mal zwei zu nennen. Das war auch damals schon keine Einbahnstrasse. Was Wildwasser angeht haben die Europäer die USA ziemlich aufgemischt. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Film Call of the River.
Seine Tochter Becky erklärt es noch etwas besser in einem Film (DVD) namens "Advanced Classic Solo Canoeing" - allerdings auch auf englisch. Ist aber sehr gut, anschaulich und verständlich gemacht. Becky differenziert sehr fein zwischen einer Reihe von Paddelschlägen, so z.B. canadian, indian, etc.. Die DVD ist leider hier nur schwer zu bekommen. Frag mal bei RaffTaff, ob die noch welche haben.
Gruß
JoeBee
@Sputnik, welcher Forentyp war ich jetzt grad? ... Da haste was angestellt ...
in der tat ich meine die technik wo das paddel nicht das wasser verläst und im wasser wieder zurück geführt wird. mir fehlte auch der englische begriff (englisch=bildungslücke)
ich habe ein mitchell touren paddel mit dem habe ich das heute mal versucht. mmmh ich komme vorwärts und ich meine so in der art könnte es laufen.
ich danke auf alle fälle euch allen für die infos.
nun hab ich die ganze nachtz zeit mir die infos aus dem netz zu saugen.
bevor Du Dir Filme bestellst oder aus dem Netz saugst, geh doch zu einem guten Lehrer, der Dir das zeigt und Dich kontrolliert und korrigiert. Das bekommst Du in keinem Film oder Lehrbuch und macht bedeutend mehr Spaß als in die Flimmerkiste zu starren. Gerade die Unterwasserrückholung ist sehr Variantenreich. Ob Du das alles in einem Video sehen und umsetzen kannst? Ich vermute mal, dass Sebastian für Dich gut erreichbar ist. Der sollte Dir das alles beibringen können.
BbbB ... Bis bald beim Bootfahren Max
Scheiß auf Küsschen, guten Freunden gibt man ein Bier!
Zitat von Tiefwasser im Beitrag #7Da das Paddeln in Europa seit der Antike ausgestorben war und das Stechpaddeln erst im 19./20. Jahrhundert von Nordamerika aus wieder bekannt wurde, ist alles, was in dieser Hinsicht den Namen "Technik" überhaupt verdient ... sowieso nordamerikanisch, wenn man von den Drachenbootsportlern mal absieht.
Zitat von MrDick im Beitrag #8Da waren auch einige Europäer beteiligt. Z.B. John Henry Rushton ...
John Henry, habe ich mal eben verwundert nachgesehen, wurde im Staat New York geboren und ist damit US-Bürger gewesen. Europäische Vorfahren haben zwar viele Nordamerikaner, das Paddeln werden sie aber erst dort entdeckt haben, möchte man doch vermuten.
Kanada, USA und China als Heimatländer des Paddelns? Was ist mit den anderen Einarmigen, unseren Paddelkameraden aus Südamerika, von den pazifischen Inseln und dem ältesten Paddelkontinent der Erde, Afrika? In Afrika werden fast identische Boote je nach Revier mit oder ohne Ausleger gefahren, was ich sehr spannend finde. Der Gedanke an Techniktransfer von Afrika nach Europa ist hier und heute sicherlich noch etwas sehr ungewohntes, wenn man die bisherige Praxis bedenkt. Polynesier sind zu einem kleinen Teil quasi eingemeindet und gehören als 50. Bundesstaat politisch zu Nordamerika, was den hawaiianischen Booten immerhin eine entsprechende Verbreitung beschert hat.
Interessant finde ich die quasi umgedrehten Paddelblätter, mit der Spitze nach unten, die man in vielen Teilen Afrikas und Malanesiens heute noch benutzt. Letztes Jahr haben Paddelkameraden und ich diskutiert, wie sowas gefahren wird und vor allem welchen Zweck man mit der Form verfolgt hat. Aus Neugierde wollte ich mal eins probebauen oder hat jemand sowas?
Zitat John Henry, habe ich mal eben verwundert nachgesehen, wurde im Staat New York geboren und ist damit US-Bürger gewesen.
Habe ich was verwechselt? Ich meinte er war gebürtiger Brite und lebte später in NY. Die die seine Bücher gelesen haben wissen das sicher besser. Ansonsten poste doch mal Deine Quelle.
LG Sebastian
P.S. Ich denke wir müssten auch berücksichtigen über welche Epoche wir da reden. Ich beziehe mich auf das was in den letzten 35 - 40 Jahren im Canadierbereich systematisch gelehrt wurde. Andere Begriffe sind ja oft nicht falsch, sondern nur alternative Bezeichnungen für die selbe Sache. Es gibt aber glücklicher und weniger glücklich gewählte Begriffe. Wer den Begriff verwendet, hat einen Grund dafür (Und wenn es nur der ist dass er es so gelernt hat). Oft führen auch nur kleine Variationen zu neuen Begriffsschöpfungen. Das muss auch nicht immer sinnvoll sein. Ich finde zum Beispiel den Begriff "Knifing J" besser als "Canadian Stroke" weil er eine praktische Bedeutung in sich trägt. Genauso finde ich den Begriff "Propulsion" (Vortrieb) besser als "Power Phase", da Power für Deutsche oft impliziert dass dieser Teil besonder Kräftig ausgeführt wird, was aber nicht der Fall sein muss.
Da paddeln in Europa bekannt war, später kaum genutzt wurde, stellt sich ja auch die Frage: WARUM?
Könnte zum Beispiel am größeren Verkehrsaufkommen und der deshalb besseren Wegeinfrastruktur gelegen haben. So wurde hier vielfach getreidelt und gesegelt. Beides keine Option in der Nordamerikanischen Wildnis. Und wenn mit Menschenkraft, dann gerudert oder manchmal gewriggt.
Der Grund liegt vielleicht in den Portagen. Zwar haben auch die Wikinger Ihre nicht gerade kleinen Boote über Landbewegt. Aber eben nicht so oft pro Reise.
Moinsen! Klugscheissermodus an: Für J.H.Rushton siehe `Rushton and his times in american canoeing` Klugscheissermodus aus.J.H. ist im Staat New York geboren, und wenn ich´s noch richtig erinnere(hab das Buch leider nicht mit im Büro), so stammte der Vater von Rushton aus England
John Henry habe ich auf die Schnelle hier gefunden. Was im Canadierbereich gelehrt wurde und wird und die Vorbilder, an denen man sich orientiert, stelle ich gar nicht in Frage. Für jeden Handgriff einen englischen Begriff zu erfinden, weil das einfach besser klingt, ist nicht wirklich phantasievoll.
Bei dem starken Focus auf Nordamerika denke ich an die Millionen von anderen traditionellen Paddlern, für die, deren Boote und Paddel, sich bei uns keiner groß interessiert, so wenig, dass man sie ganz aus dem Blickwinkel verlieren könnte. Hobbies und Plesierchen sind schließlich auch jedem selbst belassen. Ich denke, dass sich das einmal ändern wird - spätestens, wenn es ein nigerianisches Pirogenforum gibt und man feststellt, dass es überraschende Parallelen gibt.
Dass das Paddeln zugunsten des Ruderns aufgegeben wurde könnte daran liegen, dass Ruderboote einfacher zu fahren sind und mehr transportieren können. Die Rumpfformen haben denen der Pirogen etwas geähnelt, waren aber viel kürzer und breiter, was auf vielleicht das Manövrieren auf dem stark verzweigten Fluss erleichtert hat. Ein- und Aussteigen an Bug und Heck sind auch einfacher. Hier am Rhein haben Ruderboote als Personenfähren und als Fischerboote eine Rolle gespielt. Ansonsten hat die Fließrichtung des Rheins auch in etwa dem Haupt-Warenstrom entsprochen. Flöße und Lastkähne wurden zu Tal mit Stak- bzw. Polling-Stangen und bei mehr Wassertiefe mit Rudern gesteuert. Es gab relativ viele Flößer gemessen an den getreidelten Lastkähnen. Hochwertige Ware war ab dem Mittelalter kaum noch durch Deutschland zu befördern, weil die zahllosen und unmäßigen Zölle jeden Gewinn aufgefressen haben. Ich glaube aber auch, dass solche tiefgreifende Entscheidungsprozesse breiter Mehrheiten sehr von Vorlieben und Meinungen getragen werden.