Zum Lago di Predil wollte ich schon lange wieder einmal, am besten im Herbst. Einerseits der Landschaft wegen, andererseits um in Tarvis italienische Spezereien einzukaufen, vielleicht Essen zu gehen.
„Komm“, sagte das Himmelsblau, „geh Paddeln, es ist so ein schöner Herbsttag“. Die Wetterprognose sagte was anderes, nämlich, daß die Wolken sich von Süden her an den Alpen anstauen. Das bedeutet in der Regel nichts Gutes, außer bei Föhn. Da kann es nämlich sein, daß die Wolken schon bei Tarvis aufreissen, und so war es.
Ich widerstand der Versuchung direkt ans Wasser zu fahren, parkte noch im Wald, denn „Komm, portagier auf mir“, sagte das ausgetrocknete Flußbett und wußte wohl, daß bei dem Wasserstand gut 200 m Weg mehr nötig waren. Ich nahm es leicht.
„Komm“ sagte das neue Paddel von Dirk, „mach mich naß“ und ich tats. Fast zart, anfangs, dann immer bestimmter, schließich vergaß ich völlig, daß ich ein Neues fahre. Das ist so ziemlich das Beste, was man über ein Paddel sagen kann, aber schön ist es auch. Wunderschön!
„Komm“, sagte auch das Licht, „laß uns spielen“. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, und es zeigte sich bald hier, bald da, beleuchtete kurz die Felsen über mir, streifte den Wald, versteckte sich hinter drohenden Wolkenfetzen, biltze schon wieder zwischen den Föhnwolken durch, die über den Raiblerpaß wie flüssige Watte ins Tal flossen, sich auflösten, ohne anzukommen.
Plötzlich am Himmel: Luftkampf. Zwei gegen einen, aber einen viel größeren. Da wünsche ich mir: ich hätte mein preiswertes Nikonfernglas aus dem Auto mitgenommen. Weiters wünschte mir, ich hätte eins von den teuren im Auto vergessen, das im open Canoe Journal Forum hoch gelobt worden war, denn schließlich hätte ich dann alles viel schärfer nicht sehen können. Was mich tröstete, in meiner kurzen Pein: es hätte ohnedies nichts genützt, denn ohne Wissen, ist die schärfste Waffe stumpf, und ein Spitzenferglas mit Spitzenbeobachter zum Paddlen mitzunehmen ist mir auf jeden Fall zu kompliziert. Außerdem wüßte ich nicht, wem ich vertrauen sollte, wer aus dem Forum kennt die Fauna der südliche Kalkalpen, wer ist firm, was Luftkämpfe betrifft?
Deshalb, mein Aufruf: Fernglasbesitzer, Vogelkenner, ( Jäger denen bei dem Anblick der Finger juckt bitte nicht posten ): sagt mir, was ich da gesehen habe. Idealerweise auf Deutsch, wenn sich auch alles nahe dem Dreiländereck auf italienischer Seite begab.
Die Runde um den kleinen See, den „Socafahrer“ geflissentlich am Weg zu ihrem Spielplatz rechts liegenlassen oder gar übersehen, war immer wieder begleitet von grandiosen Licht – Nebel- Farbspielen, wie man sie nur im Gebirge sieht. Und ich war nicht der einzige, im geradezu mitleiderregenden Bemühen, wenigstens ein Zipfelchen vom Schauspiel festzuhalten: Am Ufer fand ich einen, wie es sich herausstellte deutsch sprechenden italienischen Fotografen, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, den Railbler Fünfspitz für eine Zeitschrift im letzten Licht des Tages zu erwischen. Erwischen ist leicht, der Brocken bewegt sich ja nicht, das mit dem besten Licht, nicht. Ich war schon am Rückweg, er meinte aber, „das kommt noch.“ Ich packte mein Kanu aufs Auto, was kam, war die blaue Stunde. Kein letzter Sonnenstrahl. Und ich wer echt froh, nicht am nächsten, oder übernächsten, oder … wann auch immer … zu müssen.
Freizeit eben.
Ps.: Wem mein aktueller Schreibstil mißfällt, verzeihe mir. Denn das Vorlesen und Mitlesen der Kinderbücher meiner Töchter von 3 und 7 Jahren, hat eben Spuren hinterlassen.
Zitat von Wolfgang Hölbling im Beitrag #1Plötzlich am Himmel: Luftkampf. Zwei gegen einen, aber einen viel größeren. ... Außerdem wüßte ich nicht, wem ich vertrauen sollte, wer aus dem Forum kennt die Fauna der südliche Kalkalpen, wer ist firm, was Luftkämpfe betrifft?
Deshalb, mein Aufruf: Fernglasbesitzer, Vogelkenner, ( Jäger denen bei dem Anblick der Finger juckt bitte nicht posten ): sagt mir, was ich da gesehen habe. Idealerweise auf Deutsch, wenn sich auch alles nahe dem Dreiländereck auf italienischer Seite begab.
Schenk mir dein Vertrauen Mein Tipp ist: ein Kolkrabe gegen zwei Alpendohlen.
Lieber Wolfgang, es ist ganz einfach: der Rabe hat die Sonne gestohlen, und die Krähen haben es Ihm geneidet. Zum Nachweis: sieh nur, was er im Einkaufstaschl hat, der Lump. Emilio
...hübsches Täschchen, schöne Darstellung! Wäre schön, für die nächsten Monate so eine kleine Instant-Sonne mitzuführen, aber leider, bin ich kein Rabe. LGW
Danke Troms, das war auch mein erster Gedanke. Inzwischen habe ich 3 recht unterschiedliche Meinungen, aber es geht ja nicht um was wirklich Wichtiges. LGW
Na ja, wer sich wie die meisten hier in der Natur aufhält, sollte schon eine Ahnung haben was dort wo und wie lebt. Dies ist für mich die Voraussetzung, dass man weis wen oder was man stört, und wie man die Störung in einen erträglichen maß hält, oder unterlässt. (Beispiel Wasservögel, Fischadler, Seeadler)
Hallo Troms, das sehe ich auch so. zB Fluchtdistanz: Wintergäste derselben Art haben gegenüber den hier lebenden oft eine völlig andere. Da verzichte ich gerne auf eine Seerunde, wo ich schlimmstefalls zweimal dieselbe Gruppe aufscheuche. Ich muß auch nicht in jedes Hochmoor, Altwasser oder Leichgebiet rein und habe doch genug Platz zum Paddeln. Ich denke, wir OC-Paddler haben da einen ganz guten Draht zur Umwelt.
Danke Eike. Fotografieren passt für mich gut zum Paddeln.
... und gestern, hab ich mir einen Tag freigenommen.
Richtig frei.
Vorbei am Reiblersee, über den Paß ins Socatal ...mal seh`n wie es im Winter da so ist: 28. Jänner, die Winterblüher geben sich ein Stelldichein. Ich denke, der Freitag bringt eine kühle Überraschung, das erste Tief südlich der Alpen seit langem, sollte reichlich Schnee abladen. Aber noch ist Frühling: Sonne, 8°C ... Mein Begleiter ist belesen und hält mit seinem Wissen nicht hinterm Berg. So lerne ich die Region im Detail kennen, denn Berge gibt es hier! Steil, imposant und mit Geschichte. Geschichte, die blutiger nicht sein könnte, mit hunderttausenden Opfern in den Weltkriegen. Spuren dieser entsetzlichen Zeit sind auf Schritt und .... aber eigentlich wollten wir den Tag genießen. Die Soca heißt inzwischen Isonzo, da sollte doch ein kleines, aromatisches Heißgetränk, dort, wo man damit umgehen kann, dem Tag das Krönchen polieren: Triest bietet natürlich noch viel, viel mehr, als kulinarische Köstlichkeiten, aber das ist mehr als abendfüllend.... Seviert, mit leichtem St. Veiter Akzent, schmeckt der kurze Schwarze, in der Sonne am Canale Grande ausgezeichnet!
Die Rückfahrt auf der Autobahn bietet - Autobahn.. und die Sonne ist noch nicht untergegangen. Was liegt also näher, als eine Abkürzung über den Sella Nevea, einen, zu meiner Schande immer noch blinden Fleck in meinen Kenntnissen der westlichen Julischen Alpen, aufzuhellen? Schlucht, Kehren, die als Tunnel in die Felswand gehauen wurden - da kommt ein Bus!!! Unglaublich.
Zurück, am Reiblersee, mit dem Fünfspitz im Hintergrund, schließt sich der Kreis. Der See ist erst zu zwei Drittel zugefroren, womit wir wieder beim Paddeln wären. Zumindest in ein paar Monaten.
... und Schuld an alledem, hat natürlich mein Bruder, wenn er einfach anruft und fragt, ob ich Lust hätte, auf eine kleine Ausfahrt!