Seit mehr als 100 Jahren gilt die Feldberger Seenlandschaft laut NDR-Reiseratgeber als eine der schönsten Sommerfrischen Deutschlands. Das ist sie sicher heute noch, mit ihren von dichten Laubwäldern bewachsenen Moränenhügeln und den nährstoffarmen Klarwasserseen, die gleichermaßen Schwimmer, Tauche,r Radfahrer, Wanderer und natürlich Paddler anziehen. Ein weiterer Vorteil der Seen bei Feldberg ist die weitgehende Abwesenheit von Booten mit Verbrennungsmotoren. Ausnahme sind der Haussee und der Breite Luzin, hier dürfen Anlieger fahren, auf dem Carwitzer See und dem Zansen sind es maximal kleine E-Motoren und auf dem als NSG ausgewiesenen Schmalen Luzin ist die Nutzung von Muskelkraft obligatorisch. So nimmt es nicht Wunder, dass Natur hier noch einen breiten Raum einnimmt. Faunistisch sticht sofort der Fischreichtum – im Schmalen Luzin ist die Luzin-oder Tiefenmaräne endemisch -, die reiche Libellenfauna und seltene Vögel wie Fisch- und Seeadler ins Auge. Daneben kann man mit wachem Auge Reiher- und Schellenten, aber auch Störche beobachten. Immer wieder schlängelt sich auch eine Ringelnatter durch den Schilfgürtel der Seen. Die auch vorkommenden Biber und Fischotter wird der normale Besucher dagegen kaum zu Gesicht bekommen (haben wir auch nicht, und den angepriesenen Eisvogel habe ich kein einziges Mal gesehen, während ich auf einer Flussbefahrung am 14.08 2014 auf der Sieg zwischen Wissen und Windeck 20 Sichtungen hatte!).
Also haben wir unseren diesjährigen Sommerurlaub genutzt und die Feldberger Seen angesteuert. Je nach Kondition, Ambition und sportlichem Ehrgeiz kann man eine große Fünf-Seen-Runde an einem Tag machen oder es auch viel gemütlicher angehen lassen und dabei die Ufer erkunden und die Seele baumeln lassen. Wir entscheiden uns für letzteres und machen als längste Tour nur die Tour „Lütter See – Breiter Luzin – Schmaler Luzin – Carwitzer See“. Hier, auf dem Familiencampingplatz am Carwitzer See, haben wir unser Zelt aufgeschlagen, weil es ein guter Ausgangspunkt für sternförmige Fahrten über alle Seen ist. Heute laden wir allerdings unser Boot aufs Dach und fahren die 20 Minuten von Carwitz zur Einsatzstelle am Lütter See. Der Tag hat fast ideale Bedingungen: weiss-blauer Kumulus-Himmel, 23°C, mäßiger Wind (leider aus SSW statt wie angekündigt NW – was uns noch Kraft kosten wird).
An der Einsatzstelle bekommen wir die erste faunistische Kostprobe, denn eine Ringelnatter schwimmt gemächlich ins Schilf. Dann geht es auf den See hinaus, am Südufer entlang. Wir sind allein – zumindest sehen wir keine anderen Boote und das um 10:00 Uhr in der Hauptsaison.
Wir genießen den Himmel, den Ufergürtel mit Schilf, Teichrosen und Teichbinsen. Zum Ende des Sees treffen wir auf das Luzinboot, ein Elektroboot, mit dem die zahlende Kundschaft vom Naturführer zu den Höhepunkten des Tierlebens der Region geschippert wird. Sie suchen und finden den Seeadler – ein Paar brütet auf der Insel im Lütter See – wir sehen ihn auch.
Nun erfolgt der Übergang zum Breiten Luzin und wir treffen auf die ersten paddelenden Kollegen. Wobei es hier überwiegend Kajak- und Faltbootpaddler sind. Canadier sind eher in Form von Mietbooten anzutreffen. Auch hier paddeln wir gemütlich am Südufer weiter, bis wir auf der Höhe des Campingplatzes am Bauernhof nach Süden Richtung Schmaler Luzin abbiegen.
Hier gibt es ein nettes Restaurant, das auch bei Paddlern beliebt ist, weil man es über einen Steg anfahren kann. Wir halten auf die Röhre zu, die unter dem Luzindamm durchgeht und sind dann auch schon auf dem Schmalen Luzin. Dieser ist sicher einer der reizvollsten Seen des Gebietes. Sauber, schmal, gesäumt von bewaldeten Hügeln ließ er einen fast vergessen, dass man i Deutschland ist, wären da nicht die hier jetzt doch zahlreich in Erscheinung tretenden Paddler. Dennoch finden wir ein hübsches Plätzchen für unsere Mittagspause und schauen dem Luzin-Fährmann zu, wie er mit Muskelkraft seine Fahrgäste von der Feldberger Seite zum Hullerbusch(NSG mit Schäferei und dem leckersten Ziegenmilcheis nördlich der Alpen) übersetzt.
Weiter geht es nun über den grün schimmernden See an einer gut besuchten Badestelle vorbei. Insgesamt ist es etwas mühsam, denn leider haben wir auf dem Schmalen Luzin die ganze Zeit Gegenwind. Durch die Ausrichtung und Form des Sees wird dieser gut kanalisiert und wir müssen 7 km gegen die „Düse“ an. Doch bald schiebt sich die Carwitzer Mühle ins Blickfeld, das Südende des Schmalen Luzin ist erreicht. Jetzt gilt es durch die Bäk in den Carwitzer See zu wechseln. Man fühlt sich ein wenig wie im Dschungel und bei paddlerisch eher unbedarftem Gegenverkehr wird’s auch mal enger. In Carwitz heißt es dann vor der Dorfbrücke aussetzen und danach wieder einsetzen. Die Durchfahrt wurde mittlerweile auch mit einem provisorischen Holzverhau gesperrt – einige haben es halt auch bei 10 cm Wasserstand versucht ;-).
Jetzt noch zwei, drei Steuerschläge und wir sind im Carwitzer See. Von hier aus sind es nur noch ein paar hundert Meter zum Campingplatz. Eine schöne Tour waren diese 11 km, die wir in 2:35 h (reine Paddelzeit) absolviert haben.
Nachdem das Boot wieder auf dem Bootsgestell verstaut ist, muss ich nur noch meine Radschuhe anziehen, mich aufs Rad setzen und das Auto holen. Das ist nach 40 Minuten erledigt und wir können einen schönen Kaffee vor dem Zelt genießen – so geht Urlaub!
klasse - jetzt freue ich mich noch mehr auf das verlängerte Wochenende 3. Oktober - da sind wir nämlich an den Feldberger Seen, allerdings auf dem Campingplatz am Bauernhof am Breiten Luzin
ja, das Ziegenmilcheis war total lecker. Hatte auch erst Sorge, dass vllt. etwas streng schmecken könnte, war aber nicht der Fall. Im Gegenteil, es war eher mild, insbesondere in der von mir bevorzugten Sorte Vanille und Nougat. Meine Frau hatte mehr das Exotische Chilli-Irgendwas und Mango. Gab aber auch nur diese vier Sorten. Also, wenn Du mal an der Schäferei vorbeikommst, das Eis lohnt sich.
Das Landschaftsbild beim Canadiertreffen von Frank am Dransersee ist sicher ähnlich und das Wiedersehen vieler, inzwischen langjähriger Bekannter, wird mich wohl über das Fehlen von Ziegeneis wegtrösten. Viel Spaß am Wasser, W