Gegen den Strom im Zingster Strom Richtung West „ Meininger Brücke“, im Bodden zwischen der Insel Kirr und dem Zingst, ach ja, das ist an der östlichen Ostsee.
Die Insel Kirr und Barther Oie ist ein Brutgebiet seltener Vögel mitten im Bodden des Nationalpark Vorpommerische Boddenlandschaft, deshalb ist ein anlegen und betreten der Insel Kirr und Barther Oie strengstens verboten. Für mich im Canadier war der Zingster Strom, das eigentliche Fahrwasser der Schiffe sozusagen, die natürliche Grenze zur Insel Kirr. Im Herbst ist sie ein Ruheplatz von mehreren Tausend Kranichen. Gegenwärtig sind unzählige Höckerschwäne u.a. in den Prielen der Insel zu beobachten, glücklicherweise konnte ich neben Silberreihern auch einen Seeadler ausmachen. Auf der Insel sind in zugewiesenen Abschnitten auch Kühe, die mittels einer Fähre übergesetzt werden, die dort zum Weiden ausgesetzt sind zu beobachten, einige wateten ziemlich tief im Wasser. Eine Ruine eines Gehöftes ist auch auf der Insel, ein Blitz ist dort irgendwann eingeschlagen und der Zahn der Zeit hat den Rest besiegelt.
Mein leider nun zu kurzer Ausflug sollte ein paar Tage eher stattfinden, der starke Wind mit Böen und der Strömung als Zugabe war der Grund das spontane Vorhaben in den Wind vorerst zu schreiben, ein Gebrauch eines Motorbootes wäre auch schon zu grenzwertig gewesen, Segeln kann ich leider nicht. Am 13. August war es soweit, das beständigere Wetter und ein kleines Zeitfenster ohne Familie verhalf nun mir, mich mit einem neuen interessanten Gewässer mit einem Canadier einzulassen. Man stelle sich einen See vor wo mittig ein Fluss hindurchfließt….
Die Kiellinie in Form eines Mondlandschaftshorizontes mit Pfützen gefüllt versprach nicht viel, das Gewicht des Bootes war glücklicherweise nicht wie Blei aber schwer. Der Bootshersteller verfolgte mich nun zum dritten Male, wenn ich mich nicht irre. Die Weste und das Paddel war auch nicht die dritte Wahl.
Nach einer Einweisung, das Canadier nur von der Rückbank aus zu steuern sind und ich lieber stromaufwärts paddeln sollte, weil ich nur so sicher wieder in den Hafen gelange, das Schiffe Vorfahrt haben und das die Insel Kirr tabu ist, stach ich in See / Strom. Ein Doppelpaddel zu benutzen lehnte ich höflich ab. Außer Sichtweite des Verleihers wechselte ich zum Bugsitzplatz über und steuerte das Boot mit seinem Heck voraus an mehreren Anlegeplätzen für Boote jeglicher Art gemütlich vorbei. Auf einigen Booten ist eine entspannte Atmosphäre zu beobachten, es wird gelesen, geruht, Speisen verköstigt und gewerkelt.
Mein Blick galt nun stets Richtung der Insel Kirr die mal näher oder weiter entfernt im Focus funkelte mit seinem Reichtum an ihrer wohl einzigartigen Vogelwelt, es ist immer etwas zu beobachten. Es dauerte nicht lange da war ich fasst einsam am Rande des Schilfes entlang paddelnd; ein Boddenrundfahrtschiff und ein größeres Motorboot sind nun auf Gegenkurs schnell aufgetaucht, die Wellen die davon ausgingen, im Blick und gefasst darauf trafen das Boot in einen noch guten Winkel, das Boot schaukelte hin und her, gut das sich mein Sitzplatz wohler anfühlte als der von anfangs her. Das Boot wehrte sich dagegen wie ein Baum im Sturm der nicht kampflos nachgeben möchte, das Boot schob sich förmlich schräg beiseite wie ein Schlauchboot und wackelte hin und fasst hinüber, aus dem Lot wieder ins Lot, es wäre sicher tragischer ausgegangen, wenn alle Sitzplätze belegt gewesen wären. Es liest sich tragischer als es war…..
Nach einiger Zeit tauchte ich in einen kleinen Wasserpfad ein der auch gleich wieder in einer Sackgasse endete, ein paar Federn lagen am Ufer der Halbinsel ; mein Boot wird von Mücken erst belagert und dann gestürmt, ich selber werde übersäht, irgendwann ist es mir egal, ich wehrte mich nicht mehr dagegen, weil aussichtslos und werde bis zum eigentlichen Fluss/ Strom der durch die riesige Lagune führt vertrieben. Die Mücken verlassen mich nach getaner Arbeit Stück für Stück, einige belagern verbissen weiter das Boot. Ich muss über mich lachen und denke an den nicht vorhandenen Mückenschutz, trotzdem eine gute neue, hoffe einmalige Erfahrung, über einen mal anderen Mückenangriff.
Nach einiger Zeit kann ich gut das technische Denkmal die „Meininger Brücke“ ausmachen, eine Drehbrücke die ihre eigene Geschichte hat. Nun war es Zeit zurück am und im Strom zurück an den Bojen vorbei zu paddeln, einen Mississippi- Schaufelraddampfer der sich verirrt hatte, konnte ich auch noch entdecken, einen Blick ins Hafenbecken vom Canadier aus ließ ich mir nicht entgehen.
Ein schöner Abstecher im Canadier, wenn auch kurz aber fein. Für Angler bestimmt auch interessant im fischreichen Brackwasser zu angeln mit seinen 48 natürlich vorkommenden Fischarten registriert, bestimmt etwas dabei…, in der Ostsee wurden nur 39 Fischarten beobachtet. Für Vogelkundler ein guter Ort zum Sichten, Segeln im Canadier wer das Paket hat und es damit kann, bestimmt auch ein Genuss.
Grüße, Mike
„Offenes Kanu im grenzenlosen Kielwasser, Ballast und der Rest ist für andere“
Ach, da geht einem ja das Herz auf. Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Es wäre jeder gerne mitgepaddelt. Und ich finde, du beschreibst sehr schön. Danke dafür und für die Bilder.
Hallo Mike, die Verleihboote haben, so sieht man es auf dem Foto, ausgeformte Sitzbänke. Konnte man denn vernünftig auf dem Bugsitz "rückwärts" sitzen? Stört die höhere Hinterkante des Sitzes? Oder brauchtest Du nur die Sitzkante zum anlehnen und bist im knieen gefahren? Oder hattest Du gar einen Gepäcksack als Sattelsitz? Fragen über Fragen - aber vielleicht kommt man ja in Zwangslage auch mal an so ein Boot und kann dann besser entscheiden... Vielen Dank für die schönen, typischen Bilder. Thomas
Vielen Dank für die Antworten, schön, dass es gefällt, immer gern….
Hallo Thomas, ich wollte einfach paddeln, das Boot hatte kein Leck und es schwamm. Auf der Bugsitzbank konnte ich rückwärts durch die „Hinterkante“ oder Sitzwulst der Sitzbank nicht erstklassig sitzen, ja, mir war der Trimm wichtiger, um so ein besseres Fahrgefühl zu bekommen, deswegen der Sitzbankwechsel, aber umgedreht, also richtig herum, saß ich auch nicht viel besser, die Sitzwulst als Gegenlager wäre oder ist zwar optimaler gewesen, aber der Trimm war verständlich so nicht optimal, und so macht ein angenehmeres Sitzen auch keinen Spaß, wenn ich zu zweit unterwegs gewesen wäre hätte ich ja nicht wechseln müssen; ich nahm es einfach hin und es störte mich auch nicht weiter, sah auch keinen Bedarf am Sitzkomfort in Fahrt etwas daran zu ändern. Wenn es eine ausgiebige Tagestour gewesen wäre, hätte ich vielleicht am Sitzkomfort etwas verändert oder wäre gleich zu zweit in diesem Boot unterwegs gewesen. Kniend zu paddeln ziehe ich zwar vor, mir war das Boot mit seinen Auftriebstank / Staufachtank in der Mitte dafür einfach zu sperrig und eine vernünftige Knieunterlage war nicht zur Hand. Um richtig kniend in diesem Boot zu paddeln, hätte ich näher zum Süllrand rücken müssen und auch ein in der Länge vernünftiges Paddel haben müssen. Ich ziehe lieber in meinem Solo das Kniend Paddeln vor wo alles passt, darin fühle ich mich auch um so vieles wohler, sicherer, manövrierfähiger / wendiger.
Grüße, Milke
„Offenes Kanu im grenzenlosen Kielwasser, Ballast und der Rest für andere“
Nachtrag/Anreize zum Paddeln auf zwei Flüssen in die Boddenkette.
Auf dem vorletzten Bild könnte ein Zeesenboot zu erkennen sein, was eine interessante Fischfangtechnik ( ab Ende 15. Jahrhundert)anwendet, das Netz wird am Bug / Klüverbaum und am Heck an Stangen befestigt und das Zeesenboot lässt sich längsseits einfach vom Wind und Strömung treiben/ triften; so eine grobe Beschreibung….
Ursprünglich war leise angedacht die Barthe zu befahren, als ich die Canadier vor der Haustür förmlich erblickte ist es dann der Zingster Strom geworden, was ja ganz was neues für mich war, hier zwei Anreize um in die Boddenlandschaft von zwei Flüssen aus anzusteuern.
In den Barther Bodden mündet die Barthe, die Stadt Barth ist von Zingst / Zingster Strom aus gut zu erkennen. Die Barthe ist etwa 35 Kilometer lang, kurz vor der Mündung wird das Flüsschen auch Barther Strom bezeichnet. Die Barthe wird von Wasserwanderen und Anglern gern besucht.
In den Saaler Bodden ( Lagune südwestlich der Darß- Zingster Boddenkette ) bei Ribnitz- Damgarten mündet die Recknitz, sie ist mit Canadiern auch befahrbar, beim Überfahren der Recknitz über eine Straßenbrücke war von der Recknitz nur noch das von Schilf usw. zugewachsene fasst ausgetrocknete Flussbett zu erkennen, Grund hierfür war die Renaturierung des Flusses um für die Vogelwelt ein Vogelschutzgebiet zu gewinnen, kurios. Wenn man über die zweite Straßenbrücke fährt, die näher an der Mündung der Recknitz liegt ist auch wieder Fahrwasser zu beobachten und wird auch benutzt.
Grüße, Mike
„Offenes Kanu im grenzenlosen Kielwasser, Ballast und der Rest ist für andere“