Es bot sich am Sonntag dem 06.07. 2014 die Gelegenheit auf, mit in einem kleineren Kanuverband den Wildfluss Isar zwischen Einöd und Schäftlarm zu befahren. Lagebedingt begann die Tour ab Einöd neben dem abgefackelten Sägewerk, geplant war ursprünglich ab Bad Tölz. Wir waren zwei Canadier, ein Tandem, ich in meinem Solo, ein Wildwasserkajak, ein Tourenkajak und ein Tandem- Faltboot.
Das Wetter war sehr warm aber angenehm, der Pegel Bad Tölz um die 90 cm und Puppling; ähnlich niedrig. Als ich die Berge, den Fluss mit seiner Strömung, die größeren Steine im Strom und die Kiesbänke zu Gesicht bekam war ich zufrieden und neugierig. Bedenken hatte ich über einige Schlauchboote und Schlauch- schwimm-hilfen in Aktion nahe vor unserem Einstieg, besonders nach dem lesen des Hinweisschildes „Liebe Bootsfahrer“(siehe Foto)! Ich selber war informiert und war eingestellt, auf das was kommen mag.
Im Fluss eingesetzt ging sofort die Reise Richtung Ascholdinger und Pupplinger Au ab, nicht langsam und auch nicht zu schnell. Die Wahl mein Moll Contra einzusetzen und mein Biberschwanzpaddel im Boot zu befestigen war die Richtige, oft kratzte mein Paddel über dem Untergrund. Nach wenigen Minuten das erste Rauschen , das erste von so vielem. Dieses Rauschen war begleitet von einem etwa 100 Meter langen welligem Abschnitt, die Boote tanzen auf und ab, ein schaukeln hin und her, Wassertropfen rieseln ins Boot, ein schöner Spaß, besonderes wenn man spürt die Lage unter Kontrolle zu haben und das Boot sich wohl fühlt. Vorsicht ist trotzdem geboten, später an einer anderen weniger welligen Passage verlor ich mein Paddel für eine Sekunde, konnte es aber zum Glück noch einfangen, das Boot musste extremer dabei gekantet werden. Die ersten Kurven sind in Sicht, bemerkenswert das durch den niedrigen Pegel das Fahrwasser dort schmal und nicht müde ist, die riesigen überfluteten Kiesbänke bieten kaum bis kein Fahrwasser. Bei höherem Pegel wäre einiges mehr an Platz für Fahrwasser geboten. Totholzhaufen schmücken die Ansicht, der Platz reicht für geschmeidige Fahrmanöver noch aus. Ab und an sind größere Felsblöcke über der Wasseroberfläche, verborgene durch auffälliges Wasserverhalten zu erkennen. Einige Felsen konnte ich nur mittels Side- slip und Duffek rasch passieren, das Üben auf der Donau hat sich bezahlt gemacht, für gute A oder B Noten auf stillen Wasser reicht es bestimmt noch nicht aus.
Mittig im Fluss sind einige Baumhindernisse/ Totholz die mich zu Kehrwasserfahrten verleiten, ich erinnerte mich sofort an ein Mad River Independence im Herbst, den ich so schön hinter einen ähnlichen Hindernis eingeparkt sah, ich folgte dieser gedanklichen Eingebung sofort. Beim Ausfahren ich bin wieder überrascht wie wendig mein Boot; sein kann.
An unzähligen Isarauenabschnitten sind viele Besucher, einige im Wasser, die dieses Naherholungsgebiet nutzen , in der Mehrheit der FKK verbunden als ein stetiger Begleiter, schicke Behausungen aus Totholz , Hängematten, Sonnensegel, sogar ein schickes Tipi war darunter zu entdecken……Ein Fotochut mit allem was dazu gehört war auch dabei, dieses längte mich wirklich kurz ab.
Die erste S- Kurve in Sicht, das Fahrwasser wird enger, Totholzscheiterhaufen lassen das Fahrwasser rechts und links noch enger werden, dazu kommt, das der nicht wenige Stromzug halb durch die Totholzscheiterhaufen durchführt, die Durchfahrt gelingt der Platz reicht noch aus. Ich denke: „Wissen die unerfahrenen Besatzungen der Schlauchboote was sie tun?“
In einer folgenden unübersichtlichen S- Kurve blockiert kurz das Faltboot unserer Gruppe den Fahrweg und beginnt sich vor einem Totholzhaufen zu drehen, eine Rückwärtsfahrt des Faltbootes ist angedacht, es gelingt aber dem geschickten Team das Boot doch noch vorwärts durch das Nadelöhr schlüpfen zu lassen, für mich ist es nun doch zu eng geworden trotz meines Sicherheitsabstandes. Die Baummasse kommt näher, es gelingt mir durch eine Seilfähre Rückwärts etwas Zeit zu gewinnen, durch kräftige Ziehschläge kann ich mein Boot seitlich in ein winziges Kehrwasser versetzen, das Boot dreht sich kurz unkontrolliert, lasse es aber bis 180 Grad noch zu und kann so durch einem darüber liegenden winzigen Fahrwasser in Bootsbreite der Situation entkommen, kurz davor konnte ich das Wildwasserboot unserer Gruppe auch bei dieser Wahl des Notausgangs beobachten, weil er auch zu nahe auf ein Boot aufgelaufen war. Bei den folgenden S- Kurven hielten wir noch mehr Abstand ein, das Tourenkajak kam bei einer folgenden S- Kurve dem steilen hohen Ufer richtig nahe, ist aber aus dieser Situation routiniert entkommen.
Irgendwo dazwischen machten wir eine Rast, neben meinen Boot ging ein enger Pfad ins Nirgendwo.
Später versperrt ein Schlauchboot den Kurveneingang einer anderen Engstelle, ein Stein ist auch noch im Weg, ich muss an dem Schlauchboot vorbei um eine sichere Linie zu finden, der rasche Überholvorgang gelingt ohne das Schlauchboot zu gefährden, dafür bin ich zu schnell, das Schlauchboot rumpelt kurz danach steuerunfähig über den Stein, ein Spaß für die Insassen.
Später fuhren wir an der Mündung der Loisach vorbei, die Mündungszone war etwas unruhig. Vor dem Ickinger Wehr war der Fluss ruhiger, ähnlich der Donau. Am Ickinger Wehr setzten wir links davor aus, die Boote wurden teils mit Bootswagen und teils geschultert die etwa knapp einhundert Meter um das Wehr herum transportiert. Die Bootsrutsche wäre in meinen Augen fahrbar gewesen, wenn nicht so viele Kinder an mehreren Seilen mit ihren Surfbrettern dort gesurft hätten. Nach dem Wehr ging es entspannt bis zum Ziel weiter. An einer Brücke setzten wir links aus, die Boote mussten noch etwa 150 Meter zum Parkplatz / Schäftlarm transportiert werden.
Die Isar ist was paddeltechnisch auf diesem um die 20 Kilometer langen Abschnitt angeht, ein Fluss wo man einiges abrufen können sollte, besonders an den S- Kurven wo der Stromzug durch die Baumhindernisse / Totholz durchreist, glücklicherweise war ich gut darauf vorbereitet und war mit meiner ausbaufähigen Bootsbeherrschung zufrieden. Fotos die Gefahren gut sichtbar machen sind es lagebedingt nicht geworden. Die Isar sieht mich irgendwann wieder.
Grüße, Mike
„Offenes Kanu und grenzenloses Kielwasser, Ballast und der Rest für andere“
Zitat von Donaumike im Beitrag #1... Die Baummasse kommt näher, es gelingt mir durch eine Seilfähre Rückwärts etwas Zeit zu gewinnen, durch kräftige Ziehschläge kann ich mein Boot seitlich in ein winziges Kehrwasser versetzen, das Boot dreht sich kurz unkontrolliert, lasse es aber bis 180 Grad noch zu und kann so ...
"lasse es aber bis 180 Grad noch zu" - hier stockte mir der Atem, natürlich dachte ich an eine vertikale 180°-Drehung ...
Ja während meiner Zeit als Ranger an der Isar könnte ich ein Buch schreiben (mache ich evtl.. noch)Es gab kein Jahr ohne tödliche Bootsunfälle. Auch die Floßfahrt hatte jährlich ihre Unfälle mit Todesfällen, mehrmals mussten mit Großaufgeboten Floßfahrer von Kiesinsel geborgen werden weil ihr Floß nach Auflaufen und Absetzen der Mitfahrer von der Strömung davon getragen wurde. Bei Hochwasser sind wir dazu übergegangen Familien mit Kindern (oftmals ohne Schwimmwesten) das Befahren der Isar an Ort uns Stelle zu verbieten. Der dortige Freizeitrummel mit all seinen Vorfällen in den Schutzgebieten, füllt mittlerweile bei uns im Amt ganze Aktenregale im Keller.
Vertikal und das ohne Fitting, dies muss ich im Canoe Reviews noch hinzufügen! Vielen Dank
@ troms…..kann ich nun auch gut nachvollziehen und bestätigen! . Anhang:
Die Isar verändert ständig ihren Lauf besonderes in der Ascholdinger und Pupplinger Au und verleitet dazu den vermuteten richtigen fahrbaren Fahrweg völlig zu unterschätzen und genau dafür sollte jemand dabei sein der schon oft die Isar gefahren ist, glücklicherweise waren zwei von unserer Gruppe mit der Isar vertraut. An einigen Schlüsselstellen wäre ich sicher in die falsche Richtung gefahren, und es ist immer mit Überraschungseiern zu rechnen, wo man mit sich und seinem Material harmonisch abgeklärt sein sollte. An einer Schlüsselstelle war es so eng das nur ein Kanu durchschlüpfen konnte, das rechte Ufer war nur einen Meter vom Boot entfernt gewesen und einiges Gestrüpp/ Äste spickte in die Fahrroute hinein, dazu kam noch das das Wasser dort etwas unruhig war, wenn es zu eng geworden wäre, hätte man dort sicher, wenn rechtzeitig erkannt, gut an den Kiesbänken für das treideln noch anlanden können.
An einem Prallwandufer einer S- Kurve, das etwa 9 m hoch war, kletterten Kinder oben auf der Abbruchkante herum, am Ufer saßen einige wie die Eloi vom Filmklassiker „Die Zeitmaschine“ herum, da musste ich an die Filmszene denken, wo eine junge Eloifrau dem Ertrinkungstot nahe war und es keiner registriert hat; weil der Verfall des Geistes an der Endstufe schon angelangt war.
Eine Schlauchbootbesatzung konnte ich beobachten wie sie ihre nasse Habe zum Trocknen ans Ufer schleppte, glücklich sah die Besatzung nicht aus, sie begriffen sicher gerade erst das sie nur Kanonenfutter für diejenigen waren die im trocknen ihre Brieftasche füllen. Eine sehr kreise Besatzung ohne Weste fuhr mit einem Supermarktschlauchboot ab Einöd ab, das ist kein Witz.
Einige Infos „Isar - aktueller Stand Ascholdinger Au???“ und „Baumsituation Isar vor München“ standen auch hier im Open Canoe Journal die mir sehr hilfreich waren, um mich zumindest Mental darauf einzustellen, vielen Dank hierfür!
Ich nahm mal einen Vergleich mit einer Wildwasserschwierigkeitsskala auf und würde diesen Tag auf der Isar so grob interpretieren, vieleicht kann dies für Touren helfen....
Sicht - Wildwassergrad 4, weil Durchfahrten nicht ohne weiteres erkennbar!
Wasser - Wildwassergrad 1 bis 2 regelmäßiger und unregelmäßiger Stromzug, Wellen, kleine bis mittlere Schwälle, Presswasser (Baumverhau, S- Kurve)
Flussbett - Wildwassergrad 1 bis…. vielleicht 3?
Das mit dem „geht so“ kann ich nun für mich im Wildwasser auch gut bestätigen!
Grüße, Mike
„Offenes Kanu und grenzenloses Kielwasser, Ballast und der Rest für andere“
danke für den schönen Bericht, ich wär gern mitgefahren - ich warte immer noch auf eine Gelegenheit, den Fluß vor meiner Haustür mit Leuten zu fahren, die sich darauf auskennen - das Glück hatte ich schon an der Mittleren Isar von Freising bis Moosburg, im April, siehe Kanulog unten...
Der Vollständigkeit halber sei hier zu Deinem Isar-Bericht noch auf die umfangreiche Isar-Seite von Christian Löhnert hingewiesen:
Die einen Isarpreisn fahrn an den Tegernsee weg'n der Waldfeste, die anderen Isarpreisn an d'Isar - mit allem was halt so schwimmt. Auf der Isar sieht man an einem durchschnittlichen Sonntag im Sommer meist 90 % „Bierfahrer“ und max. 10 % gut ausgerüstete Kanu/Kajak Fahrer.
Wir sind dieses Jahr die Isar 4-mal gefahren (2 x Bad Tölz - Puppling / 2 x Sylvenstein - Bad Tölz). Bis jetzt - ein großes, Veränderungen bringendes Hochwasser ist nicht in Sicht - bereitet die Isar keine große Schwierigkeit. Ich sehe die Isar im Moment im Bereich von WW I. Lediglich die „S-Schikane“ in der Ascholdinger Au ist knifflig und als WW II anzusehen. Hier zieht der Stromstrich in einem großen Kreisel voll unter einen Totholzhaufen. Die einzige vernünftige Möglichkeit für uns war es immer hier über das Kehrwasser zu fahren ...
... der gemeine „Bierfahrer“ scheitert an solch einer Stelle schnell mal gerne ... ... hier kann man immer gut Mittagspause machen. Die eigene Rettungsausrüstung lässt sich in situ hervorragend testen ...
Komme gerade von einer Isarbefahrung Sylvenstein-Tölz, bei Pegel 278 (abgelesen Sylvenstein) zieht es über alles interessante Spielstellen drüber, die Kiesbänke waren zum Großteil befahrbar. Totholz in den Prallwänden ist aber auch hier das Maß. Die 2 ersten Stufen sind leicht, die 3. verlangt Steuervermögen, dann ist alles gut. Keine Gemeinheiten im Bach. Das Wehr Fleck war komplett überspült, kann man dann links gut umtragen.
Der auf diesem Abschnitt liegende Katarakt "Isarburg" ist ganz klar nichts für den gemeinen Wanderfahrer. Der ging heute Richtung ww 3.