Gerade begegnet mir häufiger der Begriff "Dreiercanadier". Zuletzt sogar von einer Verbandstrainerin, die sich für befähigt hält Canadiertraining anzubieten. Ob ich wohl der einzige bin, der sich mit diesem Begriff schwer tut und ihn (böswillig) als Kundgebung umfänglicher Ahnunslosigkeit in Bezug auf Canadier interpretiert?
Meine These ist: Es gibt keinen Dreiercanadier!
Es gibt allenfalls Tandemcanadier mit einer mittleren Passagiersitzbank (oder dieses Wenonah-Modell, dass einzig und allein deshalb gebaut wird weil die Regularien im Nationalpark vorsehen, dass eine Kanu-Gesellschaft aus maximal vier Booten und neun Personen bestehen darf.). Es gibt natürlich Familiencanadier mit mehreren Sitzbänken. Die Idee ist, dass die mitfahrenden Kinder eher nicht paddeln und wenn doch, dann immerhin gleichmäßig auf beiden Seiten.
Oder sollte der ominöse "Dreiercanadier" den faulen Heckpaddlern dazu dienen ihre Position als "Steuermann", der unablässig sein Paddel im Wasser schleifen lässt, zu rechtfertigen. Sie haben dann die Möglichkeit zwei zugstarke "Maschinisten" vor sich im Boot zu platzieren, die die Arbeit machen...
Hallo Axel, ich habe schlechte Erfahrung mit "Dreierkanus" und mit Tandems in Dreierbesetzung. Ungern erinnere ich mich an eine 5-Tage Flußtour zu dritt, in einem Wenonah Odyssey, den ich damals als schnelles Tandem mit guter Zuladung gern fuhr. Im Bug war mein Sohn mit 12 Jahren, vor der Mitte ein Freund ( und starker Raucher ) dann jede Menge Ladung, im Heck ich. Ich kann mich an keine Stunde erinnern, in der wir irgendwie harmonisch unterwegs waren. Mach ich nie wieder! Kinder im Tandem als Passagier, denn die verlieren nach 15 min. sowieso die Lust am Paddeln, finde ich gut, dazu braucht es eigentlich keine zusätzlichen Sitze, passende Trockensäcke reichen als Behelf. Soviel aus meiner Erfahrung, LGW
Also ich habe ausgesprochen angenehme Erfahrungen im Dreiercanadier gemacht. Die zwei paddeln vorne und in der Mitte zusammen auf einer Seite, und das entlastet mich faulen Heckpaddler hinten vom ständig starken Gegensteuern auf der anderen Seite. Mein Kindchen hat allerdings immer mitgepaddelt und sich nicht nach 15 Minuten auf die faule Haut gelegt und hat mich auch nicht mit ihren Zigaretten eingenebelt ;-)
Ich weiß, ihr mögt dieses ständige J-Schlagen, aber ich kann, wenn es so einfach geht, gut darauf verzichten.
Zitat Gerade begegnet mir häufiger der Begriff "Dreiercanadier". Zuletzt sogar von einer Verbandstrainerin, die sich für befähigt hält Canadiertraining anzubieten. Ob ich wohl der einzige bin, der sich mit diesem Begriff schwer tut und ihn (böswillig) als Kundgebung umfänglicher Ahnunslosigkeit in Bezug auf Canadier interpretiert?
Meine These ist: Es gibt keinen Dreiercanadier!
Ich wäre vorsichtig mit solchen Aussagen! Gerade letztens bin ich von einem Wenonahcanadier überholt worden, die zu dritt in Sit&Switch-Technik das Feld aufgerollt haben und bestens harmonierten. Größte Schwierigkeit dabei dürfte wohl der ausgewogene Trim und die waagerechte Wasserlage sein,die durch den dritten Mittpaddler negativ beeinflusst werden.Aber unmöglich erscheint mir das nicht...
Nichts ist unmöglich und auch den Aspekt, den Michael angesprochen hat, habe ich nicht bedacht. Es spricht natürlich sehr fürs Dreierpaddeln wenn die Lenkerei im Heck sich dadurch minimiert. Es setzt aber auch ein ziemlich langes Boot voraus, in dem sich die beiden, die auf einer Seite paddeln, nicht ins Gehege kommen. Ganz auf Steuerschläge wird man dabei aber sicher auch nicht verzichten können. Dass man zu dritt schneller unterwegs sein kann als zu zweit leuchtet mir auch ein. Wenonah hat übrigens noch ein Modell, dass für den Betrieb als "Dreiercanadier" geeignet sein soll. Satte 19'4"/knapp 6m ist das Schiff lang. Das ist imposant.
Gibt es andere Hersteller, die damit werben geeignete Boote für drei Personenbesatzung im Programm zu haben?
Wenn sich durch zwei vorne paddelnde die Hecksteuerthematik erledigt haben soll, bezeugt das für mich auch nicht mehr als die zuerst angesprochene Kanuinkompetenz. Die Gierneigung erzeugende Relation der Kraftvektoren der Paddelschläge von Heck vs. Bug verschiebt sich doch durch einen in der "Mitte" paddelnden marginal. Stetigem Steuern wirkt man sicher besser mit korrekt ausgeführten Paddelschlägen entgegen und einer, im "ottonormalallgemeinen Paddel-Wissensschatz" vielleicht weniger bekannten Taktik, nämlich der Auswahl der Bug- und Heckpaddler nach Paddelstärke, die den/die Stärkere(n) in die vordere Position befördert. Thema erledigt, bleibt als neue Herausforderung ein korrekter Trimm.
Gekonnter sit&switch kann natürlich auch zu dritt funktionieren, stelle ich mir sogar recht lustig vor. So alltäglich, dass es deswegen in den Sprachgebrauch übergeht, wird das aber deswegen schon allein nicht, weil diese Technik Können erfordert.
Andererseits, was genau soll nochmal ein Dreier-Kanadier sein? Ein/Eine kanadische(r) Staatsbürger/in, den/die man sich für einen flotten ebensolchen ausleihen kann?
Kanu - alles andere ist ein Kajak. LOL.
ps. ist schon Sommerloch oder fehlen aufgrund Fahnen- & Fernseher-Verkaufsveranstaltung die Gesprächspartner? ;D
pps. bin mir sicher, von wegen Hersteller wirst du bei oben Erwähntem auch fündig. Vermutlich auch mit Spritzdecken mit 3 Löchern erhältlich. Aus einem Loch können aber manchmal auch mehrer Menschen o. Tiere herausgucken, habe ich schon so in freier Wildbahn beobachtet!
Der Begriff Dreiercanadier ist vielleicht etwas unglücklich, ich würd auch sagen, "sowat jiebs nich", aber dass mehr als 2Leute im Boot sind und auch paddeln, das ist wohl im Canadier bis vor kurzer Zeit (und auch beim täglichen Bootsverleih) eher die Regel als die Ausnahme. Probleme gibts da nur, wenn nicht klar ist, dass der Frontmann im Boot auch der Schlagmann ist. (Ansonsten lernt der Heckpaddler im Idealfall sehr schnell, das Boot unter allen Umständen auch gegen den Willen der Anderen unter Kontrolle und in Fahrt zu halten: Ich denke da an unsere erste Canadiertour in FRAME1 vor 20Jahren-4Personen und Tourengepäck im 15ft-Boot...) Um im Rhythmus zu bleiben, hilft es sehr, einen der vielen Paddelsongs der Voyageure anzustimmen, z.B. "Alouette" (Musik und Flusspaddeln gehören zusammen, zumindest, wenn drei oder mehr Personen im Boot sitzen. Wir haben damit , nach kleinen Startschwierigkeiten, sehr gute Erfahrungen gemacht: Nur Fliegen (und Freestyle) ist schöner.
Zitat Ansonsten lernt der Heckpaddler im Idealfall sehr schnell, das Boot unter allen Umständen auch gegen den Willen der Anderen unter Kontrolle und in Fahrt zu halten
Da will ich Dir aber mal widersprechen. Vielleicht solltest Du Dir mal Tanja vorne in's Boot setzen. Gegen ihren Willen machst du da hinten genau garnichts. Das wäre vermutlich bei fast allen so wenn man ihnen nicht einen Großteil ihrer Möglichkeiten verschweigen würde. Im Tandem Freestyle ist meine Aufgabe als Heckpaddler im Wesentlichen die Kantung zu kontrollieren und ansonsten möglichst wenig zu stören. Zumindest solange es vorwärts geht.
Du hast ja recht Sebastian! Wenn die vorn im Boot was können, dann bestimmt sie/er, wohin es geht. Allerdings gibt es in dem Fall wohl auch eher weniger Koordinierungsschwierigkeiten.
Ich hab nur in der Erinnerung daran geschrieben, wie wir damals losgeschossen sind. Und zumindest geglaubt hab ich nach recht kurzer Zeit, das Boot unter Kontrolle zu haben. Das Lächeln gilt also eindeutig meiner damaligen Naivität. Gruß Hans-Georg
Wer im Canadier gegeneinander arbeitet, hat sowieso etwas grundlegend nicht verstanden ...
Die Diskussion entwickelt sich zur Scheindebatte. Wichtig ist doch nur - und das war ja die Ausgangsfrage - ob es Dreiercanadier gibt bzw. ob ein Dreiercanadier Sinn macht.
Trivialerweise ist ein von drei Personen gefahrener Canadier ein Dreiercanadier. Man fährt einen Dreiercanadier, weil man gerade nunmal genau drei Besatzungsmitglieder hat und nicht zwei oder vier.
Der Sinn ist also ein pragmatischer.
Und natürlich ist ein Dreier gut fahrbar. Die "Gierkräfte" sind schließlich nicht größer als beim Solocanadier, noch dazu sitzen Avant und Gouvernail in einer im Vergleich zum Solo steuerwirksameren Position.
Aus einem 17'' er kann durch Einhängesitze schmell ein 3er oder 4er werden.
Wenn alle bei der Fahrt zufrieden sind ist das doch echt klasse.
Gut, ist nicht immer die reine Lehre. Aber der Spaß ist ja immer wichtig. Ansonsten wäre es Arbeit und man müsste Geld für die Schinderei bekommen.
Gerne erinnere ich mich an eine Spreewaldtour, bei der eine Freundin als Midi mitfuhr. Meine Frau als Avant und ich paddelten, die Freundin genoss die Fahrt, ohne zu paddeln.
Gab es nicht bei den Voyageuren nicht Extra-Stühlchen, die nicht fest eingebaut waren, um mitreisende Gäste an geeigneter Stelle (Trimm!) im Boot unterzubringen?
Der Rest ist Physik: Zwei auf einer Seite paddelnd und auf der anderen nur einer...
Wer zuerst abhebt, ist Kreismeister.
.
Im Leben ist es wie beim Paddeln: Wenn die großen Wellen kommen, immer in der Hüfte schön locker bleiben.
Zitat von Mahyongg im Beitrag #7Wenn sich durch zwei vorne paddelnde die Hecksteuerthematik erledigt haben soll, bezeugt das für mich auch nicht mehr als die zuerst angesprochene Kanuinkompetenz.
Danke.
Zitat von Mahyongg im Beitrag #7Die Gierneigung erzeugende Relation der Kraftvektoren der Paddelschläge von Heck vs. Bug verschiebt sich doch durch einen in der "Mitte" paddelnden marginal.
Natürlich, marginal. Zufällig reicht das, damit ich nicht mehr ständig J-schlagen muss, sondern frisch frei fröhlich geradeaus durchziehen kann.
Zitat von Mahyongg im Beitrag #7Stetigem Steuern wirkt man sicher besser mit korrekt ausgeführten Paddelschlägen entgegen
Das könntest du dem Padddelinkompetenten auch noch mal genauer erläutern. Was mache ich falsch, wenn ich im Regelfall (Tandemcanadier) ständig J-schlage? Irgendwie halte ich das für ganz normal ("The canoe will naturally veer away from the stern paddler’s side. To keep running straight, the stern paddler must add a steering component to his stroke. The J-stroke adds subtle course correction while retaining forward efficiency." Tandem Basics)
Zitat von Mahyongg im Beitrag #7... und einer, im "ottonormalallgemeinen Paddel-Wissensschatz" vielleicht weniger bekannten Taktik, nämlich der Auswahl der Bug- und Heckpaddler nach Paddelstärke, die den/die Stärkere(n) in die vordere Position befördert. Thema erledigt
Super Lösung, aber wir haben beide keine Lust auf diesen Wechsel. Und wenn dann im Dreier zwei Schwache vorne und ein Starker hinten für den perfekten Ausgleich sorgen, gefällt mir Paddelinkompetenten das außerordentlich. Kann der Experte natürlich nicht verstehen ...
Moin, ich fahre auch ab und zu "Dreiercanadier" , zwei Schwächere vorne ergibt einen Starken was bedeutet dass man das dann den Dreiertandemcanadier nennen kann , auf der richtigen Seite die Paddler platziert spart das auch reichlich J-Schläge und mittlerweile in der Mitte nebeneinander platziert ( auch die Ärsche von Kindern entwickeln sich) funktioniert das auch mit und ohne vorne, ist dann aber auch noch ein Dreiertandemcanadier. Wenn dann auch noch meine Frau mal mit paddelt ist es mit dem richtigen Fachausdruck benannt logischerweise ein Dreibankquartettcanadier.
Grundsätzlich halte ich einen "Dreiercanadier" für eine "Erfindung" der bzw. für die Kanuvermieter. Möglichst viele Menschen müssen mit möglichst wenig Kanus transportiert werden. Die Anzahl der "Sitzbretter" entscheidet über den Typ des Bootes.
3 Paddler ergeben immer eine unterschiedliche Kräfteverteilung, daher ist das für mich eher eine Notlösung, allerdings gibt es hier zu viele variable Größen, als daß man dogmatische Regeln aufstellen könnte.
- Wendigkeit des Kanus - Verdrängungswiderstand - Geschwindigkeit des Kanus (und der daraus resultierende nach vorn verlagerte Drehpunkt) - Trimm - Sitzposition der einzelnen Paddler - Paddelführung (Nähe zur Kiellinie) - Kräfte, die auf das Paddel übertragen werden - Wind, Wellen Jeder einzelne Punkt beeinflußt die Korrekturdosis des Heckpaddlers. Wenn unter Laborbedingungen (gleiche Paddler, Kräfte, Paddel, Paddelschläge usw.) gepaddelt wird, reicht schon eine Änderung der Geschwindigkeit aus, um den Korrekturbedarf im Kanu zu verändern.
Überwiegend wird es wohl ungünstig sein, zu dritt zu paddeln - es mag aber Situationen geben, in denen es grad mal passen kann.
Zitat von Frank_Moerke im Beitrag #16 Überwiegend wird es wohl ungünstig sein, zu dritt zu paddeln - es mag aber Situationen geben, in denen es grad mal passen kann.
Ja, gibt es denn nun einen Dreiercanadier oder gibt es ihn nicht. Ich tu mich auch ganz, ganz, ganz schwer mit diesem schlimmen Wort. Aber ich weiß, und das ist in der einschlägigen Literatur nachzulesen, dass es solche "Dreier" in der Geschichte gegeben hat. Nämlich damals bei den Indianern. Als die sich zu ihren Stammesfesten, Potlatch genannt, versammelt haben, hatten die jüngeren Kerle der Rothäute für die abendlichen Orgien immer 2 Weiber mit an Bord. Die alten und verschlissenen Kerle, aber nur eins. Und weil nun die jungen gar nicht schnell genug zum Ort des vergnüglichen Festes kommen konnten, legten sie sich mit ihren Mädels so richtig ins Zeug. Diese open canoes wurden in Fachkreisen als "Flotte Dreier" bezeichnet. Die alten Kerle in ihren "Lahmen Zweiern" mussten nehmen was dann noch übrig war.
Lieber Amarok, an dieser Stelle kommt es durch die Übersetzer immer zu Fehlinterpretationen. Ein Indianermännchen durfte nur mehr als eine Frau haben, wenn er mehr als/oder wenigstens drei Kanus besaß, man spricht dann in Fachkreisen von einer "Dreierflotte". Das wurde dann von den Weißen salopp als flotter Dreier übersetzt.