Die Paar; nicht weit von Ingolstadt, bekannt aus, hören, sagen, lesen und durch zufällige, wenige kurz erhaschte Blicke. Man hört, das Baumhindernisse das kurvenreiche Fahrwasser unerwartet blockieren, umständliche Uferböschung zu überwinden ist, an der Mündung zur Donau ein mal mehr oder weniger Schwall zu erwarten sei und das halb links davon ein größerer Steinkoloss unter Wasser lauern soll. Ich muss zugeben, dass ich von den kurz erhaschten Blicken auf die Paar von der Straße aus nie enttäuscht wurde, zwei bis drei Baumhindernisse sind standartweise zu sehen, was mich anfangs von diesem kleinen Abenteuer die Paar zu befahren abhielt, zumal ist mehr Strömung im Vergleich zur Altmühl, auch enger und kurvenreicher….
Wenn ich meinen Erinnerungsfilm weit zurückdrehe, durfte ich schon einmal im Winter, damals bei Nacht und gegen die wünschenswerte folgende Morgendämmerung, unverhofft auf Der Paar einige Kilometer mit einem Boot fahren. Ich weiß noch wie die Außenhaut des kleineren Schlauchbootes mit einer Eisschicht überzogen war…. Ich erinnere mich auch noch daran, das Jahre später, drei von irgendetwas zugesetzte, verschmutze und abgekämpfte Männer mir begegnet sind. Ich fragte sie, „Welches Weges sie waren?“, einer davon; den ich zufällig gut kannte, antwortete mir kurz trocken; mit dem einzigen Wort „Paar“. Mehrere Worte waren auch nicht nötig gewesen um uns zu verstehen.
Ja nun ist es für mich wieder soweit gewesen, wieder im Winter auf der Paar, viele Jahre später, diesmal tagsüber, ohne Schnee, Solo im Soloboot , ohne Begleitung, die Flussstrecke von Manching bis zur Mündung der Paar in die Donau bei Vohburg abzuleisten; mal mehr oder weniger. Die Einsetzstelle ist im Ort Manching an einem Fußgängersteg. Weil ich auf alles gefasst sein muss, wähle ich bei dieser Wetterlage meinen Trocki und für das zu Erwartende grobe, mein bewährtes Moll Contra.
Es ist Donnerstag der 16.01.14 bei einem Pegel von über 82 cm, Wetter ist nicht warm und nicht kalt, bewölkt, die Sonne kommt nicht durch, 11 Uhr geht die Tour los. Die Strömung fühlt sich mehr wie die Donau an, ein Schwan in etwa 80 Meter Entfernung voraus begleitet mich als Vorauskommando. Das erste Baumhindernis, nein Baumsperre ist in Sicht, der Schwan ist kein Zeuge, er ist weg. Ich sehe rechts eine kleine Lücke wo ein Boot vielleicht durchpasst, die Strömung ist flott, die kleinen Äste rundherum würden etwas stören, denke „würde passen“, lasse aber schnell davon ab, weil hinter der Lücke, etwa einen Meter entfernt, eine dicke Astschikane hängt, die nur zu passieren wäre, wenn es keine Strömung gäbe. Ich muss sofort reagieren, wende das Boot, aber nicht mal so einfach, sondern mit mehr Einsatz wie sonst, komme gerade so an das Ufer in ein ruhigeres Wasser. Dort steige ich aus und schleppe mein Boot an dem Baumhindernis vorbei und setze das Boot wieder ein. Das Ufer ist zum Glück nicht steil, die Vegetation ist etwas sperrig. Es geht weiter, und denke an meinen Trocki, „ob er das überhaupt aushalten kann?“, so durch das Gestrüpp zu rangieren mit Boot und an die viele Zeit die diese Aktion gekostet hat. Keine Fünf Minuten später, das nächste Baumhindernis, was ich diesmal rechts liegen lassen kann, nur danach lauert die zweite Baumsperre (siehe Filmchen… war Zufall das ich diese Passage überhaupt gefilmt hatte, wusste ja nicht was dahinter kommt..) Die unpassierbare Baumsperre sehe ich aber erst nach der rechts liegengelassenen passierten Baumsperre, und muss zügig ein Kehrwasser finden, was mir auch glücklicherweise gelingt, weil die Baumsperre kommt zügig näher. Ein paar ungefährliche Ästchen von stehenden Bäumen musste ich dennoch streifen um in den sicheren Hafen zu gelangen. Ich steige aus, schleppe schweißbadend mein Boot über die üppige sperrige Uferböschung. Mein leichtes Boot ist bei dieser Tour Goldwert, fühlt sich aber doch nun schwerer an, nicht auszudenken wenn mein Boot um vieles schwerer wäre. Es geht auf Der Paar weiter. Eine Trans All die den Flugplatz Manching anfliegt kreuzt im Tiefflug die Paar und mich. Der Schwan ist wieder aufgeraucht und verschwindet in einen Seitenarm. Bis auf den Schwan, paar Enten und Kohlmeisen und Spuren von Bibern, ist von der Tierwelt nichts weiter zu sehen, auch keine Zeit dafür, wäre auch zu riskant. Nach einer kleineren Ruhephase kommt das nächste Baumgespenst in Form von einem Dreieck, schaut aus wie ein Tor, nur das sich herausstellt, das dieses Tor eine Schranke kurz über und etwas unter der Wasseroberfläche hat. Ich breche die Durchfahrt ab und wende, erkunde etwas, knipse Fotos von einem ruhigen Fahrwasser aus. Ich denke nach, schaue und sehe eine keine Lücke links wo der Baum etwas tiefer unter dem Wasser hängt. Ich fahre los, bin auf alles gefasst um nicht überrascht zu werden, eine Hand breit Fahrwasser, mehr nicht, aber es reicht.
Es geht weiter und bemerke an den Stromkilometeranzeigetafeln, dass ich ziemlich flott unterwegs bin. Der Fluss wird kurvenreicher und wirkt ab und zu flotter, spiele mit der Strömung, fahre an unproblematischen Baumleichen vorbei. Es ist nicht mehr so weit bis zur Mündung, plötzlich eine aufgetürmte Masse aus Bäumen, der Weg scheint versperrt, hinter der Baummasse geht die Strömung weiter, der Fluss teilt sich aber unverhofft und biegt nach rechts ab. Es folgt ein kurvenreicher Part, ein längerer Schwall in Sicht, ich denke jetzt ist es geschafft, die Mündung folgt dahinter…., nur dort ist keine Mündung, keine Donau. Der Schwall gleicht den Bootsrutschen der Altmühl, scheint länger, welliger und ist schwieriger zu fahren. Die Durchfahrt gelingt. Ich konnte leider kein Foto von dem Schwallstück knipsen, weil die nächste Kurve bevorstand. Der Fluss fließt flott, sehe plötzlich die Donau durch die aufgerissene Uferböschung und Wassermassen mit längeren Schwallstück in die Donau im fasst rechten Winkel fließen, bin mir aber nicht schlüssig weil der Fluss weiter fließt mit beachtlicher Strömung. Ich fahre die Lücke zur Donau an, mir wird bewusst, das ich hier falsch bin, aus Platzmangel und zu flotter Strömung ist eine Kursänderung nicht mehr möglich und zu heikel, weil das Boot gegen die Uferkante sicher gedrückt würde und wohl gekentert wäre. Ich fuhr hinab, komische Wellenverhältnisse, das Boot ist ein Spielball, kippt nach rechts und links, versuche locker aus der Hüfte und mittig die Stellung im Boot zu halten, mein Paddel streift über die Wellen, ich komme in der Donau an. Die Donaubrücke ist in Sicht, nur zu weit, weiß jetzt sicher, dass ich zu früh ausgespuckt wurde. Ich Paddle weiter auf der Donau, sehe die Paar rechts von mir wie sie in die Donau mündet. Siehe da, ein Stein im Schwall wie vorausgesagt, aber mittig und Riesig wie ein Fels in der Brandung. Geschafft! Drei Stunden sind für diese Fahrt, nein Abfahrt angesetzt, hier waren es zwei Stunden und zwanzig Minuten, trotz Umsetzen, Erkundungspausen in Kehrwassern und Foto…
Ich darf noch nicht wie einer der drei Männer trocken sagte: „Paar“ aussprechen, um so vieles mit einem Wort zu deuten, weil ich die letzten Meter der Paar zur Mündung in die Donau, nicht ganz geschafft habe…noch nicht.
Glückwunsch zur persönlichen Erstbefahrung im Kanu (das Schlauchboot zählt nicht wirklich). Schade, dass es von den wirklich kniffligen Stellen kein Foto gibt. Da ist man immer zu sehr mit sich und dem Boot beschäftigt. Bilder und Bericht machen Lust auf eine "Paar-Befahrung". Vielleicht klappts ja mal im Sommer (oder hat der Fluss dann generell zu wenig Wasser?).
wirklich schön, Deine kleine SOLO-Flucht aus dem Alltag mitten in Deutschland. Das ist der Beweis, dass es Abenteuer hinter jeder Ecke geben kann... und vielleicht macht erst diese SOLO Befahrung ohne Backup Hilfe oder Wurfsack-Armada am Flussrand den besonderen Reiz aus.
Hammer finde ich, dass auf dem Video die ganze Zeit die Alu-Thermoskanne aufrecht im Boot stehen bleibt
von mir auch Glückwünsche zur Erstbefahrung! Ich hab die Paar leider verpasst, weil ich beim Herbstlager des Canadierstammtisches München nicht dabei war, da wurde die Paar wohl auch befahren. Ich freu mich immer übder Deine Berichte - da seh ich Das Gelbe Boot wieder, das Wolfgang mich hat probefahren lassen, bevor ers dann zu Dir mitgebracht hat - und das sicher mit beigetragen hat, daß ich heute Canadier paddle...
Das Abenteuer ist überall, dank Trockenanzug auch mit etwas Reserve, besonders wenn Du auf die Sicherheit in der Gruppe verzichten mußt.Oder bewußt darauf verzichtest. Tolle Fahrt, danke für den spannenden Bericht, W
Danke für die Glückwünsche für die Erstbefahrung , das gerne gelesen wird….und Freude aufkommt.
Der Paarpegel übers Jahr, ohne die Hochwasserzeiten zu beleuchten, ist meist um die 50 cm. Martina und Florian (Buschpaddler) geben 55 cm als guten Wasserstand an. Tolle Fotos sind auch bei ihrer Paar-Befahrung im Netz zu sehen. Der Schwall an der Mündung (Pegel 52) gleicht in etwa wie bei meiner Tour, den ich ja nicht befahren habe. Der fasst verborgene mittige Stein ist auf den Fotos zu erkennen, nur jetzt scheint noch einer oben darauf gestellt worden zu sein, um ihn bestimmt besser wahrnehmen zu können. Der unbekannte erstere Schwall vor dem Notausgang war in etwa wie der auf den gezeigten Fotos der Paarmündung. Der Schwall des „Notausganges“ den ich fahren musste war viel steiler, aber vergleichbar. Der Donaupegel hatte in Ingolstadt bei meiner Tour 200 cm und der Paarpegel 82 cm steigend.
Im Sommer ist ein Umtragen noch Umständlicher und Zeitraubender durch den neueren Uferbewuchs. Da müsste neben Axt, Säge, noch eine Machete mit an den Start. Zeckenschutz wäre sinnvoll. Die Baumhindernisse vom Boot aus zu bearbeiten mit Handsäge oder Axt wäre in meinem Fall, durch die Strömung unmöglich gewesen. Nicht im Boot, gesichert im Team, im Wasser stehend, ja.
Die Alu- Thermoskanne hat manchmal gewackelt, wirklich irre, dass sie beim Video stehengeblieben ist, einmal hatte ich sie vermisst, ist später achtern im Boot wieder aufgetaucht.
Die Paar sollte unter diesen Verhältnissen und Gegebenheiten (Wassertemperatur/ Lufttemperatur, mehr Strömung, Schwall, Baumhindernisse…), um unversehrt in die Donau zu gelangen, nicht von Personen befahren werden, die erst wenige male einen Canadier im strömenden Wasser gesteuert haben, nicht dafür ausgerüstet und sich keinerlei Gefahren ; ernst bewusst sind. Trotz gewichtiger richtiger Entscheidungen vor Ort, hatte ich einige Defizite vor Ort und in der nachfolgenden Aufarbeitung / Beleuchtung der Tour, was u.a. die „Paddeltechnik unter Zeitdruck“ betrifft; erfahren, die abgestellt werden müssen, um in zukünftiger ähnlicher Lage/ Situation; eine Steigerung zu erfahren.
8 Jahre später ... Mit meiner Frau und Donau-Mike die Paar ab Manching bis zur Mündung in die Donau gepaddelt, die dieses mal nicht spritzig war, da die Donau einen guten Pegel hatte. Somit war diese Mündung recht einfach zu befahren. Da ich aber eher zur Gattung schreibfaul gehöre, das Ganze hier in bewegten Bildern : (vielleicht mag @Donau-Mike noch etwas dazu schreiben ?)
Hallo Robster, danke für das schöne Video. Falls Du, oder jemand anderes mal wieder auf der Paar unterwegs seid, würde ich mich gerne anschließen. Der Bach interessiert mich, evtl. kann manje nach Tageszeit noch bisserl auf der Donau weiterpaddeln.