Dass ich mal etwas Selbstkritisches hier einstelle, hätte ich selbst nicht gedacht, doch da wir hier ähnlich einer großen (Paddel-)Familie agieren, und an Erlebten gegenseitig teilhaben dürfen, spiegelt für mich den Facettenreichtum wieder, sodass ihr auch meine heutigen Gedanken ertragen mögt. (ich bitte nicht um Absolution, bin halt wie jeder andere nicht perfekt)
Folgendes:
Gestern frühmorgens, bin ich solo in die McPommSeePlatt gefahren, zum Junggesellenabschied eines Freundes. Ausgangspunkt dafür war ein Campingplatz mit angeschlossenem Kanu-Verleih.
Ich wusste, dass es zum Nachmittag eine - wie auch immer geartete - siebenköpfige Paddeltour - mit einem Kasten Bier u.a. - geben sollte.
Wie Männer unter sich das bei solchen Angelegenheiten handhaben (ich nehme mich da nicht aus), waren wir nicht mehr gänzlich nüchtern, als wir am Nachmittag beim Verleiher einen 3er und einen 4er-Verleihcanadier empfingen.
Mir ist vollends egal, wer der junge Mann war, der uns die Canadier aushändigte, ganz sicher hat er jedoch festgestellt, dass die Typen, denen er vermietet, beschwipst sind, trotzdem war es überhaupt kein Problem.
Mit dem Beisatz: "Ich muss Euch leider Schwimmwesten mitgeben, auch wenn ihr die nicht anzieht, dass Aushändigen muss sein" - entließ er uns aufs Wasser - - mir war ja vorher klar, was folgte.
Keine 600 Meter chaotischer Paddelei später, landeten wir das einzige Mal an, die Blasen drückten - es begann zu regnen, wir badeten und tranken auch das eine oder andere weiter.
Beim Wiedereinstieg war es schon schwerlich, die Mittelachse des OC zu finden, sind vier irgendwie angetrunkene, kräftige Kerle nicht zwingend gazil in der Wahl der Balance...
Es kam natürlich so, wie es kommen musste, Kenterung schon im Uferbereich - fast alle Bierpullen verabschiedeten sich gen Seegrund - ich war zu dem Zeitpunkt schwer amüsiert, waren wir doch ununtergehbar (alle hatten wenigstens Westen an) - - - ob die motorisierten Freizeitsportler uns auch so toll fanden - in dem Moment haben wir das schon vollends nicht mehr gerafft...
Als Außenstehender hätte ich uns zum Kotzen gefunden - ernüchtert von der Rückkehr nach B, fange ich an, mich selbst zu hinterfragen. Ich wusste, wohin ich warum fahre, auch, wie es werden wird.
Trotzdem alles gut gegangen ist, wie hätte uns der Entenschutz gefunden, denke, da hätt's mächtig Mecker gegeben, was wäre gewesen, wenn's einen weggerafft hätte, hätte man sich das selbst verziehen?
Das man halt Feste (feste) feiern kann, ist legitim - und auch rückblickend ist das für mich total i.O. - ob ich in der selben Situation nicht evtl. anders versuche, auf die Tagesplanung einzuwirken, ich bin sehr nachdenklich, für dieses Mal ist alles gut gegangen und bis auf eine Menge Spaß am, auf und im Wasser ist Niemand zu Schaden gekommen.
Was aber im Rückblick für mich (so blöd sich das jetzt auch anhören mag) überhaupt nicht geht, ist die Tatsache, dass man doch in einem Zustand, wenn mir keiner mehr die Zündschlüssel für seinen Pkw geben würde, durchaus Canadier mieten kann - DAS hätte ich nicht für möglich gehalten.
Mit schlauen Weisheiten anzufangen, steht mir nun ferne.
Sollte aber doch mal einer in die Verlegenheit kommen, in ähnliche Situation zu kommen, paddelt erst (nüchtern!) und trinkt dann (ggf.), nötigt alle zum Tragen der Schwimmwesten und passt aufeinander auf.
Und so unangenehm es mir ist - im Ellbogensee liegen noch gut gekühlte Bierflaschen...
Ich bin auch fuer Party bzw entsprechendes Chillen zu haben, aber eben nach dem Paddeln bzw Segeln.
Die Sauferei tagsueber hat mich auch schon bei vielen Jollenwanderern bei gemeinsamen Fahrten angekotzt, da durfte ich schon manches Ausweichmanoever fahren, oder konnte "Mastschnellege-Verfahren" . an geschlossenen Klappbruecken beobachten. Gerade als Skipper, oder eben im Kanadier als Erfahrenster bzw hinten sitzend hat man ja imho auch Mitverantwortung fuer die Anderen. In der Fahrtenjolle wuerde ich nur unter Motor offensichtlich Besoffene mitnehmen, leicht Angetrunkene auch unter Segel, da ich das auch alleine gehaendelt bekomme. Im Kanadier wuerde ich schon aus Selbstschutz keine Besoffenen mitnehmen.
Ueberwiegend ist es zwar natuerliche Auslese, wenn den Leuten etwas passiert, da aber eben doch haeufig Helfer ihre Knochen riskieren, ziehe sie Andere mit rein.
Was nun die Verleiher betrifft, da hat jeder seine eigenen Grundsaetze und ohne die besoffenen Vatertagspaddler wuerde wohl so manchem Verleiher Einiges an Verdienst fehlen. Finde ich nicht richtig, wenn sie an offensichtlich Besoffene ausleihen, aber ich denke mir, da die Verantwortung auf die Verleiher abzuschieben, ist nicht angemessen, in erster Linie sind die Leute selber und vor allem die Erfahrenen in der Pflicht.
Mit Suff (das kann nun jeder Jugentliche einschaetzen, dass es nicht so schlau ist, sich mit dickem Kopf in ein Boot zu setzen) ist es halt anders als mit Leihbooten bei etwas schwierigeren Bedingungen, die ein Verleiher eher einschaetzen kann, als Newbies. Wir waren letztes Wochenende ein paar Tage auf der Fulda unterwegs, etwas erhoehter Pegel,verhaeltnismaessig hohe Stromgeschwindigkeit (ueberwiegend 4,5 - 7 km/h + Eigengeschwindigkeit lt GPS), einige umgestuerzte Baeume durch vorhergehendes Hochwasser. Irgendwann ueberholten wir einen Leihkanadier mit 3 ca 15-16jaehrigen Maedchen, die im lustigen Zickzack unterwegs waren und nicht so wirkten, als wenn sie schon mal in so einem Ding dringesessen haetten. Ich maachte mir dann schon meine Gedanken, ob as so schlau vom Verleiher war, unter den Bedingungen Newbies ein Boot auszuleihen. Ein Stueck weiter ueberholten sie uns wieder waehrend einer Pause, ein paar km weiter sah ich dann auf einem Camping den Leihkanadier liegen und der Betreiber erzaehlte uns, dass sie die Maedchen rausgefischt haetten und sie schon 3 km neben dem Boot getrieben seien. Zum Glueck hatte sie alle Schwimmwesten an, das Wasser war warm und auf dem Stueck war kein Baumverhau in denen Einen die Stroemung drueckte, aber da haette auch leicht mehr passieren koennen.
aber ich denke mir, da die Verantwortung auf die Verleiher abzuschieben, ist nicht angemessen, in erster Linie sind die Leute selber und vor allem die Erfahrenen in der Pflicht.
Da kann ich überhaupt nicht zustimmen. Natürlich ist der Verleiher verantwortlich. Leider kann ja jeder Boote verleihen, ohne eine Qualifikation hierfür nachweisen zu müssen. Ich habe mit Verleihern einige Erfahrungen, zwar nicht wie im vorliegenden Fall mit Trunkenheit, aber mit Einweisung in Boot und Strecke. Da kommt einen bisweilen das kalte Grausen und man wundert sich nur, dass nicht zu schlimmen Unfällen kommt.
Moin Godi, da ich hier auch schon von Missgeschicken berichtet habe, möchte ich ausdrücklich betonen, wie klasse ich das finde, dass Du über den Junggesellenabschied und die Folgen berichtest. Meine Gedanken dazu. Ich glaube es wird schwierig so einen Tag, mit dem Anlass, mit dem festen Vorsatz erst paddeln, dann Alkohol, in der Gruppe um zu setzen. Obwohl es sicher der richtigere Weg gewesen wäre. In letzter Konsequenz kann man dann nur nicht teilnehmen oder absagen- und will man das…? Stell Dir mal vor Du hättest im Moment der Canadiervermietung alles auf „Stop“ oder „Halt“ versucht zu stellen? Ein, nur theoretischer Ansatz. Hier bei uns werden mittlerweile Alkoholkontrollen „am Paddel“ gemacht (inkl. drohendem KFZ Führerscheineinzug), einfach weil es zu oft Unfälle gegeben hat. Viele Grüße docook
Wir haben jetzt immer Klammerpflaster im Erstehilfepack; nachdem ich schon mehrmals am See Schnitte in Kinderfüssen oder -Pfoten behandeln musste, ärgert mich das mit den Flaschen am meisten. Beim Kanadierkurs hieß es ausdrücklich: Keine Glasflaschen ins Boot - und bei meinem Pakcanoe wär ich schön blöd, wenn ich mich nicht dran halten würde. Also: Wenn Bier im Boot, dann die Flaschen bitte in Tonne / Pack oder gleich ein Faß mitnehmen...
da, wo die Flaschen liegen, ist es zu tief (für Kinderfüsschen) & die Flaschen sind heile & originalverschlossen, ich weiß, das macht es nicht besser - - - ich leide immer noch unter meinen Sünden...
Wahrscheinlich bergen Taucher in 53 Jahren einen wahren Brauschatz; wäre da guter Wein drin gewesen, anstatt...
stimmt im Prinzip aber ein bißchen hinkt der Vergleich. Wer aber alkoholisiert Auto fährt gefährdet andere - nicht gut! Wer alkoholisiert paddelt gefährdet im wesentlichen sich selbst - meinen Segen hat er. Zur Klarstellung: Meine Zustimmung hat er nicht. Knülle zu paddeln ist keine gute Idee. Aber solange andere nicht beeinträchtigt werden fällt das (jedenfalls nach meiner bescheidenen Meinung) unter Eigenverantwortung.
Zuerst mal ein Dankeschön an Leichtgewicht für das freimütige Geständnis, ist sicher nicht leicht gefallen, denke ich. Aber es regt, wie die Diskussion zeigt, doch zum Nachdenken an.
Verantwortung des Verleihers: nun, ich kann mir gut vorstellen, welche Vorwürfe sich dieser von der illuminierten Schar Junggesellenverabschieder anhören hätte können, hätte er ihnen die Boote verweigert. Und vielleicht auch noch von seinem Chef wegen der entgangenen Knete. Wäre aber dennoch besser gewesen.
Die illuminierte Schar: sich bewußt zum Weitersaufen eine Kanutour auszusuchen verstehe ich nicht ganz, aber man könnte das noch, wie es auch Habbo meint, unter Eigenverantwortung abbuchen...
Aaaaber nur, wenn keine der Illuminierten anschließend damit rechnet, von weniger illuminierten Rettern geborgen zu werden, die sich damit möglicherweise selbst in Gefahr bringen. Wird in diesem Fall nicht zutreffen, könnte aber schon mal vorkommen. Und dann geht die Eigenverantwortung ganz schnell beim Fenster raus und die Allgemeingefährdung wird wieder akut. Erinnert mich dann ein wenig an die ganzen, man verzeihe mir den Ausdruck, idiotischen Schitourengeher bei uns in den Alpen, die trotz akuter Lawinenwarnung aufsteigen und ganz selbstverständlich erwarten, dass die Bergrettung sie dann aus dem Schlamassel wieder rausholt, unter Gefährdung des eigenen Lebens, denn die Lawinengefahr gilt ja auch für Bergretter.
Also Eigenverantwortung nur dann, wenn ich auch damit einverstanden bin, dass ich im Fall des Falles einfach zum Abgeben des Löffels meinem Schicksal überlassen werde, sonst sollte vorher das Ding, das bei den meisten von uns zwischen den Ohren sitzt, aktiviert werden (bevor es mittels irgendwelcher Substanzen von eben dieser Funktion befreit wird).
Aus eigener Erfahrung, wurde meiner Tochter von einem Verleiher eine Schwimmweste für Erwachsene angedreht. Ich wies ruhig und sachlich daraufhin, dass ich bei der Buchung online und telefonisch, mich versichert hätte, dass eine Kinderrettungsweste bereitgestellt wird. Beim Festzurren der zu großen und maroden Schwimmweste für meine Tochter, hatte ich eine Schlaufe fasst abgerissen. Ich wollte die Tour mit zwei Canadiern deshalb nicht absagen und die Freude für uns alle darauf nehmen. Ich hatte die ganze Fahrt kein gutes Gefühl dabei. Meine Tochter im Kindergartenalter! machte auch ärger deswegen, weil Sie wusste, dass es die falsche Weste sei, denn sie kannte die richtigen Rettungswesten von anderen Verleihern. Einmal auf der Fahrt, wollte sie die Weste schon abstreifen, weil sie zu unbequem und zu locker sei. Ich mache mir jetzt noch Vorwürfe deswegen. Das war für mich damals, ein schwieriger Grenzgang, wo ich eine richtige oder falsche Entscheidung, nicht so einfach fällen konnte, auch deshalb weil ich für etwaige Gefahren noch zu Blind war. Heute würde ich die Tour sofort absagen. Jetzt, hat sie glücklicherweise eine eigene Rettungsweste. Über die Luftnummer mit der Weste, die obercoole und unprofessionelle Einweisung an den Booten usw., machte ich mir so meine Gedanken. Ich wollte keinen Ärger machen und schluckte die bittere Pille einfach.