Bei den hier und anderswo beschriebenen Canadier-Fluss-Trips stellt sich fast immer zwangsläufig das Problem des Rücktransports der Boote (Autoversetzen, Anbindung an öffentlichen Verkehr,...) als ob eine Fahrt gegen die Stromrichtung des Flusses völlig undenkbar wäre.
Dabei sind doch gerade Canadier von ihrer Bauart her für längere Fahrten flußaufwärts gedacht. Die Voyageure im Herkunftsland Nordamerika hatten bei ihren weiten Reisen stets lange Strecken (wenn nicht 50%) gegen die Strömung und vielfach ausgedehnte unwegsame Portagen zu bewältigen. Dabei und genau dafür entwickelte sich die Bootsform so, wie Canadier heute noch konstruiert werden. Die Portagen beschäftigen uns hier auch (Bootswagen, Tragejoch,...) aber die Reise flussaufwärts kommt selten zur Sprache. Woran liegt das?
Sind wir zu bequem? Spielen ökologische Überlegungen dann doch eine untergeordnete Rolle weil flussauffahren 'weniger Spass' bringt? Ist es unzumutbar langsam zu sein und schwierige Stellen zu treideln oder zu staken?
Wer unternimmt Flussreisen in beide Richtungen? Wie überwindet ihr Hindernisse? Eure Erfahrungen würden mich interessieren.
es wäre hilfreich zu wissen, in welcher Ecke Deutschlands Du wohnst. Dann würde ich Deine Frage eher verstehen. Oder anders gesagt, kennst Du als Paddelrevier nur den Spreewald, wo es fast egal ist wierum man fährt, ist die Frage plausiebel. Es gibt aber etliche Flüsse, deren Strömung so stark ist, daß man paddelnd nicht dagegen ankommt. Selbst die Altmühl, die als längster See Bayerns gilt wegen ihrer geringen Strömung, ist nicht auf allen Abschnitten gegen den Strom befahrbar (schon selbst versucht mit schnellem Boot und muskelbepacktem Bugmann). Hier könnte man treideln, weil das Wasser an den schnellen Stellen flach ist, bedenke aber die ökologischen Auswirkungen, wenn auf einmal die Paddler im Flußbett latschen. Oder fahr mal zur Donau. Eine schöne Ecke ist Weltenburg am Donaudurchbruch. Wenn Du dort flußaufwärts paddelst bis Vohburg, dann Hut ab. Kurz gesagt, es geht halt nicht immer. Deswegen will man aber nicht auf einen schönen Fluß verzichten.
Hallo Knickspant, ich wohne bei Hannover an der Leine. Für die schnelle Feierabendrunde bleibt mir gar nichts anders über als Stromauf und -ab zu fahren, will ich den auf das Auto verzichten. Ich finde es gut so.Durch die flotte Strömung der Leine(3-4 kmh)gehts stromauf natürlich auch nur mit ca. 3-4kmh.Dabei habe ich durch die Langsamkeit schon viele Dinge entdeckt die mir Flußab nie aufgefallen wären.Um möglichst jedes Kehrwasser auszunutzen paddelt man ja auch dichter am Ufer und sieht deshalb schon Kleinigkeiten eher.Außerdem ist es gut für die Paddeltechnik, da man häufig Manöver braucht die beim Flußabfahren meistens nicht vorkommen. Also ruhig mal ausprobieren.
ich bin meist auf der Ems und Werse unterwegs. Da ich fast immer alleine paddel, habe ich natürlich auch das Problem mit dem Rücktransport. Deshalb geht es grundsätzlich erstmal Flußaufwärts, was auf beiden Flüssen aber auch problemlos möglich ist. Das ist natürlich etwas anstrengender und wenn ich mal an Schwallstellen komme, die ich nicht durchpaddeln kann, treidel oder trage ich meinen Canadier auch mal ein paar Meter. Finde ich halb so wild, da mein "gutes Stück" ein Tragejoch hat und mit 21,5 Kg relativ leicht ist. Sicher geht es Flußaufwärts langsamer voran und an manchen Stellen kommt man auch schon mal ins Schwitzen. Mich stört das aber nicht, ganz im Gegenteil, ich finde es so viel interessanter und abwechslungsreicher als "nur" Stromabwärts zu paddeln. Außerdem habe ich so nicht das Problem mit dem Rücktransport. Aber es scheint wirklich ziemlich ungewöhnlich zu sein, denn mir ist hier noch nie jemand begegnet, der auch gegen die Strömung paddelt. Natürlich höre ich von entgegenkommenden Kanuten oft blöde Sprüche, wie: "Du paddelst in die verkehrte Richtung" usw. Meist sind das Leute von den Kanu(sauf)touren kommerzieller Anbieter. Aber auch bei bei den "richtigen" Kanuten stößt man auf wenig Verständnis. Es scheint für alle nur eine Richtung zu geben, Stromabwärts.
Als Solo-Paddler (konnte meine Familie nie recht von diesem 'Familiensport' überzeugen) bin ich öfter als mir lieb ist mit diesem Transport-Problem konfrontiert. Meine Übungsrunden auf dem Neckar führen ebenfalls zwangsläufig flussaufwärts (wobei ich zugeben muss, dass die andere Richtung vom Spassfaktor her durchaus höher zu bewerten ist). Ab und an mache ich dann solche Aktionen wie z.B. im April, als ich mich drei Stunden flussaufwärts gekämpft habe um dann in einer Stunde wieder zurück zu fahren. Die innere Befriedigung tritt dabei ein wenig später ein - ist aber umso nachhaltiger. Und, ja das geht auch auf den relativ schnell fließenden Flüssen hier im Süden Deutschlands (sooo schnell plätscherts hier ja nun auch nicht). Im Norden an Leine und Aller stelle ich mir das fast noch kniffliger vor weil die Uferabbrüche doch recht markant sind und sich weniger Kehrwasser bilden. Aber vielleicht schätze ich das auch falsch ein.
Also meine Trainingsrunde ist eben auch eine Runde auf der Ruhr. Und da fahre ich meine 5 Meilen auf/ab Kombination momentan mit 00h:58m.
Auch die Fahrt zum Biergarten ist erstmal mit 6km flussaufwärts garniert, bevor der Rückweg auf dem Wasser beginnt.
Flussauf-Fahren hat auch was mit Technik zu tun. Da gibts schon ein paar Tricks, mit denen man auch "schnelle" Stellen gut überfahren kann.
An unserer Lieblings-Übungsstelle habe ich schon verzweifelt reinhauende Paddler erlebt, die dort keinen mm gewinnen, während ich das Ding mit einem Solo13 mit einigen wenigen Paddelschlägen auch rückwärts hochkomme.
Moin, stehende Gewässer mag ich nicht,gegen den Strom meide ich wie der Teufel das Weihwasser. Fährt meine Frau zum Wocheneinkauf setzt Sie mich an Norddeutschschlands kurvenreichsten Bach die Osterau ab und liest mich nach knapp zwei Stunden und 12 km Paddeln wieder auf. Nach jeden Sturm gibt es neue Herausforderungen. Albert
Moin ICh wohne an der Elbe bei normalwasser hat sie eine Strömung von 5-7KmH. Ich bin sie auch schon 6 km stromauf gefahren habe dafür 1,5 H benötigt. Es ist schon sehr anstrengend. Aber es geht.
In Antwort auf:Sind wir zu bequem? Spielen ökologische Überlegungen dann doch eine untergeordnete Rolle weil flussauffahren 'weniger Spass' bringt? Ist es unzumutbar langsam zu sein und schwierige Stellen zu treideln oder zu staken? Wer unternimmt Flussreisen in beide Richtungen?
Ich bin sicher oft zu bequem, allerdings finde ich flussabwärts fahren wesentlich interessanter! Stromschnellen bergauf zu umtragen macht auch nicht so viel Spass wie eine Stromschnelle flussabwärts zu paddeln! Treideln oder gar Staken ist nicht meine Welt... Aber dennoch bin ich abends bei einer Kurztour oft "bergauf" unterwegs und "kämpfe" gegen die Strömung oder von Kerwasser zu kehrwasser. Wie jeder Slalomfahrer bestätigen wird, ist das flussauf paddeln eine gute Übung für die Technik.
In Antwort auf:Da gibts schon ein paar Tricks, mit denen man auch "schnelle" Stellen gut überfahren kann. An unserer Lieblings-Übungsstelle habe ich schon verzweifelt reinhauende Paddler erlebt, die dort keinen mm gewinnen, während ich das Ding mit einem Solo13 mit einigen wenigen Paddelschlägen auch rückwärts hochkomme.
Kai Nadier, verrätst Du uns noch mehr? Ich gehöre zu denen, die gerne noch einen cm weiter kommen würden! aber gegen mehr als 5km/h Flussgeschwindigkeit passen müssen.