Liebe Leute, Mitte Oktober rief ein Rumtreiber zum Spätherbstpaddeln 11.-18. Novenber. Das Reiseziel wurde auf einen Umkreis von maximal 1111 km ab Dresden beschränkt. Infrage kamen zB Flüsse wie Elbe oder Sazava oder Ticino/Po oder Loire oder Mosoni Dunaj. Avisiert waren bevorzugt frei Zelten, Kneipenbesuche unterwegs möglich aber lieber Lagerfeuerkochen, in Extremwettersituationen auch Pension.
Während einer Telefonkonferenz zwei Tage vor Abfahrt, auf der die Art und Anzahl der Boote sowie die Verteilung von Paddlern und Ausrüstung geklärt wurden, verengte sich der Auswahlbereich auf den Südwesten: Ticino, Loire, oder Dordogne.
Das endgültige Reiseziel wurde dann am Tage der Hinfahrt danach festgelegt, wo mit höchster Wahrscheinlichkeit gutes Wetter zu erwarten war. Gut = regenarm und möglichst frostfrei. Sicher war es allerdings nirgends, da in ganz Europa zu dieser Zeit sehr wechselhaftes Wetter vorherrschte. Am 10. November ging es los. Nachdem sich drei Paddler aus den verschiedensten Himmelsrichtungen beim vierten versammelt hatten, wurde alles Gepäck ins größte Auto verladen (was nur mit Mühe gelang). Zwei Yukon Expedition auf dem Dach, mein Ally Tour zusammengepackt im Laderaum. Dazu Verpflegung ohne Ende, Winterklamotten etc. Den größten Teil der Anfahrtstrecke ging es durch Regen.
Spätabends kamen wir an unserem Startpunkt Nevers an, einer Kleinstadt an der Loire. Der Regen endete gerade rechtzeitig, und so konnten wir die Zelte im Trockenen da aufschlagen, wo im Sommer der städtische Badestrand ist.
Nächsten Vormittag ging es auf den Fluss. 11.11. 11:11 waren wir bereits auf dem Wasser und begrüßten die Faschingssaison. Wir paddelten anständig, und auch die gute Strömung half uns, einen Schnitt von 8 bis 9 km/h zu halten. Wir machten relativ wenige Pausen, und suchten uns rechtzeitig vor dem Dunkelwerden das nächste Lager. Die Tagesetappen betrugen 29, 33, 27, 36, 31, und 16 km, insgesamt 173 km. Beendet haben wir die Tour kurz vor Orléans (2 Tracks, Erläuterung hier am 03.12.2012 11:53).
An Hindernissen gab es bei unserem guten Wasserstand nur einen Brückenschwall in Charité-sur-Loire sowie 2 Wehre an den Atomkraftwerken Belleville und Dampierre-en-Burly. Der Brückenschwall wurde befahren, ein sehr nasses Vergnügen. Das Wehr am ersten Atomkraftwerk wurde auf kurzem Weg umtragen, das am zweiten gefahren, allerdings mit Grundberührung. Wenn ich diesen Bericht hier in allen Details in der Erinnerung behalten hätte, wäre ich möglicherweise nicht dort runtergefahren. Dort heißt es "Ich inspiziere die Stelle genauer, leider befinden sich im Beton viele Eisenteile, die ein Boot schwer beschädigen könnten. Es lässt sich nicht genauer ersehen, was sich unter dem harmlos wirkenden Wasserschwall sonst noch befindet". Aber: wir hatten Glück, uns ist trotz Grundberührung auch im dünnhäutigen Ally nichts passiert (Foto).
Hallo Michael, schöne Bilder, und Bericht, muß unbedingt da mal wieder paddeln. Die Loire ist einfach schön. Hattet Ihr Kälteschutz darunter getragen? Gruß aus dem heute verschneiten Südbaden. Rolf
Zitat von Doc im Beitrag #2Hattet Ihr Kälteschutz darunter getragen?
Drei der Paddler trugen kenterfähigen Kälteschutz (Neos bzw Trockenhose, Paddeljacke), einer hat sich nur gegen die Lufttemperaturen geschützt und den Neo im Packsack gelassen. Nass geworden sind nur die Einer-Paddler sowie mein Frontpaddler im Ally. Hinten kommt kaum Wasser an, abgesehen vielleicht von einem Spritzer auf der Brille.
Für GPS-Interessierte: Ich habe jetzt mal zwei Tracks unserer Tour hochgeladen, welche beide im Ally aufgezeichnet wurden. Siehe diese Karte: http://goo.gl/maps/i8H7r
Der glattere Track stammt vom Garmin Dakota 20, der zackligere vom Holux M-241. Die Farben entsprechen den gefahrenen Geschwindigkeiten mit gelb=langsam (0-1 km/h), blau im Mittel 8 bis 9 km/h und rot=schnell bis zu 16 km/h.
danke für den tollen Bericht. Der macht Lust auf Kanu. Für nächste Jahr habe ich mir die Loire auch vorgenommen. Was mich ein bisschen irritiert ist die schlechte Wasserqualität. Oder täuscht das?
Zitat von Kanu-Werft im Beitrag #6Was mich ein bisschen irritiert ist die schlechte Wasserqualität. Oder täuscht das?
Nun, ich glaube die Bilder täuschen nicht. Wir hatten am Tag der Anreise ein sehr großes ergiebiges Regengebiet über Frankreich, welches die nächsten zwei Tage den Wasserstand im Fluss zwischen Nevers und Orléans beständig steigen ließ (siehe angehangenes PDF mit den Durchflüssen der Loire Mitte November 2012 an verschiedenen Pegeln). Dazu kamen die bereits abgeernteten Felder, also viel freier Oberboden, der abgespült werden konnte. So war das Wasser entsprechend lehmtrübe. Ich glaube, im Sommer sieht das oft besser aus (dann aber auch meist weniger Wasser).
Meine Erfahrung mit der Loire (4 Tagestour vor ca. 8-10 Jahren, genauer müsste ich nachschauen)sind, dass der Fluss in der Tat recht dreckig ist. Man hat unheimlich viele große Schwebstoffe und das Wasser machtauch allgemein keinen sauberen Eindruck. In wie weit Abwässer eingeleitet werden (würde mich nicht wundern) kann ich nicht beantworten, jedoch waren schon zahlreiche Kuhweiden bis an die Loire aufgebaut (Tiere hatten Zugang zum Wasser) und da fällt auch Mist an.
Hallo Leute, ich habe nun auch noch ein Filmchen mit ein paar Eindrücken von der Loire-Tour im November zusammengeschnitten. Schaut hier: http://youtu.be/1MiC38oxhks (6 Minuten).
Moin Michael, schöne Männertour, habe ich gar nicht mit bekommen. Das mit dem Eisen ist doch nicht so tragisch, mancher fährt sich mit Absicht ein Loch in den Ally um endlich mal das Flickset ausprobieren zu dürfen oder damit es stylischer aussieht. LG Jürgen