Lieber Paddler, ....da ist eine Menge Luft nach oben! Ein einfacher Ziehschlag, eine vernünftige Paddelstütze, ... dann kann von gelungener Abfahrt die Rede sein. Festhalten am Süllrand geht gar nicht! Nix passiert, dh komm doch zum ...treffen, zur ..ausfahrt, zum ..kurs. Und: Sei herzlich eingeladen, zum AOC-Treffen am Faakersee Ende Mai.
Nach zwei Sonnenumrundungen mit Muttererde und nach zwei Sonnenuntergängen sind wir wieder am selbigen Ort unter der Ortsbrücke von Solnhofen angekommen, wo unsere Tour damals auch begann, diesmal mit der Mannschaft die uns auch auf der Werra begleitete. Zuvor sind wir mit dem Auto zum Bahnhof von Solnhofen gefahren und mit dem Zug der zu jeder vollen Stunde plus drei Minuten fährt, nach Dollnstein gefahren und vom Bahnhof aus knapp fünf Gehminuten zum Rummelplatz der Verleiher und der Touristen unter der Ortsbrücke an die Altmühl untergetaucht.
Glücklicherweise konnten wir in diesem Hexenkessel unsere zwei Canadier sofort empfangen, eine Einweisung in Ausrüstung und Tour-geschichten konnten wir uns verständlicherweise sparen. Vor zwei Jahren vereinbarten wir einen Sondertermin für den Bootsempfang, eine Stunde früher, für 0900 Uhr, was natürlich den Trubel-faktor vor und während der gesamten Tour merklich herabsetzt hatte.
Kurios, das wir wahrscheinlich wie damals an der Werra zwei Augh 3 empfingen, ein überschweres robustes Klotz am Bein, die Boote sollten laut Hersteller 40 Kg wiegen, sie wogen nahezu das doppelte, diese Schätzung beruht nicht nur auf meinen Mist. Dieser Umstand zwang mich, unser Boot nach etwa 30 Metern schleppen doch noch gefechtsmäßig kurz vor dem gedachten Einstieg im Fluss einzusetzen. Die Gepäcktonnen sind jedenfalls etwas leichter geworden und die Boote um vieles unhandlicher.
Was mich sehr neugierig machte: Wie werde ich mit diesem Boot während dem Fremdgehen auf dem Wasser zurechtkommen? Auf diese Antwort musste ich nicht lange warten, der Eisbrecher machte all das was ich von ihm verlangte, der Umstand dass kaum Strömung herrschte, begünstigte das Ganze. Nach dieser Kurzkür paddelte ich zum Einstieg und nahm meine Tochter im anfangsstabilen Boot auf. Nach kurzen Augenblicken gesellte sich unser zweites Boot zu uns, was zuvor den offiziellen harten stufigen Einstieg wählte, der sicher nicht so materialschonend war. Nach kurzer intensiver nicht gleich teamfähiger Eingewöhnung kamen sie dann doch ganz gut zurecht.
Nach etwa 15 Paddelminuten empfing uns das erste Wehr „Solnhofner Mühle“, vorm Ausstieg übte eine Kajakbesatzung mit Wildwasserausrüstung das Rollen, trotz der Enge konnte ich gut anlanden, bei dem anschließenden Wuchten des Bootes über Treppen auf und ab kam mir glücklicherweise jemand zur Hilfe, vielen Dank. Das Wehr glich einem Zeltdörfchen mit Stadttrubel, versteckt im Wasser am Ufer waren zwei Bierkästen zu entdecken, ein leichtes auf Bierhamster zu gehen, aber so nötig hatten wir es doch nicht. Sofort fällt mir wieder an dieser Stelle nach dem Wehr der niedrige Wasserstand auf, ein Treideln war nicht nötig, der Pegel betrug in Eichstädt etwa 124 cm.
Wir glitten dahin, genossen die Stille wo sie noch ist, wenn sie gestört wurde, lehnten wir uns am schattigen Ufer an, warteten ab. In unseren großen Booten ist eine geschmeidige Brotzeit kein Problem, einige verdurstende und Kohldampfschürende Vorbeifahrer schauten neidisch auf unseren Proviant. Wenige junge Entenfamilien, dafür eine Vielzahl von Libellen und blauen Schmetterlingen waren zu beobachten.
Einmal versuchte ich es mit einem Canadier aufzunehmen der von vier Personen angerieben wurde, ein mühsameres überholen gelang, nur dies wollte ich wissen, meine Tochter ließ mich wie so oft bei der Paddelarbeit in Stich, wenn sie einen kleinen Beitrag leistete, war er dennoch zu spüren und dafür war ich immer dankbar. Einmal kurz vor einem Baumhindernis nahm sie frei heraus ihr Paddel und setzte es nur so weit ein wie es nötig war um dem Baumhindernis noch sicherer auszuweichen.
Wir passierten Eßlingen und Altendorf, die Bootsrutschte am Wehr Hammermühle, an dem gut besuchten Rastplatz steht bevor. Die meisten Boote legten an, wir steuerten die Abbruchkante an. Die Bootsrinne ist mehr rechts, etwas näher kommend dort zu erahnen, für Anfänger oder Unwissende kein leichtes klar zu erkennen. An der Abfahrtsrinne punktgenau angelangt, die weniger Wasser Führte wie bei vorherigen Abfahrten, geht es hinab. Zweimal rumpeln am Anfang und kein oder kaum rumpeln am Ende, dieses ist immer wieder anders zu erfahren. Der Schwall am Ausgang reichte für uns nicht aus um richtig nass zu werden, in der Bilge war dennoch einiges am Wasser, das wir später über Bord mittels Schwamm beförderten. Unser Begleitboot hatte wesentlich mehr Wasser abbekommen. Nach dem Lenzen ging es weiter zur nächsten Etappe. Einige Untiefen und größere Steinbrocken begleiteten diesem Abschnitt, ein Canadier mit drei Personen lief auf einen Stein auf, vielleicht dieser, wo ich vor zwei Jahren mit meiner Tochter auch aufgelaufen bin, sie mussten ihr Boot verlassen um es wieder flott zu bekommen.
Eine Vielzahl von Schlauchbooten trieben auf dem Wasser, man konnte genau erkennen das sie mit dem Wind zu kämpfen hatten, trotz genügender wohl auch unkoordinierter Paddel im Wasser, ein träges vorbeipaddeln mit einem Paddel war kein Problem. Wieder eine eigene Erfahrung, für ein „Für“, für einen Canadier. Das Wehr Hagenacker kündigt sich mit seiner Beschilderung an, das Wort „Lebensgefahr“ lässt meine Tochter in eine nicht schöne Stimmung verfallen, ich war schon am Anlegen, lies dennoch davon ab und fuhren rasch die Rinne punktgenau an, meine Tochter hatte sich wieder beruhigt und lächelte gespannt, während der Abfahrt war die Freude wieder groß, alles vergessen.
Eine andere vollbeladene Bootsbesatzung triftete vor der Abfahrtsrinne vor unserer Abfahrt ab, später bei ihren zweiten Anlauf fuhren sie halb über die Rinne und klebten schief fest, nach einigen Minuten stieg einer abenteuerlich aus und hebelte das Boot mittig in die Rinne, er hätte leicht eingeklemmt werden können, es ging aber noch gut, die Abfahrt gelang schließlich, wir schauten dem Szenario von unten vom Boot aus während dem Lenzen zu.
Wir paddeln weiter auf unserer Schlussetappe wo wir wie vor zwei Jahren ein Floss mit Biertischgarnituren überholten, die Kinder hatten ihren Spaß, hüpften ins Wasser und genossen das Nass. Nach etwa einhundert Metern schwimmt ein etwa zehnjähriger Junge herrenlos im Wasser, er meinte es ist alles okay, das Schlauchboot was ihn ins Wasser entledigt hatte, schwamm auch etwa einhundert Meter voraus. Wir dachten laut, was ist wenn er plötzlich Hilfe braucht? Die Aufsichtspflicht auf dem Floss war sicher überfordert, die Kinder im Schlauchboot; Wissen nicht was sie tun..
Am Ziel angelangt, wuchten wir die Boote aus dem Wasser und auf dem Anhänger vom Verleiher. Wir liefen etwa zehn Minuten zum parkenden Auto am Bahnhof zurück und verstauten unsere Ausrüstung, ich und meine Tochter hatten diesmal unser eigenes Paddel und Weste mit dabei. Anschließend versorgten wir uns nahe vom Bahnhof mit Limonade, Kaffee und Kuchen. Während unserer Rückfahrt machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Dohlenfelsen in Konstein im Urdonautal und beobachteten ein paar Kletterer, die sich am Fels versuchten.
Fazit: Fremdgehen zu ungünstiger Zeit auf zwölf Kilometern ist auch mal eine Erfahrung wert. Hauptsache Paddeln, wo, wie, wann und mit was war uns egal, schöne Stunden.
Grüße, Mike
„Offenes Kanu im grenzenlosen Kielwasser, Ballast und der Rest ist für andere“