Gelegentlich erfahre ich von Problemen beim Biegen der Stevenleisten. Bei manchen geht das Biegen schwer, bei anderen brechen die Leisten. Weil die Fragen wahrscheinlich öfter auftrauchen, will ich hier ein paar Tipps geben.
Gekaufte Leisten sind oft/meistens kammergetrocknet. Dadurch haben sie zum Biegen zu wenig Feuchtigkeit. Wenn man viel mit Holz umgeht, kann man das aus Erfahrung schnell feststellen. Sicher feststellen kann man das, wenn die Leisten aus dem Dampf kommen und bereits kurz nach der Öffnung der "Dampfmaschine" wieder handwarm sind. Da hilft auch kein "weiterkochen". Die fehlende Feuchtigkeit im Holz verhindert ein nachhaltiges und tiefes Erhitzen der Holzfasern. Die Holzstruktur ist für das Biegen nicht bereit. Der Biegevorgang geht verhältnismäßig schwer und es kann leicht zu Faserbrüchen führen.
Hier hilft nur ein Befeuchten der Leisten. Rechtzeitig vor dem Biegen werden die Leisten einzeln unter dem Wasserhahn durchgezogen (Wasser läuft); und zwar von beiden Seiten. Überschüssiges Wasser mit den Fingern abstreifen. Danach die Leisten aufgefächert liegen lassen (nicht zusammenlegen), bis die Oberfläche trocken aussieht. Je schneller das Holz das Wasser aufsaugt, umso trockener war es. Nun kann das Holz gedämpft werden. Wenn man sich nach dem dämpfen am Holz die Finger verbrennt, war es richtig (Dämpfzeiten beachten). Das Biegen der Leisten geht nun wie Butter.
ACHTUNG! Die Leisten müssen nach dem Biegen wieder trocken werden, damit Epoxydharz auch halten kann!
Dämpfzeiten: Pro Zoll (25,4 mm) 1 Stunde Dämpfzeit. 6 mm-Leisten brauchen dann ca. 15 - 20 Minuten.
Beim Dämpfer der Leisten dürfen diese nicht zusammenliegen. Die einzelnen Leisten müssen mit Abstand in die "Dampfmaschine"! Sonst stimmen die Dämpfzeiten nicht mehr.
Eine Leiste mit einer Dicke von 6 mm benötigt etwa 15 - 20 Min. Dämpfzeit. 6 aufgefächerte Leisten mit 6 mm Dicke benötigen auch 15 - 20 Min.. 6 zusammengelegte Leisten sind aber 6 x 6 = 36 mm dick. Sie müssen dann 1,5 Stunden gedämpft werden. Den Abstand zwischen den einzelnen Leisten kann man mit dünnen Plättchen (min. 4 mm Dicke) erreichen, die an einem Ende des Pakets zwischen die einzelnen Leisten gebracht werden. Das ganze Paket (Leisten und Distanzstücke) wird dan zusammengeklammert oder gebunden. Die Bindung sollte aber nicht zu kompliziert sein, damit sie vor dem Biegen wieder schnell aufgemacht und die Distanzstücke entfernt werden können.
Vielen Dank für diese locker gestreuten Tipps. Ich schätze das sehr, dass es ganz gelegentlich und ab und zu in diesem Forum um Boote und Paddeln geht und nicht nur Wölfe, Öfen, Kamine und Schmortöpfe engagierte Diskussionen auslösen.
Großartig wäre es, wenn Du hin und wieder ein Bild einstellen könntest damit wir die beschriebenen Prozesse auch sehen können. Wenn das Werbecharakter hat macht das nichts: die Moderatoren können den Thread ja dann in die kommerzielle Sparte schieben.
Danke Axel. Weil ich über Kanubau recht wenig gefunden hatte, waren meine Beiträge etwas zaghaft; vielleicht interessiert es ja keinen? Aber die Bilder poste ich gerne noch. Themen zum Kanubau habe ich genügend.
Gruß nach Tübingen von der Kanu-Werft Vielleicht treffen wir uns ja mal auf dem Neckar? Ist von Brackenheim nicht weit. Klaus
hallo, ich habe die gleichen erfahrungen gemacht. leisten aus dem baumrkt gehen schnell kaputt. ich habe die leisten mehr als 12 stunden in der badewanne liegen gehabt und dennoch 10% zu feuerholz geschreddert.
wichtig ist auch, das man sich über die biegeradien im klaren ist. ( irgendwo im netz eine tabelle zum thema dampfbiegen). wichtig ist wohl auch, das man die leisten in dem erforderlichen zeitraum mindestens bei 98°c dämpfen muss, fällt die temperatur ab, besser nochmal anfangen. (digitalthermometer mit messpitze in einer kleinen bohrung am endverschluss des dampfrohres). ich habe auch erlebt das man holz zerkochen kann, fasert völlig auseinander. war nicht leicht das dampfrohr gegen auskühlung zu isolieren (schaumgummi aus ner alten matratze)
frischgeschlagenes, nur etwas abgelagertes holz ist besser als ofengetrocknetes holz. angeblich verändert sich das lignin im holz bei den trocknungstemperaturen > 60°c.
nach dem dampfbiegen sollte im abkühlprozess soviel wasser entweichen, das auch verklebungen mit epox gelingen dürften. ich habe die leisten (5mm x 20mm) zwei wochen bei zimmertemperatur gelagert.
fertig sieht das dann so aus wie die fotos vom BÄRNSTEYN hier im forum.
Tolle Sache, Sancho. Die Bilder vom BÄRNSTEYN gefallen mir. Wie Du richtigs sagst, ist die Qualität der Hölzer von großer Wichtigkeit. Leider sind optimale Leisten aber nur in den seltensten Fällen erhältlich. Das ist nicht nur eine Frage der Verantwortung des Lieferanten, sondern einfach Natur.
Noch ein Hinweis: Der Dämpfprozess beginnt, wenn der Dampf im Rohr die maximale Temperatur erreicht hat. Dann beginnt auch die Dämpfzeit.
Beim Dämpfen hilft auch eine "Dummy-Leiste". Diese Leiste wird mitgedämpft und beim Biegen außen als Unterstützung angelegt. Sie verteilt den Druck und verhindet Druckstellen auf den "echten" Leisten. Die Dummy-Leiste sollte so dick, lang und breit sein, wie die tatsächlichen Leisten.
Ich habe mich auch schon ordentlich über das Biegen geärgert... Jetzt aber nicht mehr.
Die Leisten für den Steven einfach ohne Dampf biegen. Habe nicht gedacht dass das geht aber natürlich sofort ausprobiert :) Bis der Dampf in meinem Tapetenbedampfer heiß ist habe ich die ersten zwei Stevenleisten schon gebogen... Wenn ihr ein Heißluftgebläse habt einfach ausprobieren!!! Vielleicht sogar Stromsparender...auf jeden Fall Nerven sparender.
Man kann die gebogenen Leisten dann sofort leimen/kleben ohne sie vorher ewig trocknen zu lassen.
Ich wollte das ausprobieren und habe mir deswegen extra so ein Gebläse gekauft(...ist ein ganz billiges mit 2000W/1700Wth, wenn man nicht aufpasst verbrennt das Holz). Eigentlich wollte ich das gedämpfte Holz zusätzlich aufheizen...dann habe ich aber zufällig die Seite von John Michne durchgeschaut und dann seine Methode des drybending entdeckt. Ausprobiert...mit Kiefer (Baumarktbodendiele!) und auf der Stelle genaue Radien mit unter 20cm zusammen gebracht. http://michneboat.com/Making%20Stems.htm
Bei 4-8mm geht das sicher. Dampfbiegen werde ich nur noch für längere Teile verwenden.
Auf Michnes Seite bin ich übrigens gekommen weil er im woodenboat Forum Spantenpläne (PDF...kann man als Vektorgrafik gleich ins CAD importieren...) zum Andirondack Guideboat (gratis) verschickt. http://forum.woodenboat.com/showthread.p...at-rib-drawings
Probiert das aus!!!...ich schick gleich noch ein Foto von meinem ersten Biegeversuch...
das Trockenbiegen ist eine weitere Biegeart. Im alten Schiffbau wurde bis ins 19. Jh. nur trocken gebogen. Balken und Planken wurden über dem offenen Feuer solange erhitzt und verdreht, bis sie die gewünschte Form erreicht hatten. Bei dieser Art des Biegens besteht allerdings die Gefahr, dass das Holz angesengt wird. Aber mit etwas Erfahrung eine echte Alternative. Wichtig ist hier, das richtige Verhältnis von Hitze und Zeit zu finden.
>>> Im alten Schiffbau wurde bis ins 19. Jh. nur trocken gebogen.
Dieses "trocken" sollte man aber nicht mit heutigem trockenem Holz verwechseln. Im Wintergeschlagen im Sommer verbaut und das restliche Schiffsleben immer schön feucht halten, war wohl eher gängige Praxis .
Gruß Andreas
"Wie wir die Welt wahrnehmen, hängt davon ab, wie wir uns in ihr bewegen." F. Schätzing
Trocken gebogen heißt: nicht unter Dampf. Die Balken / Planken wurden auf der befeuerten Seiten mit Wasser bespritzt. Aber nicht zum Anfeuchten, sondern um Verbrennungen zu vermeiden. Das Holz sollte abgelagert sein (aber nicht kammergetrocknet), damit es im Wasser aufquellen und die kalfaterten Nähte zusammenpressen kann.
Es ist zwar auch schon wieder etwas länger her, aber jetzt stelle ich ein paar Bilder zum Leisten biegen ein, wie versprochen.
Die Leisten müssen feucht sein, damit die Hitze im Holz transportiert werden kann. Unter dem Wasserhahn durchziehen, überschüssiges Wasser abstreifen und Wasser in die Leisten einziehen lassen.
Biegeschablone vorbereiten
"Dampfmaschine" auf Betriebstemperatur bringen. Das Vorkochen mit einem Wasserkocher geht schneller und spart Strom. Wenn aus dem Dämpfsystem Dampf austritt, können die Leisten eingelegt werden. Damit die einzelnen Leisten gleichmäßig und von allen Seiten gedämpft werden können, sind evtl. Distanzklötzchen einzusetzen. Eine zusätzliche Dummy-Leiste als Schutz gleich mitdämpfen.
Nach der richtigen Dämpfzeit (1 Stunde pro Zoll (2.5 cm) Dicke) werden die Leisten aus dem Dampfgenerator genommen. Handschuhe nicht vergessen! Die Distanzklötzchen entfernen, das Leistenbündel ausrichten und die Dummy-Leiste auf die Außenseite legen. Das Leistenbündel an der Biegeschablone anlegen und mit Schraubzwingen fixieren. Die Leisten am anderen Ende in gestreckter Lage mit dem Handschuh feste zusammenhalten und über die Form biegen. Mit dem Biegefortschritt immer neue Zwingen anlegen. Vor allem bei engen Radien müssen mehr Zwingen gesetzt werden, als bei weniger gebogenen Stellen. Wenn das Leistenbündel an der Form anliegt, die Leisten mit Hammer und Zulage zueinander auf gleiche Höhe klopfen. Im letzten Bild sieht man deutlich die Dummyleiste (hier Buche). Sie unterstützt den Biegevorgang und nimmt die Druckstellen der Zwingen auf. Für den Biegevorgang bleiben ca. 45 Sekunden. Hört sich kurz an, reicht aber.
Ich mache immer eine extra Biegeform für die Stevenleisten und biege nicht über die Steven selbst. Diese Biegeform muß natürlich mit der Stevemall identisch sein. Solange ich dann die Mallen auf der Helling ausrichte und montiere, können die Leisten auf der Biegeform trocknen (mind. 24 Stunden). Wenn die Leisten trocken sind, werden sie über die bereits montierte Stevenmall verleimt.
Über die einzelnen Leisten einen Strich ziehen, solange sie noch auf der Form sind. Dann lassen sie sich später, beim Verleimen, wieder besser an der richtigen Stelle positionieren.
Hab nun große Lust zum Basteln bekommen. Ein Wannigan vielleicht....
Gruß Björn
Das Reisen auf der Mitte der Straße war wirklich langweilig, so wendete ich mich dem Straßengraben zu. Es war ein rauer Ritt, aber ich traf interessantere Leute.