Aus aktuellem Anlass: Ein Freund hat vorgestern beim Paddeln mit seinem Sohn flussabwärts mit seinem 25 Jahre alten Holzleistencanadier mit GFK – Außenschalenverstärkung einen Felsen knapp unter der Wasseroberfläche übersehen und voll "gefressen". Das Boot quittierte das mit einem heftigen Schlag und lautem Knacken, die Holzkonstruktion ist innen aufgebrochen, die Hülle hat gehalten, es gab keinen Wassereintritt. Das Ganze veranlasst mich nun zu folgendem Gedankenspiel: Wird die Widerstandsfähigkeit / Schlagbeständigkeit / Elastizität von Laminatbooten unterschätzt? Wird Royalex/PE automatisch favorisiert, sobald das Thema Bodenkontakt schlagend wird? Hält das gute alte GFK mehr aus als man glaubt und sitzen wir (den Gewichtsaspekt lasse ich einmal unberücksichtigt) der Werbung auf? Folgenden Clip http://www.youtube.com/watch?v=vv5cfW8C4S8 habe ich ausgegraben, viele werden ihn kennen, aber was punktuelle Schlagbeanspruchung betrifft ist das doch recht eindrucksvoll – und das ist nebenbei bemerkt nicht das teuerste Kevlarlaminat! Dass ein Laminat nicht hübscher wird bei rauer Beanspruchung ist mir klar, mir geht es nur um eure Gedanken zum Thema "Durability".
GFK und ähnliche Laminate werden hier oft zu Unrecht als "billig" oder "schlecht" angesehen.
GFK kann man in ganz unterschiedlichen Qualitäten vorfinden ... Fasermatten, die ein Mehrfaches an Harz (im Gegensatz zu Geweben) aufnehmen, bieten nicht mehr Stabilität, dafür aber mehr Gewicht. Boote aus solchen Materialien erkennt man an einer "sauerkrautartiken" Oberflächenstruktur auf der Innenseite.
Gute Laminate werden aus Geweben gefertigt und bieten ein optimales Verhältnis zwischen Gewebe und Harz. Neben einem deutlich geringeren Gewicht wird auch eine optimale Stabilität erreicht.
Speziell zum Clipper-Video: Wir hatten als Kursboot mal einen 16er Prospector, der sicher ein solides "Kampfgewicht" hatte, aber mit einem extrem harten GelCoat ausgestattet war. Auch bei derberen Beanspruchungen zeigten sich nur oberflächliche Kratzer ... Das Video zeigt, daß GFK schon beanspruchbar ist. Allerdings trifft der Hammer auch immer mit einer Fläche auf, ein spitzer Stein würde dann doch andere Spuren hinterlassen.
Royalex bei Bodenkontakt: ist sicher SEHR stoßunempfindlich, schluckt viel, ist aber z.B. viel weniger Abriebfest, als Laminat.
Moin, der Hammer-Test ist und soll wohl hauptsächlich spektakulär sein. Man sieht, wie der Rumpf federt. Im Wasser wird der Rumpf aber anders regieren. Zum Materialverbund GFK-Gewebe und Holz. Wenn das Gewebe eine gute Qualität hat (Köpergewebe o.ä.) und der Verbund mit Harz gut gemacht ist, halten die Rümpfe eine Menge aus. Das innenliegende Holz wird bei einer punktmässigen Belastung erst einmal gestaucht und steckt eine Menge Energie weg (konkreter unfreiwilliger Test: unter Fahrt 11 km/h, mit viel Gepäck und schwergewichtigem Avant- ca. 200 kg- punkmäßiger Steinkontakt in Fahrtrichtung. Schaden: punktförmiger Laminatriß, darunter punktförmige Holzstauchung, kein Durchbruch nach innen. Da hinter in der Dicke abnehmende Schrammen im Laminat) Das war noch recht gut zu reparieren.
Die beim Schaden entstehenden Geräusche werde ich nie vergessen und hörten sich sehr schlimm an. Soweit meine Erfahrungen,viele Grüße docook
..was ich schon immer sage! Ich setze außer im Wildwasser wo es ständig dengelt,nur Laminat- oder Holzboote ein. Bei einigermaßen umsichtiger Behandlung und Fahrweise sehe ich keinen Grund für Poyalex oder PE, zumal die Fahreigenschaften solcher Boote im Vergleich nicht gerade an Performance gewinnen.
... schließe mich dem vorher Gesagten vollinhaltlich an. Der schlechte Ruf von Glasfaser kommt von schlechten Laminaten sonder Zahl.
Bei den Algonquin Outfitters am Oxtongue Lake sind ca. 400 Laminatkanus im Verleih, die meisten in Kevlar Fusion. Warum? Sie sind leicht ( deshalb passiert wenig beim Auf- und Abladen), sie top verarbeitet ( deshalb robust) und wenn was passiert, sind sie recht leicht zu reparieren. Das wichtigste aber: sie sind echt toll zu paddeln!
Die Kanus sind dort vier Jahre im Verleih, dabei deutlich mehr am Wasser als ein durchschnittliches privates Kanu in 20 Jahren, dann werden sie verkauft. zB am Wochenende um den 24. September.
Sterngucker sagen gern: Jedes Teleskop findet seinen Himmel ( so ist es auch wohl auch bei Kanus) und doch kommt es darauf an, was für einen!
Neben meinen Laminat-Canadiern fahre ich auch in einem Kevlar WW-Kajak (ein Unikat, nämlich der Prototyp in Kevlar für das spätere PE-Kajak) bis WW IV. Steinkontakte sind unüberhörbar und wirken daher erzieherisch, werden aber erstaunlich gut weggesteckt und mittlerweile ist das Kajak bereits 15 Jahre alt und von mir intensiv genutzt worden. Zwischendrin habe ich mir beim Hersteller (Prijon) das Unterschiff neu machen lassen und jetzt ist es bald zum zweiten mal fällig (ist aber wirklich erschwinglich). Die Fahreigenschaften eines leichten Bootes sind viel besser als bei den schweren PE-Panzern, und das Aufladen ist bei 15 kg ganz problemlos. Getoppt wird es noch von meinem Wenonah Solo-Canadier mit nur 12 kg - wirklich ein Eierschalenboot. Aber auch damit fahre ich z.B. die Isar, dann aber wie in der alten Faltbootzeit um die Steine herum. Vom Fahrgenuss und von der Optik sind die Laminatboote 1. Wahl! Vile Grüße aus einem sonnigen Süden! Erich
Klar sind sie robust, bei vernuenftiger Bauweise...
Wollte von Anfang an einen GFK-Kanadier, da ich nach 30 Jahren Surfen und ca 20 Jahren Segeln weiss, was das Material ab kann. Bin mit meinem 16er GFK-Prospector auch super zufrieden und das Teil muste schon Einiges wegstecken. Dazu kommt fuer mich noch als wichtiges Argument, dass man selbst grossflaechige Schaeden unterwegs easy reparieren kann und am naechsten Tag weiterfahren... z.B. habe ich schon unterwegs beim Tourensurfen durchgebrochene GFK-Masten und eine komplett abgerissene "Deckshaut" (mit allen Fusschlaufen), oder beim Segeln einen einen offenen Bug (Einparkmanoever eines Mitseglers - Gasgriff schliessen geht andersrum), beim Kanadier beschaedigtes Heck, so unterwegs reparieren koennen, dass ich am naechsten Tag weiter fahren konnte und auch spaeter zuhause keine Nachreparatur faellig war...
Klar sind das beim Umtragen 5 kg mehr gegenueber so irgendeiner Leichtbauweise (im Wasser muss ich es ja nicht tragen), aber so ein Drama ist das auch nicht und wenn ich sehe, was unsere Ausruestung und Proviant wiegen, wenn wir fuer mehrere Tage unterwegs sind, macht das den Kohl auch nicht fett und ist eher die Nachkommastelle, meist kann ich bei laengeren Umtragestrecken eh den Bootswagen nutzen und wenn es mal in unwegsamen Gelaende nicht geht, hat der Prospector ein Supertragejoch, so dass man ihn easy auch ein laengeres Stueck gut alleine tragen kann...