Die Mümling schlängelt sich ab der Quelle in Beerfelden ca. 60km in einem schönen Wiesental durch den nördlichen Odenwald und mündet bei Obernburg in den Main. An den letzten ca. 15km fahre ich seit Jahren fast täglich auf dem Weg zu Arbeit entlang und seit ca. 2,5 Jahren (seit ich Canadier fahre) frage ich mich, ob man darauf wohl auch paddeln kann (die Beschreibung im DKV-Kanuführer klingt nicht sehr vielversprechend). Das habe ich im April letzten Jahres erstmals probiert. Auf der Strecke von Ortsende Hainstadt bis zum Wehr in Eisenbach sind 2 Wehre zu umtragen, einige Baumhindernisse zu überwinden und es gibt einige kleine Schwellen mit Kehrwassern, bei denen ich allerdings bei einem Pegel von 87cm Hainstadt, einige Steinkontakte hatte.
Am 5.Januar (kurz vor dem Hochwasser) stand der Pegel bei 104cm und ich machte mich auf zu einer kleinen Winterfahrt. Bei trockenen leichten Minusgraden startete ich an der kleinen Brücke am Ortsende von Hainstadt, das erste Wehr kommt schon nach ein paar Flussbiegungen.
Die Sonne scheint...
Bald kommt das erste "unterwindbare" Baumhindernis
und die ersten kleinen Schwellen
Aufgrund der kalten Temperatur und weil ich solo unterwegs bin, werden die Kehrwassermanöver zaghafter als im Sommer ausgeführt, da hab ich eh noch einiges zu lernen. Spaß macht es auf jeden Fall.
das folgende Baumhindernis dient offenbar den Waldbewohnern als Brücke:
Die „Umtragung“ des Wehrs in Mömlingen gestaltet sich bei der Schneedecke besonders angenehm:
was wohl die Spaziergänger dachten, die mich aus der Ferne auf der großen weißen Schneefläche im Kanu sitzend dinieren sahen?
direkt nach dem Wehr Mömlingen 2 kleine Stufen:
später 3 Stuten
Kurz vor Eisenbach kommt übrigens ein tief über den Bach liegendes Betonrohr, unter dem ich im Frühjahr gerade noch liegend durchpasste, diesmal musste ich umtragen. Das war wirklich ein herrlicher Tag bei idealem Wetter und Wasserstand!
Danach kam das Hochwasser...
Als die Pegel wieder gefallen waren, zog es mich ca. 2 Wochen später wieder auf den kleinen Bach. Diesmal vom Wehr Rosenbach bis zum Wehr Mömlingen bei einem Pegel von 144cm Hainstadt. Die +40cm mehr ermutigten mich, diesmal das leichte Kevlar-Soloboot zu nehmen. Ich bin gespannt, wie sich der höhere Wasserstand in der Fließgeschwindigkeit bemerkbar macht.
leider liegt kein Schnee mehr, die Spuren des Hochwassers und der nahen Zivilisation sind überall sichtbar
am Wehr Hainstadt:
Schafe statt Pferde
die gleichen Schwellen, stärker überspült:
die Wellen sind etwas höher, deutlich mehr Wasser sammelt sich im (etwas niedrigeren) Boot. Für die selbe Strecke benötige ich nur die Hälfte der Zeit.
erfreulicherweise wurde ein Baumhindernis, an dem sich wohl einiges angestaut hatte, von der Feuerwehr entfernt. Am folgenden zählte ich mindestens 10 Fußbälle neben den Flaschen, Reifen etc...
Sah vor dem Hochwasser und mit Schnee irgendwie schöner aus...
Zurück ging’s per Klapprad zum Auto auf dem ständig in Flußnähe verlaufenden Radweg.
Beide Touren haben Spaß gemacht, schöner war’s natürlich bei Schnee und Sonne.
Jetzt denke ich jedes Mal, wenn ich im Auto diesen Abschnitt des Mümlingtals fahre, an die schönen Stellen auf dem Bach, die der Auto-, Radfahrer oder Spaziergänger so gar nicht kennt.
Nimm zwei - kleine Abenteuer vor der Tür, das Salz in der Alltags-Minestrone. Da wird Bekanntes vertraut, die Fahrt am Hausbach zur Therapie. Schön. LG
Dein Bericht und besonders die Bilder strahlen eine angenehme Ruhe und Zufriedenheit aus. Und trotzdem ein echt tolles Abenteuer. So Etwas lädt zum Nachmachen auf den eigenen "Hausbächen" ein. Da ergibt sich noch einiges Potential in unserer Umgebung.
@Stefan ja, "persönliche" Erstbefahrungen habe ich in meiner Region schon ein paar unternommen (z.B Gersprenz, Kahl). Das war vor lauter Baumhindernissen manchmal so anstrengend, daß es auch bei einer einzigen Fahrt bleiben wird...aber immer ein Erlebnis!
@Axel danke nochmal für den Tip mit den Bildern (http://picr.de/) in Tourenberichte unter Allgemeines ! Sonst hätte ich wohl gar keinen Bericht reingestellt. Ich beneide Dich wiederum oft um Deine Paddelreviere im Süden! So viele befahrbare Bäche scheint's im Odenwald nicht zu geben, zumindest habe ich sie noch nicht entdeckt!
@Norbert Deinen Bericht (MosalbSchwarzbach) habe ich auch mit großem Interesse gelesen, hat mir sehr gut gefallen! Selbstfahren war für mich bisher immer positiver, als ich es nach dem Kanuführer erwartet hatte. Das Selbstauslöserfoto war ganz einfach zu machen, da der Canadier recht satt auf der dicken Schneedecke lag und die Camera auf dem Deck auf einem Handschuh plaziert war.
Moin Jörg Auch ich bin begeistert, ausgesprochen schöne Bilder und ein wirklich schöner Bach, den Hochwassermüll gibts hier auch.Das Wetter ist bei euch scheinbar überwiegend paddelfreundlicher als hier. Gruß Jürgen