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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.618 mal aufgerufen
 ALLGEMEINES CANADIERFORUM
Ralf v.S. ( Gast )
Beiträge:

30.12.2006 12:34
Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Hallo,

im Moment schlafen die meisten Forianer wohl ihren Winterschlaf... Das ist die Jahreszeit für Paddelgeschichten. Mich würde mal interessieren, was ihr in eurem Paddelleben so an heiklen oder komischen Situationen erlebt habt. Ich will auch gleich anfangen...

Meine erste Tour im Kanadier führte an den Femundsee in Norwegen. Ich war allein, um einiges Jünger als jetzt, kam von Oslo mit dem Fahrrad und mietete mit am Canoecamp einen Kanadier mit Namen Ole. Vorher hatte ich nur Faltbooterfahrungen aber schon nach ein paar Paddelschlägen kam ich gut zurecht und startete meine herbstliche Septembertour in der Femundsmarka. Nach zwei Paddeltagen kam ein hübscher Sturm auf, der mich zwang zeitig einen Zeltplatz zu suchen, den ich auch fand. Das schwere Leihboot zog ich ans Ufer und legte es gegen den Wind gerichtet Kieloben auf die Steine.
Als ich mich dann Abend in den Schlafsack zwängte, hatte ich mit einem Mal das Gefühl, ich müsse noch einmal rausgucken. Und tatsächlich. Ole war weg. Ich sah ihn gerade noch ein paar Meter vom Ufer entfernt kieloben schwimmen. Es gab zwei Möglichkeiten. Das Boot verloren geben und zwei drei Tage mit allem Gepäck durch die Wildnis zurückmarschieren, nicht sehr verlockend... oder dem Boot hinterher. Zum Auskleiden war keine Zeit mehr, das Boot trieb stetig vom Ufer weg, also mit Gummistiefeln und bettfertig dem Boot ins kalte Wasser hinterher. Ich habe es auch zu fassen bekommen und mit Mühe an Land gezogen und geleert. Seitdem sichere ich meine Boote immer so gut es geht wenn ich Abends ins Zelt gehe, es sei denn, es gibt wirklich eine stabile Hochdrucklage. Der Sturm hielt damals noch zwei Tage an und trocknete die Sachen ganz gut, danach gab es klares, wunderschönes Herbstwetter, ersten Schnee auf den Bergspitzen, viel Sonnenschien und Nachts so um die - 6°C, viele Rentiere, einen Elch, Blaubeeren und irgendwie habe ich mir auf dieser Tour den Kanadiervirus eingefangen, de den ich wohl auch nicht wieder loswerde...

Schöne Wintergrüße und einen guten Rutsch ins neue Paddeljahr
Ralf


schwimmendeWerkzeugkiste Offline




Beiträge: 500

30.12.2006 16:29
#2 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten
Wilde Geschichten habe ich nicht zu bieten aber vielleicht ein aktuelle:

heute war ich mit Ole (nein nicht Dein norwegisches Boot sondern mein jüngster Sohn) auf dem Neckar unterwegs. Er hat mich dazu überredet weil er von einer Brücke aus spannende Sachen im Wasser gesehen hat. Das Wasser ist gegenwärtig richtig klar und weil es lange nicht mehr geregnet hat, ist der Wasserstand sehr niedrig. Da die Temperaturen nicht mehr so niedrig sind habe ich mich überreden lassen.
Hier unsere Ausbeute: zwei Golfbälle, zwei hübsche Weihnachtsmarkttassen, ein Gummiball für den Hund und ein Handy (das aber vermutlich nur noch zum Spielen taugt). Jetzt, wo man so weit auf den Grund sehen kann erkennt man erst, was alles ins Wasser geworfen wird: Fahrräder, Mofas, Vogelkäfige (hoffentlich unbewohnt), Reifen... Eigentlich eine Sauerei. Aber auch irgendwie spannend wenn man so darüber hinweggleitet.
Wenn dann im Frühjahr wieder im Fluß gestochert wird kann man dann nichts mehr erkennen. Ist vielleicht besser so.

Schöne Grüße
Axel


Dull Knife Offline




Beiträge: 1.055

30.12.2006 19:55
#3 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Hallo.
Schlafe nicht. Wäre heute gerne gepaddelt, habe aber Schnupfen. Böse Worte, die jetzt hier an diese Stelle gehören würden, würde Frank berechtigterweise streichen. Vertreibe mir die Zeit mit Paddelbauen. Hoffentlich geht es nächste woche wieder.
Dull Knife


Dull Knife Offline




Beiträge: 1.055

31.12.2006 11:35
#4 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Hier ist meine Wintergeschichte vom letzten Jahr.

Spreeimpressionen / Eine Tour für einen kurzen Wintertag
Eigentlich sollte es am 30.12. ja eine Spreewaldtour werden, doch aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse mußte eine Paddelmöglichkeit in der Nähe Berlins gefunden werden. Wir hofften, daß Dämeritzsee und Spree eisfrei sind und wollten in Erkner einsetzen. In Erkner ist ein öffentlicher Steg als bequeme Einsetzmöglichkeit hinter dem Rathaus. Zunächst mußten wir etwas Schnee zu Seite schieben, um gut ins Boot zu kommen.
Die Bucht war von einer hauchdünnen Eisschicht überzogen. Also kein Problem hindurchzufahren und das offene Wasser zu gewinnen.Auf dem Dämeritzsee konnten zahlreiche Wasservögel beobachtet werden. Vorbei an Neuseeland und Spree-Eck fanden wir die Mündung der Spree in den See. Es war kein Problem, gegen die leichte Strömung anzufahren. Die Ruhe und die verschneiten Bäume taten wirklich gut. Ein paar Kilometer und ein paar Biegungen flußauf kommt man an Orten mit so merkwürdigen Namen wie Bullenbuschwiese oder Schönschornstein vorbei. An der Gaststätte an der Straßenbrücke in Neu Zittau kehrten wir ein.
Das Boot, das ich aus dem Wasser genommen hatte, mußte am Zaun festgemacht werden, da es immer wieder die verschneite Böschung hinunter ins Wasser rutschte. Nach einem deftigen Essen ging es mit der Strömung erstaunlich schnell wieder zum Dämeritzsee zurück.
Inzwischen wurde das Eis in der Bucht vor dem Anleger dicker. Ein einfaches Durchfahren war nicht mehr möglich. Ca. 250 Meter Eis mußte der Avant aufhacken, während der Gouvernail den Canadier auf Kurs halten und vor dem Kentern bewahren mußte. Auf alle Fälle hat keiner gefroren.
Auf einem eisfreien Stück wurde dann noch eine Solojahresabschlußrunde gefahren.
Möge der Winter kurz und die Gewässer bald wieder eisfrei sein!

Ein gesegnetes neues Jahr wünscht
Martin


Ralf v.S. ( Gast )
Beiträge:

04.01.2007 09:56
#5 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Paddeln muss ja eine ziemlich langweilige Angelegenheit sein, wenn keiner weiter was zu erzählen hat....


kainadier Offline




Beiträge: 76

04.01.2007 11:54
#6 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten


Ich würde eher sagen: wieso Winterloch?

Meine letzte Tour mit Übernachtung war am 28.12.2006 (52km auf der Lippe).

Ok, ich geb's ja zu, das Silvesterwochenende war paddeltechnisch etwas mau...


Ralf v.S. ( Gast )
Beiträge:

04.01.2007 12:18
#7 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Das "Winterloch" bezog sich auf die Aktivität im Forum, nicht auf die auf dem Wasser!

Gruß Ralf


Frank_Moerke Offline




Beiträge: 1.594

04.01.2007 13:41
#8 okay - hier ist noch eine ... Antworten

Die Pleiten-, Pech- und Pannentour
(oder wie es nicht laufen sollte)


Vor langer Zeit (so 10 – 12 Jahre ist es sicher her) verabredeten sich einige paddelbegeisterte Familien zu einer Tour in Polen. Treffpunkt war ein Parkplatz in Seelow, Ziel für das Himmelfahrtswochenende sollte die Brda sein.

Da der letzte Teilnehmer sich mehrere Stunden verspätete und so die Anreise bis in den nächsten Morgen gedauert hätte, wurde spontan beschlossen, die Drawa zu paddeln. Wir fuhren los, ich kannte da einen guten Biwakplatz, auf dem ich schon mal genächtigt hatte. Am Fluß angekommen, ging das große Suchen nach dem Platz los. Gegen 23 Uhr quälten sich 4 Autos (davon 3 glücklicherweise mit 4WD) durch schlammige Waldwege, nur vom Quietschen der Scheibenwischer unterbrochen. Natürlich regnete es. Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen und einigen Wendemanövern des kleinen Konvois im Schlamm kamen wir auch wirklich an. Der Fehler lag bei mir, ich hatte schon am Anfang eine falsche Abzweigung genommen.

Am nächsten Tag erklärte man uns im Büro der Nationalparkverwaltung, das der Flußabschnitt ab Drawno im Frühjahr für Paddler gesperrt ist. Aber wir könnten ja von oberhalb starten und bis Drawno Paddeln. So entschieden wir uns, in Caplinek einzusetzen. Mitten in der Stadt fanden wir eine Einsatzstelle und auch jemand, bei dem wir die Autos abstellen konnten. So wurden etliche Boote von den Dächern genommen und 4 Autos entladen. Während dessen zog eine schwarze Gewitterwand hoch. Rasch lagerten wir unser Gepäck in einem Torbogen, schon fing es an zu schütten. Und es schüttete ohne Ende. Der Tag verging … wir wußten, daß nach der Stadt sobald keine Lagermöglichkeit kam und uns nur trostlose Wiesen erwarten würden. Es wurde später, das Wetter kaum besser, die Stimmung immer schlechter.
Also beschlossen wir, wieder zu fahren und uns weiter unterhalb des Flusses einen Übernachtungsplatz und Einstiegsplatz zu suchen. Auf der Karte gab es da was, das sah ja nicht schlecht aus … direkt am Lubiesee. Autos holen, einladen, Boote wieder aufladen … wir kannten es ja schon. Am vermeintlichen Ziel angekommen, entpuppte sich dieses jedoch als ein Gelände der polnischen Armee. Schei_e!! Weitersuchen!
Irgendwann landeten wir auf einem Campingplatz in Gudowo (nein - nicht den von Pjotr Jermakow) und richteten uns mit Zelte und ein paar Tarps ein. In einer total vermüllten Feuerstelle starteten wir auch ein Lagerfeuer. Der sich drehende Wind bescherte meinem Zelt und meinem Tarp eine zusätzliche Belüftung in Form von Brandlöchern durch Funkenflug. Ich war begeistert!

Der nächste Tag empfing uns mit stürmischen Wind und Regenschauern. Wir packten ein und paddelten den Lubiesee bei teilweise gutem Wellengang bis zum Auslauf der Drawa. Ein Boot verklemmte sich in einem Baumhindernis, dem ich dann sofort zu Hilfe eilte. Ich kletterte über den baustamm, mußte aber meine Schuhe ausziehen. Ein Schuh landete dabei im Wasser, konnte aber noch gerettet werden.
Endlich erreichten wir einen schönen Lagerplatz richteten uns ein und entzündeten ein ordentliches Feuer um Sachen zu trocknen und die Seele zu wärmen. Von irgendwem fiel noch ein Kind beim rumalbern in den Fluß, trockene Sachen wurden langsam knapp. Mit dem Spruch „Dahinten wird es schon heller“ versuchten wir uns gegenseitig zu motivieren.
In der Nacht wurde ich wach, irgend etwas kam mir komisch vor. Im Schein meiner Stirnlampe sah ich das Dach meines Tunnelzeltes ganz dicht vor meinem Gesicht. Ich hatte das Tarp wohl etwas nachlässig über mein Zelt gespannt, in dem sich nun ein kleiner Swimmingpool befand. Rasch sprang ich raus und riß einfach nur eine Tarpstange weg und flutete mit dem Tarpinhalt den Platz. Das Zelt sprang in seine ursprüngliche Form zurück.
Am nächsten Tag warteten wir nach dem Packen noch einen Hagelschauer ab, der dann aber in einen gleichmäßigen Regen überging. In gedrückter Stimmung und zum Teil in schlechter Regenkleidung paddelten wir los. Unterwegs beschlossen wir, an der Straßenbrücke von Kaliz nach Drawsko die Tour abzubrechen. Irgendwann kamen wir auch alle an der Brücke an und zogen die Boote aus dem Wasser. Diejenigen von uns, die einen Autoschlüssel in der Tasche hatten, freuten sich schon auf einen etwa 15 km langen Fußmarsch zurück zum Campingplatz.

Plötzlich erschien auf der Brücke ein Angler, der mich auf Deutsch ansprach. Mitten in Polen, rundherum nur nasser Wald, kein Haus, kein Auto. Donnerwetter! Ich war erst mal platt! Er meinte er kenne mich von einem Kanutreffen in Meck-Pomm und wäre irgendwer von einem Kanuclub. Er sagte, daß er auf der anderen Flußseite mit Auto und Zelt steht und am angeln ist. Schnell erklärte sich der gute Mann bereit, uns zum Campingplatz zu fahren. Dafür ließen wir ihm dann noch unsere Biervorräte da.
Wir holten die Fahrzeuge, beluden alles wieder – natürlich im Regen – und fuhren nach Hause.

So fand die total mit Pannen gespickte Tour noch ein überraschend gutes Ende. Viel Zeit ist vergangen, man hat einiges dazugelernt und die Drawa ist heute quasi mein Hausbach geworden.




martinaundflorian Offline



Beiträge: 499

04.01.2007 14:55
#9 ...und noch eine... Antworten

Alaska 2004, Chandalar River, West Fork.


Eigentlich waren wir nach Alaska gekommen um einen anderen Fluss zu paddeln, den Birch Creek. Irgendwie war ich mir nach unseren letzten Urlauben aber nie ganz sicher ob uns dieser Fluss wirklich zufriedenstellen würde, aber wir wollten beide wieder nach Alaska und hatten dort schon eine gute und gemütliche Anlaufstelle. Dazu kam dann noch dass es bei unserem Landeanflug in Fairbanks im Flieger verbrannt zu riechen begann. Auch draußen war es wie im Nebel und auch die Sonne kam kaum noch durch. Die Waldbrände von denen wir schon gehört hatten haben sich anscheinend ordentlich ausgebreitet. Kein Wunder denn nach einem feuchten Frühjahr mit dadurch bedingtem reichlichen Pflanzenwuchs im Unterholz, hatte es nun Mitte Juni schon seit Wochen nicht mehr geregnet und eine regelrechte Hitzewelle mit bis zu 35°C hatte die Gegend fest im Griff.
Nach 2 Tagen hatte sich das Feuer so weit ausgebreitet dass es in Faibanks langsam schwierig wurde zu atmen und wir mussten etwas enttäuscht feststellen dass wir unsere geplante Flussreise nicht antreten konnten. Erstens wegen des Feuers in dieser Gegend durch das aufgrund Straßensperrungen es keine durchkommen zum Fluss gab, und zweitens gab es Vermutungen dahingehend dass der Fluss vermutlich zu wenig Wasser hatte und nicht gefahren werden konnte. Nach einigen Tagen kam fast Lagerkoller auf, wir wälzten Karten und beschlossen den Chandalar River in Angriff zu nehmen. Dieser liegt in der Brooks Range die vom Feuer bisher fast verschont geblieben war, bietet deutlich mehr Spannung und Landschaftliche Reize und kann ohne teuren Flug angegangen werden. Bis dahin war recht wenig über den Fluss bekannt, nur ein Team vorher hatte ihn angegangen und von einigen Gefahrenstellen berichtet. Dass bei Peter vom Alaska Expedition Service ein alter Grabner Adventure in noch ganz ordentlichem Zustand rumlag kam uns dafür äußerst gelegen, besonders da schon feststand dass das Ende der Tour aufgrund des knappen Zeitfensters nicht an der Yukonbrücke sein konnte sondern in einem Indianerdorf mit Postflugzeuganbindung ein Stück vor der Mündung in den Yukon. Postflüge sind günstig, nur Hartschalenboote können leider nicht transportiert werden.
Am nächsten Tag auf dem Atigunpass (oder Antigunpass, jedenfalls der letzte vor dem Polarmeer) auf ca. 1000m Höhe fanden wir dann unseren Fluss in der Form eines 5m breiten Rinnsals vor, die North Fork einige Kilometer sollte aber einer sicheren Quelle nach bald weiteres Zuschusswasser bringen. Bis dahin könnte es Wassermässig allerdings knapp werden...
Übernacht schneite es in den Bergen um uns und am nächsten Tag brachen wir bei Kaiserwetter zwischen verschneiten Bergspitzen auf und es kam wie es kommen musste:
Unsere ersten beiden Tage gaben dem Begriff Kanuwandern eine völlig neue Bedeutung und wir legten sicher gut 80 Prozent zu Fuß zurück. Beide Tage je 5Km Luftlinie und ca 120 Höhenmeter. Das Boot schwimmt sogar gelegentlich selbst und man muss es nicht immer ziehen. Dummerweise sind die Steine so groß dass sie bis an die Wasseroberfläche reichen, das bis zu einem Meter tiefe Wasser dazwischen reicht aber gerade um bis zum Bauch drinzustehen. Dafür entschädigen traumhafte und extrem abgelegene Campplätze in der Brooks Range, weit und breit nicht die geringste Spur von Zivilisation.
Dann die Erlösung, immer mehr Wasser kommt von allen Seiten, bald auch von der heiss ersehnten North Fork. Glasklar, die Fahrstrecken werden immer länger und der "berüchtigte Canyon" ist bei diesem Wasserstand kein Problem. In den nächsten Tagen gibt's dann feinstes WW I-II zwischen Kiesbänken mit mehreren Armen. Schnelle Strömung und nebenbei kann man einfach aus dem Fluss trinken, ein Traum für jeden Bootfahrer.
Am Chandalar Lake verlangsamt sich das ganze dann um hinter dem (windausgesetzten) See munter weiter weiterzufliessen. Gelegentlich Scouten an den "Black Forest Falls" und am "Hells Gate" wo sich die Schwierigkeiten kurzfristig bis etwa WW III steigern, aber wir bleiben unserem Motto "lieber schlecht gefahren als gut gegangen" treu.
Mit etwas WW-Erfahrung im Rücken lässt sich das auch mit vollem Boot noch ganz gut fahren, könnte aber auch über einen alten Trapperpfad umtragen werden.
Dann hat uns so langsam da Bushfeuer bzw. dessen Rauch wieder. Das hatten wir schon total verdrängt. Der Fluss ist aber mittlerweile so breit und die Sandbänke so groß, dass wir uns darum eigentlich nur wenig kümmern. Kurz vor Venetie, unserem Endpunkt, wir die Suppe dann immer dichter und es kreisen Patroullienhubschrauber um Brandherde auszumachen. Am nächsten Tag kommt unser Flieger dann nachmittags statt vormittags und wir beenden unsere Tour wieder in Fairbanks.

Alles in Allem war das sicherlich mit Abstand der Beste "Ausweichfluss" den ich je gefahren bin, die Strapazen der ersten beiden Tage waren schnell vergessen.
In diesem Jahr brannten in dieser Gegend Alaskas ca. 260.000 Hektar Wald nieder und wir waren in der Gegend um Venetie teilweise scheinbar nur 2 Meilen vom Feuer entfernt.
Unser Flug war der erste sein 5 Tagen der wegen des Feuers dort landen konnte, unsere Bärenbegegnung hab ich weggelassen (das gibt vielleicht eine eigene Geschichte).

Gruß
Florian
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Keep the open side up!


schwimmendeWerkzeugkiste Offline




Beiträge: 500

04.01.2007 20:19
#10 RE: ...und noch eine... Antworten

Also, die Begegnung mit dem Bären finde ich jetzt schon äußerst spannend...


martinaundflorian Offline



Beiträge: 499

05.01.2007 00:12
#11 ok, hier eine Bärengeschichte Antworten
Also gut Axel, überredet. Dann halt noch eine.
Vielleicht nicht ganz so spektakulär wie erhofft, dennoch...

Am vierten Tag unserer Tour, also an einem der ersten mit gutem Wasser, beschlossen wir uns spät nachmittags einen Campplatz zu suchen. Es dauerte nicht lange und wir fanden linksseitig am Ufer eine relativ grosse Sandbank. Da wir meist grosse Sandbänke bevorzugen schien das genau das richtige für uns zu sein. Aufgrund der Höhe von ca. einem Meter war sie nicht voll zu sehen und wir legten an um sie zu erkunden. Alles sah ganz gut aus, reichlich Holz, etwas Gebüsch aber leider keine jener heissgeliebten Sandflächen für das Zelt die das Schlafen trotz Thermarest noch angenehmer machen können. Also wieder zurück ins Boot und eine Seilfähre gemacht. Zumindest sowas ähnliches, denn der Fluss war vielleicht 15m breit und nicht besonders tief. Auf der anderen Seite angekommen das gleiche Procedere: aussteigen und nach einer Sandfläche suchen. Alles sieht bestens aus, keine Bärenspuren, genug Holz, Sand zum schlafen, schöner Kies und hoch genug für die bei eventuellen Regenfällen auf Permafrostboden schnell ansteigenden Fluten. Also zurück zum Boot und ausladen.
Genau in diesem Moment bemerke ich etwas auf der anderen Flußseite. Aus dem Gebüsch vor dem ich 3 Minuten zuvor stand trottet ein Grizzly, uns fest im Blick. Er stoppt, wir auch. Schnell nebeneinanderstellen, einhaken und die Paddel hoch um eine möglichst breite Silhouette abzugeben. Dummerweise liegt die Fotoausrüstung im Boot, genauso wie das Bärenspray von dem ich bis heute noch nicht weis ob ich die Nerven hätte vor dem Drücken abzuwarten, bis der Bär in die Reichweite von ca 8m gekommen ist. Vermutlich nicht, aber das war ja nun nicht die Frage. Wir begannen uns weiter in Richtung Boot zu bewegen, das gleiche tat auch der Bär. Wie schon gesagt, der Fluß war nicht besonders breit. Wir stoppten, dasselbe tat der Bär. Na gut, wenn er steht gehen wir weiter, aber, klar, der Bär lief auch weiter in unsere Richtung. Langsam bewegten wir uns aber trotzdem weiter Richtung Boot, immer auf unsere möglichst große Silhouette bedacht. Ich bemerkte, warum auch immer, seine flauschigen Ohren, die deutlich heller waren als der Rest des Bären. Die Sonne hinter ihm liess sie noch heller erscheinen. Irgendwie schien er niedlich und noch nicht hundertprozentig erwachsen zu sein. Wir schätzten später dass er den ersten Sommer alleine unterwegs war und seine Neugier nicht bändigen konnte. Auf jeden Fall ging das Spiel weiter und ich war mit langsam nicht mehr sicher wer zuerst ds Boot erreichte. Er war schon fast am Wasser und wir noch 10 Meter vom Boot entfernt. Wir versuchten das Spiel durch langsames Gehen so gut wie möglich für uns zu entscheiden und waren auch die ersten am Boot. Die Idee das Bärenspray rauszukramen wurde verworfen und wir legten ab. Das irritierte Ihn zunächst und er wich einige Meter zurück bis er wegen der Höhe der Sandbank nicht mehr zu sehen, sondern nur noch zu hören war. Man hörte seine Schritte und das war in diesem Moment irgendwie beängstigend. Scheinbar lief er parallel zu uns. Die Schritte wurden schneller und er begann zu galoppieren (ich glaube das nennt man bei Bären aber nicht so), die Schritte wurden immer lauter und er kam näher. Wir waren nur ca 10m von seinem Ufer entfernt, mehr gab der Fluß nicht her. Plötzlich schoss er über die Kante der Sandbank und bremste sofort um sich auf seine Hinterbeine zu stellen. Trotz seiner offensichtlichen Jugend war er sicher größer als ich und uns rutschte das Herz in die Hose. Ich war befreit von jedem logischen denken (10m sind ja nicht viel), hörte sogar auf zu paddeln und beschränkte mich auf Richtungskorrekturen. Martina packte geitesgegenwärtig unseren kleinen Fotoapparat und zitterte beim Abdrücken dermassen, dass ich mich heute noch wundere wie das Bild was werden konnte. Der Bär liess ich wieder auf alle viere Fallen und lief neben uns am Ufer her. Wir sahen uns an und nickten, es war soweit. Wir stimmten das von Bären auf aller Welt scheinbar meistgehasste Lied an wie es und schon mehrfach von Wildniserfahrenen Menschen geraten worden ist. Wir sangen aus voller Brust "Yellow Subarine" und wirklich, kein Scherz, wie von Geisterhand stoppte der Bär, wahrscheinlich erschreckt von unseren harmonischen Sangeskünsten. Wir verstummten kurz, der Bär bewegte sich wieder, wir sangen weiter, noch lauter und vermutlich auch schiefer als zuvor und der Bär machte Kehrt. Er lief ca 20m Flussauf und gab und dann eine Kostprobe seines Könnens. 3 Sätze und vielleicht 5 Sekunden später stand er auf der anderen Flussseite, wahrscheinlich nur um uns zu zeigen: "Ich hätte gekonnt wenn ich gewollt hätte".
Wir hatten die nächsten 2 Stunden kein gesteigertes Bedürfnis nach einem Campplatz in dieser Gegeng und passten dann gut auf dass das Feuer übernacht nie ausging...

Das mag nun für einige nicht besonders spannend klingen, aber wer schon einmal in der Wildnis einem Bären begegnet ist wird uns verstehen.

Gute Nacht
Florian
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Angefügte Bilder:
39_oberlauf.jpg   43_baer.jpg  
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Gurke ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2007 00:58
#12 RE: Paddelgeschichten fürs Winterloch Antworten

Nur spannender wäre für Euch sicher die Begegnung einer Bärin mit Jungtieren gewesen.

Ob die mit "Yellow Submarine" zu besänftigen gewesen wäre?

Fraglich.

Ich finde es wichtig, in dem Moment als Mensch Demut und Respekt vor den Tieren zu empfinden..zu merken, wann ich fehl am Platz bin und wann ich in ihr Revier eindringe und mit den entsprechenden Konsequenzen zu rechnen habe.... ohne als Mensch wie üblich die *mitgebrachte Flinte* zu zücken...



schwimmendeWerkzeugkiste Offline




Beiträge: 500

05.01.2007 11:21
#13 RE: ok, hier eine Bärengeschichte Antworten
Hallo,

Vielen Dank! Ihr (und der Bär) habt meinen vollen Respekt. Ich habe ja schon Angst, wenn ich eine Kuhweide überqueren muß. Große Tiere strahlen einige "Macht" aus und Bären haben sie zweifellos. Gerade gestern kam die bestellte DVD "Der letzte Trapper", über die im kanadischen Forum viel diskutiert wird. Darin geht es auch um Bärenbegegnungen. Muß ich erst noch ansehen.
In dem Forum behandeln sie gerade auch reich bebildert Bärenbegegnungen (http://www.myccr.com/SectionForums/viewtopic.php?t=20180). Ich kann drauf verzichten. Da ich über das Forum aber mit immer mehr Kanadiern in Kontakt komme konkretisieren sich für mich die Reisepläne (vielleicht 2008) und ich sollte mich mit diesem Thema vertraut machen..

Nochmal vielen Dank für die gruselige Geschichte.

Axel


Wolfgang Hölbling Offline




Beiträge: 3.677

08.01.2007 20:48
#14 Vollmond Antworten

Nachlese - kleine Winterrunde

Heinz und ich sind unzufrieden: Anfang Dezember, 0°C unter der Nebeldecke und kein Schnee. Die Lösung ist schnell gefunden: wir treffen uns, zu einer “kleine Solorunde” am Packer Stausee in 870m Seehöhe. Ich komme zu spät, aber Heinz ist wegen einer Sperre der Autobahn noch später dran. Im Kanu merke ich, dass der Wind stark auffrischt, so leite ich Heinz per Telefon um, in eine Bucht, die offensichtlich windstill ist. Wenig später ist meinen Freund am Ufer und als ich näherkomme sehe ich den Grund, warum sein Boot noch am Autodach ist: die Bucht hat bereits eine Eisschicht! Nach kurzer Prüfung suche ich einen Weg zum Ufer und tatsächlich ist es kein Problem, einen kleinen Kanal als Zugang zum freien Wasser zu öffnen. Als wir endlich das wichtigste bequatscht haben und sich ein angenehmer Paddelrhythmus einstellt, hat die Dämmerung bereits eingesetzt. Über dem Bergrücken im Osten ist ein scheinbar übernatürlich großer Vollmond aufgestiegen. Wir paddeln immer am Ufer entlang, dann den zweiten Zufluss erforschen, ... Der Wind hat sich mit der Dämmerung gelegt und da keiner vom Umkehren spricht, fahren wir die gesamte Runde.
Schließlich ist es Nacht, der Vollmond liefert Licht und Schatten. Aus der kleinen Runde ist eine echte Genusstour geworden. Das einzige Geräusch kommt von unseren Paddeln, geheimnisvoll schwarz ist der Wald, tief das Wasser, aber glitzernd spiegelt sich das Mondlicht auf an der Oberfläche. Wer “MOMENTE” wie diesen sammelt, erlebt sie meist wenn nicht alles ideal nach Plan abläuft, wenn man dem Zufall eine Chance gibt.
10 Tage später ruft mich Heinz an und fragt ob ich weiß, wie es mit dem Eis am Stausee aussieht. Wir bezweifeln, dass der See noch eisfrei ist, und außerdem, - Heinz im O-ton: “...ist derzeit nicht Vollmond!”

Fazit: Heinz braucht zum Winterpaddeln neben Wasser, Boot, Paddel und Sicherheitsbekleidung, offensichtlich Nacht und VOLLMOND!

Ps. Vorsatz für 2007: Zum Paddeln vorsorglich immer eine Zehe Knoblauch mitführen!


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