Be Happy, hat wohl eher nichts mit der Ausrüstung zu tun, das ist Einstellung.
Mein diesjähriges Tour Erlebnis zum Thema: Zich Kilometer Kanal geradeaus in Sicht, ein Badebootfahrer der vorwärts blickend rudert und dabei Wind, voll gegenan. Beim heran paddeln habe ich zunächst Mitleid, sein Kurs verläuft abenteuerlich im Zickzack und fünf bis sechs Ruderschläge wechseln sich mit einer Pause ab, in der zurück getrieben wird. Als wir dran sind spreche ich ihn an woher, wohin. Sein Ziel ist selbst für uns noch in einiger Entfernung. Strahlend verweist er auf seine Kühlbox, da wäre genug drin. Aus der Nähe erkennt man auch, dass die Ruder unter den Kräften, die mit einem Lächlen erbracht werden, ächzen. Man verabschiedet sich und ich frage mich zurück blickend wie er jemals diese Gegenwindgerade bewältigen will.
Am Ende der Graden ist für uns Kaffepause, der mitgenommene Kuchen und der langsame Trangiabrenner dehnen die Pause, tätsächlich kommt der Badebootfahrer mit seiner eigenwilligen Fahrtechnik vorbei. Das Mitleid weicht Erstaunen, ein anderes großes Schlauchboot hat auf der Hälfte der Geraden eingepackt, die wandern los um das Auto zu holen. Nach dem wir unsere Fahrt wieder aufgenommen haben überholen wir das Badeboot zum zweiten Mal, der Stil ist konstant fünf bis sechs Schläge im wilden Zickzack - Pause usw. mit einem Grinsen verweist er nochmal auf die große Kühlbox.
Mein Erstaunen weicht jetzt Bewunderung, sicher ist der Inhalt der Kühlbox als Spaßverstärker gebräuchlich, aber hier stimmt die Grundhaltung, so kann man auch nach Grönland kommen.
In diesem Sinne "be happy" Andreas
"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller
Deinen Beitrag habe ich mit Freude gelesen, kann man doch manchmal das Gefühl bekommen, nur mit einem 3000 EUR Kanadier kann man das "große Glück" erleben. Ich selber bin seit meinem Achtzehnten Lebensjahr mit einem Metzeler Schlauchkajak auf verschiedenen Flüssen unterwegs gewesen, bis es vor einigen Jahren seinen "Geist" aufgegeben hat. Super Touren habe ich damit erlebt, auf der Enz, der Regen, Altmühl usw..... Da ich letztes Jahr direkt an den Hochrhein gezogen bin war mir klar, es muss wieder ein Kajak her. Also schnell bei Ebay ein gebrauchtes ersteigert und los. Leider merkte ich sehr schnell, es hat sich etwas verändert. Allein, ohne meine Frau und meine Tochter macht mir das ganze keinen wirklichen Spaß mehr. Also das Kajak wieder verkauft und für relativ kleines Geld bei Ebay so ein "Polenkanu" ersteigert. Gross, schwer und so wendig wie ein 40 Tonner. Aber ganz egal, schon die erste Tour (mit meiner Frau, die zuerst nicht wirklich Lust hatte und nur mir zu Liebe mit fuhr) von Stein am Rhein zu uns nach Hause (Büsingen am Hochrhein) war echt der Hammer. Glücksgefühl ohne Ende und viel Lust im Bauch für die nächste Tour.
Dann bei Ricardo einen Kanadier gesehen von der Firma aus Köln welchen Namen man hier nicht sagen darf, ein 490er aus GFK. Ersteigert, abgeholt, rauf auf den Rhein (im März), baden gegangen....... war halt unseren "Polendampfer" gewohnt mit einen flachen Boden wie ein Brett. Aber nach ein wenig Üben klappte es wieder super und meine Frau war/ist total verliebt in dieses Boot. Auch damit wieder tolle Tour gemacht und begeistert bis zum Anschlag.
Am letzten WE haben wir dann, vernünftiger Weise, einen Kanadier Grundkurs in Kreuzlingen am Bodensee gemacht. Meine Kenntnisse des Kanadierpaddelns hatte ich zuvor aus Büchern und von Youtube (nun dürfen alle Mal herzlich lachen, aber was will man machen....). War ein klasse WE mit enorm viel Spaß. Unser "Trainer" Bernd war echt spitzen Klasse! Mit viel Geduld und einer guten Portion Humor bei meinen meist "unqualifizierten" Kommentaren, brachte Er uns die wichtigsten Paddelschläge und Sicherheitsgrundlagen zum Kanadierfahren bei. Eine "neue Welt" tat sich uns auf. Mit halber Kraft und zielgenau paddelt es sich jetzt!
Am ersten Tag sind wir noch unsern "Kölner" dort gefahren und es war OK. Am zweiten Tag nun den Prospector und es hat beides seinen Reiz. Klar, es ist sicher oft eine Frage vom persönlichen Geschmack und der eigenen Philosophie, welches Boot man fährt. Öfter jedoch, schätze ich einfach Mal, eine Frage des Geldbeutels. Aber ob man Glück und Spaß bei einer Tour hat, das hängt meiner Meinung nach ausschließlich an der Grundeinstellung zum Leben. Sicher werden wir uns über kurz oder lang ein anderes Boot holen, schon wegen dem Gewicht. Auch bin ich der Überzeugung, es wird so etwas werden wie der 17`Prospector oder ein Spirit II (oder halt in diese Richtung),aber mehr oder weniger Glücksgefühle wir uns das sicher nicht bereiten. Auch steht schon Heute fest, nächstes Jahr gibt es einen Fließwasserkurs beim selben Trainer und selben Veranstalter (an dieser Stelle noch mal einen Dank an Bernd Bussjäger und an die Firma La Canoa, wenn das hier erlaubt ist). Uns hat das Kanadierfiber gepackt und wird uns auch nicht mehr los lassen ..........
Was gibt es schöneres als sich mit eigener Kraft in der Natur zu bewegen. Stille genießen, mit einander Schweigen und den Sonnenuntergang erleben. Wer die Fähigkeit behalten hat, Glück zu empfinden, erlebt dieses Glück im "Polendampfer" genau so wie im Edelkanadier.
Danke Dir Mario für diesen schönen Beitrag.
Gruss Thomas
PS: anbei ein Bild von unserem "Dampfer"
solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, das Menschen NICHT DENKEN!
Hallo Andreas und Thomas, genau diese Einstellung ist es was mich an anderen Menschen beeindruckt. Spaß haben, egal ob es schwer fällt oder man nur einige Kilometer schafft. Die Grundeinstellung ist entscheidend. Man könnte jetzt entgegensetzen, wäre der Badebootfahrer eventuell in einem schnittigen Kanu gefahren, so wäre der Spaßfaktor bestimmt größer. Doch ist es wirklich so? Ich glaube nicht. Für ihn war sein Gummiboot mit der Kühlbox zu dem Zeitpunkt das Optimum. Und wie Thomas schreibt: "Wer die Fähigkeit behalten hat, Glück zu empfinden, erlebt dieses Glück im "Polendampfer" genau so wie im Edelkanadier."
Zitat von LodjurOK, ich bin happy...einmal wenn ich an die gerade zurückliegende Tour denke und gleich nochmal wenn ich an die nächste denke . CU Bernd
Hej Bernd,
ich stimme dir vollkommen zu. Würde aber noch ergänzen: "Ich bin happy ... wenn ich die kommende Tour vorbereite, wenn ich auf dieser Tour bin, wenn ich an die zurückliegende Tour denke und gleich nochmal, wenn ich an die nächste denke "
Zitat von MarioUnd wie Thomas schreibt: "Wer die Fähigkeit behalten hat, Glück zu empfinden, erlebt dieses Glück im "Polendampfer" genau so wie im Edelkanadier."
Hej Mario,
so haben wir ja fast alle mal angefangen und uns nach der ersten Tour "weiterentwickelt".
sehr interessante Diskussion! Das ausprobieren, testen, neue Eigenschaften an neuen Booten kennenzulernen, im Internet zum Thema zu lesen, diskutieren über Boote und Paddelausrüstung, an Booten rumbasteln, fitten umbauen usw. usw. ist für mich einfach ein Teil des ganzen und macht mir viel viel Freude. Und wer macht das schon in der Zeit in der man auch paddeln gehen könnte ? Dafür gibts doch die Abende.
Ja auf jeden Fall. Sowohl mit den Zwergen bei einer Gepäcktour hier in der Heimat als auch mit einer guten Freundin im OC2 im Wildwasser. Und natürlich auch im OC1 ... Halt alles zu seiner Zeit.
Das Material spielt natürlich eine Rolle. Es muss nicht die High-End Ausstattung sein, man muss sich einfach nur Wohlfühlen und die Ausrüstung muß dem Zweck angepasst sein.