Moin Olaf Ob mit oder ohne Gepäck, mit oder ohne Leine, drehe ich mein Kanu spielend allein und es ist nahezu kein Wasser drin. Das mit dem Capistrano sehe ich ähnlich, ist was für junge oder sehr sportliche Leute bei guten Bedingungen. In Canadiern sitzt aber ein größerer Querschnitt der Bevölkerung auch Jugendliche, Kinder oder Ältere und da bezweifle ich auf Grund selbst gemachter Erfahrung die Durchführung von vorgenanntem Personenkreis sehr. Die Engländer machen uns schon lange vor wie es wirklich funktioniert, für fast jeden. Genügend Auftrieb an den richtigen Stellen ist wirklich ein Kinderspiel und den Humbug mit dem Capistrano kann man vergessen. Habe mir selber für richtig Geld Topauftriebskörper machen lassen und alle Varianten des Kenterns ausprobiert, bis ich mit "meiner" Lösung zufrieden war, ein Jahr später habe ich festgestellt, dass es die Teile und "meine" Lösung, in England schon lange gibt und für wenig Geld. Beim OCSG werden die Mittelauftriebskörper(besser Seitenauftriebskörper) von Solvay Dory verkauft. Einen Film über den Einsatz gibt es da auch. Gruß Jürgen
@Jürgen Wenn Du es so kannst, ok. Bei leerem Boot und mit zusätzlichen Auftriebskörpern, habe ich auch kein Problem. Wenn ich aber in meinem Voyager Gepäck zum wandern für sagen wir, wie die letzten Tage am Kornsjön habe. Dann ist da NULL Platz für zusätzlichen Auftrieb. Und dann ist mir ein Boot welches ich leeren kann, um es wieder zu drehen schon recht lieb. Wir waren mit mehreren, also dann über Boot. Alleine, fällt mir nur der "Humbug" ein. Von den jetzigen Wassertemperaturen mal abgesehen.
Jürgen: "mir ist wichtig, dass das Thema differenziert gesehen wird" Da hat er Recht.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege. 1. Nichts festbinden, um nach einer Kenterung das leere Boot gut handeln zu können, egal ob Capistrano, Boot über Pack, Boot über Boot oder was auch immer ..... Da ist jeder Bindfaden am Gepäck ein Störfaktor. Ebenso die beliebten Packsäcke mit Rollverschluß, die gern um eine Ducht geklipst werden, um ihn zu "sichern".
2. Egal ob mit GOC-Plane, Gurten, Seilen oder sonst wie befestigtes Gepäck im Boot. Dann muß es aber wirklich press am Boden anliegen und darf sich nach einer Kenterung nicht lösen oder runterhängen. Weiterhin sollte ein möglichst großes Volumen im Boot mit dem Gepäck (eventuell noch zusätzlichen Auftriebskörpern) ausgefüllt sein. Dann kann man ein gekentertes Boot im Wasser drehen und nach und nach ausschöpfen.
Welche Wege man präferiert, hängt hauptsächlich vom befahrenen Gewässer ab. Auf stehendem oder wenig bewegtem Wasser würde ich Variante 1 klar vorziehen, es sei denn, ich habe durch Bootsform und Gewicht eh keine Chance das Boot zu leeren. In flott fließenden oder wilden Gewässern, in denen mein Gepäck nach einer Kenterung abtreiben kann, ist Variante 2 sicherer. Hier dürfte auch die Möglichkeit auf Capistrano & Co. eh nicht so sehr ins Gewicht fallen, da die Ufer meist näher sein werden ...
ich kann den Sinn der losen Packstücke noch nicht richtig erkennen. Deshalb ein Gedankenspiel mit der Hoffnung auf konstruktive Kritik. Eingrenzung des Scenario auf See oder Fließgewässer. Nicht Wildwasser, nicht weit draußen auf dem See.
a) Solopaddler ohne Begleitung Boot läuft voll Wasser, die wenigsten sind bei Gepäcktouren mit Auftriebskörpern dabei. Ob die Packstücke so luftig gepackt sind, dass sie als Auftriebskörper funktionieren? Anmerkung: Meine Küchenkiste ist nicht wasserdicht, auch nicht die Kiste mit Lebenesmitteln. Die habe ich deshalb lieber angebunden. Der Rest ist luftig verpackt.
Als Solopaddler ist ohne Auftriebsköprer ein Capistrano für die wenigsten von uns machbar. Was bleibt ist das Boot und die wichtigste Ausrüstung irgend wie an Land bekommen. Annahme, mit der Bitte um Kritik:Ein vollgeläufenes Boot schiebt oder zieht sich genauso schleicht wie ein vollgelaufenes Boot mit fest gezurrtem Gepäck. Wo ist der Vorteil wenn das Gepäck lose ist, ich das Wasser aber nicht raus bekomme?
b) Ich bin mit mehreren Booten auf dem Wasser und kentere durch. Wenn alles fest am Boot verzurrt ist kann das Rettungsboot zunächst mich retten, dann die Packstücke bergen, dann eine Boot über Boot Bergung einleiten (andere, sinnvollere Reihenfolge auch denkabr). Wenn die Packstücke lose sind und bei der Kenterung abtreiben geht nach Bergung von Mann und Boot die Suche nach den Packstücken los. Das geht auch ist aber weniger schön wie die festgezurrten Packstücke. Sehe ich was falsch?
Länge der Bootsleine: ich persönlich habe zwei mal eine vollgelaufenes Boot ans Ufer geschoben (nicht zu Übungszwecken, beide Male bei Wassertemp. <10°C). Einmal bei hoher Fließgeschwindigkeit, einmal auf dem See. Beide Male hätte ich lieber eine lange Leine dabei gehabt, wäre dann deutlich Kraft sparender uns schneller an Land gewesen. Die Überlegung, den Wurfsack zur Vorbeugung oder nach dem Kentern am Bug fest zu machen und ans Ufer schwimmen, halte ich für richtig. Lange Leinen (>Bootslänge), die ich sonst gut oder weniger gut lose im Boot verstaut hatte waren nach Tagestouren doch ziemlich durcheinander.
Wenn Du solo auf einer Gepäcktour bist und baden gehst, den Capistrano nicht kannst oder schaffst, bleibt immer noch eine Boot-über-Pack-Bergung. Das geht aber auch nur, wenn Dein Boot leer ist und nicht irgendwelches Zeug reingebunden ist. Und für alle Ich-nehm-die Leine-und-schwimme-an-Land-Paddler: Probiert mal, mit nem gekenterten Boot (vielleicht noch beladen) mit Schuhen, Fleece-Jacke (zum Spaß ohne Schwimmweste) unter moderaten Wind- und Wellenbedingungen an Land zu schwimmen .... Eine weite Strecke wird es nicht ...
Zu B) So funktioniert das auf keinen Fall. Die Reihenfolge ist unrealistisch und unpraktisch. Bei einer Boot-über-Boot-Bergung wir zuerst das gekenterte Boot geborgen, dann steigst Du wieder in Dein eigenes Boot ein. Alle festgebundenen Sachen behindern und verhindern ....
Stell die mal die Realität vor: Du kletterst irgendwie in ein anderes Boot, gefährdest dabei womöglich die Paddler, da schwimmt dein Boot kieloben, Dein Gepäck bammelt an Bindfäden im Boot, wie soll das geborgen werden??? So wird das nix ....
an bambelnde Bindfäden dachte ich auch nicht. Alle Gepackstücke sind stramm im Boot verstaut und können nicht rausfallen.
Bei einer Boot-über-Pack-Bergung ist es natürlich erst Arbeit die Verschnürung zu lösen, Gepäckstücke rausziehen etc. Aber eine Alternative dazu sehe ich nicht. Ob an einem Fluss mit Strömung oder See mit Wellen und Wind. Der Gedanke die lose forttreibenden Gepäckstücke nachher wiederfinden zu wollen gefällt mir nicht.
Edit: Zum Bergen mit Leine: "eine lange Strecke wird das nicht" stimme ich zu. Das ist ein anstrengendes Geschäft. Wenn ich eine 25 Meter Leine dabei habe unterstelle ich aber, dass es für die für die meisten Situationen reicht. Nach der letzten Erfahrung ist mir wieder klarer geworden, warum ich auf dem See näher am Ufer paddeln sollte. Die meisen Flüsse, die ich paddeln haben keine Breite von 50 Metern. Und auf alles kann man sich nicht einrichten. Sonst paddel ich zum schluss mit selbstaufblasender Rettungsinsel (siehe Diskussion 2009).
Der Gedanke die lose forttreibenden Gepäckstücke nachher wiederfinden zu wollen gefällt mir nicht Wo sollen die auf einem See hin? Du treibst mit dem ganzen Gerödel ... nach Deinem Wiedereinstieg dürfte sich Dein Gepäck kaum mehr als 10 oder 20 m entfernt haben ... Nach einer Kenterung im Wasser noch Knoten lösen zu wollen, ist unrealistisch.
Wenn Du mit 25 m Seil losziehst und Dich immer schwimmend zum Ufer retten willst, dürftest Du Dich auf einem See nie mehr als 30 oder 40 m vom ufer entfernen ... Ist wohl auch unrealistisch.
Grundsätzlich sollte man die Bedingungen auf stehendem und fließendem Wasser unterscheiden. Auf einem Fluß wirst Du sicher mit dem ganzen Kram in Kürze zum Ufer kommen ...
Die Ziele der theoretischen Denkspiele können wohl durchaus unterschiedlich enden. Ich habe selbst Wiedereinstiegsszenarios schon öfters durchdacht und auch bei Kursen geübt. Den Capistrano bekomme ich nicht hin. Frank, trotz Technik, ich bin einfach zu leicht. Hingegen das leeren des Kanadiers und der Wiedereinstig von der Seite klappt sehr gut. Gepäck im Kanadier empfinde ich auch eher als hinderlich. Das geht hier gut an den kleineren Flüssen. Andererseits, wenn ich hier im Großrevier paddele wird wohl eine Kenterung eher bei z.B. Wind-gegen-Tide-Wellen Verhältnissen wahrscheinlich sein. Wellen kurz und hackelig bis 80 cm. Flußbreite dann dazu bis zu 500 Meter, immer ufernah bleiben ist nicht durchgängig möglich. Unter diesen Bedingungen zu kentern wird fies und bei 4-6 km Strömung plus Wind wird genau das Szenario von Lej eintreten, Gepäck ist schnell weg (also auch Wechselkleidung). Egal also ob an Land geschwommen oder im wieder aufgerichteten Kanadier (hoffentlich noch das Paddel am Mann) und dann schnell umziehen (Kältefalle?), das wird schwierig. Mit dem Kanadier(leer wie voll) schwimmend Strecke zu machen habe ich versucht: geht garnicht! Ein sehr komplexes Thema. Noch einen Satz zum Thema Leine. Am Wochenende war ein Heidefluss das Ziel. Noch geht viel Wasser Richtung Nordsee (was den Spassfaktor erhöhte. Ohne Leinen war der Kanadier nur schwer fest zu machen. An den Sohlgleiten und Wehren kam dann soviel Dynamik in die Sache, dass ich mir nicht vorstellen möchte was andererseits passiert, wenn da eine Leine sich verhakt oder... Zudem sahen wir wieder mal bedenkliche Paddelsituationen zum Thema Schwimmweste- Kinder-Wehre (aber das ist ein anderes Thema und es ging gerade noch mal gut)
Moin docook Wie du das schreibst, bringt es schon besser rüber als bisher bei mir. Das Differenzieren bedeutet für mich nicht, dass das Eine besser als das Andere ist, abwägen des Für und Widers ist einfach etwas Gewässerabhängig. Einen Tot muss man sowieso sterben, der spätere ist mir noch immer der nettere Tot. In der Regel begehe ich an der Küste schwimmend Selbstmord bevor das Ufer in Griffweite kommt, deswegen ist es, um nicht leichtsinnig zu sein, überlebensnotwendig, dass mein Kanu mein sicherster Platz bleibt. Dass ich problemlos da wieder rein komme falls der Fall X eintritt und das meine Wechselklamotten( wenn ohne Trocki oder Neo) trocken und griffbereit sind. Für viele trifft das nicht zu und es bieten sich für andere Fälle, Gewässer, viel speziefischere, geeignetere Lösungen und da kann das richtig sein, was in meinem Fall falsch ist. Insofern würde es ein Fehler von mir sein, wenn ich das Rad neu erfinden wollte und mich anders als von Frank in seinen Szenarien geschildert,verhalten würde. Gepäckstücke, die von Strömung und Wind beeinflußt sind, verlieren ohne Verbindung zueinander sofort den Kontakt, da sie in der Regel unterschiedlich schwer sind, unterschiedlich groß sind und unterschiedlich weit aus dem Wasser ragen, nur 3 Wellentäler weiter sind sie aus Kanuposition heraus nicht mehr sichtbar. Bei mir ist zuverlässiger Auftrieb wichtiger als eine Leine, da ich die Boot über Pack Bergung sowie den Capistrano unter netten Wellenbedingungen für völlig ungeeignet halte und wie du aus reichlich eigener Erfahrung weißt, sind es nicht alle, die wirklich Wiedereinstiegsszenarien in der Praxis durchspielen und sich eigene Gedanken über Verbesserungen machen. Selbst wenn sich alles als nicht praktikabel herausstellen würde, was Kanuotter da durchexerziert und ausprobiert, so ist es für mich trotzdem ein sehr konstruktiver Weg, der ihm garantiert im Endeffekt mehr Perfektion seiner speziefischen Sicherheit bringt und andere zum Nachmachen motiviert. Gute Nacht Jürgen