Nun wird es mal wieder Zeit für ein Update zum Phantom!
Um die Form zu bauen braucht man erstmal ein Urmodell. Den Bau desselben hatte ich ja bereits beschrieben. [url=t3170f18-Das-Phantom-Bau-eines-Urmodels-fuer-eine-Laminierform.html">Das Phantom - Bau eines Urmodels für eine Laminierform</a> Trennebene
Bevor man die Form abnehmen kann gibt es noch eine Reihe von Vorarbeiten zu erledigen. Zunächst sollte das Urmodell gereinigt werden. Politurreste werden dabei mit reichlich Wasser abgewaschen. Im letzten Gang wird noch eventuell vorhandenes Fett mit Aceton entfernt. Da wir eine Teilbare Negativform bauen, muss noch eine Trennebene entlang der Teilung aufgesetzt werden. Die kleben wir uns aus Streifen von XPS-Platten zusammen, so dass sie später einen Flansch ergibt, an dem die beiden Formenhälften zusammengefügt werden können. Die Oberfläche der Trennebene wird mit Flächenspachtel geglättet und mehrmals abgeschliffen. Anschließend wird sie genau wie das Urmodell lackiert, und poliert. Dann werden noch die Löcher gebohrt, die beim Abformen die Zentrierstifte aufnehmen. Damit sich die Trennebene später wieder vom Urmodell lösen lässt, tragen wir 4-5 Mal Grundierwachs (für Formenbauer) entlang der Mittellinie auf und reiben es anschließend leicht mit einem fusselfreien, weichen Baumwolltuch nach. Anschließend wird auf die Unterkante der Trennebene ein Strang Polyesterspachtel aufgetragen. Dazu verwenden wir eine sehr geringe Härtermenge, damit er nicht zu schnell aushärtet. Dann wird die Trennebene mit der Vorderkannte entlang der Mittellinie auf das Urmodell gesetzt und leicht angedrückt, damit der noch weiche Spachtel rausquillt. Wenn der Spachtel noch nicht ganz durchgärtet ist, wird die ausgequollene Spachtelmasse mit einem scharfen Stecheisen vorsichtig entlang des Urmodells abgestochen. Nach dem Durchhärten wird die erste Fomenhälfte nochmal gereinigt.
Wachsen
Nun wird 4 – 5 mal Grundierwachs auf das halbe Urmodell und die Trenneben aufgetragen und wieder mit dem Lappen nachgerieben. Dadurch werden letzte Poren im Urmodell geschlossen und es entsteht eine Matte Oberfläche, die sich sehr gut benetzen lässt. Jetzt muss das Grundierwachs mindestens 12 Stunden ablüften.
Folientrennmittel
Im nächsten Schritt wird das wasserlösliche PVA-Folientrennmittel gleichmäßig auf Trennebene und Urmodell aufgetragen. Das geht am besten mit einem speziellen Moltoprenschwamm. Das PVA muss dünn und blasenfrei aufgetragen werden und anschließend trocknen. Das dauert ungefähr 30 Minuten. Den Trockungszustand erkennt man am seidenmatten Glanz. Jetzt werden die Zentrierstifte in die Trennebe eingesetzt, die später dafür sorgen, dass die beiden Formenhälften exakt aufeinander sitzten.
Formenharz
Für die Formenoberfläche verwenden wir ein spezielles Formenharz, dass im Vakuum gerührt wurde um Blasen zu vermeiden und eine hohe Kantenfestigkeit aufweist. Es wird wie ein normales Epoxyharz mit dem genau dosierten Härter vermischt, gut durchgerührt, einmal umgetopft und anschließend mit einem Modler, einem breiten Pinsel gleichmäßig und in der richtigen Schichtstärke auf das Urmodell aufgetragen. Die richtig Menge errechnet man am besten vorher und mixt immer so viel wie man z.B. für ein Viertel, oder die Hälfte der Form braucht. Beim Auftragen ist es wichtig immer nur in eine Richtung zu streichen, damit man keine Luftblasen in das Formenharz einbringt. Man sollte auch immer wieder kontrollieren, ob man alle Stellen gleich gut erwischt hat und auf Pinselstriche achten. Anschließend muss das Formenharz angelieren. Wir machen einen Abstrich auf einer Glasplatte oder Folie, um den Gelierzustand prüfen zu können. Die Gelierdauer hängt vom verwendeten Härter und der Temparatur ab. Bei uns sind es ca. 4 Stunden.
Kanten füllen
Ist das Formenharz angeliert, so müssen als nächstes scharfe Kanten gefüllt werden, damit sich unter dem Glasgewebe später keine Blasen bilden. Dazu verwenden wir Laminierharz dass mit reichlich Baumwolflocken angedickt wird. Es sollte so dick sein, dass es nicht mehr vom Spatel läuft. Für unsere halbe Form haben wir 200g Harz eingedickt. Auch um die Zentrierstücke herum wird eingedicktes Harz aufgetragen um einen weichen Übergang zu schaffen. Die gefüllten Stellen werden anschließend mit einer Lage 163g/qm Glasgefilamentgewebe abgedeckt. Das Glasgewebe lässt sich leicht mit einem Pinsel und Laminierharz durchtränken.
Laminieren
Als nächstes wird die ganze Form mit Laminierharz und einer Laminierrolle (Lackierwalze geht auch) eingerollt. Da sollte man gerade bei schweren Geweben nicht sparen, da sich diese leichter entlüften lassen, wenn genug Harz darunter ist. Jetzt wird die erste Bahn Glasgewebe aufgelegt. Wir haben sie nach dem Zuschneiden von den Enden zu Mitte hin zusammengefaltet. So kann man sie in der Mitte auflegen und dann auf dem Modell nach aussen auffalten. Wichtig ist beim Auflegen, dass man das Gewebe nicht zu sehr verzieht (Köper) und auch keine Falten einbaut. Wir verwenden insgesamt drei Lagen 390g/qm Glasrovinggewebe in Köperbindung. Leichteres Gewebe lässt sich jedoch viel einfacher durchtränken. Nach dem Auflegen des Gewebes wird es mit einem Entlüftungsroller auf das Urmodell gedrückt, wodurch es an den durchtränkten Stellen durchsichtig wird. Wo Harz fehlt wird es mit der Laminierrolle aufgetragen. Das Gewebe muss überall gut anliegen. Besonders an den Kanten muss man darauf achten, dass keine Luftblasen bleiben, aber auch, dass man das eingedickte Harz beim Andrücken nicht aus der Kante quetscht. Das ganze wird wiederholt, bis alle Lagen aufgebracht sind. Das Harz mischt man dabei immer in kleinen Ansätzen, um die Topfzeit nicht zu überschreiten. Auch hier lohnt es sich vorher auszurechnen wieviel Harz man für eine Lage braucht. Als letzte Lage wir ein Abreissgewebe aufgelegt und entlüftet. Das geht am besten in kleineren Streifen. Hier kommt es nicht auf Schönheit an, da dass Abreissgewebe nach dem Durchhärten, wie der Name sagt, abgerissen wird. Der Vorteil: man erhält eine gleichmäßig rauhe Oberfläche, auf der direkt und ohne Schleifen weiterlaminiert werden kann.
Ist das Abreissgewebe drauf, heisst es warten bis die Form durchgehärtet ist. Ich lasse sie immer ein bis zwei Tage im Warmen stehen damit das Harz vollständig vernetzen kann.
Hinterbauen
Wenn man die Form für ein normales Handlaminat benutzt und genügend Wandstärke aufgebaut hat kann man sie eigentlich schon fast verwenden. Wir wollen jedoch später ein Vakuum anlegen und brauchen deshalb eine besonders stabile Form. Also hinterbauen wir sie. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir machen ein Skelett aus Kork. Dazu kleben wir spezielle Korkstreifen auf die Form und Laminieren anschließend Glasgewebe darüber. Dazu muss das Abreissgewebe natürlich vorher runter.
Zweite Hälfte.
Hat man das Ganze hinter sich, so hat man eine halbe Form. Dann kommt die zweite Hälfte drann. Dazu muss die Trennebene runter. Bevor ich das mache, lasse ich die Form 7 Tage stehen, damit sich der Flansch nicht verzieht. Wenn man nicht mit dem Grundierwachs gespart hat, dann lässt sich die Trennebene relativ leicht vom Urmodell und vom laminierten Flansch lösen. Eventuelle Spachtelreste können mit einem weichen Holzschaber entfernt werden, ohne das Urmodell zu beschädigen. Das Laminieren der zweiten Hälfte funktioniert im wesentlichen so wie bei der ersten. Allerdings wird jetzt nicht gegen die Trenneben laminiert, sondern gegen den zuvor laminierten Flansch der ersten Hälfte. Natürlich muss alles wieder eingewachst und mit PVA lackiert werden. Dann werden die Buchsen der Zentrierstücke auf die Dorne gesteckt und mit Plastilin verschlossen. Das dient gleichzeitig zur Fixierung auf den Dornen. Der Rest ist gleich wie oben.
Entformen
Ist die zweite Hälfte fertig und hinterbaut, sollte man das ganze nochmal 7 Tag eim Warmen stehen lassen. Danach kann entformt werden. Dank PVA und Grundierwachs sollte das recht problemlos gehen. Anschließend wird die Formeninnenseite auf Beschädigungen geprüft, die Mit Formenharz und sehr feinem Schleifpapier repariert werden können.
Danach sollten die Formenränder noch getrimmt werden. Das geht besonders gut mit dem oszilierenden Sägeblatt eines Multimaster. Wenn man direkt einen Staubsauger daran hält, bleibt die Staubentwicklung im erträglichen Rahmen (trotzdem Staubmaske und Schutzbrille tragen). Anschließend kann man die Kanten noch verschleifen.
Take care!
Bei allen Arbeiten mit Harz sollte man sich immer genau überlegen was man tut. Eine falsche Dosierung kann die ganze Arbeit zu Nichte machen. Ich schreibe mir verschiedene Dosierungen auf einen Block und verwende eine sehr genaue Waage (0,1g genau) Bei zwei Prozent Dosierungstoleranz muss man gerade bei geringen Mengen genau arbeiten. Auch sollte Harz immer gut durchgerührt werden und vor der Verwendung einmal umgetopft werden falls noch unvermischte Reste in den Becherkanten haften. Ist die Temparatur zu hoch, so verringert sich die Topfzeit schnell, und mit einem schnellen Härter können größere Harzmengen durch die Reaktionswärme verkochen wobei giftige Dämpfe entstehen (Don't try this at home). Zuletzt bleibt zu sagen, dass Harz und Härter nicht an und in den Körper kommen sollen. Wir verwenden immer Vinylhandschuhe und Schutzbrillen bei der Arbeit mit Harzen, achten auf gute Lüftung, essen und trinken nichts bei der Arbeit und waschen immer wieder Hände und Gesicht. Hat man GFK geschliffen, sollte man mindestens einen Tag lang nicht mehr mit Harzen arbeiten, damit nichts über Mikroverletzungen durch Glasfasern in den Körper kommt. Man will ja schließlich gesund bleiben. Steht aber auch alles im Sicherheitsdatenblatt.
Leider gibt es nicht so viele Bilder, da wir keinen Fotografen hatten und die ganze Aktion recht sportlich ist.
So, das war die Geschichte zum Formenbau für das Phantom, das inzwischen einen Namen hat. Ecstacy wird es heissen. (Ja, ja, ich weiß schon woran ihr gleich denken werdet ...hat aber nix mit Chemie zu tun.)
Liebe Grüße, Sebastian
--"Auf der ganzen Welt ist vielleicht nichts so schön, so rein und zugleich so groß wie ein See. Himmelswasser" (H.D. Thoreau) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: <a href="http://www.freestylecanoeing.org]http://www.freestylecanoeing.org[/url]
- \"Women are fleeing the dreaded bow seat at an alarming rate, and, as individuals, are settling themselves into solo canoes. Welcome aboard!\" (Mike Galt 1978) - 100% pure canoeing: http://www.canoespirit.de
Hallo Hans-Georg!
Danke!
Auf die Holzteile bin ich auch gespannt! [grin]
Die werden diesmal etwas anders. Darum kümmert sich ein neuer Tischler der auch etwas Ahnung von Canoes hat, was die Sache erheblich erleichtern dürfte. Mal sehen wie wir das lösen. Fest steht bisher nur, dass dieses Boot zwei zusätzliche Duchten und einen Cane-seat bekommt. Ich selbst bin ja leider nicht so sehr der Holzwurm - leider.
Liebe Grüße, Sebastian
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Moin Jürgen!
Na dann harren wir mal der Dinge die da kommen. Das mit dem schwarzen Gewebe hat recht gut geklappt. Auch das Finish ist diesmal viel besser geworden. Ich habe da noch einige Ideen für verschiedenfarbige Sichtlaminate, die ich nächste Woche mal testen will.
Grüß mir die Bande!
Alles Gute, Sebastian
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Prinzipiell ginge rosa schon. (z.B. RAL 3015). Man müsste halt das Harz einfärben. Ob das allerdings bei Sichtlaminat noch gut aussieht müsste man erst testen. Das andere Problem dürfte sein, dass die Mindesmenge für Pigmente bei 25 KG liegt. Damit könnte man so um die 200 rosa Boote bauen [hmm]. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die los bekäme.
Bei diesem Boot haben wir gefärbtes Gewebe verwendet. Siehe Bild.
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Hallo Mark!
6 von 5 Zahnarztfrauen wissen, dass das nur zutrifft, wenn die Boote nicht schwarz sind ;-)
Grotjes, Sebastian
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Hi Andreas!
[quote]Mit Eschentrimm fährt das ja schon im Stand 5km/h.[/quote]
Aber nur wenn Du den Moonwalk beherrschst [clown]
Liebe GRüße, Sebastian
P.S. Wann ist die neue Kringelfieber DVD fertig [grin]
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