Der Naturschutzbund Deutschland e.V. startet in seinem 111 Jubiläumsjahr mit dem Projekt zur Renaturierung der Unteren Havel in Brandenburg und Sachsen Anhalt. Auf einer Strecke von 90 km sollen u.a. Altarme wieder aktiviert, Uferbefestigungen rückgebaut und Fischwanderhilfen errichtet werden. Der NABU ist Projektträger der Maßnahme deren Umsetzung 13 Jahre dauern soll. Zahlreiche Informationen, Bildmaterial etc. gibt es hier: Renaturierung "Untere Havel"
Schönes Projekt, aber hoffentlich wird bei der Umsetzung auch das Beste für die Natur (und natürlich für die natur- und umweltbewussten Paddler) erreicht. Zu den Kosten konnte ich nur finden dass 75% vom Bund (11% Land Brandenburg, 7% Land Sachsen-Anhalt, 7% NABU) getragen werden. Wäre ja mal interessant wie viel die Sache überhaupt kostet und wie viel davon in Maßnahmen vor Ort fließt, der größte Teil wird hier sicherlich von den damit beauftragten Planern aufgebraucht.
Dass der Bund 75% locker macht ist ja interessant, vielleicht als kleines Zuckerbrot für das (leider) immer noch nicht zu den Akten gelegte „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17“, welches zum Teil das genaue Gegenteil bewirkt und mit lediglich 2,3 Mrd. Euro (in Worten: zweikommadrei MILLIARDEN) veranschlagt ist (wegen massiver Proteste wurden einige Bauteile allerdings schon etwas abgespeckt).
Mir ist nur nicht ganz klar wie sich die Renaturierung (Ziele u.a. Verengung des Hauptstromes und Umleitung von Wasser in die Neben- und Altarme) mit den Maßnahmen des VDE 17 vereinbaren lässt, auch wenn diese nicht im gleichen Bereich des Flusses stattfinden. Aufhübschung an einer Stelle und Kahlschlag an einer Anderen; Altarme, Flutrinnen und Auwälder kontra Durchstich, Begradigung, Fahrrinnenvertiefung und Kanalverbreiterungen?
Quelle: wikipedia „…Das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 17“ sieht auf der Strecke Wolfsburg-Magdeburg-Berlin den Ausbau von 280 km Wasserweg vor. Die gesamte Strecke soll auf 4 m Tiefe und je nach Uferprofil auf 42-55 m (in Kurven bis zu 72 m) Wasserspiegelbreite ausgebaggert werden. Damit soll ermöglichen werden, das hier Schubverbände von 180 m Länge, 11,40 m Breite und 2,80 m Abladetiefe, entsprechend Binnenwasserstraßenklassifizierung Vb, fahren können. Im Verlauf der Unteren Havelwasserstraße soll deshalb der Sacrow-Paretzer Kanal an seinem Nordufer zur Verbreiterung ausgebaggert und in seiner gesamten Länge vertieft werden. Die Havel wird von diesen Ausbaumaßnahmen im Bereich von der Mündung des Sacrow-Paretzer Kanals bis zum Silokanal betroffen sein. Es ist geplant, die Fahrrinne auf 4m zu vertiefen. Außerdem soll die Havel im Bereich des „Deetzer Knies“ begradigt und beim „Deetzer Durchstich“ verbreitert werden….“
Das Gebiet des NABU-Projektes beginnt übrigens erst dort wo das VDE 17 endet bzw. in den Elbe-Havel-Kanal „abbiegt“. Somit dürfte bei einer Forcierung der Baumaßnahmen dort ja mehr Wasser anfallen, was dann leider aber an anderer Stelle (Mittlere Havel) fehlt.
Zitat von Peter PanSchönes Projekt, aber hoffentlich wird bei der Umsetzung auch das Beste für die Natur (und natürlich für die natur- und umweltbewussten Paddler) erreicht. Zu den Kosten konnte ich nur finden dass 75% vom Bund (11% Land Brandenburg, 7% Land Sachsen-Anhalt, 7% NABU) getragen werden. Wäre ja mal interessant wie viel die Sache überhaupt kostet und wie viel davon in Maßnahmen vor Ort fließt, der größte Teil wird hier sicherlich von den damit beauftragten Planern aufgebraucht.
Hej Peter,
die veranschlagten Kosten betragen 25 Mio €. Also Peanuts im Vergleich zu den vielen anderen "natur-zerstörerischen" Vorhaben die es in der Vergangenheit in Deutschland gab und noch geben wird. Die Planungskosten für diese erste Phase (2005 - 2008) wurden mit 1,75 Mio € veranschlagt. Es wird aber noch eine 2. Phase geben (Planfeststellung, Umsetzungsphase und Gewässerunterhaltungsplan). Hier ein ausführliche Maßnahmebeschreibung.
Hallo, ich hab bei diesen Zeilen gleich an einen Deal zwischen den beiden jeweiligen Parteien gedacht. Irgendwie schon komisch, wie Peter Pan schon sagte, ist ja das Bauprojekt zur Begradigung etc. ja nicht wirklich vom Tisch. Wird nur momentan etwas niedrig gehalten. Man hört nicht viel davon. Ist ja schön, wenn mal Projekte wie die geplante Renaturierung in Angriff genommen werden, aber mit Sicherheit nicht ohne Hintergedanken. Gerade im Bezug auf die Havel. Ist schon ein schönes Flüsschen. Schönen Gruß, Mario
Von einem "Deal" zu sprechen finde ich in diesem Zusammenhang etwas deplatziert. Spekulationen bringen auch nicht viel. Und um mal etwas zynisch zu werden: "Ist zwar ein schönes Flüsschen, aber eigentlich könnte man solche Maßnahmen ja auch lassen. Denn es verdienen wieso nur die Planer die meiste Kohle und die Umweltverbände dealen mit den Politikern am Stammtisch, um ihr Ego zu befriedigen." Man kann es auch kaputt reden.
Also ich finde es sehr gut, dass überhaupt etwas in dieser Größenordnung in Angriff genommen wird (selbst wenn es erstmal hauptsächlich Planungen sind, auch das schafft Vorlauf für den Zeitraum in dem der politische Wille und die Mittel zur Umsetzung da sind). Vielleicht ist es nicht so rübergekommen, aber mir missfällt hauptsächlich die Mittelverteilung an der Havel: 25 Mio. zur Renaturierung im Unterlauf gegen über 2 Mrd. für das blanke Gegenteil im Mittellauf. Und dass auf politischer Ebene einschließlich der Bundesministerien viele "Deals" laufen sehe ich als interessierter und aufmerksamer Bürger als Tatsache und nicht als Vermutung an (bei diesem Projekt weiß ich allerdings nichts davon, mir ist ebenfalls nur aufgefallen dass von Maßnahmen zum VDE 17 in letzter Zeit fast gar nichts zu hören oder lesen ist).
Viele Grüße (der andere) Peter
PS: Der Maßnahmebericht mit den Luftbildern macht Lust endlich mal wieder aufs Wasser zu kommen! Wir haben am Wochenende ein "Luftloch" im schneefreien Bereich eines Teiches gesägt, die Eisdecke war 30cm dick! Da geht vorläufig gar nichts
Natürlich ist es so, dass es eine gewaltige Maßlosigkeit von Legislative und Exekutive im Umgang mit unserer Umwelt gibt und Unmengen an Steuergeldern gegen die Zukunft der Menschen investiert werden. Und trotz aller berechtigter Warnungen bzgl. Klimaerwärmung, fortschreitenden Artenrückgangs und und... wird munter weiter gemacht. Als aktuelles Beispiel will ich dazu die Landesstraßenbedarfsplanung des Landes Brandenburg anführen. Unfassbar! Ein Deal ist "die Verständigung zu einem Geständnis". Damit könnte in diesem Zusammenhang der Eindruck erweckt werden, dass der NABU dem Ausbau der Mittleren Havel zu stimmt/ein (Zu-)geständnis macht und dafür Finanzmittel für die Renaturierung der Unteren Havel von Bund und Land bereitgestellt werden. Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass es zwischen beiden Maßnahmen (Ausbau Mittlere Havel - Renaturierung Untere Havel) einen Zusammenhang geben kann (bzgl. der Finanzierung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Eingriff in Natur- und Landschaft durch den Havelausbau). Ist mir aber nicht bekannt.