Hallo Frostschäden können meiner Erfahrung nach nur entstehen, wenn Wasser ins Laminat eindringt, sich dort beim Gefrieren ausdehnt und dadurch den Faser-Harz verbund sprengt. Zum Eindringen des Wassers müssen also Risse, Beschädigungen kleine Abplatzungen vorhanden sein. Vorbeugen kann man durch lagern im Trockenen, UV-Schutz und durch regelmäßige Kontrollen der Lackierung oder Gelcoatschicht. Osmose (kl. Risse im Gelcoat) ist z.Bsp. auch ein Vorläufer für Frostschäden und auch bei Segelyachten ein teures Thema. Gruß Jürgen Ps: Wenn erst mal Wasser in den Verbund eingedrungen ist, ist es egal wieviel Grad minus es sind, dann entsteht auch bei -3 Grad richtiger Schaden. PS: Wenn Wasser ins Laminat, auch bei Außenschichtbeschädigung, einfach so eindringen kann, ohne dass starke Belastungen das Laminat an sich beschädigt haben, würde es für mich sich auch um eine minderwertige Verarbeitungsqualität handeln können. Ich denke mir, dass Vakuumverfahren bei der Herstellung nicht nur fürs Gewicht Vorteile haben, sondern auch die Verbundqualität verbessern und damit wasser kaum noch eindringen Kann. Jörg sollte das sicher noch besser erklären können. Es reicht nicht unbedingt, die besagte Stelle einfach gleich aus zu bessern, eine gründliche Beschau der umliegendenden Fläche, bzw. des ganzen bootes ist wichtig und als erstes würde ich nur die Blase öffnen und ausgiebig trocknen, erst dann versiegeln, die evtl. vorhandene Feuchtigkeit muss unbedingt raus.
das Boot ist ein paar Tage älter, aber ursprünglich von guter Verarbeitung, vielleicht etwas in die Jahre gekommen. Und ich gehe sicher auch nicht wirklich zärtlich mit Booten um. Foto stell ich morgen ein.
Um Mikrorisse, erstes Eindringen, weiterdringen zu vermeiden: regelmäßig einwachsen und polieren? Oder ab und zu abschleifen und mit Lack/Gelcoat nachsiegeln?
Speziell bei Winterfahren hilft das runtertrocknen nicht wirklich. Meine Boote liegen trocken in einem Schuppen. Aber bei Minusgraden paddeln heißt: nass aus dem Wasser nehmen und spätestens auf dem Autodach kommt dann der Frost...
Hallo Kanuotter Ich denke, dass bei deutschen, amerikanischen, kanadischen Markenbooten das Problem auf Grund qualitativ recht hochwertiger Verarbeitung und unter Verwendung von , in der Regel,Flecht- bzw. sogn. Rowinggewebe, das Problem nicht so groß ist als bei z.Bsp. älteren polnischen Bauten aus billiger Fasermatte im wilden Verbund, wie sie z.Bsp. jeder als Reparaturmatten für Autokarosserieschäden kennt, in diesen Matten kann das Wasser erfahrungsgemäß scheinbar leichter weiterwandern als im Flechtgewebe. Letztgenannte Boote habe ich aber auch über Jahre in der Jugendarbeit verwendet, mußte sie nur jährlich sorgfältig überarbeiten, nachdem ich mit dem Problem der Frostschäden schnell konfrontiert wurde. Die Vorschäden sehen unter Lichtbeschau meist spinnengewebsartig aus, Stoß- oder Druckbeschädigung. Ich habe die Boote im Herbst an den gefundenen Stellen abgeschliffen, getrocknet und dann wieder mit Harz und Lack überzogen, es gab dann keine Probleme mehr. Bei späten Gruppentouren im Oktober in Mittelschweden mit manchmal guten Minusgraden, hat es unmittelbar keine Frostschäden gegeben, daher vermute ich, dass der Zerstörungsvorgang etwas mehr Zeit braucht. In der Annahme, dass dein Boot, wenn auch alt aber doch vermutlich mit Flechtgewebe hergestellt ist und von einem Qualitätshersteller stammt, so glaube ich nicht, dass bei der Rückfahrt vom Gewässer nach Hause etwas Schlimmes durch Frost passiert. Mich selbst würde interessieren, ob das bei der Bootsmarke, die Jörg verkauft, Name habe ich leider vergessen, ich meine die unter Vakuum gezogenen, überhaupt ein Thema ist. Gruß Jürgen
Hi, da ich direkt angesprochen wurde : ich bezweifle, daß es sich bei den Schäden um Frostschäden handelt. Selbst bei beschädigtem Gel-Coat würden diese erst entstehen, wenn ein Kanu ähnlich wie ein Schiff oder Boot ständig oder extrem lange im Wasser an einem Liegeplatz liegt, dann könnten eventuell osmotische Effekte auftreten, und das auch nur bei sehr mangelhafter Laminatqualität. Ich kann mir bei Frostschäden nur so etwas wie z.B. eingesickertes Wasser im Holzausbau, dort in den Lücken zwischen z.B. inwhale und outwhale, oder unter Deckplatten, nicht aber im Laminat vorstellen, jedenfalls sind mir bei Bell und American Traders oder Placid Boat works solche Schäden nicht bekannt geworden Jörg Wagner
hier also das Bild vom Schadensfall. Die meisten Kratzer sind von einem ungewollten "treideln" des Bootes über eine Fischtreppe. War die einzige Möglichkeit durch das vereiste Wehr zu kommen. Mikrorisse im Gelcoat in der Nähe dieses Bereiches finde ich keine. Direkt in und um die Schadensstelle kann ich mit dem Finger reindrücken. Das Material drückt sich dort lokal ein (ähnlich dem Drücken auf dem Handballen). Andere "gesunde" Stellen am Boot lassen sich mit höherem Druck elastisch und weitflächiger verformen. Das Federverhalten ist aber viel breitflächiger, die Rückfederung "direkter".
Der Versuch eines Fazit, da keine Rückmeldung zu Wachsen, Polieren, Versiegeln etc gekommen sind:
a) Gfk ist zunächst einmal robust und relativ wartungsarm. Auch oberflächliche Kratzer sind für die Funktion unproblematisch, für Liebhaber vielleicht hässlich. Bitte Rückmeldung wenn ich hier falsch liege.
b) Die Schadensursache sollte ich hier nicht als Ferndiagnose abfragen. Das ist wohl dann eher Raten oder Hersteller "abwatschen". Ich vermute die Schadenursache eher bei einem heftigen Crash mit einem Stein im Sommer. Dem Thema Osmose gehe ich mal nach. Der SoloPlus dieser alten Baureihe hat noch einen quadratischen Hohlkanal über die gesamte Bootslänge.
Osmose ist ein Schaden der überwiegend bei GfK-Booten in wärmeren Gefilden auftritt, die ständig im Wasser liegen. Das tritt hauptsächlich bei Polyesterharzlaminaten auf, da dieses Harz nicht dauerhaft (über viele Jahre) wasserbeständig ist. Das liegt am Laminatsystem, bei dem überwiegend Glasfasermatten verwendet werden. Erkennbar an den unregelmäßig kreuz- und querligenden Kurzfasern. In diesen Matten sind die Fasern mit einem Pulver aneinander gebunden. Diese Bindung wird vom Styrol im Polyesterharz aufgelöst. Daher sind die Matten auch nicht mit Epoxidharzen zu verarbeiten. Diese Polyesterlaminate haben einen sehr geringen Faservolumengehalt, und sind sehr schwer wirklich Lunkerfrei herzustellen. Und diese Lunker sind ein wesentlicher Ausgangspunkt von Osmose. Fazit: Kannste bei Dir vergessen. Nach dem Gewebe zu urteilen ist das eher kein Polyester. Ist also eine ganz andere Baustelle.
In Deinem Fall sieht das nach einem mechanischem Schaden aus der Aufgrund schlechter Verarbeitung zum Abplatzen der Gelcoat geführt hat. Ich fang mal von hinten an. Gefrorenes Wasser unter der Gelcoat hat selbige abplatzen lassen. Das Wasser ist durch einen oder mehrere kleine Risse eingedrungen. Woher sowas kommt: Naja, egal. Der Verbund Laminat Gelcoat ist offenbar ungenügend. Rümpfe kleinerer Boote sind leicht und demzufolge dünn. Sie werden stärker und öfter verformt, daher ist diese Schnittstelle stark beansprucht. Bei der Herstellung solcher Rümpfe wird erst die Gelcoat in die Form gespritzt. Diese Schicht muß anhärten. Wird anschließend zu früh loslaminiert drückt man das Gewebe in die noch weiche Gelcoat hinein, oder verschmiert diese sogar. Wartet man zu lange ist die Gelcoatschicht zu hart und das Laminat kann sich mit selbiger nicht mehr ausreichend verbinden. Alles vergleichbar mit Lackierungen. Wartet man zu lange muß man die letzte Schicht anschleifen. Eine Gelcöatschicht in einer Form anzuschleifen kann sehr schnell einen großen Schaden an der Form nach sich ziehen. Macht man also nicht. Und da die Härtung von Harzen (also auch von Gelcoat) sehr stark von der Temperatur abhängt ist hier sehr sorgfältig zu arbeiten, da das Fehlerpotenzial entsprechend hoch ist.
Die vorigen Ausführungen beruhen auf meinen eigenen Erfahrungen als Bootsbauer bei der Herstellung von CfK und Gfk Bauteilen für Rennruderboote sowie Rennkajaks und -Canadiern. Ist zwar schon ein paar Tage her, sind aber eigene Erfahrungen. Der Rest beruht auf (meinem) eigenem gesunden Menschenverstand.
Hallo Im Bootsbau wird seit Jahrzehnten überwiegend Gewebe verwendet. In dieser Webform werden sehr unterschiedliche Faserarten hergestellt. Ob Kreuz oder querliegende Kurzfaser oder Gewebe aus gleichem Material ist schlichtweg erst mal eine Preis und dann eine Entwicklungsaltersfrage, mit natürlich stark unterschiedlichen Belastungsfähigkeiten sowie Verarbeitungsmöglichkeiten. Glasfaser ist eine verhältnismäßig schwere Faser aber auch ganz gut belastbar. Was Fasergewicht ausmacht, merkt jeder beim Tragen seines Kanus oder beim Kaufpreis. Vom Gewebe her kann man nicht so einfach beurteilen um welches Material es sich letztendlich handelt. Da müßte Kanuotter sich erst mal erkundigen, aus was sein Boot hergestellt ist. Die Webart auf dem Foto habe ich selbst schon in Glasfaser verarbeitet. Gruß Jürgen
Na zumindest kann man ein Epoxidharz bei Glasfasermatten ausschließen, wenn man beim Verarbeiter ein Mindestmaß an Fachwissen voraussetzt.
Die Reparatur ist nicht so schwierig. Allerdings muß man sich einiges an Material besorgen. Die Gelcoat-, Vorgelat- oder Feinschichtharze sind überwiegend Polyesterharze. Die haben sich halt aufgrund ihrer sehr viel besseren UV-Beständigkeit irgendwie in die Zeit modernerer Materialien hinübergerettet. Es gibt auch welche auf EP Basis, die sind aber vorwiegend für den Formenbau gedacht. Also erstmal Harz, Härter und natürlich entsprechende Farbpasten zum einfärben besorgen. Dann alle losen Teile rund um die Einschlagstelle entfernen. Laminat mit 60er oder 80er Schleifpapier AN (nicht glatt-) schleifen. Der Untergrund muß sauber, tragfähig, staub- und fettfrei sein. Die Baustelle also sorgfältig absaugen und das Boot so hindrehen das die Stelle möglichst waagerecht liegt. Sichergehen das alles sauber und vor allem auch trocken ist. Ggf. etwas warmfönen. Harz entsprechend einfärben und nach Herstellerangaben anmischen. Dann mit einem Pinsel etwas dicker als die originale Schicht auftragen. Feinschichtharze sind thixotrop eingestellt. D.h. sie haben eine Gelartige Konsistenz und laufen von senkrechten Flächen nicht so leicht ab. Daher kann man damit auch leicht einen "Berg bauen". Nach dem Aushärten nimmt man sich eine Art Schleiflatte und schleift damit die zuviel aufgetragenen Berge weg. Diese Schleiflatte sollte so in etwa die Biegsteitigkeit von so 4mm Sperrholz haben. Die sollte sich bei so 30cm Länge und an den ENDEN angedrückt noch leicht der Rumpfkontur anpassen. Damit ist gewährleistet das wirklich nur die Berge abgeschliffen werden. Kleine Schleifklötze oder gar direkt das Papier mit den Fingern ist absolut tabu! Angefangen so mit 120er, und in Stufen bis hin zu 1200-2000er arbeiten. Hört sich alles schlimmer an als es ist. Die Oberflächenkontur schleift man ausschließlich mit den groben Körnungen. Mit den feineren werden nur noch die Riefen des jeweiligen vorherigen Arbeitsganges beseitigt. Daher immer gut zwischenreinigen! So ab 400er Körnung wird nicht mehr nennenswert Material abgetragen. Anschließend polieren und fertig. Obwohl, so wie das Boot offensichtlich genutzt wird würde ich letzten Punkt einfach weglassen.
Ich arbeite immer wenn es irgedwie möglich ist mit Naßschleifpapier. Da kann man zwar die Oberfläche schwieriger beurteilen aber es ist einmal staubfrei und dann sehr viel effektiver da das Schleifmittel nicht verklebt. So reicht locker 1 Bogen je Körnung aus.
Und man sollte sich immer penibel an die Herstellervorgaben der Materialien halten. Insbesondere auf richtige Temperaturen achten. UND ARBEITSSCHUTZ NICHT VERGESSEN!
Hallo Tobias Muss man das Gewebe an der weichen Stelle auch bearbeiten, Kanuotter schreibt, dass er das mit dem Finger weich eindrücken kann? Wenn man das auch bearbeiten muss, tränkt bzw. verfüllt man es dann mit dem entsprechenden Harz oder sollte man das ausschleifen? Bei meinen GFK Schäden habe ich die weichen Stellen bisher weggeschliffen und ersetzt, dabei war mir aber bekannt, um welches Material es sich handelt. Gruß Jürgen
Das hab ich dann wohl überlesen. Weich kann ja auch zweierlei bedeuten. Entweder ist das Laminat sehr dünn und entsprechend flexibel, oder es ist selbst so weich das man quasi seinen Fingenagel hineindrücken kann. In letzterem Fall ist das natürlich auch nicht mehr trägfähig. Das muß dann weg, sonst bröselt früher oder später die steifere Gelcoatschicht ja wieder ab. Dann ist der eigentliche Schaden aber auch schon deutlich älter. Bei den dünnen Laminaten der Canadier ist da dann aber auch schon schnell Schluß mit schleifen. Das muß dann natürlich auch wieder mit Gewebe ausgefüllt werden. Was das ürsprüngliche Laminat für eines ist riecht man dann schon beim Schleifen. Leider aber nur wenn man es vorher schon mal gerochen hat, und entsprechend unterscheiden kann. Da stoßen wir hier aber an systembedingte Grenzen.
nach der Fingerprobe gehe ich davon aus, das es kaputt ist (kein elastisches Rückfedern, keine "harte" Materialanmutung, eher "Staub in Tüchern"). Läßt sich aber am besten mit einer Nadel ausprobieren. Wo die reinstochern kann muss das Material weg. Ist ähnlich wie beim Zahnarzt.
Vielen Dank für die wertvollen Tips. Ich persönlich gehe davon aus, dass ich das nächste mal bei stärkerem Rumpfkontakt mit Steinen oder ähnlichem nach der Fahrt genauer nachkontrolliere und ggf. aktiv werde. Die Reperaturmaterialien sind dann ja auch im Haus....