Nun, eine Regatta ist wohl nur bedingt eine Tour, aber als Neuling im Kanusegeln halte ich einen kleinen Bericht über meine erste Teilnahme am Segelcriterium durchaus für angemessen. Nicht zuletzt in der Hoffnung, dass noch mehr Leute auf die Idee kommen es mit der Segelei zu versuchen. Es handelt sich nämlich um ein äusserst kurzweiliges Vergnügen und ist, so denn britische Stimmen gehört werden, mit quasi geringstem Aufwand realisierbar.
Die alten Kaninchen die sich im Bremen einfinden allerdings, zelebrieren offenbar lieber einen kontinentalen Stil. Entweder haben sie reichlich massive Ausstattung aus viel Holz, Hanf und feinstem Tuche, oder modernes, auf Segeln spezialisiertes Material höchster Güte mit teils bedrohlich großer Segelfläche.
Whatever, als nahezu vollkommen Ahnungsloser hatte ich mir als einzige Aufgabe gestellt segelnd ans Ziel zu kommen. Während meiner wenigen Übungsrunden im Vorfeld befürchtete ich allerdings, dass dieses Ziel womöglich ein wenig hoch gesteckt sein könnte. Mit der >Versuch macht Kluch Technik< gehe ich in die erste Runde und bin sogleich so deutlich abgeschlagen, dass ich hier noch links ausserhalb des Bildes bin, während die Cracks schon die erste Wendemarke passiert haben. (an dieser Stelle Danke an Dorit für das Bild)
Plötzlich läuft es dann aber doch und ich fahre zügig in einem Bogen den anderen hinterher. Als ich die erste Wendemarke passiere, spricht diese mir, untermalt von Samstag-Nachmittags-Radio aus der Boom-Box, tröstende Worte zu. Nicht zuletzt wegen des böigen Windes der ständig [hier bitte passenden Segel-Fachbegriff einfügen]*1 oder [siehe *1], bin ich ausschliesslich mit überleben wollen beschäftigt und weiss in dem Moment Hinweise aus dem Off nur bedingt zu schätzen.
Kurz vor der zweiten Wendemarke komme ich in die Verlegenheit gleich zwei Konkurrenzboote überholen zu können, scheitere aber an dem unerwartet aufkeimenden Anspruch, dies kollisionslos tun zu wollen. Überhaupt ist es plötzlich sehr unübersichtlich und zahlreiche Boote segeln mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten in alle möglichen Richtungen. Im Augenwinkel sehe ich, dass dabei mitunter viel Paddel im Einsatz ist.
Mit einem intuitiven Krickelakrackel-Kurs schlage ich mich durch und weiche noch ein oder zwei Mal dem Einschlag eines Konkurrenzseglers aus, bevor ich irgendwann vom Präsidenten an den Strand gezogen werde. Ein Blick über die Schulter verrät, dass ich nichtmals letzter geworden bin. Nassgeschwitzt und mit zittrigen Knien stehe ich am Strand und kann es nicht fassen. Zwei Kommentare holen mich aber direkt wieder auf den Boden der Realität zurück. Ein gewisser Herr E. fragt: "Wolltest du nicht eigentlich mitsegeln?" und Dorit sagt sowas wie "Hast ganz schön gekämpft was? Haben wir gesehen, wir hatten Ferngläser." Lassen wir das Mal so stehen.
Nach kurzem Palaver am Kuchenstand werden wir in eine zweite Runde geschickt. Ausserhalb der Wertung darf, wer mag, die gleiche Strecke in umgekehrter Richtung fahren. Le Mans Start! Während ich noch überlege ob ich mag, sehe ich schon einen Artemis-Segler um die erste Wendemarke fahren. Dennoch entscheide ich mich dazu erneut einzusteigen und beschliesse, es diesmal mit der >Star Trek Taktik< zu versuchen. Läuft, würde ich sagen. In vier nahezu perfekten Linien rausche ich nach gut 18 Minuten mit atemberaubender Geschwindigkeit wieder an den Strand und beende damit die bisher gelungenste Fahrt meiner Segelkarriere.
Nach einem weiteren kurzen Palaver am Strand ist das Gelände ruck-zuck geräumt und alle sind auf den Weg zum Vereinsgelände des KCH wo am Abend auch der Regattaball stattfinden wird. Mangels angemessener Abendgarderobe muss ich mich an diese Stelle leider verabschieden, trete den Heimweg an und freue mich schon jetzt auf die Veranstaltung im nächsten Jahr.
Schöner Bericht , der vollständig meinen Erlebnissen entspricht ! Wir 2 als komplette Newbies haben nicht verloren , nur gewonnen ! An Lust auf mehr , einigen Tips und Anregungen und neuen Bekannten !
Kleine Ergänzung von mir , nach dem ich an der Vorstartlinie einige sehr elegante Halsen hingelegt hatte , dann den Start quasi gerade in Gegenrichtung Unterwegs war hab ich schon mal gelernt, bei Regatta niemals ohne Zeitmesser ! Da ich in deinem Bericht ja mehrfach vorkomme, Überholter, Chaosstifter und Zumpaddelgreifer. …. Danke für die Erwähnung
Nächstes Jahr gibt es hoffentlich eine Neuauflage und ich werde besser vorbereitet sein , versprochen !
Danke an dieser Stelle auch an Enno, der die Veranstaltung hier immer wieder bewirbt
Moin an die Neu-Segelbegeisterten, zunächst etwas Eigenkritik: Ich habe in der Regattasituation Euch nicht gut wahrgenommen. Ich möchte niemanden zu Schaden segeln und auch selbst keine Schäden erleiden-damit bekomme ich unter Wettbewerbsbedingungne einen engen "Tunnelblick". Am Ziel ist dann soviel los, das wir uns auch da nicht entspannt ausgetauscht haben. @Dominik: Dein zweiter Kurs ist, laut Aufzeichnung schon SEHR gut! @Toddy: Halsen geht, nur immer schön aufpassen.
Allgemein muß noch gesagt werden: Der Wind war etwas böig und schralte zugleich (veränderte also seine Richtung leicht). Zudem gibt es auf dem kleinen Unisee echte Windlöcher, vermutlich ausgelöst durch die mittlerweile hohe Ufervwegetation. Was ich damit sagen möchte: Die Bedingungen können schon recht anspruchsvoll sein. Also GUT GEMACHT!
Bei der Regattafeier ist das Essen (meistens ein tra. Bremer Curry, vom KCH frisch gekocht, kein Eintopf oder so) superspitzenklasse aber eine Kleiderordnung gibt es nicht. Die Einladungsdaten für 2025 lagen am Verein aus - also startklar bleiben! Viele Grüße docook
@Seagull Dich hatte ich tatsächlich weder als Chaosstifter, noch als Zumpaddelgreifer wahrgenommen. Dein Boot allerdigs, scheint einen Royalex-Magneten installiert zu haben, denn immer wenn ich in die Nähe kam, drehte sich mein Bug in Deine Richtung. Zugegeben, finde ich das ein wenig spooky. Womöglich ist es aber auch einfach nicht die beste Idee, mit einem 'Wildwasserboot' segeln zu gehen.
@docook Sei bitte nicht allzu kritisch mit Dir, Deine Aufmerksamkeit kann und vor allem muss ja auch nicht überall sein. Zum Austausch ist dann ja eigentlich Gelegenheit beim Regattaball aber das passte bei mir diesmal einfach nicht. Die Windverhältnisse meines Übungssees sind denen des Unisees ähnlich, deshalb war mir das nicht neu; schöner wird es dadurch natürlich trotzem nicht. Die zweite Runde war dann schon eher eine Überraschung und es fühlte sich tatsächlich so an wie richtiges Segeln. Toll war das.