ich muss mich für eine mehrtägige Tour in Schweden, die ich alleine machen werde, beim Verleih zwischen dem Kayak und dem Kanu entscheiden. Und dazu würde mir euer Rat helfen, da ich selbst Anfänger bin und nur mal in der Freizeit in einem Kanu saß.
Ich wollte eigentlich das Kanu wählen aus folgenden Gründen: - Bequemer dauerhaft etwas erhöht zu sitzen - Einfacher mit ein-/ausladen - Kann zwischendurch mal die Angel raushängen - Wirkt insgesamt wie die entspanntere Erfahrung
Dafür würde ich die Nachteile in Kauf nehmen, dass es schwieriger zu manövrieren und etwas wackliger ist. Die Gewässer der Tour sind sehr ruhig.
Allerdings ist das ein ziemlich großes Kanu, das Linder Inkas 525 und ich würde mich, da ich alleine bin, auf den vorderen Sitz setzen und das Boot "rückwärts" fahren. Da ist dann nur die Querstange etwas im Weg. (Link zum Kanu kann ich (noch) nicht posten, aber unter dem Namen hat man es schnell gegoogelt.)
Meint ihr, dass ich das Inkas Kanu auch alleine entspannt für die Tour nutzen kann? Oder ist das durch die Größe, die Sitzposition und die Querstange keine gute Idee. Was würdet ihr mir empfehlen?
Sobald Wind von vorne oder von der Seite dazu kommt, hört der Spaß mit einem Großkanadier weitgehend auf. Falls Du alleine unterwegs bist, solltest Du sowohl für Kanu als auch Kajsk eine gewisse Paddelerfahrung mitbringen um Risiken und Fähigkeiten abschätzen zu können.
Allein, Anfänger, 5,25m Kanu, dass passt irgendwie nicht zusammen. Allein und Anfänger allein passt schon nicht wirklich. Such Dir einen Mitpaddler und Du könntest den Urlaub Deines Lebens haben.
Die von dir genannten Unterschiede zwischen Canadier (Kanu) und Kajak treffen so generell nicht zu. Es gibt z.B. sowohl kippelige Kajaks als auch kippelige Canadier (hier auch abhängig von knieen oder sitzen). Viele Kajaks lassen sich flott beladen, wenn man nicht gerade den halben Hausstand dabei hat, und Angeln kann man auch vom Kajak aus. Um deine Frage beantworten zu können, wäre es hilfreich, den Kajaktyp zu kennen, den der Verleiher als Alternative zum Linder anbietet.
Zitat von JFish im Beitrag #1Meint ihr, dass ich das Inkas Kanu auch alleine entspannt für die Tour nutzen kann? Oder ist das durch die Größe, die Sitzposition und die Querstange keine gute Idee. Was würdet ihr mir empfehlen?
Du Fragst nach Empfehlungen und unseren Gedanken. Zuerst muss ich Alex und Holger Recht geben: Als Anfänger alleine auf dem Wasser für längere Zeit unterwegs zu sein, klingt nicht nach einer guten Idee. Ich kenne aber Deine „Outdoor-Erfahrungen“ und Dein „Risikomanagement“ nicht. Deshalb will ich mich auf Deine eigentliche Frage beziehen.
Der Linder Inkas 525 ist - groß - Windanfällikeit ist enorm - schwer - 38 kg sind alleine eine Herausforderung, wenn das Boot mal an Land bewegt werden muss - nicht gut fürs „rückwärts Sitzen“ geeignet (Ducht im Weg), habe ich selber erlebt (- und durch das Aluminium laut und kalt)
Du schreibst, dass Du bereit bist, „das schwierigere Manövrieren“ in Kauf zu nehmen. Bist Du überhaupt schon mal alleine im Tandemcanadier gepaddelt? Wenn nicht, würde ich Dir empfehlen, das mal auszuprobieren. Leih Dir (von einem Freund oder bei einem lokalen Verleiher) mal einen Tandemcanadier (auf einem kleinen See?) und probiere aus, wie er sich alleine fährt.
Und dann leih dir mal ein Kajak aus. Ein Kajak ist – je nach Modell - für einen Anfänger leichter zu fahren und weniger windanfällig.
Die Entscheidung würde ich auch ein bisschen von der Länge der Tour abhängig machen. Bei 1-2 Tagen und guten Bedingungen ist vieles möglich. Wenn der Canadier nicht macht, was man will (fehlende Erfahrung, Wind), ist eine Tour über eine Woche schon ein ganz anderes Thema...
Zitat von JFish im Beitrag #3Das sollten recht ruhige Flüsse sein und den ein oder anderen kleinen See dazwischen. Ist laut Verleih für Anfänger gut geeignet.
'Für Anfänger gut geeignet' kann auch heißen 'Bisher sind alle irgendwie wieder zurückgekommen'.
Ich persönlich würde das 'gut geeignet' einschränken wegen - Anfänger im Canadier - Anfänger im Solocanadier (der hier ein Canadier für 2-4 Personen ist) - Anfänger im zu großen Boot
Man kann auch in dieser Konstellation Glück haben und alles geht gut. Man kann aber auch Pech haben...
Ich will Dir nichts madig machen - es kann eine tolle Tour werden. Du solltest Dir (egal ob Canadier oder Kajak) Gedanken machen, was passieren kann (Wind, Strömung, Hindernisse, Kenterung, ..) und wie man darauf reagieren kann. Das kann z.B. bei aufkommendem Wetter sein, dass man seine eigene Grenze für 'da fahre ich nicht mehr los' früher setzt.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Optimist glaubt, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Der Pessimist fürchtet, dass das wahr ist...
Viel kann ich nicht beitragen - nur: Mit seinerzeit genau Null echter Erfahrung (mal abgesehen von ein bißl üben mit Trainer bei besten Bedingungen - und alles gut) war ich solo im Tandemcanadier dem Wind hoffnungslos ausgeliefert. Zum Glück auf einem urbanen Wasser und ich konnte mich dann doch in sichere Gefilde bringen.
Ich bin in 65 Jahren fast 70.000 km gepaddelt - sehr viel davon im Canadier (lieber), mehr noch im Kajak und sehr oft auch alleine (u.a. auch längere Fahrten in Nord- und Südamerika). Meine Empfehlung bei den genannten Rahmenbedingungen eindeutig das Kajak. Einfach weniger mitnehmen, dann ist das Beladen kein Thema. Viele Grüße Erich
Ohne Training und Erfahrung ist von einer mehrtägigen Tour unter diesen Bedingungen nur abzuraten, unabhängig vom Bootstyp (und über die Nachteile eines Riesencanadiers für Solopaddler, insbesondere Anfänger, wurde schon ausreichend geschrieben). Die Warnungen hier solltest du ernst nehmen. Es kann bei optimalen Rahmenbedingungen irgendwie gut gehen (und du wirst dich dann bestätigt fühlen und es wieder probieren, bis irgendwas ernsthaft schief geht, und dich dann wundern warum), es kann aber auch im Desaster enden (in der Schwere nach oben offen).
Idealerweise nimmst du dir länger Zeit für die ganze Geschichte (z. B. zwei Wochen): Einige Tage um dich in kleinen Schritten, d. h. max. Tagestouren im Nahbereich deines Stützpunktes, an Equipment, Umgebung und die körperliche Anstrengung zu gewöhnen; das kann durchaus genußvoll und gemütlich sein. Dann den Rest für die geplante Tour - oder eben nicht wenn sich herausstellt daß es so nicht machbar ist. Noch besser wäre sogar, dir schon vor dem Urlaub weiterführende Paddelfähigkeiten und eine ausreichende Kondition anzueignen.
@Alle: Vielen lieben Dank für die ganzen Gedanken, Einschätzungen und Meinungen! Das ist für mich sehr hilfreich und ich habe für mich folgende Schlüsse draus gezogen:
- Ich werde mich jetzt nach einem Kajak umsehen, weil die Warnungen vor solo-Kanadier doch von vielen Seiten kamen (nicht nur hier). - Ich bin was Ort und Datum angeht recht flexibel, deswegen kann ich schauen, wo ich ein passendes Kajak finde (der Verleih den ich ins Auge gefasst hatte, verleiht das Tahe 420 lifestyle und das ist laut Produktbeschreibung online für "small and medium sized" paddlers geeignet, wobei ich selbst 1,90m groß bin -> wenn ihr meint, das geht dann gar nicht oder trotzdem sehr gut, freue ich mich über jede Einschätzung). - Ich mache vorher hier noch in D einen Kajakkurs, um nicht ganz ohne Erfahrung zu starten. Das macht sowieso sehr viel Sinn, aber darin habt ihr mich bestärkt. - Ich probiere es vor Ort in Schweden langsam mit einer Tagestour aus und mache mir auch keinen Druck, das abzubrechen oder zu verkürzen, wenn sich's nicht sicher anfühlt. Ich will eine coole & entspannte Tour haben und dazu gehört auch eine gewisse Entspannung im Boot, weil ich mich da wohl fühle.
Damit hat euer Input bei mir doch etwas an Umdenken ausgelöst. Danke für den Input!
Falls ihr weitere Tipps habt bzgl. meines Vorhabens oder nun der Idee, ein Kajak zu nutzen - immer gerne her damit :)
Das Tahe hat lt. Website eine Zuladungsmenge von 145kg. Ich gehe mal davon aus , dass du um die 100kg wiegst. Damit wären bestenfalls noch ca. 40kg Gepäck(inkl.Essen und Wasser) übrig - ohne Sicherheitsreserve. Für nen ungeübten Paddler deiner Größe ist das Boot imho definitiv zu klein.
Ich wiege "nur" 80kg und ich denke, dass ich maximal 30kg an Gepäck (inkl. Verpflegung) dabei haben werde. Achte ich bei der Größe des Kajaks nur auf das Gewicht und die Verdrängung, oder geht's auch um die Größe (also dass ich meine Beine z.B. einigermaßen gut verstaut kriege und bequem sitze)?
Ich bin 1,84 groß und habe während meiner Mitgliedschaft in einem Kanuverein mehrfach probiert, in Kajaks einzusteigen, die mir das rein anatomisch verwehrt haben. Wenn das Geläuf samt Scharnieren es nicht zulässt, durch die Luke zu kommen, wirst Du dieses Gefährt nicht bewegen - zumindest nicht auf dem Wasser.
Was das Thema Zuladung angeht, würde ich, wie schon weiter oben geschrieben - nicht auf die letzten Gramm ausreizen, sondern eine Sicherheitsreserve lassen. Zumal sich ein voll beladenes Boot anders paddelt, als ein wenig beladenes.
Zitat von JFish im Beitrag #12Warnungen vor solo-Kanadier
Das ist doch etwas zu allgemein formuliert - das hier ist schließlich das Canadierforum!
Der Punkt hier ist daß Doppelpaddeltechnik im Kajak einfacher zu lernen ist. Solo-Stechpaddel im Open Canoe ist schon die hohe Schule, es braucht viel Übung bis man damit sicher und effizient vorwärts kommt, selbst im idealen Boot für die lokalen Bedingungen. Und das ist wichtig wenn du eine Woche weit draußen alleine unterwegs sein und ein gewisses Tagespensum schaffen willst.
Das Tahe Lifestyle 420 ist für dein Vorhaben sicherlich besser geeignet als der Linder, wenn auch nicht die ideale Lösung. Die Zuladungsgrenze ist bei deinen Gewichtsvorgaben längst nicht erreicht, 30 kg Gepäck inkl. Lebensmittel ist immer noch üppig kalkuliert (zum Vergleich: mein Standardgepäck für Mehrtagestouren inkl. Paddel, Spritzdecke, Schwimmweste und Bootswagen, aber ohne Lebensmittel liegt bei knapp 20 kg).
Die Sitzluke ist mit 91,5 cm Innenmaß riesig! Gängige Seekajakluken liegen bei 78/79 cm und sind vorne spitzer geformt als beim Tahe. Nochmal deutlich kürzer (< 70 cm) und vorne noch spitzer sind die Luken von Abfahrtsbooten (Wildwasserrennbooten), und auch da gehen noch Jungs mit 1,90 m rein - die müssen sich dann allerdings schon ziemlich "einfädeln".
Probleme könnten allerdings die Fußrasten bereiten - lassen die sich auf die erforderliche Beinlänge einstellen? Man kann zwar auch ohne paddeln, aber schön ist das nicht, weil der Kontakt zum Boot leidet. Behelfsweise kann man aber den Fußraum z.B. mit einem Kleidersack ausstopfen. Noch ein Problem ist bei einigen Kajakmodellen die Größe der Füße, die müssen dann stark nach außen verdreht werden, was auf die Dauer unangenehm werden kann. Vielleicht kannst du ja bei einem Bootshändler mal in einem Lifestyle probesitzen.
Ich paddel vornehmlich Kajaks und habe erst seit Kurzem zur Ergänzung einen Canadier. Erstmal halte ich dein Umschwenken zum Kajak für das geplante Vorhaben für richtig. Beim Kajak sollte man nicht nur auf eine bequeme Sitzluke und bequemen Sitz achten. Der Sitzcompfort hängt von verschiedenen Faktoren ab. U.a. von Bootsbreite und Deckhöhe im Kniebereich. Bei deiner Körpergröße ist nicht nur wichtig, ob genug Platz für deine Beinlänge vorhanden ist, sondern auch ob die Deckhöhe im Fußbereich für deine Fußgröße - mit den entsprechenden Schuhen!!!! - ausreicht. Wenn das bisher genannte alles nicht einigermaßen für dich passt, kann schon eine Ganztagestour quälend sein. Bei dem Gewicht von deinem Gepäck bedenke ggf. auch ausreichend Trinkwasser wenn du unterwegs nicht deine Reserven auffüllen kannst. Weil ich vermute, dass du als Anfänger nicht dein Equipment speziell auf den Transport mit dem Kajak (Packmaße, Gewicht, Formgebung,...) abgestimmt hast sondern nimmst, was so aus anderen Reiseformaten vorhanden ist, empfehle ich nach einem Bootstyp ausschau zu halten, dass eine Zuladung von 150kg (inklusive Paddler) und große Packluken hat. Nach meiner Erfahrung benötigen die meisten Leute doch mehr Volumen und Zuladung für ihr Gepäck als sie zuvor dachten. Mit 150kg Gesamtzuladung bist du gut aufgestellt und musst vermutlich keinen Gepäcksack auf Deck schnallen, was wegen der erheblichen erhöhung der Windanfälligkeit nur eine Notlösung sein sollte.
Ein Tip noch: Innenzelt und Schlafsack unbedingt in einen Wasserdichten Sack verpacken. Die Packluken sind selten 100% dicht und erfahrene Paddler verlassen sich da auch nicht drauf.
Würdest Du Dich bei den Tagesetappen übernehmen, wäre beides übel. Ich halte es für reichlich egal, welches Boot es wird, solange Du berücksichtigst, dass Du mit dem Canadier wohl etwas langsamer vorankommst. Wenn Du schon nicht weit fährst, kannst Du doch von dem bequemeren Boot profitieren. Last but not least passt er zu der Umgebung. Du würdest die Route 66 doch auch lieber in einem Cadillac Fleetwood fahren als in einem Tesla (?!)
Meine Meinung. Das Problem ist nicht das Boot sondern die Etappen.