Hallo, ich möchte mit Jugendlichen einen Canadier selber bauen. Dabei bin ich auf die Bausätze von Bergerboote und von Kanufactory gestoßen. Einen Berger-Canadier bin ich schon selbst gefahren und war sehr angetan. Von den Kanufactory-Booten weiß ich noch nicht viel. Hat hier vielleicht schon jemand Erfahrungen damit gesammelt? Viele Grüße Carsten
unabhängig davon wo man einen Bausatz kauft würde ich persönlich schauen welche Anforderungen das Boot später erfüllen soll (…Besatzung, Zuladung etc.) , wie viele Jugendliche gleichzeitig bauen (ggf. mehrere Boote parallel?) und wie viel Ausdauer vorhanden ist. Geht man Richtung Bergerboote landet man bei Stitch- and Glue-Booten (grob - Sperrholz in Form gebracht, zusammengenäht, verklebt und mit GFK einlaminiert). Kann mir gut vorstellen, dass 3-4 Leute gleichzeitig am Boot arbeiten. Je nach dem wie anspruchsvoll man bauen möchte kann man mit dieser Technik auch einfachere Boote bauen (Baupläne, Anleitungen, Anregungen gibt’s haufenweise im Netz) Geht man Richtung Kanufactory (bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege) ist man bei Skin-on-frame-Booten. Grob - es wird aus Leisten ein Holzskelett gebaut, mit speziellem Stoff bespannt und lackiert. Habe selber noch nicht Skin-on-frame gebaut frage mich allerdings ob das gutgeht wenn mehrere Leute gleichzeitig versuchen die Leisten anzupassen, auszurichten und zusammenzuknoten. Schleifarbeiten, Oberflächenbehandlung des Rahmens sicherlich kein Problem, Haut aufziehen, vernähen und Oberflächenfinish würde ich was Teamwork angeht wieder ein Fragezeichen dran machen.
Fahr- und Spasstauglich sind mit Sicherheit viele Modelle beider Lieferanten. Würde in erster Linie schauen wie man die Jugendlichen sinnvoll einbinden kann - wie groß die Motivation später ist das durchzuziehen wird denke ich maßgeblich davon beeinflusst.
Respekt für Deine Idee mit Jugendlichen ein Boot zu bauen. Das kann für alle Beteiligten ein wahnsinnig tolles Erlebnis werden; besonders die Fahrten im fertigen Boot. Ich persönlich würde einen festen Rumpf empfehlen – das führt natürlich zur Empfehlung, ein Boot von Berger zu bauen. Unter folgenden Link habe ich den Baubericht meines Berger-Bootes eingestellt. Vielleicht hilft er Dir weiter. Ich habe keinen Bausatz gekauft, sondern nur den Bauplan und alle Teile dann selbst angefertigt. Da lässt sich so ein Boot schon für 600-700 € realisieren.
Hallo Stephan und Nichtschwimmer, vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Mit Deinen Ausführungen zum Bau eines Kanus kann ja nichts mehr schief gehen. Ich hoffe auch, dass ich den Bausatz von Berger kaufen kann. Das hängt aber davon ab, wieviel Geld ich bewilligt kriege. Auf jeden Fall denke ich, dass der Kanadierbau sowohl für die Jugendlichen als auch für mich eine tolle Erfahrung werden. Außerdem ist es natürlich eine schöne und sinnvolle Beschäftigung für eine Kanu-AG im Winter. Vielleicht wird es ja sogar ein Projekt für zwei Winter. Was mich noch interessiert, ist, ob Du mit dem fertigen Boot zufrieden bist? Viele Grüße Carsten
mit dem Kanadier bin ich immer noch top zufrieden. Alleine das geringe Gewicht von 22 kg ist ein Segen. Da macht es Spaß, das Boot einfach mal schnell auf die Dachträger zu legen, zum Gewässer zu fahren und zum Wasser zu tragen. Zwischenzeitlich habe ich noch ein Kunststoffkajak gekauft - hier gibt es langfristig die Überlegung, das auch mal selbst zu bauen (Chesapeake, auch von Berger).
Nachdem ich aber die Kabine des Anhängers gefertigt habe, mach ich mit "Bauen" erstmal Pause.
bei Stephan war es ein Kymi River vom Bauplan, bei mir aus Zeitgründen ein Kymi River als Bausatz. Wobei der wesentliche Unterschied darin besteht, dass beim Bausatz Planken etc exakt fertig vorgefräst sind und die ganze Geschichte nicht mehr aus irgendwelchen Platten zurechtgeschnitten werden muss. Das Boot mit den gelieferten Komponenten zu bauen war absolut kein Hexenwerk (u.A. auch dank sehr detaillierter Anleitungen und Videos) . Ein funktionierendes System (besonders bei Epoxydharz & Co) zu kaufen und keine Experimente zu veranstalten fand ich seinerzeit zudem sehr sympathisch. Mit meinem Boot bin ich rundum sehr zufrieden, Fahreigenschaften, Handling, Optik etc. passen für mich einfach (gut es gibt immer mal kleine Macken oder Flausen im Kopf die dafür sorgen dass der Bastel- und Spieltrieb durchkommt und kleine Änderungen vorgenommen werden aber das ist glaube ich noch normal) . Fürs Ego ist das auch immer wieder schön da man doch recht häufig auf das Boot angesprochen wird - man sieht, dass es irgendwie selber aus Holz gebaut wurde und es sich eben nicht (hoffe ich trete jetzt niemanden auf den Schlips…) um eine „selbstgekaufte“, seelenlose Tupperschüssel von der Stange handelt… Eine kleine Anmerkung noch da Du ja vor hast im Winter zu bauen - hast Du die Möglichkeit in beheizten Räumen zu bauen? Luftfeuchtigkeit und Temperaturen unter 10-12 Grad wirken sich leider sehr schlecht aufs Epoxydharz aus. Und kann da auch entsprechend gut gelüftet werden? So richtig gesund ist das ja nicht…
Das hört sich ja alles gut an und macht Lust, den Bau in Angriff zu nehmen. Mit den Temperaturen dürfte es kein Problem geben. Wir haben in der Schule einen ansonsten unbenutzten Werkraum, der warm und gut zu belüften ist. Bin wirklich gespannt, wie das dann im Herbst/Winter wird. Danke euch beiden für Eure Antworten. Grüße Carsten
Ohne zu wissen, ob Du solche Jugendprojekte schon öfter geleitet hast: bei unbekannten Gruppen oder wenn man selbst sowas die ersten Male macht, neigt man dazu die Jugendlichen zu überschätzen. Am Ende stehst Du nachts da, schuftest wie ein Ochse, damit alles am Ende noch fertig wird und nicht jeder ein abgeschmirgeltes Stück holz als Erinnerung dafür, dass man sowas erst gar nicht anfangen sollte, nach hause nimmt.
Phasen mit einfachen Arbeiten wechseln idealerweise Phasen mit Zuschauen, Nachmachen, Lernen ab. Hängt das Ergebnis von den Laminierkünsten mit Epoxid ab, halte ich das auch nicht für gut oder lehrreich. Das Zeug ist allergen und alles, was man nicht literweise trinken kann, sollte man Jugendlichen nur vorsichtig (in kleinen Schlücken :D ) überlassen.
Welches Boot nun? Meiner Ansicht nach etwas zumindest teilweise traditioneller gebautes. Seitenteile aus Sperrholz, Boden aus Leisten. Leisten zum Verbinden. Das ergibt zum Ausschneiden zwei, letztlich dann drei wesentliche Teile, die bis zum Ende separat bearbeitet werden können. Kielsprung "nach Bedarf", nach Fähigkeiten und Möglichkeiten Deinerseits. fast ohne läufts auch noch. Leisten und Sitze zum Ende hin. Die ergeben Reserve für Überhangzeiten. Wie sieht sowas aus? Wie eine 'Louisiana Pirogue' oder, mit etwas mehr Kielsprung, wie ein traditionelles Fischerboot aus Aquitanien.