In einem verwilderten Teil unseres Gartens habe ich vor drei Jahren drei Lärchen gepflanzt. Sie sollen zu Stakstangen heranwachsen. Während des Wachstums werde ich von unten nach oben nach und nach die Seitenäste direkt am Stamm entfernen, so dass der Sproß ohne Seitenäste wächst und nach dem Schälen der Rinde ganz glatt ist. So der Plan. Ich rechne mit mindestens 10 Jahren Wachstumszeit.
Da ich die Pflanzen in den vergangenen zwei Jahren nicht richtig betreut habe, ist eine Lärche abgestorben und zwei waren teilweise überwuchert und schief gewachsen. Daher habe ich sie nun an einer Stütze aufgeleitet (siehe Bilder). In den Jahren nach der Pflanzung sind sie etwa einen Meter gewachsen.
Ich empfehle die Stange, wenn sie fertig ist, mit Wachs zu behandeln. Dann kannst Du später nicht nur sagen: „Ich habe die Stange gewachst“ , sondern auch „Ich habe die Stange wachsen lassen“.
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Im Leben ist es wie beim Paddeln: Wenn die großen Wellen kommen, immer in der Hüfte schön locker bleiben.
NB: Es ist nicht beabsichtigt, in dem obigen Beitrag sexistische Bemerkungen gemacht zu haben. Sollte jedoch jemand trotzdem etwas als sexistisch interpretieren, bitte ich um eine Persönliche Nachricht, damit das Missverständnis ausgeräumt werden kann.
Jetzt bin ich in der Pflicht -- euch und den Bäumchen gegenüber...
Das Holz bei meiner jetzigen Stange aus Fichte (ehemals ein Kantholz) habe ich aber nicht gewachst. Dann stellen sich die (nassen) Fasern auf und bieten den (nassen) Händen Halt.
Heute habe ich mit einer Fichte im Privatwald eine Abkürzung genommen. Die ersten Seitentriebe habe ich entfernt und hoffe, dass das Dickenwachstum die Unebenheiten ausgleicht bis die Stange kräftig genug ist.
ich lese ja regelmäßig mit, auch wenn ich mich nicht mehr oft anmelde (anderes Thema) aber ich muss mich hier jetzt auch mal zu Wort melden.
Generell finde ich Deine Idee @Thobild klasse, aber ich habe da einige Bedenken. Zum einen wird der Baum, wenn er in die gewünschte Länge der Stange gewachsen ist sehr unterschiedliche Durchmesser haben, was dazu führt, dass Du die eine Seite doch wieder auf den passenden Durchmesser bringen musst, zum anderen hast Du eine Stange mit Kern. Dies wird zwangsläufig zu Trocknungsrissen führen. Ob sie beim Trocknen dann auch noch so gerade bleiben wird, steht in den Sternen. Ich habe mit meiner Polingstange auch einen Erfahrungslauf hinter mich gebracht und mich letzlich von einem Leitermacher belehren und auch mit Material versorgen lassen. Ürsprünglich dachte ich ähnlich wie Du, nur in Richtung Esche, da ja für Stiele super und flexibel. Ans Gewicht dachte zu dem Zeitpunkt noch nicht. Darum wurde es nach Beratung vom Profi auch eine Fichtenstange aus gerade gewachsenem - und vor allem gerade gesägtem - Holz. Das gerade Gesätge sei heutzutage nicht mehr einfach zu bekommen aber gerade vom Leitermacher halt gebraucht. Bis heute bin ich mit der Stange sehr zufrieden. Mehrfach geölt ist sich auch naß mit nassen Händen griffig genug.
Ich bin gespannt, ob Du es bis zur Erntereife Deiner Bäumchen durchhältst!
Hallo Thomas, ich grübele noch über ein weiteres Problem: wenn Du die Seitenäste, die wuchstypisch sind, entfernst und der letzte obere Vegetationspunkt nur noch in die Höhe wachsen soll, so macht er das bestimmt. Die Frage ist aber, ob der Hauptstamm dann noch in die Dicke geht, Holzzellen zuwachsen lässt und Jahresringe bilden möchte, denn Du hast dem Baum alle anderen Vegetationsflächen an allen Seitenästen auf vielen Jahrgangsebenen genommen. Wenn er nicht satt stoffwechseln kann befürchte ich, dass ein Nadelholz dieser Art darunter leidet, irgendwie verkümmert. Aber warten wir die Jahre ab und sehen Deinen Feldversuch. Viele Grüße, Thomas
@ Klaus: Ja, die unterschiedlichen Durchmesser muss ich nachher ausgleichen. Ich habe vor, von der Mitte aus gesehen die Stange nach beiden Enden hin mit dem Hobel zu verjüngen.
Die Idee mit dem Leitermacher ist auch gut, tatsächlich hat der Leitermacher ganz in der Nähe auch Holzleitern im Programm. Meine Idee ist allerdings nicht aus Verlegenheit entstanden, sondern aus Lust. Wenn sie "schief geht" ist es auch nicht schlimm.
@Thomas: Klar, wenn ich zu viel Blattmasse entferne, geht die Photosyntheseleistung zurück. Da muss ich vorsichtig sein. Ich entferne ja nicht alle Seitenäste. Und die Bäume im Altersklassenwald verlieren ja auch viele untere Äste und wachsen in die Dicke.
Hallo Thomas, gute Idee mit der "naturgewachsenen Staakstange". Wird auch von dem inzwischen verstorbenen Maine-Guide und Poling-Experten Bill Riviere(sein Buch "Portage, Pole and Paddle" enthält komprimiert die Weisheiten des Wilderness Canoeing im Hinblick auf traditionelle Verfahren). Bill ist der Ansicht gewesen es gäbe nichts Besseres als einen natürlich gewachsenen Canoe-Pole). Leider werde ich Deine "Ernte" wohl nicht mehr erleben. Kannst mit dann ja ein Foto schicken. Jörg Wagner
Wenn Webcam-Übertragung, dann in Slow-Motion.. .. .. .. ..
Jörg, das Bild bekommst du gerne. Noch lieber zeige ich dir die Stange live. Hat Bill Riviere geschrieben, was man gegen Trockenrisse macht? Mit Wasser besprühen/bespritzen wie im Sägewerk? Oder hat er die Risse einfach hingenommen?
Hallo Thomas, Bill empfiehlt eine gelegentliche Abreibung mit WENIG Leinöl (das war wohl zu seiner Zeit und in der Szene generell ein Allheilmittel). Ansonsten sind die Risse wenig von Belang, sonst müsste sich jeder Besitzer eines älteren Fachwerkhauses vorsorglich erhängen, das Zeug hält auch mit Rissen, und die natürliche Elastizität eines gewachsenen, nicht gesägten Poles tut das Ihre dazu. Don´t worry Jörg Wagner
Ein paar Gedanken habe ich dazu aus aktuellem Anlass:
unser Christbaum, eine Rotfichte aus dem elterlichen Wald, 10 Jahre ist sie alt geworden und hat am Sägeschnitt einen Durchmesser von etwa sechs Zentimetern. Bis zum Terminaltrieb - 240 Zentimeter weiter oben - verläuft der Stamm also mehr oder weniger zylindrisch.
Sechs Zentimeter Durchmesser wird für Deine Stange aber schon zu viel, selbst wenn der Stamm lang genug wäre, um die dreieinhalb Meter lange Stange zur Verfügung zu stellen. Du wirst also nicht darum herum kommen, den Stamm im Umfang zu bearbeiten. Der einzige Vorteil den ich dabei sehe ist, dass Du schon ein rundes Ausgangsmaterial hast und nicht von einem Kantholz zum Rund kommen musst. Meine Polingstange verjüngt sich zudem vom mittleren zylindrischen Teil von einem knappen Meter Länge zu den Enden hin.
Ich bin gespannt, wie die fertige Stange aussehen wird - und wann es dieses Endprodukt zu sehen gibt. Ob es dieses Forum dann noch gibt?!