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Dieses Thema hat 13 Antworten
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 BOOTE UND ZUBEHÖR
Xurium Offline



Beiträge: 6

02.03.2019 22:00
Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Grüße, liebe Forumskollegen,

ich habe aus Familienbesitz einen alten Kanadier Typ Eldorado von Bavaria-Boote erhalten.
Das Boot bedurfte einer Reperatur, diese ist in Form von GFK auf den beschädigten GFK-Rumpf erfolgt, alles ist nun dicht und stabil wie zuvor.
Das Boot wurde außerdem flächig angeschliffen, um die beschädigte Rumpf-Lackierung zu ersetzen.

Dazu wollte ich außerdem in Erfahrung bringen, welche Farbe sich auf dem Boot befand, um unerwünschte Reaktionen zu vermeiden.
Der Support von B-Boote schrieb mir dazu freundlicherweise:
"Die Außenhaut besteht aus Gelcoat und kann mit jedem Lack überlackiert werden."

Ich habe ein wenig recherchiert und würde mich wohl für einen 2K-Lack entscheiden. Dieser soll strapazierfähiger sein, als 1K-Lacke.
Allerdings habe ich keine Ahnung, von welchem Anbieter so ein Lack am besten ist und auf welcher Basis, um auch UV-und Wasserbeständig zu sein. Und benötigt man dazu dann noch eine Grundierung? Habe den alten Lack ja nur angeschliffen, nicht bis auf die GFK-Basis. Zur Anwendung mit Schaumrolle und Schichtdicke etc habe ich mich bereits eingelesen. Der Lack soll nur für unter Wasser sein! Die obere Hälfte des Bootes ist noch ordentlich lackiert und bleibt auch so :)

Hat hier jemand bezüglich Lacken Erfahrung und kann diese teilen?
Vielen Dank,
Xurium


(Vor Beginn der Reparaturen etc)


Haubentaucher Offline



Beiträge: 385

04.03.2019 15:23
#2 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Hi,

prinzipiell ist jeder (2k-) Bootslack gut und von keiner der gängigen Hersteller wäre abzuraten. International macht ein sehr forsches Markting und ist z. Zt. relativ günstig. Hempel, Epifanes, De Ijssel, Jotun, Höveling usw. sind keinen Deut schlechter. Der Vollständigkeit halber gibt es allerdings auch gute Erfahrungen mit Autolack.

Ein Vorstrich verbessert die Deckkraft des gesamten Anstrichs und fillert ein kleines bisschen, ist für die Haftung auf GFK aber nicht zwingend nötig (s. Handbuch/Anleitung). Wichtig ist, dass der Lack und ggf. der Vorstrich dünn genug ausfallen. Nur dann ist der ausgehärtete Lack kratzfester als es vorher der Gelcoat war. Bei weiß ebenfalls empehlenswert, einen Standard-Ton zu verwenden, weil man dann später mal auch bei einer Teillackierung den Farbton gut trifft.

Noch ein Tipp, wen Du nicht die ganze Dose brauchst: Der angebrochene Härter trocknet bei etlichen Herstellern gerne ein und es gibt ihn nicht einzeln. Deswegen den Härter so gründlich wie irgend möglich verschließen und abdichten. Relativ langlebig war bei mir zuletzt der von Höveling.

Chris


Xurium Offline



Beiträge: 6

04.03.2019 20:35
#3 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Hey, danke, das war ja schonmal hilfreich ;)
Und gibt es da Unterschiede bezüglich der Basis? Hab gesehen es gibt da PU-Lacke und andere, was nimmt man da so, macht das einen Unterschied?
Und wieviel braucht man da denn so. Ich weiß, da steht drauf, wie ergiebig das ist, aber wenn da 8.10 m²/l steht, fließt da doch ne ganz schöne Menge drauf, oder, gerade bei mehreren Schichten? Und dann ist das ganz schön teuer.
Mich wundert dann, wie manchmal in solchen Foren eine Bootsrestaurierung mit 40 Euro gesamt kalkuliert wird.

Also zusammengefasst such ich jetzt also:
-Bootslack für Unterwasser
-Weiß matt (oder glanz)
-möglichst günstig
-2K
-Ohne Grundierung streichbar
-In Ausreichender Menge für den Kanadier (ca. 500 cm x 86 cm)
-Streichbar mit Rolle
-UV und Wasserbeständig

Ok, ich hab jetzt ein paar Stunden gestöbert und ich hab trotz all der Infos, die ich hab keine Ahnung, was von diesen vielen Lacken ich nehmen soll. Und die Preise schrecken mich etwas ab, auf Versuch was zu kaufen.
Ich weiß, das kommt immer ätzend, aber kann ich dich vielleicht bitten, mir einen geeigneten Lack rauszusuchen? Das wäre echt super lieb...ich bin in dem Thema einfach etwas verloren...mit Lacken hab ich sonst nie was zu tun.

Xu


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

04.03.2019 21:42
#4 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Die allerwenigsten Canadier liegen viel Zeit im Wasser, deshalb muss man sich um Probleme wie sie zum Beispiel bei Segelbooten auftreten keine Gedanken machen.

Zu weich sollte der Lack nicht sein dann kriegt er zuleicht Schrammen, aber hart und spröde darf er auch nicht sein, sonst platzt er von der relativ elastischen Bootshaut ab.

Also Autolack ist keine schlechte Wahl darüber Klarlack macht es nochmal unempfindlicher.

Wasserfest und die Farbe gefällt, dann passt das schon.

Auf unserem Boot ist ein Alkydharzlack ... ziemlich 08/15 ... für das weiße Unterschiff vielleicht 750ml.

Auf Grundierung würde ich nur verzichten, wenn ich mir sicher bin, das die Elastizität von Lack und Untergrund ähnlich ist und die Haftung am Untergrund auch funktioniert.
Mattlack braucht mehr als Hochglanz weil die Mindestschichtdicke größer ist.

Auf dem Farblack habe ich noch zwei Schichten Seidenmattlack. 2k Lack ist sicher unempfindlicher, aber da wo an unserem Boot Schrammen sind wäre 2k auch hin. Und das patchen von Stellen sieht bei Alkydharzlack ganzn okay aus.


Haubentaucher Offline



Beiträge: 385

05.03.2019 11:14
#5 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Hi,

ergänzend und teils vielleicht auch leicht abweichend von Andereas Erfahrungen:

Alkydharzlack und etliche andere einkomponentige Lacke, wie auch einkomponentiger PU-Lack (Bsp. Monourethan) liefern ausgezeichnete Ergebnisse, wenn man ihnen genug Zeit lässt durchzutrocknen und nachzuhärten. Voll belastbar, also Boot im Kies ablegen und man sieht nichts, ist so ein Lack nach einigen Wochen. UV-Stabilität und mechanische Eigenschaften sind bei leichten Booten, die doch meistens überdacht gelagert werden, nicht ganz so wichtig.
Vorteile: Man spart sich das Mixen, kann dadurch sehr unkompliziert kleine Macken ausbessern, der Lack ist deutlich günstiger, schadstoffärmer und gibts vielfach in kleineren Dosen, die aber von der Menge her (375 bis 425 ml) für einen Kanadier schon arg knapp sind. Das könnte auf den letzten Klecks ausgehen ... (?!)

Vorteile von 2K: bei richtiger Verarbeitung, also vor allem nicht zu dick aufgetragen, keine zu dicken Schichten, um die Deckkraft oder den anfänglichen Verlauf zu verbessern, ist er härter gegen Kratzer und insgesamt strapazierfähiger. Die kurze Zeit bis er griffest ist, vermeidet einiges an Staub und/oder Fliegen in der Lackschicht. Perfekt ist es, im April/Mai am fortgeschrittenen Vormittag anzufangen, als letzten Schritt mit einem spiritusbefeuchteten Stück Kleenex letzten Staub aufzunehmeen, letzte griffspuren abzuwischen und Restfeuchte zu binden, ablüften lassen und dann loslegen.


Ein paar Anmerkungen meinerseits:
-Bootslack für Unterwasser – gibts so nicht, das wäre UW-Grundierung und darauf üblicherweise Antifouling. Alle Lacke für Überwasser kann man problemlos bis zu 14 Tage im Wasser liegen lassen, einige auch länger, aber 14 Tage haben noch nie Probleme gemacht. Außer Kanuten profitieren Jollensegler, und Fahrer kleiner Motorboote davon. Alle Boote, die nur zum Fahren ins Wasser gesetzt werden, können so lackiert werden, wie Du es vorhast.
-UV und Wasserbeständig – sind sie selbstredend, aber unter den genannten Einschränkungen

-Weiß matt (oder glanz) – gängiger Bootslack glänzt oder er ist mit Mattierungsaddditiv versetzt. Würde ich lassen.

-möglichst günstig + 2K – wäre derzeit wahrscheinlich International Perfection, kostet z. Zt. um die 40 €. Eine Zeit lang war Epifanes sehr günstig, eine Zeit lang De Ijssel, ...

-Ohne Grundierung streichbar – schau in die jeweiligen Verarbeitungshinweise, lade dir Technische Handbücher und allerlei Zeug runter. Jeder dort genannte Tipp ist Gold wert. Meistens steht dort, dass weiß zu den besser deckenden Farbtönen gehört und ohne Probleme auf weißen Gelcoat gestrichen werden kann, aber andersfarbige gespachtelte Stellen dann durchscheinen können.

-In ausreichender Menge für den Kanadier (ca. 500 cm x 86 cm)
Habe mal für eine Bavaria WASA rund 450 ml gebraucht. Hatte Höveling verwendet und wegen allerlei Kratzern vorher Topcoat zum Fillern verwendet.

-Streichbar mit Rolle – sind sie alle, A-Bär ohne Bläschen zu Rollen braucht Erfahrung. Das Verschlichten mit einem Pinsel ist auch nicht das Allheilmittel. Ich selbst lasse es, lackiere mit einer Rolle ohne Bläschen, gibts Tricks für oder, wenn wirklich verschlichtet werden muss, einen feinen, breiten Haarpinsel, oder einen nitro-/ styrolbeständigen Schaumstoffpinsel, die man immer, wenn sie klebrig werden, in etwas Verdünnung reinigen kann. Man muss damit flott sein, unmittelbar nach dem Auftragen und nicht erst nach 10 Sekunden, wenn der Lack schon ablüftet. Mit der anderen Hand arbeitet man weiter, damit man ansatzfrei vorankommt. Es geht, es wird gut, aber beim ersten Mal würde ich die Ansprüche an mich nicht zu hoch schrauben.


– 40 €uro sind je nach Umfang kein Problem. Ich addiere mal:
Rep-Set Polyesterharz + Matte ............12 € oder
Polyester-Sauerkrautspachtel ..............5 €
Polyester-Aluspachtel .....................3 €
Alkydharzlack.............................15 €

Bleibt noch genug für Schleifpapier, Tupf-Pinsel und Schaumstoffrolle übrig und nicht alles von dem Gekauften wird man vollständig verarbeiten.


Chris


Xurium Offline



Beiträge: 6

06.03.2019 00:42
#6 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Ok, das war beides super hilfreich, vielen Dank!!!
Ich werde jetzt noch etwas recherchieren, überlegen, wie meine Ansprüche genau sind und dann melde ich mich in ein paar Tagen hoffentlich mit was zum zeigen

Super lieben Dank auf jeden Fall, fühlte mich jetzt doch etwas verloren, jetzt ist vieles klarer.
Gruß Xu


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

06.03.2019 10:27
#7 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Ein bisher nicht aufgezähltes Argument ist die Verarbeitung.

Die schnelle Härtung und die große Härte von 1K und 2K Lacken hat als Gegenpart meist Isocyanat als Inhaltsstoff.

Die Arbeitsschutzhinweise der Hersteller sollte man ernst nehmen. Da es zwei Klassen von Isocyanaten gibt, muss man sehr genau hinschauen, was man wie verarbeitet, Herstellerhinweise lesen und ernst nehmen.

Eine hochwertige Atemschutzmaske würde ich bei den Kosten für die Verarbeitung auf jeden Fall einplanen.

Meine (geringen) Erfahrungen mit 2K-Lacken haben vorallem die Erkenntnis gebracht, das man die vom Hersteller vorgegebenen Umgebungsparameter genau einhalten muss. Insbesondere die Temperatur und Luftfeuchtigkeit, aber auch ungleichmäßiges Tageslicht und Zugluft können das Ergebnis versauen.


Ulme Offline




Beiträge: 886

11.03.2019 09:51
#8 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

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"Be prepared - not scared!"
C. Lundin


Ulme Offline




Beiträge: 886

14.03.2019 13:57
#9 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

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"Be prepared - not scared!"
C. Lundin


Xurium Offline



Beiträge: 6

23.04.2019 17:01
#10 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Also ich habe mich für Toplac von International entschieden und zuvor Prekote aufgetragen.
Gerade trocknet die letzte Schicht vollständig aus.
Das Boot sieht nun so aus:




Es ist sicher kein perfektes Finish, aber wenn der Lack tut, was er soll, bin ich mehr als zufrieden.
Jetzt fehlen noch Name und Gummierung.
Ein Band für die Gummierung habe ich schon, es ist auch selbstklebend, bin mir aber nicht sicher, wie haltbar dieser Kleber ist.
Würde den Gummi gerne mit ein paar Nieten+Dichtring sichern.
Meint ihr das macht Sinn, oder schädige ich die Bootstruktur mit 4 kleinen Löchern pro Seite zu sehr?
Sind ja auch über Wasserlinie.

Liebe Grüße,
Chris


Xurium Offline



Beiträge: 6

24.04.2019 11:26
#11 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Also so hätte ich mir das jetzt vorgestellt:



Also von außen das Gummiband am Rumpf mit einer Schraube + Beilagscheibe fixiert
und von innen noch ein Gummistück + Beilagscheibe + Mutter.
Denke so sollten die Löcher die Stabilität nicht zu negativ beeinflussen.
Was meint ihr? Der Rumpf ist aus GFK und jetzt auch nicht unglaublich dick.
Hat da jemand Erfahrung? Oder ist es superdumm, den Rumpf anzubohren?

Grüße, Chris


Gwendolin Online




Beiträge: 716

24.04.2019 11:52
#12 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Hallo Chris,

Kleben und nix weiter!


Bernie4x4 Offline




Beiträge: 287

24.04.2019 18:26
#13 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

Ich würde es auch kleben, nicht wegen der Stabilität, sondern weil 4 Schrauben
bei dem "Schwung" an Bug und Heck flächig keinen großen Sinn machen würden.
Du willst doch den originalen schwarzen Trennstreifen zwischen den beiden
Rumpfteilen haben, um die bavaria-typische "Verbindungsnaht" zu verdecken.

Gutes Doppelklebeband gibt es im Autohandel für Karosserieteile/Spoiler/etc.
also, wenn du der Klebefläche deiner Gummileisten nicht traust ;o)

Löcher sind ansonsten kein Problem wenn kein UV-Dingens, oder Wasser eindringen kann.
Sieht eh so aus, als hätte dein Kanu schon mal reichlich Löcher für eine
Persenning, etwa 5cm unterm Süllrand bekommen.

Also 2:0 für Kleben :o)

Gruß Bernhard

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"Pain is temporary, glory is forever"

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Donau-Pegel-Kelheim


Andreas Schürmann ( gelöscht )
Beiträge:

25.04.2019 16:40
#14 RE: Kanadier -Instandsetzung - Welcher Lack? Antworten

3:0 Kleben

Wenn man Klebungen nicht traut, sollte man weder Auto noch Zug oder Bus fahren und schon gar nicht fliegen.


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