Moin Leute, der Rhein hat derzeit Niedrigwasser (Maxau:354cm, Mainz:162cm und Kaub:69cm). Kann mir vorstellen am Wochenende die Strecke von Assmannshausen bis Lahnstein mit einem Freund in meinem Canadier(wenonah prospector)zu paddeln. Hab mir gestern den Rhein bei Karlsruhe angeschaut - dort sehe ich vom Wasser(stand) keine Probleme. Uferbänke kommen dort immer noch nicht raus, Buhnen schauen raus, aber Buhnenfelder sind noch unter Wasser. Gibt es bei dem Wasserstand schon freiliegende Kiesufer am Mittelrhein? Wichtiger aber ist mir die Frage, hat jmand von euch schon Erfahrung auf diesem Rheinabschnitt und wenn ja, wie sind die Wellen der motorbetriebenen Schiffe einzuschätzen? Vor Wellen hab ich grundsätzlich keine Angst, war diesen Sommer in den Schären nördlich von Göteborg und auf der Ostsee vor den Klippen von Mön. Und auch die Kreuzsee im Canale della Guidecca kenne ich. Aber mit Heckwellen von Binnenschippern und Passagierdampfern auf dem Rhein kenne ich mich nicht aus. Hab den thread Binnenschiffer: In sehr hohen Heckwellen trocken bleiben gelesen. Seitdem bin ich etwas verunsichert. Also, sind die Wellen bei Niedrigwasser schwieriger zu nehmen als bei Normalwasser?Gibt es jemanden,(der sich auskennt!) und sagt: Lass bei dem Wasserstand die Finger davon? Bin gespannt auf eure Antworten Lichtinstein
"Gibt es bei dem Wasserstand schon freiliegende Kiesufer am Mittelrhein?"
Ja, massenhaft, Du kannst an vielen Stellen anlanden, nur von Kestert bis Osterspay ist es etwas holprig am Ufer.
Assmanshausen finde ich zum Einsetzen nicht so toll, entweder Geisenheim am "Bootshaus" oder Lorch gegenüber der jetzigen Fährampe ist eine kleinere Rampe mit etwas Wiese dabei und der Bahnhof ist direkt gegenüber (Geisenheim 500 m).
"Wichtiger aber ist mir die Frage, hat jmand von euch schon Erfahrung auf diesem Rheinabschnitt und wenn ja, wie sind die Wellen der motorbetriebenen Schiffe einzuschätzen?"
Die Wellen gehen. Solche Wellen wie in dem anderen Thread beschrieben sind selten. Es kann gut sein, dass Ihr über 50 Kilometer eine absolut ruhige Fahrt habt und die höchste Welle vielleicht einen halben Meter hat, aber man sollte sich nicht blind drauf verlassen. An der Loreley, da wo in zweiter Reihe überholt wird oder im Bereich von Fähr- und Panzerrampen kann es mal knackiger werden. Auch Wellen von großen Motoryachten in Halbgleitfahrt könnte man erwähnen. Bin da trotzdem noch nie gekentert. Wellen die auf ein flaches Ufer auflaufen werden nochmal höher, was irgendwie klar ist. Bei sehr niedrigem Wasser wird mit weniger Ladung gefahren, was uns Paddlern wieder entgegen kommt. An einigen Stellen, wie dem Kiestrand zwischen Ehrental und Kestert oder bei Osterspay kann man dann evtl. mal in sehr flachen Bereichen fahren und dann ist es möglich, dass dir ein Dampfer mit seinem Sog das Wasser wegzieht. Bei Schiffen deswegen grundsätzlich nie so nahe ans Ufer, dass es gleich kratzt. Einfach nach Gefühl fahren.
Erfahrung? ja sozusagen, ich wohne seit langem dort, kenne den Mittelrhein als Kajak- und als Kanupaddler, als Ruderer, Motorbootfahrer und als Mitfahrer von allen möglichen Binnenschiffen aus. Leider werden immer mal wieder leichtsinnige Paddler beobachtet. Auch leider, dass nicht alle dabei Erfolg haben, einem großen Schiff vor den Latz zu fahren. Vom Ruderhäuschen aus sieht man teils so wenig, dass die beste Orientierung das Radar am Bug ist. Es passiert trotzdem wenig. Es liegt vielleicht an den Foren, aber in den letzten 8 (?) Jahren ist nichts hochdramatisches mehr passsiert. Der letzte war ein älterer vermisster Paddler. Die WaPo hat Schiffer befragt und einem kam es seltsam vor, dass sein Drehzahlmesser einmal kurz runter ist. Weil weiter nichts war, dachte er sich nichts dabei. Ein paar Tage später fand die Polizei in der Nähe von Neuwied "Gewebereste". Wenn Ihr also nett zu Euch sein wollt, meidet das Fahrwasser. Wenn Ihr mal queren wollt, sucht euch einen ruhigen Moment und alles ist gut.
Macht Euch viel aber nicht zu viel Gedanken, nehmt ein zuverlässiges Wanderboot, achtet ein bisschen was vor und hinter euch ist, habt keine Panik, wenn ihr ausnahmsweise vielleicht Wellen von 1 Meter seht. Is ne schöne Ecke mit vielen Anlandemöglichkeiten von Natur pur bis gute Gastronomie und es gibt wenig Verbote.
Moin Chris, danke für die ausführliche Antwort. Habe gehofft, dass du meine Fragen lesen würdest. Wir werden abends ein Glas Wein auf dein Wohl trinken. Kay
das freut mich :-) lasst es Euch schmecken. So regelmäßig gucke ich garnicht hier rein. weitere Tipps, wenn Ihr was Spezielleres wissen möchtet, wegen der unerwünschten Werbung einerseits und um einige Lieblingsplätze zu schonen evtl. per PN
bei Kaub hat man, das gesamte Fahrrinnenprofil betrachtet, die niedrigste Fahrrinnentiefe vom Rhein. Gestern (23.8.2018, 21°°) ein Pegel von 55 cm.
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde schreibt zu den derzeitigen Pegeln:
Zitat Am Pegel in Kaub werden derzeit Wasserstände von rund 65 cm gemessen. Bedeutet das, dass man den Rhein zu Fuß durchqueren kann? Nein, denn das untere Ende der Pegellatte, die den Wasserstand anzeigt, ist nicht identisch mit der tiefsten Stelle im Gewässer. [...] Wasserstandsmessungen werden am Ufer bzw. in Ufernähe durchgeführt. Die tiefsten Stellen sind von dort aus nicht zugänglich und ändern sich mit der Zeit. Deswegen wurde ein anderer Bezugshorizont gewählt, der sogenannten Pegelnullpunkt (PNP). Dieser ist das untere Ende der Messeinrichtung, der Pegellatte. Der PNP liegt bei Binnenflüssen in den allermeisten Fällen unterhalb der über einen sehr langen Zeitraum aufgetretenen niedrigsten Wasserstände. So wird sichergestellt, dass keine negativen Wasserstände gemessen werden. [...] Somit beträgt die Fahrrinnentiefe am Pegel Kaub derzeit 1,77 m, die Wassertiefe an der tiefsten Stelle des Querschnitts aber rund 4 m.
Trotzdem hat es Auswirkungen, weil wir gerade außerhalb der Fahrrinne an etlichen Stellen eine geringere Strömung haben. Umgekehrt übernimmt bei einem Kauber Pegel von 5 Metern der Rhein die Hauptarbeit, egal wie langsam oder schnell wir paddeln. Ab Marke 1 (4,60) gelten Einschränkungen für die Berufsschiffahrt, denn es werden erste Uferbereiche überschwemmt und es eröffnen sich für uns allerlei Anlandemöglichkeiten. Gerade dann sorgfältig die Wasseroberfläche beobachten und allerhöchste Aufmerksamkeit walten lassen, weil es teils Geländer und auch Stahlrohre von abmontierten Schildern/Papierkörben, Betonstützen von Parkbänken usw. gibt, die uns bedrohlich werden können. Mit einem Wanderkanadier kann man bei Strömung von 2½ m/s in Anlandebereichen nur schwer umkehren und es sich nochmmal anders überlegen. Schon vor Erreichen der Marke 2 (6,40) sind die meisten "normalen" Einsetzstellen überspült. Das Wasser wird sehr strudelig und im Fall einer Kenterung sollte das Ufer zu erreichen wichtiger sein, als das Boot zu retten.
Die Grenzen nach oben sind also viel erwähnenswerter als die nach unten, Chris
Moin Leute, Wir sind letztes Wochenende den Mittelrhein von Trechtingshausen bis Brey gepaddelt und hatten überwiegend keine Schwierigkeiten. Das Wasser war kabbelig, auch weil wir oft starken Gegenwind hatten, viele Felsen schauten aus dem Wasser (Jungfrauen und Geisenrücken z.B.) und aufgelaufen sind wir nur im Achterwasser des Bacharacher Werth. Aber ein paar kitzlige Situationen gab es schon, so dass ich Anfängern abrate auf dem Mitterhein zu paddeln. Wer sich auf den Mittelrhein wagt, dem empfehle auch ich: immer schön außerhalb der Fahrrinne fahren (teilweise soll die sogar über die Betonnung hinausgehen!), traversieren nur wenn keine Motorboote in der Nähe sind. Aufpassen auf die Talfahrer, die kommen erstaunlich schnell heran. Und was die Wellen angeht, immer mit Überraschungen rechnen. Einmal paddelten wir zwischen Fahrrinne und Buhnenkopf, als ein bergfahrendes Fahrgastschiff einen Gutteil des Wassers entzog und wir in ein „Loch“ fielen. Die ersten Heckwellen waren kein Problem, aber kurz darauf erschienen wie aus dem Nichts 4 oder 5 steile, stehende Wellen. Wir haben beidseitig das Boot gestützt und sind – ich weiß nicht warum – fast trocken durch die Wellen gekommen. Hätte auch anders verlaufen können. Überhaupt sind die Wellen der Fahrgastschiffe und teilweise der Halbgleiter deutlich gefährlicher als die der großen Binnenschiffe. Leider erst nach der Tour gefunden diese hochinteressanten und wichtigen Ansichten/Informationen zur Passage an der Loreley, die unbedingt lesenswert sind, wenn man den Mittelrhein (nicht nur bei Niedrigwasser) befahren will. https://www.faltboot.org/forum/read.php?...5273#msg-115273 Dir, Chris, besonderen Dank für deine ausführlichen Informationen und das nette Treffen in Sankt Goarshausen. Lichtinstein