Ich möchte Euch mitnehmen auf eine kleine Herbsttour.
Drewensee und Umfeld
Meine Touridee ist die Befahrung eines „Sackgassensees“ also einer der weniger frequentierten Seen, etwas abseits von den Standartrundtouren. Der Drewensee ist weitgehend motorbootfrei und hat eine Ausdehnung von ca. 1 x 5 km. Die Ufer sind meist bewaldet und recht abwechslungsreich. Während der Anfahrt umfängt mich der beginnende Herbst. Ruhe auf dem Wasser, Wassergeräusch am Canadier im Rhythmus des Paddelns. Ich genieße den Flex vom H.G. Wagner Paddel. Kraniche ziehen am Himmel, Kormorane trocknen ihr Gefieder, erste Laubverfärbungen flammen in der Sonne, Bäume mit Misteln im Geäst. Ich bin fast alleine unterwegs. In Gedanken checke ich mein Gepäck im soloplus - viel, schwer und schön: Lean-to, Schlafsack mit bedroll für offenes Lagerleben, Wanigan mit frischen Lebensmitteln für ein paar Tage, Dutch Oven, indian baskets, Beleuchtung usw.
Dann erreiche ich den See. Noch liegt die Wasserfläche im Windschatten still vor mir. Aber der große See wartet mit langsam höher werdenden Wellen auf mich, je weiter ich seinem Lauf folge. Zunächst ist es nur ein kräuseln dann kleine, gleichmäßige Wellenbewegungen mit der Tendenz zu Größerem. Die Wellen kommen von achtern und schieben mich voran. Es sind kräftigere Steuerschläge nötig. Ab und zu schaffe ich es mit kurzen knackigen Vorwärtsschlägen auf einer größeren Welle mit zu surfen. Wenn ich die Welle im hinteren Teil des Canadiers mitreiten kann, wird`s schnell. Zeit für Steuerschläge ist da kaum noch, alles muss passen. Ich schätze mal auf eine Wellengeschwindigkeit von 7-8 km/h, Wind 4-5 Bft. Rollt die Welle unter mir durch, wird`s kippelig (macht aber Spaß). Weiter voraus nehmen die weißen Schaumkämme auf den Wellen zu. Ein paar Sicherheitsgedanken kommen auf. Schön im Sommer wieder Kentertrainings geübt zu haben. Im, eher dann warmen, Wasser mal probehalber mit Schwimmweste Strecke geschwommen zu haben, den Wiedereinstieg geübt zu haben. Und mal wieder gut „Bodenhaftung“ zu haben- keine Selbstüberschätzung! Also - welche Ufernähe halte ich an? Rundumblick – ja ich bin alleine hier. Wie sieht die Wellenentwicklung voraus nach Windrichtung zur Seefläche aus? Gedanke - wie würde ich noch an Land schwimmen können? Handkontrolle, wie kalt ist das Wasser, vielleicht 13°C? Wiedereinstieg in den Canadier - machbar? Zur Sicherheit Festmacherleine mittschiffs als Wiederaufrichthilfe vorbereitet. Mache ein paar Bilder aber das wirkt alles nicht so richtig. Gefühlt erreichen die Wellenhöhen mehr wie meine Freibordhöhe. Höhere Windwellen, mit weißen caps schieben mich aus dem Kurs. Ich bin froh um diverses Gepäck und jetzt wichtig: der richtige Trimm! Trotz des bewegten Wassers ist das sehr klar. Näher am abwechslungsreichen Ufer sehe ich Eisvögel, Blesshühner ducken sich im Reet, Fischadler sitzen am Horst und Seeadler sorgen kurzzeitig für Aufregung unter den Gänsen. Die Uferegionen sind bewaldet, viel Buchten bieten ruhige Ecken. Der See engt sich am Ende mehr und mehr ein, was die Wellen aber nicht sehr viel kleiner macht. Sie hatten ja fast 5 km Platz sich auf zu bauen. Mein heutiger Lagerplatz ist langsam im Herbstgrün zu erkennen. Jetzt kommt der zweite wichtige Tagesinhalt. Nach der eher kleineren Tagesstrecke paddeln bleibt viel Zeit für Lageraufbau, Augenblicke genießen, köcheln, den frühen aber langen Abend erleben. So lange die Sonne noch scheint wird die Solarausrüstung für Licht und Nachrichten nachgeladen (ja, ich habe auch modernes Zeugs an Bord). Dann natürlich Kochecke einrichten, DO kochen. Der Wanigan ist voll mit frischen Lebensmitteln aus eigenem Anbau und anderen Leckereien… Anschließend ist es hier auch wichtig: Lebensmittel gut wegpacken und Geschirr reinigen. Wie mir berichtet wird, sind die Waschbären unterwegs und werden auch immer frecher. Tatsächlich habe ich Tage später einmal tierischen Besuch in der Nacht. Bereits die Bewegung im Schlafsack und der Griff zur Kopflampe vertreibt aber den Besucher, sodass man nichts mehr erkennen kann. Sonst ist das schlafen im lean-to mit Sicht auf den nächtlichen Sternenhimmel eine tolle Sache. Selbst etwas Nachtfrost ist gut zu handhaben. Am Morgen empfängt mich der Blick auf den nebeligen See - so geht es ein paar Tage weiter. Es werden ruhige Tage, auch mit Regen. Leute, die man jetzt noch trifft, sind auch eher von der ruhigeren Art. So kann Paddeln eine Art meditative Entspannung sein, wenn man mit sich alleine klar kommt.
Hi docook. Genialer Bericht, gibt's den auch als Hörbuch? 😉
Gruß Björn
______________________________________________________________________ Da wir im gleichen Boot sitzen, sollten wir froh sein, daß nicht alle auf unserer Seite stehen.(Fertsl Ernst)
an den Drewensee haben wir sehr schöne Erinnerungen. Da waren wir Mitte der 90er Jahre oft und haben auf rückgebauten Campingplätzen wild gecampt in Familie und mit Freunden. Inzwischen sind die Enkel fast so groß wie damals die Söhne...... Merkt man, dass etwas Neid durchklingt bei mir? Danke für den Bericht.