2 Mietkanus und die Seegurke wollen die Thaya und die March erkunden.
Unsere Erwartungen sind hoch, denn das Internet schreibt von „Geheimtipp fuer Geniesser und Naturfreunde“ oder „jahrzehntelang unberührten Grenzgebiet“.
Unser Plan ist einfach: Unser Bootsvermieter soll uns bis Břeclav (Lundenburg) bringen, von dort wollen wir in 4 Tagen/3 Nächten bis zur Donau paddeln wo wir wieder aufgelesen werden.
In Břeclav fließt die Thaya, welche nach ca. 20 km in die March mündet. Nach ca. 70km mündet diese bei der Festung Devin in die Donau. Die Strecke ist durchgehend befahrbar, keine Wehre, Steinwürfe oder sonstige Hindernisse. Die Strömung ist mäßig.
Die Wettervorhersage ist leider sehr durchwachsen. Nach Wochen der Hitze soll es ausgerechnet in unserer Woche abkühlen und regnen.
Wir fahren auch bei Regen von Zuhause los, aber im nordöstlichen Niederösterreich ist es trocken – wir lernen von unserem Vermieter, dass wir hier in der trockensten Gegend Österreich sind. Unsere Sorgen wegen Hochwasser waren also völlig umsonst.
Unsere Autos werden in Angern abgestellt – direkt am Ufer, es wäre also möglich gewesen einen Teil des Gepäcks dort zu lassen. Da aber keine Portagen zu erwarten waren, haben wir alles mitgenommen. Der Vermieter führt uns mit Sack und Pack nach Břeclav und setzt uns am Ufer aus.
Die Seegurke (ein Ally-Faltkanadier) wird aufgebaut, und es geht ans Verstauen unseres Gepäcks. Mit Zelt, Schlafsack, Unterlagsmatte, Bekleidung, Essen und Kochzeug kommt schon einiges zusammen pro Nase, zusätzlich haben wir noch 60L Leitungswasser und 3 6er-Tragerl 1,5L Mineralwasser mit. Das muss für 6 Personen + 1 Hund für die kommenden 4 Tage reichen.
Nachdem alles in den drei Kanus verstaut ist, starten wir ca. zu Mittag los. Weit wollen wir nicht, sondern nur die Stadt hinter uns lassen um das Mittagessen auf einer Sandbank einzunehmen. Nachmittags sind wir zwar hochmotiviert, der Regen hat aber nun auch dieses trockene Gebiet gefunden und wir paddeln ca. 3 Stunden teilweise unter heftigen Regenfällen. Es ist gut durchzuhalten, weil es immer noch sehr warm ist, auch der Regen ist warm. Die Kaltwetterfront soll erst in der Nacht eintreffen.
Die Thaya selber ist bald nach Břeclav sehr naturbelassen, Bäume liegen im Wasser und man sieht auch noch alte Befestigungsanlagen. Die Idylle wird aber etwas getrübt durch die Fischerhäuser. Auf beiden Seiten des Ufers ca. alle 50 – 100m steht ein Fischerhaus auf Stelzen. Es gibt sie in unterschiedlichen Ausbaustufen – vom einfachen Unterstand zur Luxushütte mit Sonnenstrom und 2 Stockwerken. Rundherum gepflegte Beete und gemähter Rasen. Das Gefühl in unberührter Natur zu sein ist jedenfalls gestört, die Fahrt hat mitunter den Reiz eines Spaziergangs durch eine Kleingartenanlage. Die Fischerhütten sollen uns noch bis zur Donau begleiten – nur vereinzelte Abschnitte sind wirklich „unbesiedelt“.
Vorrausschauend sind wir am Montag losgefahren, die meisten Hütten waren daher gerade leer. Der Slalom um Angelschnüre hielt sich auch in Grenzen. Mir ist jedenfalls schleierhaft wie dort noch ein einziger Fisch vorhanden sein kann (unser Vermieter sagt dazu, dass die Fischer eh jammern). Positiv ist jedenfalls anzumerken, dass wir dort nur freundliche Fischer getroffen haben, anderswo hab ich schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Auch am Wasser waren wir ziemlich allein unterwegs – nur 2 SUPs sind an einem Abend an unserem Lager vorbeigezogen.
Aber zurück zu unserer Tour: Nach ca. 10 km haben wir auf einer Wiese am Ufer der Thaya gelagert. Die Zelte waren notdürftig am weichen Boden verspannt, was die kommende Nacht besonders spannend gestaltete, denn die Kaltwetterfront kam mit heftigen Winden (und natürlich Regen). Auch der Umstand in der Nähe einer kranken Esche zu liegen half nicht beim Einschlafen. Generell ist der Bestand an Eschen dort sehr hoch und leider sind sie fast alle betroffen vom aggressiven eingewanderten Baumpilz Baumpilz (Falsches Weißes Stengelbecherchen).
Da wir am ersten Tag relativ wenig Kilometer gepaddelt sind, blieben für die folgenden 3 Tage jeweils 25 km zu fahren. Das waren ca. 5 Paddelstunden – für uns genau richtig – gemütlich aber gerade noch fordernd. Die March haben wir am zweiten Tag erreicht. Sie hatte ca. 80 cm zu wenig Wasser, die Strömung nicht besonders stark und daher auch nicht so hilfreich beim Vorwärtskommen.
Die March ist nach der Mündung der Thaya schon ziemlich breit. Die Ufer sind mit Steinen befestigt – generell macht sie keinen wilden unberührten Eindruck. Die Suche nach einem Lagerplatz gestaltet sich ob der Fischerhäuser als herausfordernd – an einer Stelle, die verschont war von den Häuschen, war ein waldiger Lagerplatz mit wilder Feuerstelle, den wir in Beschlag nahmen – links, rechts und vom gegenüberliegenden Ufer flankiert von Fischerhäuschen.
Da das Essen ja sehr wichtig ist, und es uns an diesem Tag besonders gut geschmeckt hat, hier das Rezept zum Eintopf:
• Wasser • Zwiebel • Kartoffel • Karotten • Speck bzw. für den vegetarischen Topf Frankfurter aus Milch-Eiweiß • Mais • Gewürze (vor allem Majoran und scharfer Paprika)
Zwiebel mit Speck anbraten, mit Wasser aufgießen. Mais, Kartoffel, Karotten und Gewürze dazu. Kochen lassen. Wird mit Brot gegen die Schärfe serviert. Geschirr haben wir wie üblich ohne Spülmittel gereinigt. Heißes Wasser löst das Fett, ein guter Scheuerschwamm die Feststoffe.
Tag drei war trocken und kühl, wir beschlossen, das Mittagessen am Wasser einzunehmen. Die Kanus wurden zum Floß vertäut und während wir unser Essen auspackten erledigte die Strömung ein paar Kilometer für uns. Für den Hund mussten wir dennoch an Land, der brauchte seine Bewegung und kann uns ja nicht beim Paddeln helfen.
Für unser letztes Lager suchten wir uns eine der wenigen Sandbänke aus. Das Ufer war dieses Mal zwar frei von Fischerhütten, dafür waren aber jeweils 1,5m senkrecht zu überwinden – mit dem gesamten Gepäck und den Kanus macht das nur wenig Spaß. Wir bauten unsere Zelte weit hinten auf – ca. 50 cm über den Wasserspiegel. Aber natürlich hat es dann die Nacht durchgeregnet. Also wieder mal nur leichter Schlaf um den Wasserspiegel im Auge zu behalten. Der stieg auch um ca. 20cm an, aber es ging sich aus.
Highlight des nächsten Tages war das Zollwachedenkmal, welches am Ufer zu besichtigen ist in der Höhe von Marchegg. Auch war die Vogel-Dichte an diesem Tag besonders hoch und so konnten wir Kormoran, Storch (schwarz und weiß), Reiher (grau) und sogar Adler beobachten. Außerdem sichteten wir Biber, Mäuse, diverse Fische und Amphibien, Libellen und sehr tieffliegende Schwalben.
Durch den höheren Wasserstand war die Strömung an diesem Tag schneller und die ersten 15km waren schnell zurückgelegt. Ca. 10 km vor der Mündung in die Donau war davon aber gar nichts mehr zu spüren – das Wasser lag eher träge da.
Die Festung Devin war von der Ferne schon zu sehen und kündigt das Ende der Tour an. Je näher wir der Donau kamen umso höher stieg auch der Wasserstand – bald war das Ufer schon bis zu 1m überschwemmt. Grund war die Donau, welche kurz davor stand ihr Bett zu verlassen und einen ordentlichen Rückstau in der March verursachte (ca. 500 cm bei Hainburg zu diesem Zeitpunkt). Offenbar hatte es im Rest von Österreich bzw. in Deutschland ein wenig mehr geregnet.
Unser Landeplatz war am Donauufer – gleich nach der Mündung ein paar Meter stromaufwärts. Was im Normalfall schon spannend klingt für Paddelneulinge wie wir sie mit hatten, war unter diesen Bedingungen äußerst imposant. Das Kehrwasser, welches uns zur Ausstiegsstelle trug hatte schon genug Druck um uns Respekt einzuflößen. Um nicht zu weit rauszukommen sind wir zwischen den Bäumen durch und schafften es dann alle zum vereinbarten Treffpunkt ohne einen Ausflug in die gewaltige Donauströmung zu machen.
Unser Vermieter war wie ausgemacht da, nur erwartete uns aber dennoch eine Portage – zum Bus war es ca. 1 km durch den dortigen Dschungel. Nun – ganz am Schluss – packten wir unser Insektenmittel aus – bisher waren wir von den Gelsen nämlich verschont geblieben aber hier waren sie da und bereit uns als Mahlzeit zu akzeptieren.
Zurück in Angern mussten wir feststellen, dass das Dachfenster unseres Autos die ganze Zeit offen gestanden hatte. Die beiden, die das Fenster zwar geöffnet hatten, aber nicht wieder geschlossen (Wiederholungstäter!) mussten nun mit den Konsequenzen leben. Das Wechselgewand von Person 1 hatte netterweise den Hauptteil des Wassers aufgesogen. Person 2 bekam dafür eine Dusche in der ersten Kurve, als weiteres Wasser aus der Verkleidung herab floss. Auf der feuchten Bank durften sie beide sitzen.
Abschluss im Gasthaus – und dann nachhause. Das Waschen, trocknen und sortieren der Ausrüstung hat dann noch 2 Tage gedauert, es war doch ziemlich gatschig gewesen.
Moin, schöner Bericht, gut geschrieben. Ja, dieser Sommer glänzt mit sagenhaften Niederschlägen (auch hier im Norden). Zitat:...es war doch ziemlich gatschig gewesen. Neben eingen anderen Worten, die mir aks Nordländer eher unbekannt sind - was ist "gatschig" -dreckig? Viele Grüße docook
Der Sommer hat durchaus viel Niederschlag, gleichzeitig aber auch immer warmes Wetter (außer diese eine Woche). In Summe bin ich sehr zufrieden bisher :-)
Aja. Wir sind gestern mal ein kleines Stück gefahren - 15 km von Angern nach Marchegg. Pegelstand 70 (Angern) resp. 120 (Marchegg) sagt genau gar nichts, zwischen durch hatten wir einige Male nur noch eine handbreit Wasser unter dem Boot, zwei Mal haben wir den Schotter "gestreichelt".
Wochentags (Zufall?) ist da wenig los, kein einziges Boot, insgesamt vielleicht ein Dutzend Angler/Spaziergänger, ein paar badende Kinder. Wir konnten nach Lust und Laune zum Badestop an einsamen Stränden anlanden.
Vorübergehend klar, aber wir haben schon ziemlich blöde geschaut als wir ums Eck kamen und ein paar Jungs mit Schaufelchen und Eimerchen im Fluß gespielt haben...
Wo genau seid Ihr denn am Ende der Tour ausgestiegen? Habe mir das mal auf Maps angesehen - außer Dschungel sehe ich da nicht...