Hallo! da wir vom trockenen Süden neulich in den nassen Norden umzogen und unser Grundstück quasi am schönen Warder See endet, durch welchen die Trave fließt, wurde es Zeit ein Kanu anzuschaffen... nichts sportliches, nur zum gemütlichen sonntäglichen Paddeln zu zweit auf den Holsteinischen Seen und Kleinflüssen wie Schwentine und Trave. Dann wurde mir extrem günstig ein 2er Canadier angeboten, mit 4m sehr kurz, kippstabil aber doch steuerbar - nur eben "etwas" überholungsbedürftig...
Da ich zwar in meiner Jugend ab und zu mal im Kanu unterwegs war, aber noch nie ein eigenes hatte, habe ich absolut keine Erfahrung in der Restauration von GFK Booten, auch wenn ich handwerklich nicht unbegabt bin. Auf der Such nach Tipps zur Restauration bin ich unter anderem auf dieses Forum hier gestoßen - doch nach mehreren Stunden Recherche hab ich das Gefühl gar nichts mehr zu wissen - da gibt es Empfehlungen von "Einfach mit Autolack drüber lackieren" bis zu Vollrestaurationen mit neuen Glasfaserschichten über Gelcoatreparaturen und Hinweisen, das dass alles überhaupt nicht notwendig ist...
Zurück zu meinem Erwerb: Auf den ersten Blick eine Katastrophe, auf dem zweiten ging es dann - am schlimmsten ist eigentlich die Optik, da er mit "irgendeinem Baumarktlack" überpinselt wurde, welcher überhaupt nicht hält und mit blosen Fingern abkratzbar ist - ich vermute ein Acryllack. Außerdem ist der Kiel ziemlich mitgenommen, hier ist das Gelcoat abgeschabt und die Glasfaserstruktur teilweise stark angegriffen. Dann wäre da noch ein kleines Loch ganz vorne etwa 10cm unterm Sülrand. Ach so, kennt hier jemand die Firma Domnik Polyester-Bootsfabrik aus Barsbüttel? Ich hab im Netz absolut nichts darüber gefunden, aber ein Firmenschild ist an einen der Sitze genietet... Aber schaut einfach selbst:
Mein geplantes Vorgehen wäre jetzt also zuerst mal den alten abblätternden Lack runter schleifen und dann den Kiel zu reparieren. Reicht dazu einfach eine Schicht Polyesterharz oder würdet ihr diesen Laminieren? - und wenn ja, muss ich dazu auch das Gelcoat abschleifen und muss dann anschließend wieder eine Schicht Gelcoat drauf oder ist das nur wegen der Optik? Dann kommt das kleine Loch dran, da die Fasern teilweise noch da sind und nur nur eingedrückt sind , denke ich würde da Polyesterharz reichen - das Loch innen abkleben, mit Harz auffüllen, außen auch abkleben und aushärten lassen - oder wäre es sinnvoll dieses zu laminieren? Zum Schluss würde ich das ganze Boot mit 2K Lack lackieren - geht das auf dem Gelcoat oder muss das komplett runter oder muss da vorher noch eine Grundierung drauf - oder ist eine neue Schicht Gelcoat angesagt - wenn das überhaupt funktioniert... ??? Also Hochglanz muss das ganze nicht werden - aber etwas ansehnlicher wäre schon ganz nett... Innen hat die Beschichtung schon einige Risse (Siehe Bild 12) kann man die so lassen oder muss man da auch handeln?
Also ihr seht, ich hab einige Fragen, über ein paar hilfreiche Tipps wäre ich sehr dankbar!! Liebe Grüße, Martin
Ich weiß, dass das kein hochwertiges Boot ist (ich gehe zumindest davon aus...) und einen hohen Anspruch habe ich auch nicht - sonst hätte ich mir auch nicht dieses Boot gekauft - und ich will daraus ganz sicher kein neuwertiges Boot machen - es soll in erster Linie funktionieren. Man darf dem Boot also gerne ansehen, dass es nicht neu ist und schon Reparaturen hinter sich hat - mit Abrieb und Kratzern hab ich auch kein Problem. Preislich bin ich nicht gebunden und hab auch ehrlich gesagt keine Ahnung was da auf mich zu kommt - aber ich habe nicht vor mehrere hundert Euro rein zu stecken - da ich eben auch nicht weiß, ob es das Kanu überhaupt wert ist . In erster Linie geht es um die Entfernung des alten Lacks, einen dichten Rumpf und dass das GFK keine Feuchtigkeit zieht. Im Prinzip möchte ich dafür so wenig wie möglich, aber doch so viel wie nötig ausgeben (aber wer will das eigentlich nicht? )
Zitat von Redone im Beitrag #3... - aber ich habe nicht vor mehrere hundert Euro rein zu stecken - da ich eben auch nicht weiß, ob es das Kanu überhaupt wert ist . In erster Linie geht es um die Entfernung des alten Lacks, einen dichten Rumpf und dass das GFK keine Feuchtigkeit zieht. Im Prinzip möchte ich dafür so wenig wie möglich, aber doch so viel wie ... )
Da es ja offensichtlich mit Polyester gebaut wurde, kann man auch mit Polyester* reparieren, das ist billiger als mit Epoxi.
Loses Material wegmachen, weiche Stellen ausschleifen, mit Matte und Polyester auf ursprüngliche Dicke bringen. Mit Polyester ausspachteln, schleifen, lakieren. Die Krähenfüße und alle Risse die im Boots inneren sind auch innen bearbeiten.
Ob sich das lohnt? Mich würden Kiel und der vorgegebene Innenausbau sicher davon abhalten in das Boot Arbeit zu stecken. Aber, um ab und zu mal auf dem See herum zuschippern ist es sicher OK.
*Recht neu besteht ein Verbot Stoffe die Styrol enthalten an Privatleute zu verkaufen. Es könnte also schwierig werden überhaupt noch Polyester zu bekommen. Aber das ist ein anderes Thema mit dem ich mich nicht weiter beschäftige, weil mir Holz eh lieber ist.
Mir gefällt die Oberlinie vom Boot,wird wohl auch eine gute Quallität gewesen sein und Restaurieren hat ja auch was mit Spass und Hobby zu tuen,für mich wäre das Gewicht zur Grösse wichtig, das Meiste ist Handarbeit, schleifen schleifen und wieder schleifen,wenn man ne gut ausgerüstete Heimwerkstatt hat, dann kann man noch den schweren Sühlrand rausschneiden und durch Holz ersetzen dito die ,,Bänke,, durch Flechtsitze und Tragjoch. Wenn man gut Einkauft kommt man auf 350-400€ und 40 St Arbeit.
Zitat von elch62 im Beitrag #5... ,wird wohl auch eine gute Quallität gewesen sein ...
Kannst du diese Aussage begründen?
Für mich sieht es auf den Fotos nach der untersten Qualitätsebene aus. Wobei aber zumindest die Form nicht völlig vergurkt ist.
Meine Begründung wäre Sauerkrautmatte Kiel einlaminierte Bänke
Aber eigentlich wollte ich, da es sich die Hinweise hier ja an einen Laien richten, noch einmal besonders auf die Risiken bei der Verarbeitung von Polyester oder Epoxi hinweisen. Das fängt beim Mischen an und hört beim Schleifen nicht auf. Atemschutz, Hautschutz und Absaugung sind absolut wichtig, wer keine Lust hat da richtig Geld auszugeben, sollte die Finger davon lassen.
Moin, ich kann Dir anbieten das Kanu mal in Augenschein zu nehmen und meine Meinung von einem excellenten Bootsbauer gegen chequen zu lassen. Er ist im Urteil zu meinem Leidwesen gnadenlos realistisch, ist aber grundsätzlich eher für reparieren als weg werfen.
Dein Kanu ist nicht minderer Qualität sondern alt und zu einem Zeitpunkt gebaut als es die heutigen Möglichkeiten so nicht gab, das bedeutet nicht, dass es keinen Wert hat. Es hat den klaren Vorteil, dass es leicht und preiswert aus zu bessern ist wenn deine optischen Ansprüche sich mit einem Befriedigend zufrieden stellen lassen sollte das kein unlösbares Problem sein.
Von der Form her wird es ganz zufriedenstellend laufen auf unseren doch eher größeren Gewässern und mit ein bisschen Kanten kommst Du damit auch den oberen Teil von Eider und Treene runter. Das Gewicht wird nicht unerheblich sein, wenn Du damit zurecht kommst steht den kleinen oder größeren Abenteuern damit sicher nichts im Weg, es gibt deutlich minderwertigere Kanus!
Jürgen, ich bitte dich, dir von Lej noch mal die Grundzüge von Getrennt- bzw. Zusammenschreibung sowie die Kommasetzung erläutern zu lassen. Im Bemühen, die neuen Regeln der letzten Rechtschreibreformen diesbezüglich einzuhalten, schießt du weit übers Ziel hinaus.
Moin Michael, meine Eltern haben sich verdammt viel Mühe gegeben mich als Legastheniker unermüdlich zu trainieren, deswegen bin ich später ganz gut klar gekommen. Leider hat Lej das 1zu1 von mir geerbt, ist anerkannter Legastheniker und kann mir auch nicht helfen. Als Deutschlehrerin hat meine Frau aufgegeben was das bei mir anbetrifft und es gibt für mich Schlimmeres. 50 Fehler in einem Diktat war in der Schule normal für mich. Erfolgversprechende Schulabschlüsse gab es erst auf dem zweiten Bildungsweg als sich das bei mir mit der Zeit deutlich verbessert hatte und als Rentner werde ich keinen größeren Aufwand betreiben um die neue Rechtschreibung zu verinnerlichen zu Gunsten wichtigerer Dinge. Du kannst mir das hoffentlich verzeihen. LG Jürgen
Der Vorbesitzer hat nicht's falsch gemacht, er hat ein Klotz am Bein weniger. Tipp: so lassen wie es ist, notdürftig mit Tape verarzten, was lose ist vorher entfernen, der Umwelt wegen...und paddeln. Danach weitersehen...zur Not passt es noch für diese Generation zu einem XXL Blumentopf.
Zitat von Donaumike im Beitrag #11Der Vorbesitzer hat nicht's falsch gemacht, er hat ein Klotz am Bein weniger. Tipp: so lassen wie es ist, notdürftig mit Tape verarzten, was lose ist vorher entfernen, der Umwelt wegen...und paddeln. Danach weitersehen...zur Not passt es noch für diese Generation zu einem XXL Blumentopf.
LG Mike
Der Vorbesitzer hat mir das Kanu inklusiver zweier wie neu aussehender Bending Branches Holzpaddel für fast den halben Preis eines Paddels verkauft...
Davon mal abgesehen, gehöre ich nicht zu der Art Menschen, die etwas als wertlos ansehen, nur weil es in der Zwischenzeit besseres gibt. Ich finde diese Mentalität sehr traurig und ein Stück weit bedenklich. Wie gesagt, wenn ich ein Boot gewollt hätte, mit welchem ich hocheffizient Mehrtagestouren in ganz Europa fahren wollte oder es als Fitnessgerät ansehen würde - dann hätte ich nicht diesen Oldtimer gekauft. Hier geht es darum in der Abendsonne auf den See hinter unserem Haus raus zu fahren und den Gänsen beim Starten und Landen zuzusehen oder auch mal die paar Kilometer nach Plön zu fahren und dort gemütlich durch die Seen zu stechen. Ob ich nun für eine gewisse Strecke 2h oder 2 1/2h brauche ist mir völlig egal - und ob ich dafür 10% mehr Muskelkraft benötig auch. Und dafür dencke ich, ist der Canadier ganz gut geeignet - soweit habe ich mich im Vorfeld erkundigt.
Zurück zum Boot - ich kam gestern und heute dazu, es etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und hab es mal mit dem Hochdruckreinger bearbeitet - und oh Wunder, es steht tatsächlich sehr viel besser da als vermutet. Die komische hellrote Farbe ist nur durch Wasserdruck fast komplett abgeblätter und der Canadier liegt jetzt in schönem dunklen rot in unserem Garten. Auch der Kiel ist besser in Schuß als vermutet, an keiner einzigen Stelle kommen die Fasern bis an die Oberfläche, nirgends blättert etwas ab oder gammelt vor sich hin. Natürlich muss man ihn hier und da etwas ausbessern, aber es hält sich in Grenzen. Allerdings weiß ich noch nicht so recht, was ich mit den Haarrissen im Lack innen anfangen soll - sind die wirklich bedenklich, und wenn ja, reicht da anschleifen und neu Lackieren oder sollte der dann ganz runter?
Zitat von Troubadix im Beitrag #7Moin, ich kann Dir anbieten das Kanu mal in Augenschein zu nehmen und meine Meinung von einem excellenten Bootsbauer gegen chequen zu lassen. Er ist im Urteil zu meinem Leidwesen gnadenlos realistisch, ist aber grundsätzlich eher für reparieren als weg werfen.
Vielen Dank für das Angebot - ich schau mal wie gut ich klar komme und melde mich bei Bedarf !!!
Moin, freut mich für dich, dass es besser ist als anfangs gedacht. Die Spinnen würde ich für diese Saison so lassen wie sie sind, notfalls die mit breiteren Rillen mit Panzertape bekleben. Am Saisonende schleifen und wieder versiegeln nachdem er nach dem Schleifen ein paar Wochen Zeit zum Austrocknen hatte. Wenn es dich nicht stört würde ich auch die äußeren Stellen erst mal nur tapen, gibts farblich passend im Bauhaus, und die Saison genießen. Gruß Jürgen
@michael, mach dir keine Gedanken, das sehe ich nicht so verkniffen.
Ich würde es noch anders machen und letztlich die schon gegebenen Tipps etwas anders kombinieren.
Solange das Boot immer wieder durchtrocknen kann, kann es so wie es ist noch steinalt werden. Trotzdem würde ich die Beschädigung, die man auf den unteren Fotos sieht, reinigen, Sand, anderes loses Zeug ab usw., trocknen lassen, kurz vor Beginn der folgenden Arbeiten mit einem Haarföhn nachhelfen, und danach mit Polyester bepinseln. Sobald das nur noch leicht klebrig, fast schon hart ist, kann man drüberspachteln. Die Aluspachtel, die man überall im KFZ-Zubehör findet, reicht sogar für Wasserlieger. Als Atemschutz eine Einweg-Feinstaubmaske und Seitenwind, als Hautschutz Nitrilhandschuhe und als Absaugung auch wieder am besten Seitenwind.
Das A&O ist, dass die anderen, kleineren Stellen immer wieder durchtrocknen können. Das Laminat will zwar geschützt sein, ist aber auch kein Löschpapier. Die alte Farbe kriegt man wahrscheinlich mit einem Dampfstrahler ab. Fahren kann man aber schon so. Ein Segel würde Deinen Aktionsradius etwas vergrößern(!?) Für ein komplettes Rigg mit gebrauchtem Segel würde ich knapp 100€ rechnen.