Da ist ja noch der Zimmerschlüssel! Gut es ist nicht weit, ich fahre zurück ins Hotel und gebe den Schlüssel ordnungsgemäß ab.
Eine Umleitung? Dann eben über die alte Donaubrücke. Ist ja nicht weit. Warum Stockerau? Habe ich mich schon wieder verfahren? (Dazu muß man wissen: als ich zum erstenmal in Tulln war, bekam ich einen Tourismus-Stadtplan, der nicht genordet war. Seitdem geht für mich in Tulln im Westen die Sonne auf, steht Mittags im Norden … usw.)
Ja, das kennen wir: auf der Südtangente ( road to hell ) durch Wien, da ist der Stau vorherzusehen, wegen der aktuellen Baustellen, wegen der vielen … und überhaupt, aber alles geht vorbei.
.. nur nicht ganz so schnell, die A2, die Südautobahn. Denn es schneit ein wenig, laut Verkehrsfunk gar nicht so wenig am Wechsel. Es gibt Behinderungen wegen Räumungsarbeiten. Gut, bis ich dort bin, hat sich das sicher alles in Wohlgefallen aufgelöst. Oder?
Oder! Der Schneefall wird dichter, ich bin mit dem Hänger und den sieben Kanus in der Lastwagenreihe gut aufgehoben, während links, auf der Überholspur, die Schlacht tobt. Die haben sicher Autopilot, Blindflugsystem und antirutsch Reifen – moderne Zeiten.
Gibt es nur noch Sattelschlepper? Nein, der LKW mit Anhänger, der gerade vorbei rast, als gäbe es kein Morgen hat einen Anhänger – ich bin beruhigt.
Blau blinkt es da vorn, ok, ich weiß jetzt die Richtung.
Alles steht. Dreispurig. Lang. Aufräumarbeiten.
Es geht weiter, dann steht wieder alles. Ratet mal- ja genau wie vorhin.
Jetzt geht es wieder voran. Diesmal versuche ich mein Glück auf der linken Spur. Der Sattelschlepper neben mir, verhält sich untypisch. Das liegt wahrscheinlich daran, daß er im Kampf um Sekunden total verwachst hat: Slicks im Schnee, das geht gar nicht. Das will ich mir nicht zu nahe ansehen, ich lasse mich auf der zweiten Spur ein wenig zurückfallen. Logenplatz sozusagen. Und ja, der Fahrer ist verhaltenskreativ, nutzt die nun freie Fahrbahn neben sich voll aus: Sattelschlepper im Drift! Der Aufleger bleibt gut in der Spur, das Zugfahrzeug ist gut 15° angestellt, kurze Gasstöße bestimmen den Kuvenradius. „TOP Gear“ in den Alpen? Für ein "Burn Out" reicht es aber nicht und auf der folgenden Steigung, enttäuscht mich der Fahrer, bleibt einfach hängen. Ich komme gut vorbei und in der Folge bleibt es noch über mehrere km unterhaltend.
Steiermark: enttäuschend! Die Fahrbahn ist keine Schneefahrbahn mehr, da sind nur noch wenige cm Schneematsch. Natürlich wird das umgehend zum Aufholen verlorener Zeit genutzt, dicht an dicht rast die Kolonne auf der Überholspur an mir vorbei. Uuuuups…bremmmmmmsennn. Da sind jetzt mehrere involviert. Warten.
Burgenland. Freie Fahrt für .. Rummms! Ein Schneebrett von einem LKW-Dach hat mich getroffen. Gut, daß ich zu langsam war zum reagieren, Ausweichen hätte schlecht ausgehen können. Eigentlich war ich einfach unglaublich cool, habe befunden, dass das bisschen Schnee die Windschutzscheibe locker aushält, … ja, so wird es gewesen sein.
Von da an wird es langweilig. Schön, dass der Radioempfang gut ist: Elisabeth Findeis liest ein Ausschnitt aus dem Buch von Francoise Giroud: "Ich bin eine freie Frau". Blitzgescheid, interessant, autentisch, anregend vorgetragen. Gerade zum Appetetit holen, aber viel zu kurz, denn schon folgt das Gegenteil: das Mittagsjournal.
Auf „der Pack“, dem letzten und wegen seiner Wetterkapriolen gefürchteten Bergsattel, beruhigt sich das Wetter. Gleich komme ich nach Kärnten. Herzogbergtunnel, und dann: Winterwunderwelt! Schnee wohin man schaut, blaue Lücken im Wolkenrestehimmel, die Sonne inszeniert eindrucksvoll, was Dezember, Januar und Februar nicht bieten konnten. Vielleicht sollten wir im Lavanttal nach den Erfahrungen der letzten Jahre Weihnachten und Ostern tauschen, so wäre wenigstens jedes Fest entsprechend dekoriert.
Eigentlich war das wieder eine schöne Fahrt. Ich zähle nach: alle sieben Kanus sind noch da.
Muß es jetzt, gerade beim Abladen regnen wie aus Kübeln?
Tja, du hast dafür den größen Parkplatz Europas benützen dürfen (Für Nichteingeweihte: Die Tangente, die Stadtplaner sagen auch Stadtautobahn zu ihr) und das ohne dass sich ein Flöckchen Schnee in Wien zeigte. Da wird dich doch das bisschen Schnee in der Steiermark nicht erschüttern
LG Günter
A bad day on the water is better than any good day at work (Jerry Vandiver)