Ein Tag auf der Ruhr.
Heute soll es schön werden, aber ehe es kalt wird auf dem Wasser, schnell noch einen Tagestörn die Ruhr hinunter. Es ist Herbst und die Bäume tragen schon Messing. Der Dampfer ist schnell auf dem Autodach,
(Ja Schätzchen ich pass auf mich auf) und schon bin ich unterqegs in Richtung Wetter/Ruhr.
Der überall empfohlene Einstieg unterhalb der DEMAG ist ein Flop. Alles verwachsen. Irgendwo an einem
Eileitungsrohr ist eine Böschung.Der Lehm dort hilft mir und dem Boot schnell an's Wasser zu kommen.
Wir schwimmen. Normale, mäßige Strömung schiebt uns den Bach runter. Ach ja, Meldung an Basis.
Aber das Handy ist leer.
Ganz gelassen sitzen die hier vertretenen Graureiher auf den Uferbäumen. Enten, im Schof von dreißig
und mehr steigen auf und fallen hinter mir wieder ein. Das Flussbett wird breiter, die Umgebung immer
ruhiger, richtig herbstlich still. Wenn da die Rückmeldung nicht wär! Backbord voraus taucht ein Camping-
platz auf. Ob die wohl ein Telefon ...? Ein Junge welcher am Steg angelt, zeigt mir den Weg zum Clubheim.
Ich öffne die Tür und....
Yukon 1862! Eine Handvoll Männer an der Bar.Bierstimmung, ein weisshaariger Oldie am Tisch mit Stammplatz
und ca. zehn Augenpaare nageln mich fest. Ob einer der Herren ein Handy...? Man hat und einer an der Bar
borgt mir das Gerät. "Ja alles klar, ich bin auf dem Wasser." GEJOHLE! Der Raum abenteuerlich.
Angeltrophäen, eine Sammlung von alten Küchenuhren, ein riesiger Yukonofen, Möbel aus'm Vollen und die
Mannschaft schwärmt von vergangenen Canoeabenteuern.
Plötzlich von Häuptling Silberlocke die Frage: Ob der FRIEDHOFSBLONDE da am Tresen (ICH) wohl Gustav
heissen würde? (Voll daneben). Die Meute johlt, ich trink noch ein Bier mit meinem Gönner und der Fluss
hat mich wieder.
Begleitet von den immer noch zahlreichen Reihern und Enten geht es gemächlich den Bach hinunter.
Von rechts auf einmal Wassertrübung. Hart Steuerbord und rein in den Zuffluss. Fast so schön orange wie
das Herbstlaub ist der Boden des Grabens mit Schlamm belegt. Obenauf schwimmen wunderschöne Algeninseln.
So groß wie Suppenteller. Dazu dieser herrliche Duft! Ehe mir das letzte Bier aus dem Gesicht fällt,
mache ich kehrt und gehe mit Fullspeed wieder in den Fluss. Dieses war ein Besuch bei den Edelstahl-
wwerken Witten.
Die Reise geht weiter und bietet natürlich auch Schönes. Wie diese putzigen Wochenendhäuser am rechten
Ufer. Eines schöner als das Andere und immer hoch auf stabilen Sockeln. Die Leutchen kennen ihre Ruhr.
Fernes Rauschen sagt mir das nächste Wehr an. Staustufe Witten, ohne Gasse und Weg.
Der Weg nach unten mit klobigen Steinen verblockt. Keine Chance für den Bootswagen. Geht nur mit hau-
ruck ind 32Kg landen mit Joch im Genick. Dann ist erstmal Pause. Im Unterwasser strömt es doch ganz nett aus dem E-Werk. Das hilft flott vorab. Auffallend ist, dass die Reiher und Enten um einiges weniger geworden
sind. Dafür die Angler um so zahlreicher. Leise und ruhig vorbei, dann schmeisst auch keiner mit Steinen.
Ruhig wird auch die Strömung. Etwas mehr schaufeln ist angesagt. Das geht so bis zur Staustufe Herbede.
Die Bootsgasse bin ich noch nicht gefahren. Ansehen,naja, müsste gehen und rein in's Vergnügen! Es war
keines. Unten empfängt mich ein handfester Schwall. Dazu, eh man sich's versieht,kommt von links,vom Wehr,
eine tierische Seitenströmung. Trotz allem was drin ist, schrubbt man längs der Spundwand. In irgend
einem ruhigen Eckchen habe ich dann die zehn Handtücher Wasser aus dem Boot gewrungen.
Das Rauschen verliert sich, kurz noch der Lärm von der Strassenbrücke Herbede und der Autobahn, dann läuft
man in den Stausee.
Die Sonne steht langsam im Westen, dadurch kann man die Krautflächen im See gut erkennen. Kanadische Wasser-
pest. Bei der geringen Wassertiefe ein Problem für alles was einem Schiff ähnlich ist. Ich will es wissen
und geh mit volle Kanne drauflos. Dann liegst du fest. Man hat Mühe da raus zu kommen. Am Ende vom See
wieder eine Rutsche. Aber die ist nun wirklich schön. Shnell, ruhiger Auslauf im Unterwasser und keine
nassen Füsse. Durch Buhnen wird das Flussbett enger, dazu die Strömung schneller.
Am ach so netten Ausflugslokal geht es zügig vorbei, hinein in den Kanal zum E-Werk. Die ersten Kanada-
gänse, links auf der Insel, lamentieren zwar, aber schon muss der Kahn aus dem Wasser. Um's E-Werk
herum wird saniert, was das Umfahren nicht grade einfach macht.
Unten wieder Buhnenwasser und ein paar schöne Schnellen. Aber auch der Spass hat ein Ende, denn es geht
auf Hatingen zu. Ein Wehr in voller Breite, aber neben der Schleuse von 1813 kann man umsetzen. Was wieder,
als Solo, eine Würgerei ist. Als Belohnung gibt es Flottwasser bis zur Schleife Isenburg. Nochmal ein
kräftiger Schwallund ruhig geht es an Campingplätzen vorüber in Richtung Dahlhausen. Nach der Schwimmbrücke
ist rechtshalten Pflicht, sonst geht's übers Wehr. Noch ein kleines Rütschlein und ich bin im letzten
Unterwasser des Tages. Nach einem Km bin ich am Ziel.
Aussteigen, sich recken,den Unaussprechlichen auf den Bootswagen wuchten und ab in Richtung Heimat.
Nur der häßliche Berg,welcher sich sofort aufbäumt,lässt einem schon schnaufen. Mittlerweile ist es schon
stark dämmerig und nur das rote Fähnchen außenbords rettet mich vor den vielen Autos, welche auch da hinauf
wollen. Die restlichen 5Km sind eigentlich, dank Kugellager, eine leichte Wanderung. Sieht man mal darüber
hinweg, dass bei der Hälfte des Weges das linke Rad vom Bootswagen platzt, wares doch ein schöner Tages-
ausflug.Auf dem Wasser ca. 32Km. nur mal so auf der Ruhr.
Johannes