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Eine Woche Allier- aber wo?
#1 Eine Woche Allier- aber wo?

#2 RE: Eine Woche Allier- aber wo?
"In Kürze paddeln" aber "auf dem Allier". Vom Mündungsbereich abgesehen dürfte es schwierig werden, beides miteinander zu vereinen. Die Erlebnisse, die andere bei genug Wasser hatten, werdet Ihr möglicherweise nicht wiederholen können.
Googelt man nach Allier, secheresse und 2018, findet man allerlei Artikel der Lokalpresse, die nahelegen zum Wandern am Allier das Boot zuhause zu lassen: https://www.lamontagne.fr/montlucon/envi...r_12942513.html.
Nicht ganz aktuell, aber im Juli sind wir über eine Allier-Brücke gefahren und haben in dem fast ausgetrockneten Flussbett nur kleinste Rinnsale gesehen.
Es spricht auch etliches dafür, dass die trockene Erde höchstens bei einem heftigen Unwetter etwas Wasser abfließen lässt, was dann bald wieder verschwunden sein wird: https://www.lamontagne.fr/moulins/enviro...r_12952848.html
Das Einzugsgebiet des Allier liegt zwar wieder nicht in der hochroten Zone, aber anhaltender Regen, den der Fluss bräuchte um beständig Wasser zu führen, ist noch nicht in Sicht.
Chris
#3 RE: Eine Woche Allier- aber wo?
Moin Thomas,
bin den Allier schon mehrfach gepaddelt. Wenn du eine Gepäcktour aus den Bergen heraus unternehmen möchtest, dann empfehle ich dir in Prades zu starten, dann siehst du noch die Basaltfelsen vor Langeac. Ist leichtes WW, schwierigste Stelle ist die erste Linkskurve nach der Brücke von Prades. Evtl. links anlanden, anschauen und treideln. Bin bis Issoire gepaddelt, tolle Strecke. Und dann ab Billy (Vichy zu durchqueren soll sehr mühsam sein). Der untere Allier ist über weite Strecken sehr einsam und naturnah. Unterhalb von Moulins gibt es ein 18(?)km langes Stück Naturschutz mit Anlandeverbot, unbedingt einhalten, die Franzosen sind hart in der Bestrafung hab ich gehört. Zwischen Apremont und Pont d!Allier ist der Allier kanalisiert. In Pont´Allier ein unfahrbares Wehr, vorher anschauen, ob rechts umtragen oder links treideln.Laut http://www.eauxvives.org/fr/niveaux/en-direct Station Prades soll der Allier derzeit genug Wasser haben, Tendenz fallend.
Viel Vergnügen
Lichtinstein

Bin ab 31. am Allier. Habe Dir eine PN geschrieben.
Was den Pegel betrifft so ist der im mom in Langeac ausreichend.
https://www.vigicrues.gouv.fr/niv3-stati...onsSecondaires=
#5 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Moin,
zurück aus dem Land von Milch und Honig...
Prima war's, Wasser mit den Kraftwerksschwankungen von guten acht bis zwölfeinhalb Kubik ausreichend. Einen Wuchtwasserritt hatten wir im September eh nicht erwartet.
Wer nicht so rau mit seinen Booten umgeht wie ich als PE-Wildwasser-Kajak-Sozialisierter hätte vielleicht die ein oder andere Stelle getreidelt, wir sind quasi alles gefahren und haben, so glaube ich mich zu erinnern, nur zwei mal treideln müssen.
Gepaddelt sind wir von Prades bis Langeac ohne Gepäck, ab Langeac dann mit Gepäck bis Issoire. Ein mal haben wir wild gecampt, den Rest die günstig gelegenen Campingplätze genutzt. Das aus den Bergen - in die Schwemmbene paddeln war sehr schön. Wir haben damit alle erlaubten teile des Allier bis Issoire gepadelt, die oberen Abschnitt haben wir vor Jahren mit Raft und WW-Kajak gemacht.
ich kann den Abscnitt uneingeschränkt empfehlen, wir haben uns noch für die nächsten Jahre einige Rest-Flußkilometer bewahrt ...
Bei der Heimreise haben wir den Allier noch mal bei Moulins gequert, dort war auch ausreichend Wasser.
Anbei ein paar Eindrücke.
#6 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Danke an alle für die Infos und dir Thomas auch noch für Bericht und Fotos!
Sieht gut aus die Gegend.
Grüße aus Köln
Björn
#7 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

@raftinthomas Das klingt super :) Wir überlegen gerade, spontan los zu fahren - auf welchen Campingplätze wart ihr denn?
#8 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Langeac ist prima. Lavoute-Chilac ist supertoll, quasi wie wild zelten. Brioude vorm Wehr etwas speziell, die machen das seitliche Tor nicht auf und man muss schleppen und übern Zaun heben. Wir waren da nur, weil sich Regen ankündigte, wir gerade genau dort waren und wir ein großes Vordach vorm Sanitärgebäude als Unterstand nutzen konnten. Letztlich hat es dann quasi gar nicht geregnet, nur wenige Tropfen.
Der bei Issoire ist ne Katstrophe, du musst erst alles über nen Deich schleppen, wieder auf nen See, rüber, wieder alles raus und 300 Meter bis zum Camping schleppen. Da würde ich nicht mehr hin.
Ansonsten sind auch noch einige weitere, kleine Plätze am Fluß. lediglich hinter Issoire ist dann 20km nix, dafür aber die Autobahn direkt neben dem Fluß. Deshalb haben wir da auch aufgehört.
edit: Dran denken, das in F viele Campingplätze Ende September zu machen.
#9 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Wie ist das eigentlich mit dem Wehr in Brioude? Die Umtragung sieht ja grässlich aus (und durch das Törchen an der Fußgängerbrücke künstlich erschwert), aber beim Studieren der Karte fiel mir auf, dass das Wasser, das oberhalb des Wehrs abgeleitet wird, zu einer Kanu-Slalom-Strecke fließt 😃 Weiß jemand, wie die Slalomstrecke von Brioude so ist und ob auf diesem Wege die Umtragung umpaddeln könnte? Viele Grüße aus Brioude 😃
#10 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

#11 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Nun möchte ich auch einmal einen Bericht besteuern von unserer Allier-Tour. Viele Fotos haben wir nicht gemacht und schon gar nicht von uns oder dem Boot in paddlerisch interessanten Situationen - also müsst ihr leider mit Text vorlieb nehmen Zumindest ich tue mir recht schwer damit, die Erinnerungen alle halbwegs ansehnlich aufzuschreiben - das dauert etliche Stunden - also kein Wunder, wenn nicht so viele Tourenberichte im Forum erscheinen.
Ende September / Anfang Oktober wollten wir auf jeden Fall noch einmal verreisen, wussten aber nach dem Dürresommer mit seinen Mini-Pegelständen nicht so recht wohin zum Paddeln, oder ob wir lieber eine Radtour machen sollten. Selbst die Lahn zog ich kurz in Betracht, aber dafür bin ich doch noch zu jung Wir packten einfach schonmal zusammen, denn ob 5 Tage Radfahren oder 5 Tage Paddeln - die Grundausrüstung ist fast die gleiche.
Dienstags beschlossen wir, angeregt durch RaftinThomas Postings, am Donnerstag an den Allier zu fahren. Wir wussten zwar fast nichts darüber, hatten aber schon oft von diesem leichten Wild-Wanderfluss mit seinen zuverlässigen Wasserständen gehört. Und fast 2 Tage sind doch mehr als genug zum Recherchieren und Packen
Sehr hilfreich waren wieder einmal die Webseiten kajaktour.de und flusswandern.at. Im Südfrankreichführer vom DKV fehlt der Allier. Ist wohl nicht südlich genug.
Vorgenommen hatten wir uns folgende Abschnitte:
Langeac -> Lavoute-Chilhac
Lavoute-Chilhac -> Brioude
Brioude -> Brassac-les-mines
Brassac-les-mines -> Issoire
(Fahrrad) Issoire -> Langeac
Prades -> Langeac
Die Campingplätze sind sehr günstig verteilt, so dass täglich ca. 20 km zu paddeln sein würden, was sich für uns als Tagespensum bewährt hat. Es wurde klar, dass wenigstens einer der angepeilten Campingplätze bereits geschlossen haben würde, und wir also mindestens eine Nacht wild zelten müssten. Was wir noch nie gemacht hatten. Um den Campingplatz in Lavoute-Chilhac noch offen zu erwischen, beschlossen wir, zuerst den Abschnitt Langeac-Issoire in 4 Tagen zu paddeln und anschließend wieder nach Langeac zurück zu kehren um dann noch den für Wanderboote geeigneten Abschnitt des Oberlaufs von Prades nach Langeac zu fahren. Eigentlich bin ich ja immer dafür einen Fluss in der "richtigen" Reihenfolge zu fahren, aber diesmal musste es eben so sein.
Der Wetterbericht war leider nicht so schön, wie wir es die letzten Monate gewohnt waren: Kühl, regnerisch und Gegenwind. Aber wie schlimm kann es schon werden? Immerhin fahren wir doch in den Süden
Donnerstag:
Am Donnerstag kamen wir dann, nachdem endlich alles erledigt und vorbereitet war, erst am späten Nachmittag los, standen bei Pforzheim und Rastatt im Stau ("danke liebes Navi fürs runterlotsen von der AB auf die verstopfte Bundesstraße, während es auf der AB in Sichtweite wieder vorwärts ging") und schafften es gerade mal bis Mulhouse anstatt wie geplant nach Beaune. Dort übernachteten wir in einer Kaschemme namens "Squash 3000", weil kein offener Campingplatz in der Nähe zu finden war. Uns wurde wieder mal bewusst, wie viel angenehmer doch das eigene Zelt im Vergleich solch abgewohnter Räumlichkeiten ist. Von der Bettwanzen-Paranoia ganz zu schweigen. Aber ich habe schon schlechter geschlafen für teureres Geld.
Freitag:
Bei wunderbarem Wetter cruisten wir über die tollen Französischen Autobahnen mit ihren wunderbaren "Aires" genannten Rastplätzen in die Auvergne. Auch vorbei an dem mir nur aus Asterix bekannten Gergovia bis nach Issoire, wo der Campingplatz neben einem Park mit Teich in Flussnähe gelegen ist. Auf der anderen Seite liegt die Autobahn mit Gewerbegebiet. Es ist hier also recht laut. Zunächst kundschafteten wir die Ausstiegsstellen am Allier aus und speicherten sie im Kartenprogramm im Handy ein. Der Plan war nun, die Fahrräder hier zu lassen, um mit ihnen dann nächste Woche wieder an den Startpunkt nach Langeac zurück zu fahren. Auf dem Campingplatz hielt sich teilweise ein wenig Vertrauen erweckendes Publikum auf, weshalb wir den Platzwart fragten, ob wir unsere Räder bei ihm unterstellen dürften. Er ließ sie uns in einem abgeschlossenen Lagerraum abstellen. Dieser Campingplatz hat übrigens bis November geöffnet.
Als wir gerade am Gehen waren, kam noch ein Mitarbeiter mit Golf-Cart angefahren. Eine interessante Erscheinung in Socken, ohne Schuhe, mit Alkoholfahne, dem Arm wegen einer Schulterverletzung in einer Schlinge, mit einer Pizzaschachtel und Flasche Wein im Wagen. Er fragte uns aus, wobei er nebenbei keine Gelegenheit ausließ, vorbei gehende Frauen anzuquatschen und ihnen hinterher zu pfeifen. Er quasselte auf Franz-Englisch und hielt uns für bekloppt, weil wir planten, bei solch kalten Nächten zu zelten und mit dem Fahrrad nach Langeac zu fahren. Er wollte uns klar machen, dass es doch eine Bahnverbindung gibt und buchstabierte mehrfach "SNCF". Immerhin lernten wir von ihm, wie man "Langeac" ausspricht Außerdem empfahl er uns noch das das Keltische Musikfestival in Lorient in der Bretagne, obwohl es dort sehr gefährlich sei, dass seine Frau ein Haus in Langeac habe, wo wir doch übernachten könnten, er das Segeln dem Paddeln vorzieht und dass er den schwarzen Gürtel im Judo hat.
Endlich schafften wir es, uns los zu reißen und machten uns auf die Autofahrt nach Langeac. Die Fahrräder zurück zu lassen, gab uns ein Gefühl der Unabwendbarkeit: Das müssen wir jetzt durchziehen
In Langeac gibt es vielfältige Einkaufsmöglichkeiten und im Super-U deckten wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln ein, kauften eine Portion Fertig-Truffade (die bessere Version von "Aligot", nämlich aus Bratkartoffeln anstatt Kartoffelbrei), die wir auf dem sehr schönen Campingplatz von Langeac zum Abendessen verspeisten. Wir kochten noch Reis mit Tomatensoße und füllten es in die Warmhaltegefäße als Mittagessen für den nächsten Tag. An der Einstiegsstelle konnten wir keine Hinweise zu Befahrungsregeln finden und auch online fand ich auf offiziellen Seiten nichts dazu. Mag aber auch an meinen wenig ausgeprägten Französischkenntnissen liegen.
Zu dem Campingplatz hat offenbar jedermann zutritt und er wird von den Einheimischen als Hundewiese benutzt. Außerdem für die Zukunft merken: Nicht so Nahe bei der Straßenlaterne zelten
Nachts kühlte es bis ca. 10 Grad ab. Genau die Temperatur, wo es eigentlich zu warm für den warmen Schlafsack ist *schwitz*, aber den dünnen Sommerschlafsack mitzunehmen wäre mir in der Jahreszeit zu riskant gewesen.
Samstag:
Das Auto ließen wir auf dem Campingplatz (2 € pro Tag). Das Wetter zeigte sich kühl und trüb, und wir entschieden uns für die Thermo-Gummistiefel, denn beim Paddeln bekommt man ja leicht kalte Füße und zu warm wurde uns auf jeden Fall nicht. Bis dann alles gepackt und vorbereitet war, war es schon nach 10 Uhr.
Gleich nach dem Einstieg ging es spritzig los, und der Allier setzte sich während der gesamten Fahrt sehr abwechslungsreich fort. Alle paar hundert Meter Schwällchen, Verzweigungen, Kiesbanküberläufe. Letztere wegen des grenzwertigen Wasserstand immer wieder mit Grundkontakt und man musste schon sehr aufmerksam die Strömung lesen, um nicht stecken zu bleiben. Bei den Verzweigungen war nach dem Motto "1, 2 oder 3?" öfter auch raten oder "Intuition" angesagt.
Die Wassermenge pendelte im Tagesverlauf immer zwischen 8 und 12 m³/s - weniger hätte es an vielen seichten Stellen nicht sein dürfen. Immer gab es etwas zu paddeln, Strömung zu lesen Landschaft zu bestaunen. Ein in der Flussbeschreibung erwähnter starker Schwall (WW2) vor Truchon fiel uns nicht auf.
Mitten in den Schwallen standen immer wieder auf Angler, die dann sich oft verzogen, wenn wir kamen und die wir dann ein paar Kilometer weiter stromab wieder trafen. Ein Verhalten, das mich irgendwie an Graureiher erinnerte: Die flüchten auch oft stromabwärts, so dass sie wieder und wieder von uns gestört werden - anstatt auf nimmer wiedersehen stromaufwärts zu fliegen
Das erste zu umtragende Wehr war zwar mit einer Art zweiteiligen Bootsrutsche ausgestattet, aber die ist höchstens für Boote ohne Gepäck geeignet und auch zum Treideln nicht zu gebrauchen. Vor der unwegsamen Umtragung stärkten wir uns an dem noch lauwarmen Essen aus den Thermos-Behältern. An den Steinen, die den Pfad spickten, waren viele bunte Plastik-Späne von den Leihbooten zu finden, die hier entlang geschleift werden. Zum Einsteigen unterhalb des Wehrs mussten wir das Kanu ein wenig in die Strömung schieben, da es näher am Ufer nicht tief genug war. Das sorgte dafür, dass wir uns rückwärts eine kleine Stromschnelle hinunterbewegten, während ich noch gar nicht richtig eingestiegen war. Aber da wir schon Erfahrung mit Rückwärtsfahrten hatten war das Boot ohne große Panik mit beherzten Ziehschlägen schnell wieder gewendet.
Am Nachmittag passierten wir kurz vor Chilhac einen Campingplatz, der zunächst verlassen aussah, aber dann tauchte eine Horde Kinder auf, deren Anführer als Einhorn verkleidet war. Sie versuchten uns einzuholen, aber rasch waren wir schon wieder um die nächste Biegung verschwunden, wo die bröckelnde Altstadt von Chilhac am steilen Ufer zu sehen war. Französische Dörfer sehen einfach toll aus. Aber manchmal wirkt es auch so, als würden sie in nicht all zu ferner Zukunft auseinander brechen. Hier lockte das Plakat eines Urzeit-Museum, aber es hätte um die Jahreszeit ohnehin nicht offen gehabt. Kurz darauf folgte das nächste Hindernis: Ein Wehr mit einer Bootsrutsche, um das auf der rechten Seite ein längerer Schwall herum führt. Unterhalb der Bootsrutsche liegt ein seichtes Becken und nach einer Bootslänge kommt bereits das Ufer. Mit Gepäck wollten wir das nicht fahren. Der Schwall war Lederschlumpfine aber auch nicht geheuer, also treidelten wir die Bootsrutsche hinunter und auch danach noch ein paar Meter, bis wieder genug Wasser da war, um weiter zu fahren. Von unten betrachtet würde ich sagen, dass man den Schwall gut hätte fahren können. Aber lieber Vorsicht als Nachsicht, gerade mit Gepäck wollten wir keine Kenterung riskieren.
Wenig später erreichen wir das an einer Flussschleife schön gelegene Dörfchen Lavoute-Chilhac, wo als letztes Hindernis nochmal ein Angler in der Hauptströmung zu passieren war, der auch noch provokant vor uns seine Angel auswarf, obwohl er uns schon gesehen hatte. Auf dem Campingplatz waren wir die einzigen und die Rezeption war nicht besetzt. Und blieb es auch, obwohl laut Aushang eigentlich um 18 Uhr jemand kommen sollte. Der Platz ist nicht eingezäunt und dient wie auch in Langeac als Hundewiese und Angler fahren auf dem Gelände herum. Dieser Campingplatz wäre sicherlich auch außerhalb der offiziellen Saison als Lagerplatz geeignet. Hauptsache das Sanitärgebäude war offen und es gab warmes Wasser. Hier gibt es sogar eine Gefriertruhe, aber zu warm war uns eher nicht. Auf dem Zeltplatz waren jede Menge Bienen auf dem sandigen Boden unterwegs - vielleicht Wildbienen die im Boden leben? Eigentlich sahen sie aus wie Honigbienen. Vielleicht sammelten sie ja auch Honigtau von dem herbstlichen Lindenlaub?
Nach dem Zeltaufbau, beurteilten wir die Lage als sicher genug, die ganze Ausrüstung unbeaufsichtigt zu lassen und spazierten noch durch das Dorf. Die Epicerie hatte sogar geöffnet und ein Hutzelweibchen bewachte die Theke. Obst, Gemüse und die offenen Milchprodukte und Fleischwaren sahen schon weit überfällig aus, aber zu unserer Freude gab es unsere Lieblings-Kartoffelchips "Chèvre & piment d'Espelette", die wir beim letzten Mal in Frankreich zu schätzen gelernt hatten. Ja, zwei Gourmets auf Feinschmeckerreise war das nicht - wir haben auf der Tour kein Restaurant von innen gesehen Es gibt hier noch eine Bäckerei, aber die sollte noch bis Mitte Oktober geschlossen bleiben. Leichter Regen setzte ein und wir gingen zurück zum Campingplatz. Einen Teil der Ausrüstung ließen wir über Nacht im Sanitärgebäude, z.B. die Stiefel in die sich doch der eine oder andere Tropfen Wasser verirrt hatte. Es dämmerte ab 19 Uhr und um 20 Uhr war es dunkel und wir im Schlafsack. So früh komme ich sonst nie ins Bett - auch irgendwie erholsam.
Fortsetzung folgt (hoffentlich irgendwann).
#12 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Soweit ich weiß wusste Asterix auch nicht, wo Gergovia liegt.
Ich weiß auch nicht, ob ich Gergovia richtig geschrieben habe; kann man eigentlich das, was es nicht gegeben hat, falsch oder überhaupt beschreiben?
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#13 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

#14 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Schild am Campingplatz Lavoute:
Sonntag:
Die Nacht war etwas unruhig, weil gelegentlich Autos über den Campingplatz fuhren, die zum Glück unser Zelt verfehlten. Auf so einem offenen Campingplatz, ganz alleine, fühlt man sich schon etwas weniger sicher als eingezäunt unter anderen Campern. Es regnete und war kalt und neblig und das Zelt war dem entsprechend von innen (Kondens) und außen nass. Wir frühstückten in aller Ruhe im Sanitärgebäude, luden die Handies auf und ließen die Schlafsäcke ein wenig trocknen. In einer Regenpause packten wir Zelt und Ausrüstung zusammen und beluden das Boot, das über Nacht angeleint im im Allier gedümpelt war. Wir warfen vor der Abfahrt noch unsere Zeche durch einen Spalt ins Rezeptionshäuschen.
Der Allier floss sehr abwechslungsreich mit vielen Felsen durch ein bewaldetes, einsames Tal. Nach ein paar Kilometern sahen wir kurz vor einem Schwall ein katzengroßes braunes Tier mit weißem Bauch auftauchen und konnten es kaum fassen: Ein echter lebendiger Fischotter! Er war wohl so überrascht wie wir, denn er tauchte zwar ab, aber schwamm direkt auf uns zu, wie man an seinen Luftblasen sehen konnte. "Rückwärts paddeln, rückwärts paddeln!" Ganz in unserer Nähe tauchte er auf und erkannte seinen Fehler und war schon wieder weg. Wir fuhren ans Ufer und warteten noch einige Minuten, aber der Otter tauchte nicht wieder auf. Auf jeden Fall eines unserer tollsten Paddelerlebnisse überhaupt, denn einen wilden Fischotter hatten wir noch nie gesehen und auch überhaupt nicht damit gerechnet. Die Kamera war natürlich nicht schnell genug zur Hand, aber vergessen werden wir das bestimmt nicht so schnell.
Der Regen hatte inzwischen aufgehört und das Wetter war zum Paddeln gut auszuhalten. Bei Villeneuve machten wir auf einer Weide unter der Hängebrücke Mittagspause und verspeisten wieder unser warmgehaltenes Mittagessen: Reis mit Tomatensoße. Bei dieser Reise waren wir gewürztechnisch sehr sparsam unterwegs und hatten nur eine Gewürzmischung namens "Piri Piri" dabei, die sogar das Salz schon integriert hatte. Das gab es jeden Tag, macht aber nichts, weil lecker, nur vielleicht ein bisschen viel Chili für manche Geschmäcker Während wir pausierten rieselte es bei jedem Auto, das hoch oben über die Brücke fuhr auf uns herunter. Von unten sah es so aus, als bestünde die Fahrbahn nur aus ausgelegten Brettern. Und so hörte es sich auch an, wenn die Fahrzeuge darüber rumpelten. Die Natur meinte es gut mit uns und stellte noch etwas Rohkost zur Verfügung, die wir diesmal aber dankend ablehnten.
Bald kam eine seichte Stelle in Sicht, wo rot-weiße Stäbe in 2-3 Metern Abstand quer über den Fluss gesteckt waren. Wir wussten nichts damit anzufangen und interpretierten es als Warnung vor einer Gefahrenstelle. Aber nichts Gefährliches zu sehen. Vermutlich handelte es sich um die Markierungen einer Furt für Tierherden und Traktoren. Kurz darauf ein ausgestorbener Campingplatz an einem Sportplatz. Und immer wieder Grundkontakt an knapp überspülten Kiesbänken. Zwei zutrauliche Esel, die am Ufer weideten, fütterten wir vom Boot aus mit den eigens für solche Begegnungen mitgeführten Heu-Pellets bis die Wachhunde auf uns aufmerksam wurden und wir das Weite suchten .
Kurz vor unserem Tagesziel Brioude wartete noch ein zu umtragendes Wehr (Vieille-Brioude), von dem wir leider kein Foto gemacht haben. Wir landeten erstmal links an. Das Schrägwehr war in der Mitte überspült und rechts und links trocken. In der Hauptströmung lagen viele Felsen und Bäume. Da die Umtragungssituation nicht ganz klar ersichtlich war, erkundeten wir zuerst zu Fuß einen Pfad, der entlang des Mühlkanals verlief, in der Hoffnung, hier mit dem Bootswagen ohne ausladen das Wehr umkarren zu können. Aber unterhalb des Kraftwerks gab es nur eine anderthalb Meter hohe Betonklippe. Direkt am Wehr wäre es auf der linken Seite möglich gewesen, unterhalb der Felsen einzusetzen, aber dafür hätten wir das Boot entladen müssen und alles über eine schmale Betonröhre über einen Fischpass balancieren müssen. Und die Betonröhre endete einen halben Meter zu früh. Es wäre dann ein groooßer Schritt nötig gewesen. Und das mehrmals und dann auch noch mit dem Boot über dem Kopf. Machbar aber nicht sehr reizvoll. Wir stiegen wieder ein und paddelten auf die rechte Seite des Wehrs. Dort war es möglich, noch im Wasser den Bootswagen unters Boot zu schnallen und es samt Ladung eine steile, aber nicht zu steile Rampe hinunter zu fahren und dort wieder ins Wasser zu lassen. Einziges Problem: Direkt nach dem Einstieg lag ein toter Baum in der Strömung. Man hätte sich entweder rechts zwischen dem Baum und und dem felsigen Ufer durchquetschen können. Da war ca. ein Meter Platz, aber die Äste würden auf Kopfhöhe gefährlich nahe kommen. Oder Variante B: Noch vor dem Baum die Strömung überqueren. Viel Platz war da auch nicht und man müsste richtig ordentlich Gas geben, um nicht quer vor den Wurzelstock gespült zu werden, was ja so ziemlich das Schlechteste wäre, das einem so passieren kann. Es sah aber machbar aus und nachdem Lederschlumpfine auch dafür stimmte, entschieden wir uns für Variante B. Zugegeben - nicht die vernünftigste Entscheidung und nicht zur Nachahmung empfohlen - aber es klappte ganz einwandfrei . Das war aufregend aber auch ein tolles Gefühl, denn wie heißt es so schön beim A-Team: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert". Danach rumpelten wir noch über einige Steine, bis das abgezweigte Wasser aus dem Kraftwerk wieder zum Allier stieß.
Das Wehr von Brioude kündigte sich durch nachlassende Strömung und ermüdende Kräfte an. Den Ausstieg am linken Ufer fanden wir recht komfortabel, denn ganz ohne Steine und Geröll ließ sich das beladene Boot auf dem Bootswagen eine Wiese hinauf karren wo gleich der Campingplatz liegt. Auf dem belebten Spazierweg muss man erst ein Stück um den Campingplatz herum, um dann nach der Anmeldung auf der Innenseite des Zauns den gleichen Weg wieder zurück schieben. Wir suchten uns einen Stellplatz in der Nähe der Sanitäre und der Bar, die aber (zum Glück) geschlossen hatte. Ebenso wie (leider) der Swimming Pool. Es war inzwischen sogar noch recht warm geworden und wir bauten auf, trockneten Wäsche, kochten und was man sonst auf dem Campingplatz so macht. Ganz lustig war, dass der Spazierweg direkt vor unserer Parzelle vorbei führte, und Passanten uns durch den Zaun beim Kochen wie Zootiere bestaunten . Zum Abendessen gab es Suppe mit Pumpernickel, eine neue Kreation für die man uns wahrscheinlich aus Frankreich hinaus jagen würde, wenn es jemand mitbekommen hätte
Am Sanitärgebäude entdeckte ich noch interessante Insektenpuppen aus Lehm, die beim Öffnen der Tür leider aufbrachen und ihr Inhalt hinunter fiel. Sie enthielten jede Menge toter Spinnen und eine Made. Wie ich später ergoogelte sind das die Gelege von Grabwespen, die ihren Nachkommen einen großen Vorrat an erlegten Spinnen mitgeben.
Wir gingen dann noch die Umtragung besichtigen, die am nächsten Tag zu absolvieren war. Das erste Hindernis war ein Tor vor der Brücke über den Kanal, das für unseren Canadier viel zu schmal war (ca. 55 cm). Danach ein Trampelpfad mit großen Steinen, der auch nicht gerade Bootswagen-tauglich erschien. Die andere Option wäre gewesen, direkt unterhalb der Wehrmauer einzusetzen, aber der dann folgende Brückenschwall erschien uns bei dem Wasserstand zu steinig und nicht fahrbar. Eventuell wäre es an einem der anderen Brückenbögen gegangen, aber die konnten wir vom Ufer aus nicht sehen. Wie man weiter oben im Thread sehen kann, fragte ich an dem Abend noch hier nach Tipps zur Umtragung, was sogar prompt beantwortet wurde . Die Frage, ob man auf dem Kanal evtl. das Wehr umfahren kann, ist noch offen. Irgendwann würde man da theoretisch an der Slalomstrecke ankommen und anschließend wieder zum Allier stoßen.
An der Brücke waren Hochwassermarken angebracht. Im November 2008 lag der Wasserstand 5 Meter über unseren beschaulichen 20 cm. In Wassermenge ausgedrückt: 1000 m³/s gegenüber unseren 10 m³/s. Unvorstellbar, was für Gewalten der Allier entfesseln kann, wenn er nicht gerade ein freundlicher Wanderbach ist.
Der Wetterbericht für die nächsten zwei Tage meldete Regen und Gegenwind mit Böen bis 70 km/h. Wenn es wirklich so schlimm kommen sollte, würde das bedeuten, dass wir die Tour nicht würden fortsetzen können und erst einmal Zwangspause in Brioude machen müssten. Aber bisher sah alles noch gut aus und wir hofften auf das Beste und gingen wieder pünktlich zur Tagesschau in die Heia .
#15 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

#16 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Montag:
Nach einer ruhigen Nacht ohne jegliche Kondensfeuchtigkeit, war beim Frühstücken und Abbauen noch nichts vom angekündigten Wind zu merken. Der Campingplatz an unserem heutigen Tagesziel Brassac-les-mines sollte offiziell heute bereits geschlossen sein, so dass wir davon ausgehen mussten, uns am Abend einen inoffiziellen Zeltplatz suchen zu müssen. Es sei denn, der Campingplatz wäre wie in Lavoute oder Langeac ohne Zaun vom Fluss aus zugänglich. Aber das würden wir erst am Nachmittag erfahren. Um das Törchen vor der Einsatzstelle zu überlisten, packten wir unsere Boot hochkant auf den Bootswagen
Passte aber trotzdem nicht, weil der Bootswagen um ca. 5 cm zu breit war. Also luden wir alles aus und schleppten Gepäck und Boot bei einsetzendem Nieselregen über den unwegsamen Pfad bis zum Ufer unterhalb der gröbsten Brocken, die unter der Brücke im Wasser lagen.
Wir hätten es lieber noch ein Paar Meter weiter tragen sollen, denn gleich nach dem Losfahren kam ein Kiesbankschwall, in dem wir quer vor einen Stein kamen und stecken blieben. Eigentlich eine Pipifax-Stelle, aber das Boot lag so blöd vor dem Stein, leicht stromaufwärts gekantet, dass beim Versuch, uns loszuschaukeln, Wasser anfing ins Boot fließen und Lederschlumpfine die Hose einweichte. Ich hüpfte hinaus (das Wasser kam der Oberkante meiner Gummistiefel bedrohlich nahe) und dadurch löste sich das Boot so weit, dass es aufhörte vollzulaufen und wir weiter kamen. Grummelig paddelten wir los und nach ein paar Metern wurde der Regen stärker und Gegenwind kam auf. Ein hervorragender Start in den Tag Unter der Autobahnbrücke, die nach ein paar hundert Metern folgte, hielten wir an und zogen uns Regenhosen an.
Der Allier fließt ab hier nicht mehr durchs felsiges Tal, sondern zunehmend durch eine flache, offene Landschaft mit Feldern und Weiden mit hübschen dunkelbraunen gehörnten Rindern. Es gab hier mehr Baumhindernisse und Verzweigungen, wo nicht selten aus drei verschiedenen Wegen gewählt werden musste. Einer seichter als der andere. Immer wieder gab es Stellen wo der Fluss breit und dafür nur um die 20 cm tief war. Wir konnten unsere Paddelblätter nicht ganz einstechen und man kann nicht sagen, dass es angenehm ist, über längere Zeit bei jedem Paddelschlag am Grund anzustoßen. Die Grenzen zum Staken sind fließend Der Gegenwind wurde immer stärker und es regnete fast die ganze Zeit. Aber zu unserem Glück gab es nur ganz wenige Böen, die uns komplett zum Stillstand brachten oder vom Kurs abbrachten. Ich nehme an, dass wir etwas weniger windanfällig waren, als wir es gewohnt waren, weil das Boot durch die schätzungsweise 50 kg Gepäck tiefer im Wasser lag. Zwei schöne Tier-Erlebnisse hatten wir an dem Tag auch: Einmal kamen 50 Meter vor uns 2 Rehe aus dem Uferbewuchs gelaufen, hüpften ins Wasser und schwammen quer über den Fluss zum anderen Ufer. Vielleicht liefen sie auch am Grund entlang, jedenfalls schauten nur die Köpfe aus dem Wasser
Später umschwirrten uns hunderte Uferschwalben, die in Löchern im sandigen Steilufer ein- und aus flogen. Auch sie hatten natürlich mit dem Gegenwind zu tun und so flatterten oder segelten sie oft auf der Stelle neben unserem Boot.
Sorgen machte uns den ganzen Tag die Übernachtungsfrage, denn die hohen Bäume am Ufer bewegten sich uns knarzten bei den Windböen bedrohlich. Die Mittagspause mit Reis und Suppe aus der Thermoskanne fiel wegen Regen und kaltem Wind nur ganz kurz aus. Am Nachmittag hatten wir dann auch langsam genug von Untiefen, Regen und Gegenwind. Das verfallene Wehr bei Vesesoux nahmen wir gar nicht als solches wahr und fuhren einfach hindurch. Natürlich mit Grundkontakt, wie so häufig auf dieser Tour. Wahrscheinlich kann man unsere genaue Route an den grünen Royalex-Spuren im Allier verfolgen
Als wir in Brassac-Les-Mines ankamen, wurde das Wetter nochmal so richtig ungemütlich. Wir landeten an und stiefelten zum Campingplatz. Dieser war eingezäunt und bereits geschlossen. Auf dem Schild stand zwar dass der Platz bis zum 1. Oktober geöffnet sei (dem heutigen Datum), aber zu ist nunmal zu. Wir gingen zu Fuß vorbei an einer Motocross-Strecke, Petanque-Spielern und einem Emu-Gehege zum nahe gelegenen "Leader-Price" Supermarkt und wärmten uns dort ein wenig auf und machten ein paar Besorgungen. Wir zogen in Betracht, einfach an der Ausstiegsstelle in der Nähe des Campingplatzes unser Lager aufzuschlagen, aber aus verschiedenen Gründen hielten wir das dann für keine gute Idee: Während wir dort waren, wehte der Wind mehrere Äste von den Bäumen, der Boden war mit reichlich Hundekot bestückt und außerdem fuhr die Polizei gerade dort entlang, als wir vom Einkaufen zurück kamen. Wir beschlossen, noch etwas weiter zu fahren und einen Platz für die Nacht zu suchen, der möglichst nicht in der Nähe hoher Bäume liegen sollte, die der Wind auf uns drauf werfen könnte.
Gleich nach dem Campingplatz gab es eine kleine Insel, die gar nicht so ungeeignet gewesen wäre, aber wir waren zu schnell daran vorbei uns suchten weiter. Da wir noch nie wild zelten mussten, kann es natürlich sein, dass wir uns bei der Suche nach einem Lagerplatz auch nicht so geschickt anstellten Mehrmals landeten wir an, wenn ein Platz geeignet erschien, aber beim ersten Mal war es eine Pferdeweide ohne Zaun, dann war es zu nahe an einer Straße, oder an einem offensichtlich häufig frequentierten Weg. Oder ein Angler hatte den Platz schon belegt. Kies- oder Sandbänke im Fluss oder am Ufer waren uns nicht geheuer, weil wir nicht wussten, wie viel der Allier über Nacht ansteigen könnte. In einem jungen Wäldchen mit Birken, die uns nicht sturmempfindlich schienen sah es zunächst ganz gut aus, aber der Boden war aufgewühlt von Tierspuren, die von Wildschwein hätten stammen können - und denen wollten wir möglichst nicht begegnen. Zeit verging und gegen 18 Uhr wurde es höchste Zeit, endlich das Lager aufzuschlagen. Am Ufer entdeckten wir eine Art kleinen Unterstand mit Tischchen, den irgendjemand aus Ästen, Brettern und einer Holztüre zusammen gezimmert hatte. Direkt daneben gab es zwar einen Pfad, aber der führte nur bis zum Ufer und endete dort. In der näheren Umgebung gab es eine Wiese, eine ältere Feuerstelle und eine Anglerplatz. Sicherlich kein idealer und völlig abgeschiedener Platz, es war aber niemand zu sehen und wir nahmen an, dass bei dem Wetter und einsetzender Dunkelheit auch niemand mehr kommen würde. Der Wind hatte etwas nachgelassen und die umstehenden Bäume wirkten vertrauen erweckend. Und außerdem blieb uns auch nicht mehr viel anderes übrig. Auf der Karte konnten wir sehen, dass es weiter flussabwärts eher noch dichter besiedelt sein würde. Wir kochten und zögerten den Zeltaufbau noch bis kurz vor der Dunkelheit hinaus, für den Fall, dass doch noch jemand vorbei gekommen wäre.
#17 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Die Feuerstelle am Ufer war nicht "älter", nur ne Woche ;-)
Danke für den sehr ausführlichen Bericht!
btw: genau an dieser Stelle haben wir auch recht lange gesucht, um einen guten Platz zu finden.
#18 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Hier ist festgehalten, was es sich mit den rot-weissen Stangen auf sich hat.
Dabei stellte sich die seltene Frage, ob hier StVO, Kollisonsverhütungsvorschriften oder was gilt ...
#19 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

#20 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

#21 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Dienstag:
Es war eine unruhige Nacht. Die Straße und Eisenbahn hörten wir sehr gut. Der Sturm war zum Glück nicht so stark wie tagsüber, aber die ganze Nacht hindurch wachten wir durch Hundegebell immer wieder auf und lauschten, ob es näher kam. Aber die Hunde waren zum Glück am anderen Ufer. Morgens bauten wir zügig ab und ich verdiente mir mein "How-to-s**t-in-the-Woods"-Abzeichen Als wir abfahrbereit waren, kam dann noch wie aus dem Nichts ein Angler aus dem Wald gestapft. "Bonjour" - "Bonjour"
Auf dem Navi sahen wir, wie nahe an der nächsten Siedlung wir uns tatsächlich befanden.
Wir paddelten los und sahen einen schönen Lagerplatz nach dem anderen. Auf diesem Abschnitt gab es häufiger große trocken liegende Kiesbänke, die teilweise von jungen Wäldchen bewachsen waren. Auch heute gab es wieder den kräftigen Gegenwind, aber keinen Regen mehr und die Sonne schaute manchmal heraus. Es blieb den ganzen Tag recht kühl. Und sehr seichte Flachwasserabschnitte waren auch wieder häufig zu überstehen. Hier sahen wir zum ersten Mal weiße Reiher, ich glaube Silberreiher, die meist zusammen mit Graureihern unterwegs waren und ebenso scheu.
Wir machten frühzeitig Mittagspause an einer großen Kiesbank mit schöner Aussicht auf den Hügel von Nonette. Auf der Kiesbank gab es Blumen, viele weiß-blaue Porzellanscherben und lustigerweise Tomatenpflanzen mit reifen Früchten. Sogar verschiedene Sorten. Wir zogen in Erwägung, dass hier jemand Gartenbau betreiben könnte, aber die einge der reifen Tomaten waren schon auf den Boden gefallen - es schien also niemand zum Ernten vorbei zu kommen. Prima, denn auf der Rohkostseite hatte unsere Diät der letzten Tagen nicht viel zu bieten gehabt .
Gleich nach der Kiesbank, ging die Strömung im 90-Grad-Winkel aufs Ufer zu und direkt in der Kurve rauschte ein Wasserfall aus einem Betonrohr in den Allier. Wir paddelten etwas spät nach rechts und so kamen wir dem Wasserfall ungewollt sehr nahe, der aus der Nähe stark nach Kläranlage müffelte. Aber bis auf ein wenig stinkige Gischt bekamen wir nichts davon ab. Gleich hinter der Kurve lag am rechten Ufer der Campingplatz "Les Loges", der im Oktober auch noch offen gewesen wäre. Bis hier her hätten wir es aber am gestrigen Tag auf keinen Fall mehr bei Tageslicht geschafft.
Ein etwas haarige Stelle gab es noch, wo in einem zunächst harmlos aussehenden Schwall ein Baumstamm quer direkt unter der Wasseroberfläche lag. Von weitem war er gar nicht zu sehen. Wären wir hier mit dem Bug zu tief eingetaucht oder quer gekommen, wäre das wahrscheinlich unangenehm geworden, aber so schrammten wir gerade so über den Stamm drüber ohne stecken zu bleiben.
Ein paar Kilometer landeten wir vor einen großen Baumverhau in einer schlecht einsehbaren Linkskurve an einer große Kiesbank an. Evtl. wäre es möglich gewesen durch die Bäume hindurch zu navigieren, aber vom Ufer aus war der Weg nicht klar zu erkennen, also beschlossen wir zu treideln. Aus Spaß an der Freude und um das Boot ein wenig zu schonen, bastelten wir uns durchs Verschieben von Kies eine kleine "Bootsgasse".
Gleich danach tauchte am rechten Ufer der Campingplatz "Le Grange Fort" auf. Das ist ein Campingplatz, der um eine alte Burg herum angelegt worden war, aber aufgrund der Lage auf einem Hügel ist er für Paddler eher ungeeignet. Wir zumindest hätten keine Lust gehabt, das beladene Boot über Wege unbekannter Beschaffenheit auf den Berg hinauf zu schaffen. Er wäre aber im Oktober noch offen gewesen.
Nun war es Zeit, immer wieder aufs Navi zu schauen, um den Ausstieg nicht zu verpassen, denn der Campingplatz von Issoire ist vom Fluss aus nicht zu sehen. Kurz nach der alten Stahlträgerbrücke hieß es dann linksufrig anlanden. Das Ufer ist hier recht steil, aber wir hatten uns ja am Freitag schon eine halbwegs gute Stelle ausgesucht. Wir entluden das Boot, trugen das Gepäck hinauf und zum Schluss kam das Boot dran. Beim Hochtragen hüpfte ein kleiner Frosch aus dem Laub ins Boot .
Damit waren wir am Ziel unserer bislang längsten Gepäckfahrt ohne Auto-nachholen und alles hatte wie geplant funktioniert und wir waren trotz der schlechten Wettervorhersage prima durchgekommen und mussten keinen Reservetag verbrauchen. Somit standen die Chancen gut, dass wir den oberen Abschnitt des Allier ab Prades diese Woche noch befahren würden.
Mit dem Bootswagen karrten wir Boot und Gepäck um den kleinen See herum zum Campingplatz. An der Rezeption war niemand und der Campingplatz wirkte komplett leer und ausgestorben bis auf ein paar Afrikaner mit Kinderwagen, die wohl in einem der Mobilhomes wohnten. Nach einiger Zeit tauchte der Platzwart auf und wir konnten einen Stellplatz beziehen und unsere Fahrräder aus dem Lagerraum abholen. Wir bauten auf, spannten unsere Wäschleine zum Trocknen auf. Im Prinzip ein schöner Campingplatz, aber der Lärm von der nahen Autobahn nervt. Die Sanitäre hatten ihre besten Tage hinter sich und das neue Sanitärgebäude war geschlossen. Die Duschen schalten alle paar Sekunden aus. Irgendjemand hatte in einer der Kabinen aber ein Gummiband am Dusch-Drücker befestigt, mit dem man Dauerduschen ermöglichen konnte Ein Gummiband kommt künftig auf die Packliste
Nach und nach wurden die umliegenden Parzellen noch von Wohnmobilisten belegt und ich schaffte es sogar, ein wenig Smalltalk auf französisch (und mit "Händen und Füßen") zu führen. Wohnmobilcamper staunen immer wieder angesichts der Vorstellung außerhalb des Hochsommers mit Zelt und Boot unterwegs zu sein
Wir wollten uns noch ein Baguette kaufen und radelten zum Carrefour auf der anderen Seite der Autobahn. Am Eingang mussten wir unsere leeren Fahrrad-Packtaschen abgeben - warum auch immer. Nach 4 Tagen im Freien ist Carrefour natürlich ein Kulturschock. Wer es nicht kennt: Das ist eine Mall und der eigeneliche Carrefour-Laden ist ungefähr wie eine große Kauflandfiliale aber doppelt so groß. Alleine das Kühlregal für die x verschiedenen Buttersorten ist 4 Meter lang.
Auf dem Campingplatz schliefen wir dann so einigermaßen. Irgendwo in der Nähe quasselten besoffene Franzosen die ganze Nacht und die Autobahn dröhnte. Gut, dass es Ohrstöpsel gibt .
#22 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Mittwoch:
Der Morgen war recht kalt mit Temperaturen irgendwo um die 5 Grad und wir frühstückten, luden die Handies im Waschraum auf, was etwas stressig ist - da habe ich mir vorgenommen, eine Alarm-App zu suchen, die losgeht, falls jemand das Telefon hochhebt, oder vom Strom trennt. Nicht dass die Geräte so wahnsinnig teuer waren, aber wir würden sie heute brauchen, um mit den Fahrrädern zu unserem Auto nach Langeac zu navigieren. Für genauere Routenplanung war zu Hause keine Zeit gewesen, also mussten wir uns mit dem Routing von Google-Maps oder Outdooractive begnügen. Radwege im deutschen Sinne gibt es in Frankreich ja eher nicht, sondern nur wenig befahrene Landstraßen. Angeblich nutzt man das Fahrrad in Frankreich entweder als Sportgerät (Rennrad), mit entsprechender Montour, oder um damit Baguette zu kaufen. Tourenräder als Fortbewegungsmittel oder zum Reisen sind wohl nicht so verbreitet. Ein ungutes Gefühl bereitete uns, dass alle Routenplanungsprogramme sich einig waren, dass wir ein Stück auf der Nationalstraße zurücklegen sollten - aber das Problem ließen wir dann erst mal auf uns zukommen. Schlimmstenfalls bestand immer noch die Möglichkeit, in einen Zug zu steigen.
Wir beluden gerade die Fahrräder, als eine französische Camperin im rosa Bademantel, mit noch nicht eingelegtem Gebiss und einer Kanne Kaffee und Croissants zu uns kam. Offenbar hatte sie Mitleid mit uns dachte, wir hätten nichts zum Frühstücken gehabt . Wir ließen uns zwei Croissants für die Fahrt aufnötigen und erzählten ein bisschen, so gut es eben ging, von unseren Abenteuern
. Gegen 9 Uhr radelten wir los.
Anfangs ging es über unbefestigte Wege aus Issoire hinaus, wo uns ein mit einem Schlagstock bewaffneter Jogger überholte (!). Wo waren wir denn hier hingeraten? Aber bald ging es dann durch die leicht hügelige Landschaft auf Landstraßen weiter, die wirklich sehr wenig befahren waren. Das Wetter war trüb und es nieselte, so dass wir leider nicht viel Fernsicht genießen konnten.
Immerhin kam der Wind heute von hinten. Zumindest theoretisch. Wie erwartet, war die Routenberechnung nicht ideal und das Navi lotste uns immer wieder über unwegsame und steile Wege, wo sich dann oft hinterher heraus stellte, dass eine ganz wenig befahrene ebene Straße ebenfalls möglich gewesen wäre. Den Allier bekamen wir kaum zu sehen, dafür viele Felder, die mit langen Wasserleitungen und Pumpen vom Wasser des Alliers bewässert wurden und schöne Eichenwälder mit Unmengen herunter fallender Eicheln. Wie wir später erfuhren war 2018 wohl ein wirklich außergewöhnlich eichelreiches Jahr.
Bei Briuoude überquerten wir zufällig noch die oben erwähnte Kanu-Slalomstrecke. Die wäre (bei dem Wasserstand) auf jeden Fall auch mit beladenen Booten fahrbar gewesen.
Weiter ging es durch das schöne und nahezu verkehrsfreie Tal der Senouire. Hier kamen wir an einem Ressistance-Museum vorbei wo ein Zigarre rauchender Mann in der Tür eines augenscheinlich abbruchreifen Hauses stand und uns begrüßte. Wir wechselten ein paar Worte und er lud uns auf einen Kaffee ein. Echt gastfreundlich, diese Averner, aber wir wollten weiter, denn wir kamen nicht so sonderlich schnell voran und wollten möglichst noch bei Tageslicht in Langeac ankommen. So lehnten wir dankend ab und schnauften weiter durch die zunehmend hügeliger werdende Gegend.
Bei Paulhaguet war dann der Punkt gekommen, wo das Navi der Meinung war, dass wir auf der Nationalstraße weiter fahren sollten. Es schien hier auch tatsächlich nur eine alternative Route zu geben und ausgerechnet jetzt war hier eine große Baustelle und für uns kein Durchkommen. Wir suchten uns dann auf der Karte ein paar Feldwege, die über einen Umweg nach St. George d'Aurac führten, wo es dann möglich sein sollte, die Nationalstraße zu überqueren. Die Feldwege waren mit Tennisballgroßen Kieseln und grob zerkleinerten Ziegelsteinen übersät und wir kamen hier mit unseren Trekking-Fahrrädern nur langsam und mühsam voran und mussten immer wieder schieben. So brauchten wir mindestens eine Stunde länger, bis wir wieder einen befestigten Weg erreichten, aber die Gegend war wirklich nett, ruhig und abgelegen. Nur eine Hand voll Autos überholte uns in der Zeit. In St. George d'Aurac konnten wir dann die zur Dorfstraße geschrumpfte N102 überqueren und auf einer Landstraße weiter fahren. Noch ein letzter unnötiger Berg, über den uns das Navi schickte und dann kamen wir nach ca. 90 Kilometern in Langeac an. Die Rezeption am Campingplatz hatte noch offen und unser Auto war auch noch da. Wir ließen die Fahrräder hier und fuhren mit dem Auto zu unserem Zelt und Boot nach Issoire. Nicht ohne unterwegs noch, typisch französisch, beim Lidl einzukaufen .
#23 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Donnerstag:
Nach einer weiteren lärmigen Nacht auf dem Issoirer Campingplatz packten fühlten wir die letzten Tage so langsam in den Knochen. Ein Ruhetag wäre jetzt nicht schlecht gewesen, aber wir wollten spätestens am Sonntag wieder zuhause sein und uns die Etappe ab Prades auf keinen Fall entgehen lassen. Wir sind ja auch nicht zur Erholung hier! Außerdem war endlich das schöne Wetter wieder da.Während dem Frühstück sahen wir mehrere Womo-Camper mit ihren vollen Klo-Kassetten suchend ums Sanitärgebäude irren und mindestens einder davon brachte es dann fertig, ein Urinal mit seiner Brühe zu verstopfen. Herzlichen Dank auch und auf Wiedersehen Auf nach Langeac!
Auf dem Campingplatz in Langeac bauten wir rasch unser Zelt auf (diesmal weit weg von den Scheinwerfern) und stellten unsere Paddelausrüstung zusammen. Und dann ging es Richtung Prades. Aber der Abzweigung bei "Saint-Arcons-d'Allier" tauchten wir ein in die Gorges d'Allier und nur noch ganz wenige andere Fahrzeuge begegneten uns in dieser urigen Gegend mit Felswänden, Eichenhainen, Eseln und scheinbar menschenleeren Dörfern aus Naturstein. Auch am Parkplatz beim Einstieg in Prades waren außer uns keine Autos oder andere Menschen zu sehen. So gefällt uns das und wir müssen hier hoffentlich nie zur Hauptsaison her kommen, wenn das ganze Tal von Urlaubern überquillt.
Wir aßen zu Mittag und zum Nachtisch gab es Pistazienpudding (aus dem Supermarkt). Die Sonne strahlte und es war angenehm warm, trotzdem entschieden wir uns für Neopren-Longjohns und ein zusätzliches Fass als Auftriebskörper im Boot. Der Abschnitt von Prades bis Langeac ist ca. 15 km lang und gilt als oberstes für spritziges Wanderpaddeln empfehlenswerte Teilstück des Allier. Bis auf eine schwerere Stelle soll diese Strecke bis Langeac keine Schwierigkeiten oberhalb von WW1 bieten. Noch weiter oben gibt es dann stellenweise WW4, wo sich dann vermehrt Rafter und Kajaker tummeln.
Wir starteten gegen 13 Uhr und wie man auf dem Abflussdiagramm sehen kann, hatten wir Glück und gerade noch die abfließende "Flut" erwischt. Auf dem zweiten Diagramm mit Wasserständen kann man sehen, dass es etwa 10 cm Unterschied im zwischen "hoch" und "niedrig" gibt. Das bedeutet an den seichten Stellen "fahren" oder "treideln".
Man hat hier die Möglichkeit beim Einstieg gleich einen Schwall in einer Kurve mitzunehmen oder unterhalb des Schwalls einzusetzen. Lederschlumpfine hatte keine Lust auf den Schwall, also durfte ich alleine fahren und sie 20 Meter weiter an der Kiesbank abholen. 50 Meter nach dem Einstieg blieben wir gleich an eine seichten Schwall an einem Stein hängen und das Boot drehte sich langsam quer. Ich hüpfte hinaus und stand knietief im kalten Wasser. Ich war froh, mich fürs Neopren entschieden zu haben, wenn das schon so anfing. Durch die Entlastung löste sich das Boot vom Stein und ich konnte wieder hinein hopsen, ehe es mit meiner Bugpaddlerin davon fuhr.
Vor der nächsten Kurve landeten wir an, denn hier wartete die schwerste Stelle: Ein Schwall mit einer kleinen Stufe und mehreren Felsen in der Strömung kurz vor einer scharfen Linkskurve, hinter der wieder eine Stufe wartete. Danach sollte laut Kajaktour.de noch eine Walze lauern, aber die war heute nicht zu sehen. Je nach Quelle ist hier von bis zu WW3 die Rede, aber bei unserem heutigen Wasserstand würde ich das eher eine Nummer niedriger ansiedeln. Der Nachteil des geringeren Wasserstandes war allerdings, dass die "Chicken-Line" in der Innenkurve so wenig Wasser führte, dass hier nicht einmal Treideln möglich war. Ich fand, dass der Schwall ausreichend überspült und fahrbar und nicht sehr verletzungsgefährlich aussah, fühlte mich heute unternehmungslustig und hatte keine Lust auf umtragen. Und ich hätte mich wahrscheinlich ewig geärgert, es nicht versucht zu haben. Lederschlumpfine nicht so sehr und so sicherte sie im Kehrwasser unterhalb des Schwalls mit dem Wurfsack. Für Fotos war hier wieder mal keine Hand frei. Also Helm auf und los. Mit leichtem und stärker werdenden Herzklopfen näherte ich mich von oben der Stufe neben dem Felsen. Die Strömung wurde immer stärker und Gedanken wie "Kann ich das wirklich?", "warum fährt das Boot nicht gerade?" und "Was, wenn es jetzt doch WW3 ist?" gingen mir durch den Kopf. Gerade noch rechtzeitig fiel mir auf, dass ich ja noch auf dem Rücksitz war und ich doch lieber weiter in der Mitte paddeln wollte. Also schnell noch umgedreht und über die Auftriebstonne und das Gepäck zum Vordersitz geklettert. Die erste Welle nach der Stufe bremste etwas und ich stellte das Boot quer, um fühzeitig nach links zu kommen. Eigentlich war geplant, noch vor der zweiten Stufe in ein Kehrwasser zu fahren, aber ich kam gar nicht so schnell Richtung Kehrwasser, als schon die nächste Stufe nahte. Immerhin war ich damit schon um die Kurve herum und fügte mich der Strömung, stellte das Boot wieder gerade aus und flutschte hinunter. Dann gleich ins Kehrwasser zu Schlumpfine und aufgeatmet. Man kann nicht behaupten, dass das so 100 % kontrolliert und nach Plan gelaufen ist, aber eben auch nichts schief gegangen - und auch nicht 100 % unkontrolliert . Von außen betrachtet soll es wohl ganz gut ausgesehen haben, hieß es. Auf jeden Fall eine sehr interessante Übungsstelle, die ich gerne bei Gelegenheit noch ein paar Mal fahren würde, bis es so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Oder bis ich im Wasser liege. Aber da ich mein Glück nicht herausfordern wollte und wir ja erst losgefahren waren und noch einige Kilometer vor uns hatten, hieß es weiter paddeln.
Im weiteren Verlauf gab eine wunderschöne Landschaft mit vielen spritzigen Stellen und manchmal richtig langen Verzweigungen, bei denen vorab nicht ersichtilich war, wo man gut durchkommen würde und wo das Ratespiel im Aufsitzen und Treideln enden würde. Aber fast immer rieten wir richtig. Gelegentlich hier und da ein Baumhindernis und mehrere lange Schwälle mit vielen Wellen. Mancherorts wirkten die Eichenwälder wie Parks, wahrscheinlich, weil die Weidetiere Gräser und Gebüsch kurz halten und der Allier hier öfter mal feucht durch wischt An einer Stelle eine Kirche mitten im nirgendwo zwischen den wie ausgestorbenen Dörfern, die mit den Felsen zu verschmelzen schien. Ein Mal kamen wir ganz nahe an einen roten Milan, der auf einer Kiesbank zum Trinken gelandet war
Gegen Ende der Tour wartete noch ein Wehr mit einer Bootsrutsche auf uns. Das Wasser brodelte weiß, aber ohne rückläufige Tendenzen. Wir hatten beide keine große Lust auf eine Umtragung und Lederschlumpfine gab kurz entschlossen ihr OK zur Befahrug der Rutsche. Also übermütigerweise runter gerutscht. Die Rutsche endet in einer kurzen Freiflugstrecke, der Bugtauchte tief in das Luft durchsetzte Wasser und innerhalb einer Sekunde war das komplette Boot bis zum Süllrand voll. Gut, dass die Strömung direkt zum Ufer führt, und so ein klein wenig ließ sich das Boot sogar noch steuern, so dass wir ohne Kenterung anlanden konnten. Beim Aussteigen sahen wir dann noch Lederschlumpfines Kniepolster davon schwimmen und konnten sie über die schlüpfrigen Kiesel hastend noch einfangen. Auch hier wieder machte sich das Neopren bezahlt, denn es dämpfte ein wenig den Fall beim Ausrutschen Meine Sonnenbrille blieb leider verschwunden, aber das war vielleicht Schicksal, denn ich hatte sie vor ein paar Jahren bei einer Umtragestelle gefunden. Gut das unser sonstiges Gepäck angebunden war. Der Teil, der aufschwimmen konnte, blieb am trockensten. Generell halten die Rollverschlüsse der Packsäcke nicht 100 % dicht. Auch in dem Fass fanden wir später kleine Mengen Wasser. Das Boot war viel zu schwer, um es zu bewegen oder umzukippen, also schöpften wir die hunderte Liter Wasser heraus. Und fuhren etwas er-schöpft weiter.
Kurz darauf sollte laut Kajaktour.de eigentlich eine künstliche Stufe kommen, die man evtl. umtragen sollte, aber die fiel uns gar nicht auf, evtl. wurde sie abgebaut oder ist verfallen. Wir näherten uns der "Ile d'Amour" vor Langeac und sahen nun auch wieder Menschen und die unvermeidlichen Angler in der Strömung. Dann erreichten wir unser Ziel, den Campingplatz von Langeac.
Aber hier blieb keine Zeit, um auszuruhen, denn wie kommen wir zu unserem Auto nach Prades? Genau, mit den Fahrrädern, die in Langeac auf uns gewartet hatten . Also umgezogen und losgeradelt. Zuerst schickte uns das Navi sinnlos durch die schmalen Gassen von Langeac, anschließend noch 4 Kilometer an einer um die Uhrzeit recht viel befahrenen Straße entlang konstant bergauf. Aber ab Saint-Arcons d'Allier empfing uns dann wieder das fast Autofreie in die Abendsonne getauchte Tal des oberen Allier. Noch ein kurzer, knackiger Anstieg und dann konnten wir unsere Paddeltour nochmal umgekehrt Revue passieren lassen.
Und auch wenn es konstant bergauf ging, waren die Steigungen immer gemäßigt und ohne Mühe zu fahren. Wir stellten uns vor, wie es wohl sein mochte, in so einem abgelegenen Dorf zu leben, oder als Jugendlicher aufzuwachsen. Gerade im Winter. Aber bemerkenswerterweise gibt es hier in der Schlucht sogar mehrere Bahn-Haltestellen, so dass die große Stadt Langeac gut zu erreichen ist . Nach ca. 1,5 Stunden erreichten wir unser Auto in Prades und noch bei Tageslicht waren wir wieder am Campingplatz und um 20 Uhr war es stockdunkel und Schlafenszeit.
Freitag:
Nachts war unser Kanu, von herunter fallenden Eicheln bombardiert worden, mit entsprechender Geräuschkulisse. Eines Tages lernt man dann vielleicht auch alle Feinheiten des Lagerbaus: Nicht unter freiem Himmel zelten für weniger Kondensat, nicht im Herbst unter Bäumen zelten wegen der Früchte, nicht unter Laternen zelten, nicht in der Nähe von Labersäcken zelten, ... Der Morgen war nochmal ein Stück kälter als der vorherige und empfing uns mit Nebel, der aber bald von der Sonne vertrieben wurde. Wir bauten gemütlich ab, und verstauten das Gepäck im Auto. Zelt und Schlafsäcke ließe wir noch in der Sonne trocknen und fuhren zum Super-U, um noch ein paar Souvenirs und Snacks für die Heimreise zu kaufen: Käse für Truffade, auch wenn wir im Auto keine wirklichen Kühlmöglichkeiten hatten, denn "Tomme fraiche" ist in Deutschland nicht zu bekommen. Bonbons, Wurst, Baguette, Pistazienpudding und Grüne Linsen aus Puy. Dann noch vollgetankt, was bei den französischen Dieselpreisen immer schmerzhaft ist, doch die Entscheidung war richtig, denn in Langeac war der Sprit immerhin 10 cent günstiger als an der Autobahn. Und hier kann man sogar bar zahlen, was bei vielen anderen Supermarkt-Tankstellen nicht geht. Bei einem Wetter, das eigentlich viel zu schön zum Autofahren war, fuhren wir los über die prima ausgebauten Straßen durch die Auvergne. Wir beschlossen, noch einen kleinen Abstecher nach Le Puy en Velay zu machen, denn das war wirklich nur ein kleiner Umweg. Dort besuchten wir die Kirche auf der Felsnadel und machten Mittagspause.
Bis hinter Lyon führte uns das Navi dann über Landstraßen, wo uns immer wieder seltsame Verkehrsschilder auffielen: Schwarze Figuren mit Herzchen. Später habe ich dann herausgefunden, dass die an tödliche Verkehrsunfälle erinnern sollen. Auch mussten wir leider wieder nach der Beschaulichkeit der Auvergne zur Kenntnis nehmen, dass Frankreich auch nicht überall schön ist, z.B. St. Etienne. Einmal flog ein Bussard so knapp vor uns über die Straße, dass ich mir sicher war, dass er mit dem Boot auf dem Dach kollidiert sein musste. Bei der nächsten Möglichkeit hielten wir an und fanden zum Glück keine Hinweise auf einen Vogel-Unfall im oder am Boot. Wir erreichten nach vielen Kilometern mit den gemütlichen 130 km/h in der Abenddämmerung Beaune, wo wir noch im letzten Tageslicht schnell Essen kochten. Hier gab es viele Deutsche - lustig, wenn man sich das "Bonjour" schon so angewöhnt hat . Die wirkten größtenteils nicht so tiefenentspannt wie wir - wahrscheinlich waren die noch frisch aus Deutschland
. Am nächsten Tag ging es dann vollends nach Hause.
Wie Ihr euch wahrscheinlich denken könnt, hat es uns am Allier sehr gut gefallen. Für uns war es die bis dato längste Gepäcktour und ich bin froh, dass alles wie geplant geklappt hat, trotz der kurzen Vorbereitungszeit. Klar, das Wetter hätte ein bisschen besser sein können, aber immerhin war der Gegenwind nicht so schlimm, dass wir die Tour hätten unterbrechen mussten. Auf den von uns befahrenen Abschnitten ist der Allier schön vielfältig von leichtem Wildwasser bis zum Wanderfluss mit relativ wenigen Hindernissen. Sollten wir eines Tages nochmal in die Gegend kommen, würde sich allerdings die Frage stellen, ob der Abschnitt oberhalb von Prades nicht doch auch mit dem Wanderboot machbar wäre - natürlich ohne Gepäck mit umtragen der schwersten Stellen Wenn es nur nicht immer so weit zu fahren wäre...
#24 RE: Eine Woche Allier- aber wo?

Moin,
ich hab hier noch ein nettes Arte-Filmchen gefunden, auf französisch, aber die Bilder versteht ja jeder.
Etwa um 12:30 gebinnt der Teil des oberen Allier.
https://www.youtube.com/watch?v=rlXjEpeZ1ng

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