Holger hatte den Canadierstammtisch München zur Adventsfahrt auf die Alz eingeladen und wohl etliche Zusagen erhalten. Als ich dann am Ersten Advent, 7Uhr morgens auf ihn wartend an der Straße stand, kamen mir leichte Zweifel, ob es sinnvoll war, den Advent mit den Kindern einzutauschen gegen eine nebelverhangene Paddeltour bei -4°C und angedrohtem ordentlichen Nordostwind.
Wie ich da so vor mich hinfror, rief Holger an, um eine Verspätung anzukündigen - Wolfgang hatte die Weißwürscht organisiert, konnte nun aber selber nicht mitfahren und hatte die Würste dem Holger dankenswerterweise noch vorbeigebracht. Auf einen zaghaft vorgebrachten Zweifel meinerseits erntete ich nur ein beherztes "Nix da!".
Ein paar Minuten später war Holger da, nach weiteren Minuten des Pakbootverstauens (Note to self: Niemals ein Ladungssicherungsseminar besuchen!) rollten wir auf der Wasserburger Landstrasse nach Osten, einem Sonnenaufgang über dichten Nebelschwaden entgegen.
In Obing gibts einen Bäcker, der auch Sonntags offen hat, also gabs immerhin frische Brezn zu den Weißwürsten.
Am Aussetzpunkt in Laufenau bei Altenmarkt wartete Jürgen, bestens gelaunt: wir waren also zu dritt.
Ich dachte nochmal etwas besorgt an meine letzte Kenterung auf der Ammer - war ja auch nur WW1 gewesen! - und war einigermaßen beruhigt ob der harmlosen Fließgeschwindigkeit der Alz - ich kannte den Fluß ja nicht und paddle eh erst seit April diesen Jahres. Warm war mir allerdings immer noch nicht.
Nach Truchtlaching umgesetzt, wurde mir ein weiterer Vorteil eines Pakboats klar: wenn man als Einziger noch ein Boot aufbauen muß, während zwei Andre warten, beeilt man sich - und das macht gscheid warm, zusammen mit der Morgensonne, denn der Nebel hatte sich mittlerweile ganz verzogen.
Die Boote über einen reifbedeckten Steg ins Wasser, an der Brücke ein bisserl Kehrwasserfahren geübt, ich mittlerweile beruhigt und glücklich über den Neo, den Holger mir mitgebracht hatte. Ich hatte mir noch die Kinderkamera ausgeliehen, weil wasserdicht (Nikon S31, erstaunlich gute Bilder und vor allem für die Temperaturen richtig lange Akkulaufzeit!) und hatte so eine gute Ausrede, fotografierend gemütlich hinterdrein zu paddeln.
Nach der truchtlachinger Bootsrutsche hat Holger gestakt, ich hab meine Seilfähren und Kehrwässer vor dem Wehr geübt und weil so schön sonnig war, haben wir uns bald einen Weißwurschfrühstücksplatz auf der Insel unterhalb des Wehres gesucht. Am biberzernagten Baum lehnend hat Holger dann seinen Eigenbautrangia aus alten Siggflaschen angefeuert, eine vor Ort gefundene Emailschüssel bewahrte die Insel vom Abbrennen und so gabs Weißwürste und Brenn, nur daß Weißbier hat gefehlt. Es war richtig Sonne am Platz und wir waren gut in der Zeit, so sind wir noch länger ratschend sitzengeblieben.
Auf dem Wasser wars dann spürbar frischer. Für die beiden Erfahrenen gabs ein paar Wellen zum Spielen und für mich genug Platz zum durchmogeln. Eine Umtragstelle beim Wehr Höllthal gabs noch, danach ein paar schöne Kehrwässer, bei denen ich meistens zu langsam war - Holger ist eins rückwärts ein- und ausgefahren und hat sich recht gefreut. Bei der Insel vor Offing hat Jürgen dann die Gefahrenstelle ausprobiert (links statt rechts um die Insel) und hat ungemütliches vom Stromzug auf die Innenkurve in einen Baum erzählt. Er hat dann auch noch genau auf der Verschneidungslinie eines Kehrwassers versucht, einen Krampf durch Aufstehen im Boot zu lösen, das hätte schiefgehen können. Ich dagegen habe Holger versehentlich von einer Surfwelle geschubst - weil ich garnicht kapiert hatte, was er da macht (so klein war die Welle…). Auch sonst war ich mit meiner Technik nicht besonders zufrieden, es ist halt immer noch eher platsch als catch, daas tat der Schönheit des Tages aber keinen Abbruch.
Der Rest der Tour war sehr entspannt, sonnig und wunderschön, um 4 waren wir in Laufenau und um 6 Uhr abends wieder in München. Ich hab mich gefreut und bedanke mich mit Bericht und Bildern für Organisation, Weißwürste, Mitfahr- und -paddelgelegenheit und den neuen Neo.
„Auch sonst war ich mit meiner Technik nicht besonders zufrieden, es ist halt immer noch eher platsch als catch, daas tat der Schönheit des Tages aber keinen Abbruch.“
vielen herzlichen Dank für das nette Feedback allerseits! Ich verdanke diesem Forum ja nicht nur mein Boot, sondern das Canadierfahren im Ganzen. Möge der Winter uns noch lange mild und sonnig bleiben, so wie es gerade hier für die nächste (natürlich arbeitsreiche Vorweihnachts-) woche vorhergesagt ist...