--Schlauchboot kenterte im Wehr: Paddler verschwunden Regen hatte die Mulde bei Penig zum reißenden Fluss gemacht
PENIG - Das Schlauchboot treibt kopfüber im sprudelnden Wasser. Von den Paddlern keine Spur. Minuten zuvor haben sich hier in der Zwickauer Mulde dramatische Szenen abgespielt. Der schreckliche Verdacht der Polizei: Zwei junge Männer ertranken in den Fluten.
Beschaulich rauscht das Muldewasser von Walkenburg nach Penig - normalerweise. Doch gestern nicht: Tiefbraun waren die Fluten nach dem Regen, wild, übermächtig.
Am Nachmittag wählte ein Anwohner im Ortsteil Thierbach den Notruf: „Am Wehr hängt ein Schlauchboot, hinten hält sich ein um Hilfe schreiender Mann fest.“ Als die ersten Helfer nahe der Fußgängerhängebrücke eintrafen, war von dem Wassersportler schon nichts mehr zu sehen.
Eine große Rettungsaktion startete. Das Technische Hilfswerk (THW) rückte an, Feuerwehr und Polizei. Ein Hubschrauber suchte mit einer Wärmebildkamera das Wasser ab. Nichts. Dabei ist selbst den Helfern bange beim Blick auf das reißende Wasser.
Carsten Sternkopf (46) vom THW Chemnitz: „Für unsere Taucher wäre es viel zu gefährlich, da reinzugehen.“
Mühevoll wurde das Boot herausgehievt. Darin festgebunden: ein Seesack (Marke Gumotex) mit Essen (Schokoriegel, Kekse, Tütensuppe), Schlafsack und einer Digital-uhr (G-Shock von Casio). Polizeisprecher Frank Fischer (51) am Abend: „Wir gehen ersten Zeugenhinweisen auf die Identität der Männer nach.“ Der Hubschrauber und Helfer suchten stromab nach den Bootsinsassen. „Es kann aber auch sein, dass die Opfer sich auf dem Flussboden nahe der Wehrstufe verfangen haben.“ --
Zitat Ende
Scheisse, ist so ein Hochwasser führender "Fluß" denn wirklich, auch von Laien/Hobby Paddlern, so zu unterschätzen? laut einem TV Bericht (Quelle fehlt) sollen die beiden auch noch vorher das Wehr besichtigt haben, sind dann aber trotzdem weiter gefahren!
Solche Unfälle passieren imho eigentlich fast ausschließlich durch Selbstüberschätzung bzw. Unterschätzen der örtlichen Gegebenheiten. Ich habe leider schon oft erlebt, dass selbst erfahrene Paddler auf hochwasserführende Flüsse gegangen sind, obwohl Bäume und Strauchwerk im Fluss trieben. Ob der erwartete Kick den gesunden Menschenverstand ausschaltet?
Man muss nur irgendwo hängenbleiben und schon ist's vorbei.
--Die Todesfahrt im Schlauchboot: Freund sagte in letzter Sekunde ab
PENIG/ZWICKAU - Es war die Abenteuerlust und die Liebe zur Natur, die sie verband. Und es war eben diese Abenteuerlust, die sie trennen sollte. Das Schlauchbootdrama mit zwei Toten auf der Zwickauer Mulde (Morgenpost berichtete): Fast wäre Thomas Steinbach (23, Informatiker) mit in den Todesstrudel geraten.
„In diesem Boot hätte ich sitzen können!“: Thomas Steinbach ist geschockt. Die Bilder vom reißenden Muldewasser bei Penig, die er im Fernseher sah, gehen ihm nicht aus dem Gedächtnis: „Es ist so schrecklich - denn eigentlich wollte ich mit ihm fahren.“ Mit „ihm“ - das war sein bester Freund Albrecht K., 23 Jahre alt, Maschinenbaustudent an der Zwickauer FH. Dicke Kumpels schon lange, Naturfreunde, sportbegeistert. Doch Albrecht K. ist tot.
„Wir waren oft mit dem Boot draußen, Vier-Tage-Touren meist“, sagt Steinbach. In Zwickau aufs Wasser, nachts im Zelt am Ufer. „An den Wehren stiegen wir aus, schauten uns die Lage an. Meist zogen wir das Boot raus und dahinter wieder rein ins Wasser.“ Warum diesmal nicht? „Keine Ahnung, ich weiß nicht, warum sie das taten.“
Thomas Steinbach wollte mit Albrecht fahren - doch er sagte ab, zwei Tage zuvor: „Ich schaffte es nicht.“ Ersatzweise sprang Albrechts Studienfreund Sebastian B. (23) ein. Auch er ist jetzt tot. Steinbach traurig: „Ich hoffe immer noch, dass Albrecht plötzlich zurückkommt.“ Die Polizei hat indes keine Hoffnung mehr. Vermutlich drückt der Strudel die Männer noch immer auf den Grund. „Der Wasserstand ist zu hoch“, so Polizeisprecher Frank Fischer (51). „Wir müssen warten, bis der Pegel fällt. Unsere Kräfte würden sich sonst selbst in Lebensgefahr bringen.“ (jko/ml) -- Zitat Ende
Ob der erwartete Kick den gesunden Menschenverstand ausschaltet?
nein- es ist schlicht eine völlige fehleinschätzung der gegebenheiten. den leuten ist nicht klar, wie gefährlich und schwierig auch einfach aussehndes wildwasser, gerade an wehren, sein kann.
Auch in Bremen ist vor ein paar Tagen ein Paddler ertrunken. Er hatte sich rittrings auf einem Zweier-Kajak sitzend, von unten, also stromauf dem Weserwehr genähert. Er rutschte ab und geriet in den Sog des Wehres. Er ist meines Wissens bis heute nicht gefunden worden. Das Boot ist zerbrochen geborgen worden.