Hallo liebes Forum, so, rechtzeitig nach dem Winter bin ich wieder da und voller neuer Pläne - nach der gelungenen Kanutour letztes Jahr hab ich 2013 gleich mal viel mehr vor - und zwar 10 Tage Kanuurlaub in Schweden, genauer gesagt in der Region Dalsland-Nordmarken!
Wie einige hier bereits wissen bin ich selbst Rollstuhlfahrer und würde mich sehr freuen, wenn hier jemand wäre, der die Region kennt und mir ein paar spezifische Fragen beantworten kann:
1. Gibt es dort Kanutouren, wo es keine Umtragestellen gibt? Habe gelesen, dass es auch ausgedehne Seen gibt, könnte man eventuell auch an einem See bleiben (oder über Schleusen noch einen zweiten dazu nehmen, wo man nicht umtragen muss?) 2. Die Hütten bzw. Kanustationen sind ja z.T. auch weiter weg vom Wasser - bekommt man irgendwo genauere Informationen darüber? Ein paar Meter über Waldboden oder Gras komm ich mit dem Rolli problemlos (auch mehr, wenn´s sein muss :) aber Steilböschungen o.ä. gehen natürlich gar nicht). Kann man ansonsten auch einfach "wild" ein Zelt aufschlagen? 3. Der Reisezeitraum (Anfang September) ist der noch geeignet für die Region? Oder schon zu spät? Hab da leider keine Ahnung und im Internet verschiedene Angaben gefunden ... 4. Könnt ihr mir einen guten Kanuführer oder Kartenmaterial empfehlen?
das Gebiet Dalsland Nordmarken ist zwar nicht ganz so einsam wie es weiter nördlich ist, aber im September ist es sicher nicht mehr so schlimm. Die meisten großen Seen dort sind über Schleusen mit einander verbunden, die aber möglicherweise in der Nachsaison nicht mehr oder nur mehr sporadisch besetzt sind. Und dann heisst es raus und umtragen/umkarren.
Eine barrierefreie Tour wäre von Ed über den Stora Le in den Foxen, weiter in den Töcken und Schluss ist im Östen oder umgekehrt. Hier kannst du jederzeit umkehren und wieder zurückpaddeln, wenn die Halbzeit erreicht ist oder du organisierst mit einem Verleiher einen Bring- oder Holservice.
Kartenmaterial gibt es einiges, da ist das Heft Kanuland (http://www.nordland-shop.com/epages/Nord...p/Products/3651), die Dalslandkarte vom Pollner Verlag (http://www.amazon.de/Dalsland-1-100-000-...63170956&sr=1-1), die topographischen Karten 1:50000 (Terrängkartan), auch über den Nordlandshop zu bestellen. Ich würde mit der Pollnerkarte für den Überblick beginnen und mich dann ins Detail vorarbeiten, wobei die Kanuland Dalsland einerseits detailreicher ist, die Pollner mehr Auskunft über die Verbindungen zwischen den einzelnen Seen gibt, was für dich vielleicht wichtiger ist als die landschaftlichen Details, zumindest am Anfang. Später, bei der genauen Tourenplanung und vor Ort, sind dann Höhenlinien am Ufer etc. gerade für dich als Rollstuhlfahrer nicht zu vernachlässigen.
Eine weitere Möglichkeit wäre es, von Bengtsfors aus nach Norden zu fahren, über Schleusen in den Västra Silen, von dort in Östra Silen..., ach, die Möglichkeiten sind dort ziemlich groß.
Wie sieht denn deine Reiselogistik aus, mit wie vielen Kanus wollt ihr denn unterwegs sein? Daraus ergibt sich dann die Antwort auf deine Frage nach den Lagerstellen, denn ab 6 Personen oder 3 Kanus sollten die Lagerstellen verpflichtend aufgesucht werden, sonst ist es auch nicht schlecht, Feuerholz, Unterstand, TC, und die zu bezahlende Naturschutzkarte hilft dem Tourismus in der Region.
Anfang September kannst du vom Wetter her so ziemlich alles erleben, aber der Herbst ist die von vielen eingefleischten Nordlandpaddlern bevorzugte Zeit, kühler, kaum mehr Mücken, einfach schön.
Was du bei der Tourenplanung berücksichtigen solltest ist der Wind, der dich auf den grob in Nord-Süd-Richtung verlaufenden ziemlich großen Seen schon einmal für ein paar Stunden am Ufer fest halten kann...
Wow - vielen Dank für die rasche und ausführliche Antwort!
Reiselogistik - ein bis zwei Boote (das ist der Grund, warum nur eine Seentour in Frage kommt, denn auf Flüssen bin ich nur mit größeren Gruppen am Weg)! Aber werd mir jetzt mal die Pollnerkarte zulegen und mir das ganze mal ansehen - vielleicht ergeben sich daraus dann eh noch weitere Fragen bzw. kann ich dann auch im Internet spezifischer suchen :)
nur mal so auf die Schnelle. Das Schleusensystem hat nur Saison bis Ende August. Umtragen selbiger als Rollifahrer kann ich mir bei den meisten nicht vorstellen. Sind fast Ausnahmslos mit Treppen, oder steilen Rampen versehen.
Danke Olaf - das hab ich mir durchaus gedacht :) Drum würd ich eher gern auf einem See bleiben ... bzw. für die ganzen 10 Tage vielleicht zwei Seen, wo ich dann mit dem Auto überstelle!
um den Västra Silen und den Östra Silen zu erschließen eignet sich der Campingplatz in Vammerwicken bestens (www.vammervikinscamping.se), er hat einen Sandstrand.Die Leute waren sehr freundlich, das Auto kann auch abgestellt werden. Ein guter Landhandel liegt nahe in Gustavsfors mit kleiner Apotheke.
Die Verbindungsschleuse zum Östra Silen liegt in Krokfors, diese Schleuse hat auf beiden Seiten Rampen und einen Weg, mit Hilfe weiterer Mitpaddler müsste das gut möglich sein. Der Östra Silen bietet sehr viel Abwechslung durch seine zum Teil sehr schmalen Nebenseen.
Dieses Gebiet ist etwas weniger Windanfällig als die schöne große Strecke Stora Le - Foxen, wobei sich hier vom Foxen aus noch ein reizvolles Nebenrevier öffnet über den Flöte Fjorden, ohne Umtragen und Schleuse.
Wir waren da auch schon bis mitte September, je nach Wetter noch sehr angenehm.
Heinz hat Dir ja schon ausführlich geantwortet. Ich stimme ihm weitgehend zu. Ergänzend vielleicht noch Folgendes:
Zeit: Im September wird es voraussichtlich ziemlich leer sein, ab Mitte August geht die Saison dort zuende. Das Wetter ist im Herbst oft sehr schön, man muss aber auch mit schon richtig kalten Nächten rechnen. Es wird nicht mehr unbedingt jede touristische Einrichtung in Betrieb sein. Ich würde den September uneingeschränkt empfehlen, ich habe in Dalsland auch schon im November noch eine schöne Wochentour gemacht.
Karten: Ich halte die Kanuland Broschüre für besser als die Pollner-Karte. Diese hat zwar auch eineige gute features, wichtige Infos im Randbereich der Karte fehlen und es gibt z.B. bei den schwedischen Ortsnamen massenhaft Schreibfehler.
1. Sehr schön ist der Östra Silen, dort könnt Ihr bei moderaten Strecken 2-3 Tage unterwegs sein, wenn Ihr bummelt auch 4. Ein einfacher Zugang zu diesem See liegt in Sillebotten am Nord-Ost Arm. Da die Schleusen geschlossen sein werden, muss in Krokfors zum Västra Silen umgetragen werden. Dies geht auf recht guten Wegen, allerdings ist die Strecke etwas länger und es ist etwas Steigung bzw. Gefälle zu überwinden. Dazu bereits vor der Schleuse links anlegen (kleiner Strand an dem oft ein paar Angelboote liegen). Von hier fester Schotterweg bis zur Straße. Dieser ein Stück nach Süden folgen (weg von der Schleuse)und dann nach rechts runter bis zum Lagerplatz Nr. 73. Das dürfte all in all zwar etwa ein km sein, aber durchgängig auf gutem Weg ohne Stufen usw. Ziemlich "barrierefrei" kann man Umsetzen zwischen Västra Silen und Svärdlang (kurze Strecke, kaum Gefälle) und zwischen Västra Silen und Lelangen bei Gustavsfors (rechts raus über das Gelände des Vermieters Gustavsfors Kanotuthyrning, dem weg etwa 350 m folgen, an der Schleuse vorbei, dann kommt wieder eine flache Einsetzstelle). Schwieriger ist es zwischen Lelangen und Foxen. Ganz ohne Umtrage funktioniert die Empfehlung von HeinzA, der Stora Le mit dem angeschlossenen Foxen. Daumenregel: In der Kanulandkarte ist die Anzahl der Schleusenkammern angegeben, eine Kammer wenig Gefälle, mehrere Kammern viel Gefälle, Weg oft steil oder sogar Treppen.
2.Viele der Lagerplätze sind nicht wirklich Rolli-Gerecht. Oft ist vor allem der Weg zwischen Wasser und Hütte/Feuerstelle ziemlich steil. Hier wirst Du wahrscheinlich gelegentlich Hilfe durch Mitreisende brauchen, wenn das für Dich nicht möglich ist, wird es sicher manchmal schwierig. Die Toilettenhäuschen sind ebenfalls nicht ganz ohne Hürde. Es handelt sich um Komposttoiletten, die durch den Rottebehälter recht hoch liegen (meist 2-3 Stufen). "Wildes Campen" ist zwar im Rahmen des Allemansrätten erlaubt, es ist aber so, dass in DANO an den besten natürlichen Stellen oft genau die Lagerplätze eingerichtet sind. Durch das Fehlen von Unterholz wirst Du auf den Lagerplätzen auch besser zurecht kommen als "irgendwo". Im september brauchst Du kein Gedränge zu befürchten.
Tipp: Kontaktiere doch die "Ranger" (über das Touristenbüro in Arjäng. Diese kennen jeden Lagerplatz genau.
Im Anhang findest Du eine Liste mit einer kurzen Beschreibung der Lagerplätze. Als Daumenregel mag gelten: Große Plätze (viele Zeltstellplätze) haben i.d.Regel auch größere Flächen mit ebenem, trockenem Untergrund. "Nicht für Kinder geeignet" bedeutet meistens eine "gefährliche Lage" des Platzes, i.d.Regel oberhalb einer steilen Klippe mit entsprechend steilem Zugang.
Viel Glück bei der weiteren Infojagd. Gruß Stephan
Hey ihr Lieben - vielen Dank für all die Infos, bin echt sehr motiviert :) Hilft mir alles ein gutes Stück weiter, habe jetzt eine Karte für die erste Planung bestellt! Mal schauen wann die kommt, dann schau ich mal weiter!
Werd das vermutlich so machen, dass ich einen Campingplatz als "Basislager" nehme, von wo aus Touren möglich sind. Hab ja eine Person dabei für Hilfe, sonst ist eh ziemlich viel allein möglich. Das klappt schon :) So - und jetzt geh ich mal schlafen und schau was der morgige Tag an Recherche bringt
kannst du zum AOC-Treffen kommen, vielleicht im Verband mit den Goldbachern, die vielleicht kommen. Wenn du es mir vorher sagst kann ich Kartenmaterial mitbringen und wir können darüber ein wenig tüfteln, vielleicht machen wir ja einen Workshop über Tourenplanung mit Berücksichtigung besonderer Umstände...
Wenn es keine Seen sein sollen und nicht unbedingt absolutes Wildnisfeeling im Vordergrund steht, warum nicht den Klarälven in die Überlegungen einbeziehen. Ich war zwar noch nicht dort, aber es gibt hier sicher einige, die dir dazu Tipps geben können.
Der Köla-Älven nordwestlich von Arvika hat zwar einige Umtragungen, die aber, wenn ich mich noch richtig erinnere, recht gut erschlossen sind. Einige Steine am Ufer finden wir in Schweden ja bald einmal im Bereich der Ausstiege, die müssten mit Hilfe der Mitpaddler überwunden werden. Deshalb meine Frage nach der Logistik...
Stephan,
du hast vollkommen Recht, die Dalslandkarte IST die bessere Wahl, aus kartografischer und inhaltlicher Sicht, aber für einen schnellen Überblick ist die Pollner-Karte nicht schlecht, vor allem, wenn das Umblättern und Suchen des richtigen Anschlussblattes manchmal nervt. Zusätzlich sind die Portagen extra hervorgehoben, was ich in der Original-Dalslandkarte vermisse. (OT: ich habe mir bei Erscheinen der Karte die Arbeit gemacht und Herrn Pollner auf zweieinhalb Seiten auf inhaltliche und gestalterische Mängel aufmerksam gemacht, die mir als NICHT profunden Kenner der Gegend aufgefallen sind, leider ohne Reaktion...).
also erstmal muss ich mal sagen, ich finde es echt klasse, was hier für ausführliche und fundierte Antworten kommen, wenn Fragen gestellt werden; was nicht heißen soll, daß nicht auch die kleineren Beiträge sehr wichtig sind. Prima Forum!
Zum Thema:
Direkt auf die gestellten Fragen kann ich nicht wirklich antworten, aber da ich bisher alles mitgelesen habe, möchte ich ein paar kurze Kommentare dazu abgeben:
Ich finde es sehr mutig, sich als Rollstuhlfahrer in unbekannte Gewässer aufzumachen, aber mit der entsprechenden Vorbereitung wird das sicher ein tolles Erlebnis. Ich bin selbst öfters in Schweden unterwegs – dieses Jahr wird es das erste Mal mit dem Kanadier sein – und kann es nur empfehlen. Was mir in Schweden immer wieder aufgefallen ist, ist der offene, freundliche und entgegenkommende Umgang mit Menschen mit besonderen Ansprüchen; ich habe selber einen Sohn mit einer Behinderung, und da registriert man so etwas besonders. Nur ein Beispiel, um wieder auf deine Reise zu kommen: Wo immer wir in Schweden unterwegs waren – an jeder noch so entlegenen Stelle, wo man an irgendwelchen Seen oder Flüssen Pause machen oder übernachten kann, findet man einfache Toilettenhäuschen, meist Plumpsklo oder Komposttoilette. Das Besondere daran: meist sind sie sehr gepflegt und sauber, und immer öfter auch behindertengerecht, siehe Foto. So etwas habe ich außerhalb Skandinaviens noch nicht erlebt!
Zum Reiseziel: Ich denke, die Gegend, die du ausgesucht hast, ist schon sehr reizvoll, wenn es auch etwas Planung braucht, um möglichst barrierefrei weiterzukommen. Insgesamt findet man dort eine recht ausgereifte touristische Infrastruktur vor, aber eben natürlich – wie oben schon beschrieben – mit saisonalen Einschränkungen. Den oben erwähnten Klarälven würde ich dir weniger empfehlen. Im Großen und Ganzen beschränkt sich der Fluß auf ein gemächliches, gleichmäßiges Hin- und Hermäandrieren entlang einer Durchgangsstraße, damit hat er sicher seine Reize für ein gemütliches Dahintreiben mit dem Floß (was dort von mehreren Veranstaltern angeboten wird), ist aber für eine Tour mit dem Kanadier doch eher eintönig.
Wünsche dir auf jeden Fall noch viel Spaß bei der Planung!
So - nochmal ein herzliches Dankeschön an all die ausführlichen Beiträge hier :) Hab jetzt die Dalsland-Karte von Polland bekommen und mir das ganze gleich mal angesehen - ich denke, wenn man auf dem See "Stora Le" und "Foxen" bleibt, kommt man völlig ohne Umtragen oder Schleusen oder sonstiges aus, oder? Kennt jemand dieses Seengebiet persönlich? Welche Campingplätze bzw. Bootsvermieter dort könnt ihr empfehlen?
Wird jetzt auf jeden Fall schon um einiges konkreter die Planung :) Lieben Gruß Roman
Edit: Um das genauer zu sagen, kennt jemand den Campingplatz (mit Kanuverleih) http://www.elovsbyn.com/tyska.htm ??? Hab den jetzt mal im Internet gefunden, liegt direkt am Foxen ...