Irgendein Dödel hat das Fellboot genannt, irrige Bezeichnung, weil: es ist ja ein Hautboot. Skinboat wäre treffender. Skinonframe Vor 10000 Jahren haben die dazu auch Hautboot gesagt, die Haare wurden abgeschabt, schon immer, oder nach innen gespannt (Bisonschüssel) moose
Den Tod zu planen ist schon schwierig genug, das Leben zu organisieren gar unmöglich, jeder Tag in Harmonie mit Mutter Natur ist ein Segen.
Dieses Boot wurde rekonstruiert aus dem Fund eines bearbeiteten Stücks eines Rentiergeweihs. Es wird unter anderem erwähnt in "The earliest ships" vom Conway-Verlag (englisch). Das Fragment wird der Ahrensburger Kultur zugeordnet. Detlev Ellmers hat 1980 einen Aufsatz darüber geschrieben. Diese Beschreibung wurde unter "Ein Fellboot-Fragment der Ahrensburger Kultur aus Husum, Schleswig-Holstein?" unter ISBN 0078-3714 veröffentlicht.
Uwe Iden hat in den Husumer Nachrichten einige Zeilen geschrieben. Der Artikel ist als PDF verfügbar.
Noch etwas zur Bezeichnung "Fellboot": Die Bespannung ist ein Fell ohne Haare
Die Bootsrekonstruktion beruht auf einem einzigen Fundstück (aus Rentiergeweih), das einen halben Spant darstellen soll und keinerlei Parallelen hat. Wie und womit das Boot bespannt war, ist daher nicht bekannt, womit sich alle Spekulationen Fell/Leder/sonstwas erübrigen.
Soll alles in allem heißen, die vorgestellte Rekonstruktion ist durchaus möglich, aber keinesfalls belegt.
deine Befürchtungen sind richtig. Die ganze Konstruktion beruht auf einem Rentierfragment. Die Stevenform, die Längsleisten, die Anzahl der Spanten, die Bespannung sind reine Fiktion. Allerdings muß man wissen, dass Dr. Ellmers ein hochbegnadeter Wissenschaftler in Sachen Schiffbauarchäologie ist.
Die Konstruktion des "Fellbootes" resultiert aus seinem umfangreichen Wissen über den Boots-/Schiffbau selbst und der allgemeinen Erkenntnis, dass sich Formen über die Jahrtausende entwickelt haben. Das heißt: die Formen und Formelemente bauen aufeinander auf. Somit kann man auch in der Zeit zurückgehen. Die entwickelte Bootsform kann deshalb durchaus realistisch sein. Außerdem wurde die Form auch mit anderen Quallen (z.B. Felszeichnungen) abgestimmt. Ob nun die Bespannung aus Rentier-, Elch/Hirsch- oder Robbenfell war, ist dabei zweitrangig. Kevlar war's bestimmt nicht.
"Die entwickelte Bootsform kann deshalb durchaus realistisch sein." Mag sein, worüber ich aber gestolpert bin ist die rekonstruierte Länge von 2,20m - das scheint mir doch ausgeschlosssen zu sein. Generell sollten wir damit rechnen, dass es canadierähnliche Fahrzeuge schon sehr, sehr lange gibt, nur haben sie sich nicht erhalten, sehen wir mal von ein paar Einbäumen (z.B. aus den oberbayrischen Seen, heute in der Prähistorischen Staatssammlung) ab.
Wie auch immer, seien wir froh, dass ein Herr Däniken nicht Wind von der Sache bekommen hat, der hätte uns noch viel aufregendere Geschichten dazu präsentiert... ;-)
das Fellboot wurde mit den Maßen 2,20 m lang, 0,6 m breit, 0,3 m hoch rekonstruiert. Es konnte eine Person mit 80 kg tragen. Die Felsenhopper von heute sind auch nicht viel größer. Als reines Jagdkanu war das auch ausreichend. Vom Boot aus konnte man Rentiere oder Elche , die durch's Wasser schwammen, leicht erschlagen (Funde belegen das). Den erschlagenen Kadaver konnte man dann hinter sich herziehen oder von größeren Booten abholen lassen.
Die Canadierform aus Nordamerika war so in Europa nicht bekannt. Diese Boote haben eine eigene Entwicklungsgeschichte. Unser heutiger Anspruch an eine Canadierform ist dabei nicht zu vergleichen mit den alten Booten. Die Forderung nach optimalem Material, Komfort oder niedrigem CP-Wert war den Paddlern von der Steinzeit bis vor ein paar Jahr(zehnt)en äußerst suspekt.
Bei aller Kritik an der Rekonstruktion auf Basis einer Rippe, die Form und Größe des Coracle gilt ja als recht gesichert, wenn gleich man sich kaum vorstellen kann damit irgendwo hin zu kommen.
Berücksichtigen muss man wohl auch das die Menschen eher kleiner waren.
Ob man mit dem Fellboot allerdings einen Elch im Wasser einholen kann, um Ihn mit einer Keule zu erschlagen - daran Zweifel ich mal, einfach so aus dem Gefühl heraus, das der Elch sehr gut ans Wasser angepasst ist und ausgezeichnet schwimmt. Wenn man mal schaut was für Bootsraketen zur Kariboujagd im Wasser gebaut wurden, kann ich nicht so recht glauben mit dem Fellboot einen Elch in Schwierigkeiten zu bringen.
Zitat CP-Wert war den Paddlern von der Steinzeit bis vor ein paar Jahr(zehnt)en äußerst suspekt.
Sehe ich nicht so. Zu langsam versus schnell genug, um sein Essen einzuholen (Caribou kayak/netsilingmeot) oder deine Feinde holen dich ein, gegen du fährst Ihnen davon (z.B. Wikingerboote). Da ging es nicht um Rennen und Spaß an der Freude, das war das nackte überleben.
interessanter Artikel, der fasst die Rekonstruktionsproblematik gut zusammen!
Zwo Kleinigkeiten noch: - Das Husumer Boot gehört mit Sicherheit nicht in eine Jäger-/Sammlerkultur, also vergiss Elchjagd und dergleichen. Es diente wohl allenfalls dem Sammeln von Muscheln im Flachwasser, dem Ansitz auf Wasservögel im Schilf oder dergleichen. Aber auch hier gilt wieder: alles Hypothesen und Ableitungen, also mit Vorsicht zu genießen. - CW-Wert usw.: Ich wollte darauf hinaus, dass es im Bootsbau praxisbedingte Eckdaten, Fakten gibt, und zwar weltweit. Ein Ein-Mann-Boot ist z.B. mit einer Länge von etwa 4-5m und einer Breite von unter 1m am besten einsetzbar, soll heißen, hier stimmt das Verhältnis Bauaufwand/Geschwindigkeit/Tragfähigkeit/Beweglichkeit usw. Das sollte und darf man bei Rekonstruktionen bedenken.
toller Artikel! Danke! Was ich schon immer gesagt habe: Die Archäologen müssen wie die Frühmenschen denken, nicht wie Wissenschaftler. So mal am Rande: Nachdem sich Generationen von Wissenschaftlern den Kopf über Stone Henge zerbrochen hatten, kam der entscheidende Hinweis von einem Archäologen aus Madagaskar. Der hatte einen ganz neuen Ansatz aus seinem Heimatland. Und siehe da: hat alle weitergebracht.