(Die Boote hatten alle Namen von estnischen Flüssen)
Gestern war ich im Rahmen des Natur- und Umweltprogramm der Austauschorganisation, mit der ich in Estland bin, auf der Õhne paddeln. Insgesamt waren wir zehn Personen (4 Austauschschüler, 3 Familienmitglieder eines ATS, 2 Freiwillige von YFU und einer von der Canadiervermietung) in fünf Tandemcanadiern. Die Õhne ist ein kleiner Fluss im Süden von Estland, der mich etwas an die Örtze erinnert hat.
In Ala haben wir uns mit dem Tourguide getroffen, von ihm haben wir auch eine Einweisung ins Paddeln und Verhalten in verschiedenen Situationen bekommen, trotzdem halte ich ein bisschen Erfahrung durchaus für angebracht (siehe unten). Der Õhne ist sehr geschlängelt und hat viele Baumhindernisse, die aber nicht Umtragen zu werden brauchen. (Unser Tourguide hat uns den Verlauf mit dem Paddel in den Boden gezeichnet)
Gleich zu Beginn nach etwas weniger als 10 Minuten mussten wir eine kleine, alte Brücke umtragen, weil sie zu niedrig war. Von Ala aus sind wir 4,3 km (laut dem Tourguide) in geschätzt 1½ Stunden gefahren. Dann haben wir Pause in Taagepera gemacht, dort gefindet sich ein kleiner Unterstand, allerdings weiß ich nicht, ob der der Canadiervermietung gehört. In Taagepera sind wir auch kurz zu einem „Schloss“ gelaufen, es ist ziemlich neu (von 1907), wir konnten leider nicht reingehen, weil es gerade für eine Feier vorbereitet wurde. Insgesamt macht Taagepera wie viele estnische Dörfer einen etwas trostlosen und toten Eindruck, es gab zwar schon einige neue Häuser, doch wird das ganze von einer Ausgestorbenheit und leichter Verfallenheit überlagert. (Das "Schloss")
Nach der Pause kam dann auch gleich die nächste Umtragestelle, wir brauchten gar nicht erst wieder einsteigen, sondern haben die Boote um ein kleines Wehr herumgetragen. Unter der Brücke die dann kommt sind Steine, vor denen wir zwar gewarnt wurden, denen wir aber trotzdem nicht ausweichen konnte. Ich glaube, dass wir die beste Route durch die Mitte gefahren sind, dennoch haben die Steine ziemlich am Bootsboden gekratzt. Ob ein Umtragen um diese Stelle möglich ist, weiß ich nicht. (Im Hintergrund ist die Brücke mit den Steinen darunter zu sehen, das Foto ist von dem Fußweg über das Wehr gemacht, hinter dem Betonpfahl kann wieder engesetzt werden.)
Die nächsten 3 Stunden sind wir recht entspannt bis zum Ausstiegspunkt, der einzigen Möglichkeit nach der Pause mit dem Auto an den Fluss zu kommen, gepaddelt.
Insgesamt sind wir etwa 5 Stunden unterwegs gewesen, davon etwa 1½ Stunden Pause, gepaddelt sind wir geschätzt 12 Kilometer gepaddelt. Mit dem Wetter hatten wir großen Glück, nach einem Gewitter in der Nacht vorher, hatten wir auf dem Wasser nur einen kurzen Schauer, während der Pause hat es geregnet, da konnten wir aber unter dem Unterstand sitzen und essen.
Die Õhne ist ein sehr schöner Fluss mit sehr großer Abwechslung, zum Teil etwa drei Bootsbreiten breit, in Taagepera ein kleiner See. Es gibt sehr, sehr viele Baumhindernisse, sodass zum Teil nicht viel Zeit zum Genießen der Natur bleibt. Es gibt ein wenig Strom, der das Paddeln erleichtert. Ich hatte eine sehr gute Bugpaddlerin, die schon einige Male paddeln war und wir sind meistens recht entspannt durch die Hindernisse gekommen. Die Õhne würde ich nicht für Anfänger empfehlen, weil die Baumhindernisse halt doch ein bisschen Erfahrung erfordern, um trotzdem noch Spaß daran zu haben. Ich stelle es mit sehr ermüdend und deprimierend vor, wenn dauernd gegen Strom, Bäume und Ufer gekämpft werden muss.
Ein bisschen herbstlich war es schon und im Frühjahr soll die Õhne so viel Wasser von der Schneeschmelze haben, dass die umliegenden Felder überflutet sind. Eventuell werden wir dann wieder dort paddeln.
Moin Rieke, freut mich, dass Du ein kleines Paddelbreak während deiner paddlerischen Zwangspause geniessen konntest auch wenn es kein Kringeln war. Wunderschöne Bilder in einem sehr schönen Land, mehr davon. Danke LG Jürgen
Ich überlege mir für nächsten Sommer ins Baltikum zu fahren. Aber wie kommt man in Estland eingentlich durch? Sprechen die meisten Menschen da mittlerweile Englisch? Oder Muss man Russisch sprechen, wenn man da hin will? Oder welche Sprache sprechen sie dort eigentlich? Ich habe nämlich gehört, dass es dort extrem schön sein soll, nur leider bin ich mir nicht ganz sicher. Mein Schul-English ist ja ganz gut, und dann habe ich es bei einem Englischkurs auf englischkurse.org nochmal aufgefrischt. Aber ich bin ein bisschen unsicher, ob Englisch im Baltikum oder Estland wirklich was bringt, oder ob ich nicht doch lieber nach Canada (ist halt weniger günstig) oder Skandinavien sollte.
Uns halten nur die Grenzen, die wir uns selber setzen!
sicher wäre ungarisch, finnisch oder estnisch am geeignetsten um sich dort zu verständigen, mit englisch und deutsch gehts aber auch, russisch sprechen dort viele ältere. ich bin mit deutsch und english dort gut klar gekommen. Superschönes Land und sehr nette Leute mit traumküste.
Also ungarisch nützt dir gar nichts, auch wenn es vielleicht weitläufig mit Estnisch verwandt ist. Estnisch, Finnisch, Lettisch und Litauisch lernt man gewöhnlich auch nicht extra. Mit englisch kommt man bei der Jugend oft gut weiter. Mit russisch geht es sehr gut bei allen älteren Leuten und beim russischen Bevölkerungsanteil, der in Estland und Lettland immerhin so um die 50% beträgt (in Litauen 9% oder so).
Ich würde dir empfehlen, die Grenzen, die du dir selber setzt, zu sprengen und dich auch mal auf Zeichensprache einzulassen! Die Esten, Letten und Litauer sind gewöhnlich ganz nett. Mit jugendlichen männlichen Russen habe ich im Baltikum mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht.
Ich konnte früher auch kein Wort rumänisch und habe mich gut durchs Land schlagen können, als Tramper. Als Canadierfahrer bist du ja weitgehend autark.
Tere (estnisch Hallo), viele der Älteren können entweder Russisch oder Deutsch. Zum Teil aber auch Englisch. Die Jüngeren können eigentlich alle gut Englisch und dazu meist Russisch oder Deutsch. In Estland beträgt der russische Bevölkerungsanteil aber nur etwa 20% (laut http://www.estlandia.de/der-staat/zusatzinformationen.html), kann ich mir auch besser vorstellen.
Die Esten sind sehr, sehr zurückhaltend und benutzten beim Reden deutlich weniger die Hände als Deutschen. Aber sie sind freundlich, man muss nur auf sie zugehen.
Viele Grüße aus Estland Rieke
Edit: Hab mich erkundigt, in Estland leben etwa 22% Russen, in Lettland sind es 50%.