Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Zur Vermeidung rechtlicher Auseinandersetzungen werden Äußerungen über die Firma Gatz-Kanus, deren Namen und deren Produkte nicht geduldet.

Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 950 mal aufgerufen
 ALLGEMEINES CANADIERFORUM
bjoernen Offline




Beiträge: 418

23.11.2010 14:28
GPS-Infos Antworten

So,

jetzt rücke ich doch mal mit meinen 12 Punkten raus. Was da steht, beruht auf eigenen Erfahrungen und einigen wenigen Grundsätzen der Navigation. Dazu wird es sicherlich ordentlich Diskussionen geben. Mein Ziel mit diesem Thread ist, wesentliche Informationen zum GPS-Gerät, zum Umgang damit und zur Navigation an dieser Stelle zu sammeln. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass in einem weiteren GPS-Karten Thread die vielen Kartenspezialisten ihre Erfahrungen und Tipps zu den Themen Karten, Kauf, Open Maps, etc. veröffentlichen. Denn dahinter verbergen sich viele einsparbare Euronen und Stunden am Rechner.

Grüße

Björn

___________________________________
... der mit dem Ally tanzt ...
(und ständig an's Essen denkt)


bjoernen Offline




Beiträge: 418

23.11.2010 15:04
#2 RE: GPS-Infos Antworten

Die 12 Punkte:

1. Heutzutage ist das klassische GPS-Gerät immer noch State-of-the-Art, wenn man ein robustes, Outdoortaugliches Gerät sucht, welches eine Trackaufzeichnung, eine Positionsbestimmun eventuell sogar auf einer Kartendarstellung anbieten soll.

2. Entfällt das Wort "Robust", springt das Navi allerdings inzwischen über die Klinge. Als Ersatz gibt's wundervolle Handies mit sehr guten GPS-Antennen. Die Handies bieten, abhängig vom geografischen Einsatzgebiet und der Bereitschaft für die Spielereien ein wenig mehr Geld an Telekom und Partner zu überweisen, unglaublich tolle Gimmicks:
- Overlay mit einer Google Earth oder Maps-Google-Karte
- Unabhängikeit von den teuren Originalkarten der GPS-Hersteller
- Jederzeitige Verfügbarkeit der richtigen Karte
- Ansprechende Routenplanung, und all die Dinge, die wir inzwischen vom Computer kennen
- Automatische Positionsmeldungen per SMS oder Email (z.B. dann, wenn man sich für mehr als einen bestimmbaren Zeitraum nicht mehr bewegt.
- und vor Allem (gilt für z.B. gebrauchte HTC-Geräte wie den Kaiser): Sie sind richtig preiswert zu ersteigern

3. GPS-Signale sind nicht immer zuverlässig. Auch wenn die Genauigkeit laut Anzeige bei 3 Metern liegen soll, bedeutet dass nur, dass das GPS glaubt, die Situation im Griff zu haben. Ein einziges reflektiertes Satellitensignal kann ausreichen, um plötzlich bis zu 300 Meter Offset unterwegs zu sein. Das ist in einem Stromdelta viel! Beugungseffekte knapp oberhalb der Kimm oder während der Dämmerung erzeugen sogar deutlich größere Fehler.

4. GPS-Geräte liefern tolle Informationen, wenn man danach navigieren kann. Klingt einfach, ist es aber nur bedingt. So ist es z.B. sehr wichtig, dass die Projektion der Erde auf die verwendete (elektronische) Karte ermittelt und im GPS eingestellt werden muss. Ferner muss man wissen, wann die Karte erstellt und die Daten vermessen wurden. Es gibt noch recht viele Orte auf dieser Welt, bei denen man sich auf die ersten präziseren Vermessungen von vor mehr als einhundert Jahren verlässt. Im dem Kanadier ist das eher kein Problem. Portagen können da schon mal lustig werden, wenn der Bach plötzlich nicht mehr da ist (Siehe auch den Isar-Plot von Andreas Sauerle).

5. Das GPS Gerät sollte über mindestens 12 Kanäle verfügen. Denn ein gleichzeitiger Empfang von 12 Satelliten bedeutet leider nicht, dass 100% auswertbare Signale vorliegen.

6. Die GPS-Antenne sollte erstens der dritten Generation angehören (SIRF III). Sonst machen einem schon dicke Wolken im dünn bewachsenen Wald die Navigation zur Geduldssache. Ferner sollte sie so eingebaut sein, dass das Gerät bei sichtbarem Display immer am genauesten arbeitet. Das kann bei Autonavis und auch bei manchen Handies aus verschiedenen Gründen anders gelöst sein.

7. Das GPS-Gerät sollte eine "Flugweg-" / "Flightpath-" / "Offset-" / "Autobahn-" Anzeige haben. Diese zeigt an, wie weit man von seiner ursprünglichen Kurslinie abgekommen ist. Nur so kann man wirtschaftlich (Kräftesparend) auf ein Ziel hin navigieren. Die Nadel des Richtungszeigers ist nämlich sowas von trügerisch, dass manche Menschen schon über ihr Ziel hinweggeschossen oder daran vorbeigefahren sind, obwohl die Nadel immer zum Ziel gezeigt hat und dann mühsam zurücknavigieren mussten (Homing-Verfahren oder "Hundekurve").

8. Der Batterieverbrauch sollte sehr gering sein. Das kann man aber auch selber beeinflussen. Bei unseren unfassbaren Geschwindigkeiten reicht zum Beispiel eine sehr sporadische Positionserfassung (z.B: alle 5 Minuten).

9. Robust ist immer ungleich Robust. GPS-Geräte und anderes niedrigvolumiges Hartplastik-Equipment können niemals 100% Wasserdicht sein. Der Klassiker ist z.B., ein solches Gerät in der Sonne auf dem Gepäck,liegen zu haben, um mit bestmöglichem Empfang und bester Kartensicht zu navigieren. Dieses Gerät heizt sich fürchterlich auf. Die erhitzte Luft dehnt sich aus und hat so ein paar kleine Löcher, durch die sie entweichen kann. Fällt das erhitzte Gerät z.B. vom Gepäck in die Bilge des Kanadiers oder gleich ganz in den Bach, kühlt das Gerät schlagartig ab. Im Gehäuseinneren entsteht ein gewaltiger Unterdruck, den das Gerät ausgleicht - Im Wasser mit Wasser! Danach ist das Gerät wertlos. Ist z.B. eine mehrfache Erfahrung mit Garmin Etrex-Geräten. Zum letzten Mal auf der herbstlichen Isar.

10. Eine GPS-Nadel ersetzt nicht den Kompass, ein integrierter Kompass im GPS auch nur bedingt. Die GPS-Nadel kann mir meine Bewegungsrichtung anzeigen. Nicht aber die Richtung zu einem angepeilten Punkt. Diese kann man zwar durch erlaufen der Richtung zu dem Punkt ermitteln. Auf dem Wasser und in der Luft gibt es aber Abdrift, die beim Kanadier schon bei 2 - 3 Windstärken so stark sein kann, dass eine Peilung nicht mehr möglich ist. Der elektronische GPS-Kompass ist - wenn er "eingebaut" ist, voll kompensiert. Dass heißt, dass die GPS-internen Eisenteile und Magnetfelder keinen Einfluss auf die Kompassgenauigkeit haben. Anders sieht es da schon mit der Befestigung des GPS aus, mit der man dessen oben beschriebene "Notwasserung" vermeiden will. Die Halterung ist genauso wenig berücksichtigt, wie auch die unterschiedlich Metallarmierten Batterien oder nebenan liegende Magnetfelderzeuger wie Lautsprecher, Handies, Funkgeräte, Ladegeräte oder (gilt vor Allem für See-Kayaker) größere Kompasse (Ist die korrekte Pluralform!). Ach ja. Das gilt natürlich für alle Kompasse und alle Bootsfahrertypen. Denn an Bord befinden sich u.A. auch solche "Störer" wie Dutch Ovens, Zeltstangen, Zeltöfen, Äxte, Sägen, große Messer oder Macheten, Emailletassen etc. Hier gilt: Fehler ermitteln, bevor man lospeilt oder losläuft. Unterwegs die Kompassanzeige verifizieren macht durchaus Sinn. Nachts bietet sich dazu ein Abgleich mit dem Polarstern an, wenn die Anzeigeeinstellung auf "True North" steht.

11. Alles Humbug. Wenn das GPS nur zur groben Trackaufzeichnung verwendet werden soll, keine großen Seen mit eventuell versteckten Einfahrten befahren werden, Portagen auf ausgezeichneten Wegen stattfinden, nur zur besten Tageszeit gepaddelt wird und das nächste Batteriedepot nicht mehr als sechs Stunden entfernt ist, kann man all meine Worte vergessen. Ähmmmm - das GPS aber eigentlich auch. Denn dann zählt ein ganz anderes Phänomen:

12. Mess-Stress!!! Als die Pulsuhren für die interessierten Laufsportler "bezahlbar" wurden, beobachtete man plötzlich ein ganz eigenartiges Phänomen: Die Freizeitläufer wurden langsamer, hatten immer mehr Probleme mit ihrer Kondition und es gab auch - leider - ein paar Läufer, die über ihre Limits gingen und auf der Strecke blieben. Warum? Nun, früher hörten Läufer auf ihren Körper, die Tages- und Formaktuellen Signale und liefen so, wie sie sich glücklich fühlten. Damit war plötzlich Schluss. Jetzt wurde über Alter, Ruhepuls und weitere Daten extern festgelegt, wann sich die Läufer wohl fühlen mussten und wie sie den maximalen Trainingserfolg erzielen konnten. Nur waren die Uhren wie unsere ersten Autovergaser nicht in der Lage, Umweltfaktoren (Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, verfügbare Luftmenge, Sauerstofftransport und viele innere wie auch seelische Faktoren zu berücksichtigen. Warum dieser Exkurs? Das GPS bietet neben vielen sicherheitsrelevanten Möglichkeiten auch die Technisierung des Erlebnisses. Plötzlich sieht man, dass die vermeintlichen 17 km doch nur 13,4 km lang waren, fragt sich, wieso man denn so langsam war, zweifelt an sich, ist mit der Leistung nicht oder noch nicht zufrieden. Sprich: man misst sich, baut Benchmarkings gegen sich und Andere auf und vergisst mit der Zeit, was man eigentlich erleben wollte. Glaubt Ihr nicht? Habt Ihr Kontakt zu Leuten, die auf dem Jakobsweg unterwegs waren? Vielleicht sogar dynamische Sportler, Radfahrer und solche Leute, die davon erzählen, auf dem Weg tolle, auch zwischenmenschliche, Erlebnisse genossen zu haben? Die Wege dieser Gruppen trennen sich an ihrem Benchmarking.

Also: GPS ist eine Philosphie für sich. Ich habe meinen GPS-Geräten inzwischen die Batterien entfernt und wundere / freue mich, wenn ich normal navigierend, irgendwann mal mein Ziel erreicht habe. Ich packe die Batterien aber auch wieder rein, wenn es navigatorisch so richtig interessant wird.

Grüße

Björn

___________________________________
... der mit dem Ally tanzt ...
(und ständig an's Essen denkt)


sputnik Offline




Beiträge: 2.801

23.11.2010 21:33
#3 RE: GPS-Infos Antworten

Hallo Björn,

vielen Dank für deinen ausführlichen Artikel. Ich habe ihn wahrhaft "verschlungen", trage
ich mich doch schon seit Jahren mit dem Gedanken, ein GPS-Gerät zu kaufen.
Deine Ausführungen haben mich darin bestärkt, den Kauf noch weiter in die Zukunft zu verschieben.
Für das Kanufahren hätte ich es am Wenigsten gebraucht. Mein Einsatzzweck wäre Wandern und
Fahrradfahren. Aber auch hier komme ich mit "old-shool" (Kompaß, Karte, Orientierungssinn) bisher
ganz gut zurecht.

Ich habe ja noch nicht einmal ein Navi im Auto. Wobei ich mir heute eine TomTom für Samstag geliehen
habe, um mir ein Urteil zu bilden .

Momentan bin ich etwas elektronik-genervt. Zuerst die Spielerei mit dem Navi (Touch-screen, eine
ganz tolle Sache ) und jetzt formatiere ich an einem älteren Rechner eine externe 1Tbyte Platte.
Ich glaube das dauert noch die ganze Nacht.

In solchen Momenten kann man sich nicht vorstellen, daß man sich freiwillig die Geräusche und Eindrücke
der Natur mit so lästigen Elektronikpiepsern und Softwareakrobatik verbauen lässt.

Nimmst du bitte bei unserer nächsten gemeinsamen Tour ein GPS-Gerät mit? Interessieren tut es mich schon

Stefan


andreas_saurle Offline




Beiträge: 66

24.11.2010 10:04
#4 RE: GPS-Infos Antworten

Servus Björn,

ich gebe Dir in allen Punkten Recht! Setzen! Eins!

Bei uns läuft das GPS (Garmin GPSMap 60 CSx) zu 80% nur mit und zwar zur Trackaufzeichnung. Selten nutzen wir den Annäherungsalarm. Einsatzgebiete Trackaufzeichnung: Langlauf, Kanu, Wandern, Reisen. Die Trackaufzeichnung ist dahingehend ganz sinnvoll, wenn, wie bei der Isar, immer wieder Flußläufe sich verändern. Damit lassen sich solche Veränderungen sehr schön dokumentieren. Und einen Nebeneffekt hat die Trackaufzeichnung zusätzlich: man sieht ungefähr, wie schnell man in den einzelnen Abschnitten gepaddelt ist.
Sonst ist für uns die wichtigste Funktion das setzen von Wegpunkten. Wir fahren viel mit dem Wohnmobil „ummanand“. Also werden alle Produzenten, Selbstvermarkter, schöne freie Stellplätze, Quellen, etc. „gemarkt“. Da kommt eine stattliche Sammlung an Wegpunkten mittlerweile zusammen.
Selten darf das GPS auch routen. Dann aber hat es nur Vorschlagsrecht! Hier verlassen wir uns immer noch auf Karten und die brain.exe!

@Stefan:
wieso Elektronikgeräusche? Das einzige Piepsen vom GPS gibt es, wenn mal der Annäherungsalarm an ist und das ist sehr selten. Sonst piepst da nix, nicht mal bei einem Tastendruck.

Andreas


moose Offline



Beiträge: 1.478

24.11.2010 18:37
#5 RE: GPS-Infos Antworten

also mit dem GPS ist das so eine Sache - man braucht es ja nicht wirklich - aber

ja aber

3 Beispiele:

1. ich wandere viel bei uns in der Gegend, um die 20 bis 30 km, mit einem Vermessungstechniker und mit Karten, aber manchmal ja manchmal, stimmen die Karten im Wald halt nicht und nach 25 km sind schon 500 meter Umweg zu viel, da hilft dann das GPS. So mit 20 oder 25 Jahren, da haben wir halt noch mal 5 oder 10 km Umweg drangehängt, was kostet die Welt, aber jetzt - nicht mehr so gerne
daher mein Pro für GPS

2. Padedeln und Wandern im Fjäll wos ganz platt ist, keine Landmarken und nix, natürlich sollte man mit Kompass umgehen können aber GPS ist halt bequem, ich bin da oben nicht geboren, mir fehlt da manchmal das feeling fürs Gelände
daher mein Pro für GPS

3. Flußmündungen mit vielen Möglichkeiten abzubiegen, es regnet, man ist körperlich erschöpft, vil allein unterwegs, jetzt zielgenau steuerkurs abstecken, wäre die Erlösung - also da hätte ich schon gerne ein GPS, die digitalen Karten sind so schön detailgenau
daher mein Pro für GPS

es geht natürlich auch ohne GPS - 30 Jahre gings ohne - hab jetzt ein Etrex Venture Cx in Farbe, hält gut 36 h - reicht mir
moose

was wäre ein o/c ohne racine, ofen + tipi/cft


HeinzA Offline




Beiträge: 1.529

17.01.2011 09:05
#6 RE: GPS-Infos Antworten

So, jetzt habe ich also ein GPS Gerät vor mir liegen, ein nagelneues GPSmap 62 ST mit allem Drum und Dran, inkl. Freizeitkarte Europa. Ein tolles Ding, sehr schnell, sehr genau, handlich, griffig, gutes Display.

Die Freizeitkarte hat einige Mängel was die Inhalte betrifft, so sind keine Gewässer mit Ausnahme von größeren Flüssen und Seen drin, beim Rogengebiet habe ich nachgesehen, dort scheint mir der ganze Hånsee zu fehlen, die Zufahrtsstraße nach Käringsjön habe ich auch nicht gefunden, ist also eher dürftig. Aber besser als gar nix.

Dann wollte ich Rasterkarten hineinspielen, die ich schon vorbereitet hatte. Mit einer Testversion von Fugawi konnte ich meine Rasterkarte geokodieren, aber nicht fürs Garmin geeignet abspeichern. Nun, im Naviboard recherchiert (noch nicht gründlich), angeblich geht es irgendwie mit Map Source von Garmin, aber das Programm kann man nicht so kaufen, sondern man muss dazu Garminkartenmaterial erstehen und dort ist es dann vielleicht dabei. Früher einmal war es beim Lieferumfang des GPS dabei, bei meinem nicht mehr...

Hat schon jemand erfolgreich selbst gescannte Karten aufs Garmin überspielen können und dann auch verwendet? Ralf Schönfeld schreibt, dass das noch nicht geht, aber lt. Naviboard funkt es doch...

Hilfe!!!

Lg Heinz

Wer vom Weg abkommt lernt die Gegend kennen.

www.karteundkanu.at


Sicherheit »»
 Sprung