Der Wetterbericht kündigte für den Sonntag frühlingshafte Temperaturen kurz vor der 20° C Marke an. Und das an einem 14. November. Der November ist doch aber eigentlich ein Monat mit nass-kaltem und trüben Wetter. Ob diese kurze Warmphase etwas mit der Klimaerwärmung zu tun hat? Diese Frage zu beantworten fühle ich mich nicht kompetent genug. Aber im Normalbereich liegt das jedenfalls nicht. Auf kurzem Wege verabredet, sind Frank und ich am Sonntag Vormittag Richtung Osten aufgebrochen, um einen uns bisher unbekannten Abschnitt der Alten Oder zu erkunden. Beim Örtchen Reitwein starten wir. Hier befindet sich der sogenannte Reitweiner Sporn. Eine Erhebung mitten im platten Oderbruch. Im Reitweiner Forst steht der Shukow-Bunker, von dem aus die Schlacht um die Seelower Höhen im II. WK geleitet wurde. Der Soldatenfriedhof mit über 3.000 gefallenen Soldaten der Roten Armee ist ein Ort von besonderer geschichtlicher und touristischer Bedeutung. Beim Startklarmachen kommt Opa Piepenbring (Name geändert) über den Acker angeradelt. Er hat sicher schon bessere Tage erlebt. Aber sein verbales Interesse ist uns nicht unangenehm. Irgendwie sogar ein bisschen sympathisch, obwohl unsere Sinne ihn auch etwas herb wahrnehmen. Frank macht Piepenbring jedenfalls mit 1,50 € glücklich, damit er sich irgendwo noch eine Molle am Frühlingssonntag im November leisten kann. Zum Abschied verspricht er beim nächsten Treffen den Betrag wieder zurückzugeben. Die Alte Oder präsentiert sich uns auf dem Abschnitt zwischen Reitwein und Gorgast (12 - 13 km) überraschend abwechslungsreich. Leichte Strömung, mäandernde Abschnitte, Laubwald am Ufer mit Eichen, Ahorn, Erlen und Kiefern, seeartig verbreiterte Passagen, eine Fischtreppe ... Wir bekommen mehrere Eisvögel, Wildgänse, mindestens 15 Rehe und noch so einiges andere aus der Fauna der Region zu Gesicht. An der Fischtreppe weckt Frank die Aufmerksamkeit einiger Oderbrüchler, als er diese mit Können und seinem Argosy erfolgreich erstbefährt. Der SoloPlus ist mit mir hier an der Fischtreppen-Wildwasserpassage eher eine Fehlbesetzung. Also portagiere ich die 100 m mit Boot und meinem original Schweizer-Gebirgsrucksack. Die letzten 2 km trägt uns die etwas schnelle Strömung als Ziel nach Gorgast. In Gorgast befindet sich übrigens das Fort Gorgast. Bei Interesse einfach mal den Link anklicken.
Das Oderbruch ist eine Reise/Kanutour wert.
P.S. Leider spiegelt die Reihenfolge der Bilder nicht die Tourenabschnitte wider. Warum auch immer. Das erste Bild ist am Start, das vierte am Ziel in Gorgast. Alle anderen Bilder liegen irgendwo dazwischen.
Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)
Moin Peter, interessanter Bericht und schöne Bilder. Ich habe auf der Loiter Au am selben Tag die gleichen Gedanken gehabt. Das mit dem Wetter ist schon gewöhnungsbedürftig, da verschiebt sich Einiges. Ich habe etwas Sorge, dass wir bald Verhältnisse wie in Labrador bekommen, der Golfstrom hat bereits 30% Heizkraft verloren. Gruß Jürgen
naja, "nur" so ein kleiner Tourenbericht. Die kleinen Dinge bringen in der Summe aber auch eine Menge und ergänzen die Großen. Es ist eben nicht aller Tage Schweden, Alaska und ... Die 20 Grad Marke wurden am Sonntag zwar nicht erreicht, jedoch immerhin 16° C. Stammt deine "30 % Heizkraft" Angabe zum Golfstrom aus einer seriösen Quelle? Denn das wäre ja sehr erheblich und vermutlich auch schon "spürbar".
Med vänliga hälsningar
Peter
Der Wald lebt, er kann atmen und sprechen und erzählt die Sage von der Urmutter allen Lebens. (jakutisch)
Hallo again, du hast völlig recht, die kleinen Tourenberichte schaffen ein Tourenmosaik für alle und jeder kann davon partizipieren.Zum Golfstrom, da schwimmen schon lange Zeit Meßsonden in den Weltmeeren, für Temperatur, Seismologie etc.. Diese werden u.a. auch von Geomar (bekannt durch das Buch der Schwarm) in Kiel betreut oder ausgewertet. Ein Freund ist da Professor und fliegt ab uns zu in die abgelegensten Ecken um diese Dinger zu besuchen, die Info ist schon bestimmt ein Jahr alt. Wenn er aus dem Urlaub zurück ist, werde ich konkret nachbohren. Wenn ich mich richtig erinnere, geht es um das Verhältnis von Süß und Salzwasser. Das Süßwasser bremmst wohl das Salzwasser aus und stört den Kreislauf. Wenn es auch grundsätzlich wärmer wird, würde es hier dann aber erst mal kälter werden, ohne Golfstrom wie in Labrador. Im Winter könnten wir dann bestimmt mit dem Hundeschlitten nach schweden, hat doch auch was. LG Jürgen
Zitat von lejWenn ich mich richtig erinnere, geht es um das Verhältnis von Süß und Salzwasser. Das Süßwasser bremmst wohl das Salzwasser aus und stört den Kreislauf. Wenn es auch grundsätzlich wärmer wird, würde es hier dann aber erst mal kälter werden, ohne Golfstrom wie in Labrador.
Hier sind diese Zusammenhänge anschaulich beschrieben, siehe 'Heinrich-Ereignis': http://www.atmosphere.mpg.de/enid/Erwart...derung_2g4.html Etwas verharmlosend bewertet zwar, wie ich meine, aber doch weitgehend richtig beschrieben. (Ich zB glaube nicht, dass nach Abschmelzen der großen polaren Gletscher noch terrestrisches Leben in New York pulsiert. Allein Grönland bringt +8m Meeresspiegelanstieg).
Hallo Michael Dann brauchen wir uns also noch keine Schlittenhunde anschaffen aber das mit den Flugzeugen und Pkw´s schlägt mir jetzt, noch mehr als es das sonst schon tut, auf den Magen.So konkrete zahlen drücken auf das Gewissen. Mal übern Daumen hochgerechnet, sind die Mehrzahl von uns unverhältnismäßige Umweltschmarotzer, mich eingeschlossen. Ich möchte ungern für schlechte Stimmung verantwortlich sein, deswegen behalte ich weitere Gedanken erst mal für mich. Gruß Jürgen