Hallo, im Laufe der Jahrzehnte habe ich diverse Paddler mit Handicap getroffen. Darunter Rollstuhlfahrer, Blinde, Taube, Spastiker, Mongoloide, Amputierte, u.s.w. In Hamburg war sogar eine Frau, deren Unterarm amputiert war. Sie hielt das Paddel in der Ellenbeuge. Allen machte das paddeln viel Spass und war eine wichtige Erweiterung ihres Lebens. Gewiß muß man Einschränkungen bei der Bootswahl hinnehmen und kann vielleicht auch nicht jedes Revier befahren. Aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen, wenn man gerne paddeln möchte. Auch als "nichtbehinderter" hat man oft mit Einschränkungen seiner Beweglichkeit zu kämpfen, besonders, wenn das Alter erbarmungslos zuschlägt. Trotzdem sehe ich viele Rentner, häufig schon weit jenseits der 80, die noch ganz erstaunliche Strecken fahren (Rentner haben nun einmal die nötige Zeit zum Training). Deshalb glaube ich, das paddeln für jeden möglich ist, der auch paddeln will. Viele Grüße, Skua
Habe nur geringste Erfahrungen, aber der im Bericht abgebildetet Behelfssteg aus einer Bierzeltgarnitur ist es schon allein Wert sich mit weiteren gefundenen Lösungen zu beschäftigen.
Gruß Andreas
"Doch es ist mit dem Feuer ähnlich wie mit dem Schwimmen, mag kommen was will, man sollte es beherrschen." :Feuer, Andy Müller
was lange währt... Hermann ist endlich aus dem Urlaub zurück, und nun habe ich den Artikel zum Thema, der auch im "Binsenbummeln und Meeresrauschen" ( Herbert Kropp ed., Faltenreich Verlag) erschienen ist - sollte nun hier angehängt sein. Weiterverbreitung erwünscht. Ich war mit Hermann u.a. auch in Alaska - also da geht was....
Hallo Claudia! Das ist doch mal was mit Substanz! Vielen Dank! Werde mich mal ausführlich damit beschäftigen. Wenn Du sagst "Weiterverbreitung rrwünscht" dann kann ich das PDF sicher auch auf unseren Seiten verlinken?
Danke nochmal. Liebe Grüße, Sebastian
- "It's not the equipment!" (Pat Moore) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org
Wir hatten auf einer 2-Tages-Fahrt auch schon mal eine Rollifahrerin im 2er Kajak dabei. Der Rollstuhl war am Übernachtungsplatz deponiert. Unterwegs waren einige Wehre zu umtragen. Sie ist einfach im Boot sitzen geblieben und wir haben Sie mit Bootswagen zusammen mit dem Boot weitergeschoben. Hat allen Spaß gemacht.
dann will ich diesen Thread einmal dazu nutzen, mich vorzustellen. Ich bin weiblich, 40 Jahre und lebe in Todtmoos im Hochschwarzwald. Seit gut zwanzig Jahren besitze ich ein Kanu (Bavaria Mustang ), mit dem ich leider eher nur sporadisch unterwegs war, u.a. auf der Mecklenburger Seenplatte und den Altrheinarmen bei Karlsruhe. Da ich keinen Führerschein habe, war es immer etwas schwierig, den Transport zu organisieren.
2008 erkrankte ich sichtbar an Multipler Sklerose mit sofortigen starken Einschränkungen, heute ist es so, dass ich eine Gehstrecke von 20m - 200m habe, je nach Tagesform. Für alles, was darüber hinaus geht, brauche ich einen Rollstuhl. Es ist zu erwarten, dass die Krankheit progredient verläuft, aktuell bekomme ich eine Chemotherapie, die den Verlauf momentan zum Stillstand gebracht hat.
Vor einiger Zeit habe ich mich an das Boot erinnert, das im Schuppen hing und mein Lebensgefährte und ich haben es dann mal auf den Schluchsee ausprobiert. Die fundamentale Erkenntnis: Paddeln fühlt sich genauso an, wie vor der Erkrankung, wenn ich im Boot sitze, dann merke ich absolut nichts davon, dass ich behindert bin. Ein geniales Gefühl!
Letztes Wochenende haben wir uns eine hier vorgestellte Tour zum Vorbild genommen und sind die Ill von Colmar nach Sélestat gepaddelt: Mit im Boot neben Zelt und Grill auch unsere vier Hunde. Es war absolut gigantisch!
Wichtig für mich ist, dass ich gelernt habe, mir Zeit zu nehmen. Wenn ich was nicht auf Anhieb schaffe, dann mache ich halt eine Pause. Ich muss auch nicht unbedingt 30km am Tag paddeln. Lieber 5km mit allen Sinnen genießen. Wichtig ist für mich auch, dass wir Fahrten im Voraus gut planen und organisieren. Wenn ich weiß, wo man wie das Boot einsetzen kann und wie ich dahin komme, wo welche Strecke umgetragen werden muss usw., dann kann ich mich darauf einstellen und es kommt erst gar kein Stress auf. Für vieles lässt sich eine Lösung finden, wenn man ein wenig unkonventionell an die Sache herangeht. Wenn man z.B. beim Rollstuhl die Lehne umklappt, hat man einen prima Bootswagen.
Weitere Erkenntnisse: Wenn ich Hilfe brauche, frage ich jemanden. Die Mitmenschen sind viel hilfsbereiter, als man gemeinhin annimmt. Wenn ich auf dem Hintern irgendwo lang rutsche, weil ich vielleicht gerade nicht mehr laufen kann, dann sieht das möglicherweise dämlich aus, bringt mich aber dahin, wo ich hin will und nur das zählt.
Das Allerwichtigste aber: Nur nicht beirren lassen. Ich habe leider erst Mal all den Leuten geglaubt, die mir sagten, dass ich paddeln und im Zelt schlafen ganz sicher nicht mehr kann. Überhaupt ist es interessant zu erleben, dass Leute, die "gesund" sind, oftmals sehr viel besser über das Können und nicht Können eines Behinderten Bescheid zu wissen meinen, als der Behinderte selbst.
Und wie geht es jetzt weiter? Die Erkenntnis ist ganz klar, ich brauche ein leichteres Boot, damit ich da auch alleine mit zurecht komme. Und ich mache gerade meinen Führerschein (das ist auch so ein "das kannst Du nicht"-Thema). Ja, und dann will ich nächstes Jahr im Frühsommer die Dordogne hinunter fahren.
Liebe Grüße ~ Ursel
-- I never wanted to be different, I just wanted to be me.
Hallo Ursel und herzlich willkommen. Und vielen Dank für den schönen Bericht. An der Dordogne wirst Du viel Freude haben, sehr nette Gegend. Gruß Hans-Georg
das klingt großartig, wie Du mit dieser Krankheit umgehst. Meine Tante, die auch davon betroffen ist, hat sich völlig aufgegeben und traut sich nicht mal mehr im Rollstuhl aus dem Haus. Wir haben einen Vereinsveteranen, der an Parkinson erkrankt ist. Sobald man ihm ins Boot geholfen hat wird er schlagartig 10/20 Jahre jünger und paddelt wie eh und je. Besonders gerne die wilden Abschnitte...
Bei der Diskussion um Behinderungen und Paddeln sollte man die Menschen mit geistiger Behinderung nicht vergessen (was leicht mal passiert weil die jahrzehntelang 'auf der grüne Wiese' vor der Öffentlichkeit versteckt gehalten wurden). In unserer Nachbarschaft arbeitet ein ehemaliger Diplomingenieur in einer Behindertenwerkstatt. Er kann nur noch 'anspruchslose' Arbeiten ausführen seit ihn eine Virusinfektion erwischt hat. - Jedem von uns kann so etwas jederzeit passieren. Dabei ist er körperlich fortwährend ebenso fit wie vorher, kann irre gut zeichnen (hat er ja auch vor der Erkrankung gut gekonnt) und wenn er Paddler wäre könnte er mit Sicherheit auch noch mit viel Freude paddeln.
Wenn ich dann also mal geistig völlig neben mir stehe hilft mir doch bitte gelegentlich noch jemand ins Boot, ja?
eigentlich hätte ich mir das denken können wegen Deines T-Shirts und weil ich ja schon ein Bild von Dir auf Deiner Homepage gesehen hatte. Ich hoffe, Ihr hattet noch eine schöne Tour! Die Ill-Tour war für mich ein Test, ob ich tatsächlich noch zurechtkomme mit Boot und Zelt usw. und ob die Beine und die linke Hand das mitmachen. Als nächster Schritt war geplant, bei RaffTaff anzurufen und ein "anständiges" Boot auszuleihen, um entscheiden zu können, was für eins ich mir kaufen sollte.
@Axel
Zitat das klingt großartig, wie Du mit dieser Krankheit umgehst.
Es bleibt mir ja nichts anderes übrig. Wenn es helfen würde, in der Ecke zu sitzen und zu schreien, würde ich das mit großer Ausdauer tun. Ich habe am Wochenende auf der Ill festgestellt, dass das Paddeln nicht nur nach wie vor sehr viel Spaß macht, sondern durch seinen meditativen Charakter (bei entsprechenden Gegebenheiten natürlich) durchaus therapeutischen Effekt hat, zumindest bei meinem Krankheitsbild. MS besteht leider nicht nur aus den sichtbaren körperlichen Einschränkungen, sondern kann auch einen negativen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben. Das äußert sich z.B. in Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, innerer Unruhe etc. Paddeln scheint mir jedenfalls dabei zu helfen, ein wenig zur Ruhe zu kommen und den Stress abzuschütteln.
Danke für das herzliche Willkommen hier. Zu der Bootsfindungsfrage werde ich zu gegebener Zeit sicher einen Extra-Thread eröffnen.
Liebe Grüße ~ Ursel
-- I never wanted to be different, I just wanted to be me.
Moin Ursel und auch von mir herzlich willkommen hier im Forum. Zur Suche eines anderen leichteren Kanadiers: Hier im Forum sind oft Anfragen zu Daten und Eigenschaften spezieller Kanadiertypen mit entsprechenden Erfahrungen anderer Paddler gepostet.Sicher fidest Du hier bereits einige Infos. Der mentale Faktor des Paddelns sollte nicht unterschätzt werden - also bleibe beim Paddeln mit viel Spass! Viele Grüße docook
auch ich denke, dass Padeln, sei es auch nur als weniger aktives Mitfahren für jeden geeignet ist der Lust und Freude daran findet.
Das jeder auf die Eigene bzw. für die Sicherheit von seinen Kinder oder von "zu Betreuenden", egal o diese behindert werden oder nicht, verantwortlich ist, sollte auch klar sein. Dazu gebe ich als EP Erfahrener noch zu bedenken, das man sich auch Gedanken machen sollte wie ein Mensch reagiert wenn es "plötzlich" nicht mehr lustiges paddeln ist sondern das Boot gekentert ist. Manchmal muss man eben einfach noch mehr bedenken und sich vorbereitet nicht abhalten lassen.
@ Ursel: ich brauche dir wohl nix über MS zu erzählen aber möchte Dir trotzdem sagen, das "positiv" denken, handeln, glücklich sein die Zeit die man hat nicht verläßlich verlängert, diese Zeit aber sicher für Dich und alle anderen besser macht. Also hab weiter Spaß