ist jetzt der Hubschrauberpilot verurteilt worden, weil er mit seinem Tiefflug bei den Dreharbeiten das Kanu von drei Darstellern zum Kentern gebracht haben, un damit verantwortlich für den Tod eines Darstellers im 12 grad kalten Wasser verantwortlich sein soll. Die Logik fand ich schon irgendwie komisch....aber es geht noch weiter....die Anwälte des Verurteilten wollen das Urteil anfechten, da ihrer Meinung nach andere Faktoren wie: WIND, WELLENGANG und die QUALITÄT des KANUS nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Diese Aussagen lassen meiner Ansicht nach tief blicken. Zeigen sie doch, dass ein völlig schwachsinniges Verständnis von Sicherheit beim Umgang mit Kanus vorherrscht. An das naheliegende Tragen von Schwimmwesten, oder Wäremschutzkleidung für's Wasser bei den Temparaturen hat niemand gedacht? Und selbst wenn das aus Filmtechnischen Gründen nicht geht, wieso sichert dann nicht ein Rettungsboot die Paddler ab. Kentern kann man schließlich immer, besonders wenn man vielleicht zum ersten Mal in einem Kanu sitzt, auch ganz ohne Heli. Sicherheit fängt vor allem in der Birne der Paddler, oder in diesem Fall auch der Produktionsleitung an.
Interessant ist auch, dass ein Kentern in der Szene anscheinend sogar vorgesehen war.
Grüße, Sebastian, der sich wundert...
--"Auf der ganzen Welt ist vielleicht nichts so schön, so rein und zugleich so groß wie ein See. Himmelswasser" (H.D. Thoreau) - ...der will nur spielen! Für alle die am Bodensee spielen wollen: http://www.freestylecanoeing.org
Hallo, ich hatte im letzten Oktober die Möglichkeit bei einer Produktion am Bodensee als "Fachberater Kanu" mitzuwirken. Alle an der Produktion Beteiligten sind sehr sorgsam und vorausschauend mit dem Thema "kaltes Wasser" umgegangen. Ich wurde in den entsprechenden Szenen zu Rate gezogen, nicht nur um für Authentizität zu sorgen sondern auch im Hinblick auf die Sicherheit der Darsteller. Alle Beteiligten nahmen das Thema sehr ernst. Obwohl wirklich Ententeichbedingungen waren, war ein Rettungsboot incl. Rettungsschwimmer in unmittelbarer Nähe der Dreharbeiten. Ich gehe mal davon aus, dass die Leute auch Kenntnis von den Ereignissen am Tegernsee hatten, vielleicht waren sie deshalb sensibilisiert. Oder sie arbeiten insgesamt einfach professioneller.
Hört sich an wie ein Unfall aufgrund vieler zusammen treffender Fahrlässigkeiten. Und auch in so einem Fall muß schließlich ein Sündenbock verurteilt werden. Als ich Anfang der 90er Jahre in M-V bei der Bundeswehr war sind wir öfters mit den in der Nachbarschaft stationierten MI-8 Hubschraubern transportiert und abgesetzt worden. Ich kann nur sagen das sich niemand die Kraft des Abwindes von so einem Rotor vorstellen kann der da noch nicht drunter gestanden hat. Wenn der Dich einigermaßen unvorbereitet trift hauts Dich von den Füßen. Auf festem Boden versteht sich. Und damit bringst Du JEDES Kanu in JEDER Situation zum kentern. Egal wer drin sitzt. Um die Kraft dieses Abwindes MUSS der Pilot wissen. Der Rest ist allerdings ebenso unentschuldbar. Bei 12° Wassertemperatur 300m vom Ufer weg, da muß man nichts zu sagen. Und als ehemaliger Rettungsschwimmer kann ich nur sagen das es verschiedene Möglichkeiten gibt im Wasser ums Leben zu kommen. Da gibt es z.B. den Ertinkungstod und dann auch den sog. Badetod. Ersterer ist ein längerer Prozess mit Hilferufen und mehrfachem Auf- und Abtauchen. Beim Badetod geht die Person plötzlich unter wie ein Stein auf Grund akuten Herzversagens. Da helfen nur entsprechende Auftriebskörper am Mann damit der schnell genug geborgen werden kann um sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. Das hier hört sich sehr nach so einem Fall an, gerade auch bei der Temperatur. Dafür hätten Vorkehrungen getroffen werden müssen. Sehr leichtsinnig. Da in dieser Welt aber nicht Hersteller und Entwickler von Waffen, sondern immer der der den Abzug drückt Schuld ist passt das schon irgenwie ins Bild. Für mich gehört der Produktionsleiter, oder wer immer auch bei so einer Veranstaltung verantwortlich ist ebenso verurteilt.
Unabhängig davon was die Ursache für das Kentern war kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen. Die Gefahr des Kenterns ist in einem Kanu immer gegeben und muss in anbetracht der anzunehmenden Schadenshöhe sogar als warscheinlich angenommen werden (Risiko = Schadenshöhe X Eintrittswahrscheinlichkeit). Hier wird so getan, als wäre ein Kentern absolut ausgeschlossen gewesen, hätte es den Hubschrauber nicht gegeben. Es gibt aber tausend Möglichkeiten zu kentern - für geübte Paddler vielleicht noch 800. Ein Hubschrauber ist da noch der seltenste Grund. Das bedeutet man muss es grundsätzlich in die Überlegungen mit einbeziehen und Vorkehrungen für ein eventuelles Eintreten dieses Falles treffen. Wo und wie das passiert ist und wer schuld trägt ist mir eigentlich erstmal egal. Was ich bemerkenswert finde, ist dass der offensichtliche Fehler auch nach dem Urteil von keiner Partei erkannt wurde, nämlich, dass anscheinend keine ausreichenden Vorkehrungen für den Fall des Kenterns getroffen wurden, das Leben der Paddler zu erhalten. Statt dessen sucht man die Schuld ausserhalb des Verantwortlichen Handelns der beteiligten. Sogar die Beklagten argumentieren mit externen Einflussfaktoren als Ursache für das Kentern (Wind, Wellen, Qualität des Kanus). Dadurch wird das Kentern mit der Ursache für den Tod gleichgesetzt. Nachdem Motto: Wenn man kentert kann man nichts machen, dann ist man halt wahrscheinlicht tod. Zwischen dem Kentern und dem Tod liegen jedoch ein ganze Fülle von Handlungsoptionen, die den "Tod durch Kentern" nahezu ausgeschlossen hätten. Natürlich ist das ein spezieller Fall, der für kaum jemanden relevant sein dürfte. Ich fand nur die dargestellten Gedankengänge dabei ziemlich absurd, was mich wieder mal dazu angehalten hat meine Annahmen und Denkweisen im Bezug auf Sicherheit zu hinterfragen.
Liebe Grüße, Sebastian
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