Am letzten Wochenende war es nach zwei Jahren wieder so weit: der Wassersportverein Wartum lud zum 24-Stunden-Paddeln auf der Ochtum
Nur alle zwei Jahre am Start, werben die Wartumer nicht zu Unrecht mit "Paddeln bis zum Umfallen" und stellen dabei mit wenigen ehrenamtlichen Enthusiasten eine tolle Veranstaltung auf die Beine:
Eine Woche nach meinem FKT-Versuch für die Weser von HaMü bis Bremen war es daher für mich nur eine nebensächliche Frage, ob ich schon erholt genug für eine weitere Strapaze dieses Außmaßes sein würde. Naja, wir würden ja sehen... und so waren wir pünktlich um 07:00 am Samstag auch wieder am Start. Leider nicht mit dabei: die Wettergötter.
So hieß es sich am ersten Tag durch den Regen quälen; für die Paddler wahrscheinlich deutlich einfacher als für das Publikum. Immerhin auf diesem Rennen keine Themen mit Dehydration, denn auch die Temperaturen waren aufgrund der durchgehenden Kaltfront im Keller. Sehr gespannt war ich darauf, wie sich mein Advantage bei diesen Bedingungen schlagen würde. Auf meine längeren, leichteren Boote hatte ich aufgrund meiner Erfahrungen der Vorjahre verzichtet, denn Flachwasser und Wind lassen die 17'- und 18'-Boote meiner Meinung nach nicht ihre Vorteile ausspielen. Außerdem hatte ich 2021 bei 2 Portagen pro Runde (x 17 Runden = 34 Portagen) meinen Jensen auch am Ende ganz gut zerschlissen. Daher Gel-Coat und etwas kürzer wahrscheinlich von Vorteil, und das sollte sich auch bewahrheiten.
So gings dann also los. Mit Ausblick auf 30km/h Wind und 60 in Böen am zweiten Tag wurde wieder dem ehernen Gesetz "mach Meilen so lange du kannst" gehorcht. Die Ausbeute des ersten Tages hieß 11 Runden à 8,5 Fluss-Kilometer und knapp 93 GPS-Kilometer, auf Platz 3 hinter Henning auf Surfski + Tandem und Ulf auf Seekayak und Faltkayak.
Erfreulich hier das bunte Starterfeld der knapp 100 StarterInnen, zwischen leistungsorientiert und freizeitorientiert, Jugend bis Senioren, C-1, C-2, C-X, K-1, K-2 und sogar OC-1 und SUP, wirklich alles mit dabei. Ganz toll vor allem auch, spätestens alle 8,5 km die Akkus mit echtem Essen in ebenfalls allen Formen und Farben auffüllen zu können. Weiß gar nicht mehr, wie viel Pommes und Bratwurst ich mir reingezogen habe, aber frisch und lecker war es jedes Mal.
Aufgrund der freien Startzeiten und Bootsklassen ergab es sich so auch, zwischendrin mal ein paar Runden gegen andere C1 oder mit Vereinskameraden drehen zu können. Sehr willkommene Abwechslung und sportlich interessant.
Ebenfalls aus den Erfahrungen von `21 haben wir den ersten Tag nach dem Abpfiff um 21:00 Uhr nicht direkt mit Koje, sondern noch mit Mobilisierung und etwas Massage in Eigenregie beschlossen, worüber ich dann um 07:00 Uhr am Folgetag auch sehr froh war. Da ich mich jedoch für etwas mehr Schlaf statt WarmUp vor dem zweiten Start entschieden hatte, musste ich letzteres auf die Strecke verlegen und habe das auf der ersten Runde des Folgetages trotzdem zu spüren bekommen. Bizepssehne, Gluteus, Schulter, Hände.. ach... nach einer Runde ging es dann halbwegs. Außerdem eine weitere tolle Überraschung: mit am Start das Paufler Canoe Team, das ihre Trainignseinheit kurzerhand hierher verlegt hatte, um die Veranstaltung zu würdigen. Nur um auch hier nochmal herauszustellen, was so geht: so um halb neun hörte ich es plötzlich nur rauschen, und dann waren sie schon an mir vorbei, mit perfektem Schlag wie ein Uhrwerk. Überrundet in Runde zwei, Rundenzeit: 00h 43min. Für sie wie gesagt nur eine von zwei Trainingseinheiten pro Tag.
Jedenfalls sind die Wettervorhersagen dank BigData in den vergangenen Jahren ja sehr präzise geworden. Leider ;-) So gab es dann auch kein Vertun, was den Wind betrifft. Im Laufe des Vormittags begann man es schon in den Hochspannungsleitungen zu hören. Mittags war dann spätestens der Spass vorbei. Nur weil ein Teil der Strecke ganz gut durch Bewuchs abdeckt ist, ging es im C-1 noch weiter. Bei den Portagen musste ich allerdings das Boot auf dem Boden ziehen, sonst wäre es weggeflogen. Da der Kurs eine Rundstrecke ist, gab es auch keine gute Antwort auf die Trim-Frage, zumal man ja auch nicht ständig anhalten und herumfummeln kann. Beim Stichkanal am Flughafen und auf der völlig ungeschützte Strecke am Stau Warfelde gab es somit einfach Saures, und in meinem Falle musste ich Sonntag noch einige Male da durch.
Mit einer Rundenzeit runter auf final ca. 01h15min war dann um ca. 15:00 Uhr auch klar, dass es keine achte Runde bis zum Abpfiff um 17:00 mehr geben würde, so dass ich die allerletzte dann mit etwas Muße drehen konnte und trotzdem noch Zeit für Duschen vor der Siegerehrung haben würde. Anders der Kollege Henning, der mir bei meiner letzten Portage am Wehr begegnete und "nach einer Stunde Pommes essen und duschen" (!) wieder gut drauf war - er war schon bei 20+ und hat am Ende auch sehr verdient den Sack zugeknotet. Mit 18 Runden und einem dritten Platz nach Henning und Olaf ging das 11. 24h-Paddeln auf der Ochtum somit zu Ende. Einig waren wir uns alle darin, dass nun bis zu den Saisonabschlussrennen im September erst mal Pause sein würde, um keinen dauerhaften Ärger mit Bändern, Sehnen und Rücken zu bekommen.
Bleibt zu sagen, dass es mal wieder eine ganz tolle Veranstaltung war, auf die ich mich jedes Mal trotz der Strapazen freue. Deswegen rühre ich hier auch gerne nochmal die Werbetrommel für die Wartumer, denn das haben die sich als rein nicht-kommerzieller Veranstaler mit viel Herzblut redlich verdient! In zwei Jahren, erstes Juli-Wochenende